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{"created":"2022-01-31T16:35:41.899672+00:00","id":"lit32845","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 71-72","fulltext":[{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n71\ntIbilbronkeb. \u00dcber epileptische Manie nebst Bemerkungen \u00fcber die Ideenflncht.\nMonats8chr. f. Psychiatrie u. Neurol 13 (3), 193\u2014209; (4), 269\u2014290. 1903.\nDas Vorkommen der epileptischen Manie wird von vielen direkt geleugnet; andere behaupten es, geben aber zu, dafs die Krankheit sehr selten ist. H. bringt hier zwei Beobachtungen, welche an dem Vorkommen nicht zweifeln lassen. In beiden sind die Erscheinungen der Ideenflucht und der Ablenkbarkeit im Sinne Kraepelins sehr ausgesprochen. Interessant ist im letzten Falle die Konstatierung, dafs sich Ideenflucht bei \u00abinem Zustandsbilde ohne Rededrang durch geeignete Untersuchungstechnik nachweisen l\u00e4fst. Ideenflucht ohne Rededrang hat bereits Bon-hoepper an Alkoholdeliranten, Heilbronner selbst bei Aphasischen beschrieben. Im vorliegenden Falle handelt es sich um ideenfl\u00fcchtige Assoziationen im epileptischen Htupor. Die bisherige Meinung war, dafs Ideenflucht unabh\u00e4ngig von Rededrang nicht Vorkommen kann. H. definiert die Ideenflucht im engeren Sinne: Als ideenfl\u00fcchtig ist diejenige Folge von Vorstellungen aufzufassen, bei der je zwei aufeinanderfolgende Glieder durch innere Verwandtschaft verkn\u00fcpft sind, w\u00e4hrend eine direkte assoziative Verwandtschaft zwischen den in der Reihe entfernter stehenden Gliedern vermifst wird ; bei l\u00e4ngeren Reihen entf\u00e4llt infolgedessen die M\u00f6glichkeit, eine allen Gliedern verwandte Vorstellung zu eruieren. \u2014\nH. bespricht dann, was f\u00fcr die Unabh\u00e4ngigkeit der Ideenflucht von einer Erleichterung der psychomotorischen Vorg\u00e4nge spricht. Die Ideenflucht mufs noch an besondere Bedingungen gekn\u00fcpft sein. Wie es Zust\u00e4nde von Ideenflucht ohne motorische Erregung gibt, \u2014 vermifst man umgekehrt bei den katatonischen Erregungszust\u00e4nden trotz eines intensiven auf eine motorische Erregung zur\u00fcckzuf\u00fchrenden Rededrauges in der Regel so gut wie ganz die Ideenflucht. Auch das Symptom der Ablenkbarkeit geht der Erleichterung der psychomotorischen Vorg\u00e4nge nicht parallel, kann demnach nicht allein von diesem abh\u00e4ngig sein, darf aber auch andererseits genetisch der Ideenflucht nicht gleichgestellt werden. Die Ideenflucht im engeren Sinne, auch beim Maniakus, darf aus der blofsen .Steigerung der psychomotorischen Erregung schlechthin nicht erkl\u00e4rt werden. Im Hinblick auf die Ideenflucht ist man gezwungen bei der Manie auch auf dem Gebiete der Assoziation eine St\u00f6rung anzunehmen und zwar im Sinne einer Erleichterung. Die Erleichterung des Vorstellungsablaufes darf nicht ohne weiteres einer Besserung der assoziativen Leistungen gleichgesetzt werden. Nicht die absolute Intensit\u00e4t des Rede-dranges, sondern dessen Verh\u00e4ltnis zum \u00fcberhaupt vorhandenen und momentan paraten Vorstellungsschatze ist ausschlaggebend f\u00fcr den Inhalt des maniakalischen Rededranges. Dem ideenfl\u00fcchtigen Rededrange ist der Besch\u00e4ftigungs- und Tatendrang des Maniakus gleichwertig; auch hier mufs mit dem Zuflufs assoziativer Erregungen gerechnet werden.\nUmpfenbach.\nHeilbronner. \u00dcber Fugues und fugue - \u00e4hnliche Zust\u00e4nde. Jahrb. f. Psychiatrie\n23, 107\u2014206. 1903.\nH. hat nochmals die ganze Literatur, die bisher \u00fcber den krankhaften Wandertrieb (Poriomanie) besteht, gesichtet, bringt 13 neue F\u00e4lle bei, und","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nLitei'aturbericht.\nkommt zu dem Schlufs, dafs es sich bei der genannten Krankheit nur in seltenen F\u00e4llen um Epilepsie handelt, h\u00e4ufiger noch um Hysterie, ln den meisten F\u00e4llen handelt es sich um keine dieser beiden Krankheiten, \u2014 sondern um eine krankhafte Reaktion degenerativ veranlagter Individuen auf dysphorische Zust\u00e4nde. Diese dysphorischen Zust\u00e4nde k\u00f6nnen autochthons Verstimmungen (nicht nur epileptischer Natur) sein; sie k\u00f6nnen aber auch durch an sich unbedeutende \u00e4ufsere Momente ausgel\u00f6st sein. In Ausnahmef\u00e4llen entwickeln sich initial \u2014 spontan oder wieder auf \u00e4ufsere Reize \u2014 traumhafte Situationsmifsdeutungen, die das n\u00e4chste Ziel der Wanderung bestimmen. Die Tendenz zum Entweichen kann habituell werden und dann auf immer geringere Anl\u00e4sse hin wirksam werden.\nUmffenbach.\nBaer. \u00dcber jagendliche M5rder and Totschl\u00e4ger. Arch. f. Kriminalant kr opol tt. Kriminalstatistik 11, 103\u2014170. 1903.\nVerf. gibt kurze Mitteilungen \u00fcber 22 jugendliche Gefangene des Straf-gef\u00e4ngnisses Pl\u00f6tzensee. Sie haben im Alter von 14\u2014 18 Jahren den Mord, resp. Totschlag begangen; 6 aus Leidenschaft. Bei den \u00fcbrigen 16 war Habsucht das Motiv. In ihrer k\u00f6rperlichen Organisation war eine spezifische Formation oder eiue Andeutung einer solchen derartig, dafs sie bei ihnen einzig und allein vorkommt, so dafs man dafs Vorhandensein dieser als ein Merkmal der kriminellen Individualit\u00e4t bezeichnen k\u00f6nnte, \u2014 nicht vorhanden. B. kommt zum Schl\u00fcsse: es gibt keinen Verbrechertypus und ebensowenig einen geborenen Verbrecher. Der Verbrechertypus der LoMBROSoschen Schule ist ein anthropologischer Irrtum. Es gibt auch kein Verbrechergehirn, auch keine spezifische, angeborene typische Phvsi\u00ab\u00bb-gnomie des Verbrechers. 50% der M\u00f6rder w\u2019aren aber psychisch defekt. Die meisten zeigten vielfache Merkmale der psychischen Degeneration. In vielen F\u00e4llen zeigt die Willensst\u00e4rke und Willensf\u00e4higkeit starke Defekte. \u00dcberaus abnorm ist bei den jugendlichen Verbrechern Baers die Gem\u00fctsund Gef\u00fchlssph\u00e4re. Mangel an Reue und das Fehlen von Gewissensregung bildet eine gew\u00f6hnliche Erscheinung bei denselben. Umpfenbach.\nBaumgabtkn. leorutheaie, Vasen, Betlang, Yorbeagaig. F\u00fcr \u00c4rzte und Nicht\u00e4rzte nach eigenen Erfahrungen bearbeitet. W\u00f6rishofen 1903. 347 S.\nAuf das Buch des bekannten W\u00f6rishofener Arztes sei hier nur kurz aufmerksam gemacht. Es enth\u00e4lt die Resultate einer 10j\u00e4hrigen neurologischen Praxis. Jedermann weifs, welche Scharen von Neurasthenikern allj\u00e4hrlich nach dem Wohnsitz des seligen Pfarrer Kneipp ziehen. B. will kein eigentliches Lehrbuch schreiben, erkl\u00e4rt es aber andererseits mit Recht f\u00fcr unrichtig, die Erfahrungen eines Praktikers unbeachtet zu lassen. Und er l\u00e4fst uns im vorliegenden Buch einen tiefen Blick in seine reichen Erfahrungen tun. Dafs sich darin viel Interessantes findet, braucht nicht erst gesagt zu werden. Das Buch Baumgartens wird jedenfalls rasch eine weitere Verbreitung finden.\tUmpfenbach.","page":72}],"identifier":"lit32845","issued":"1904","language":"de","pages":"71-72","startpages":"71","title":"Heilbronner: \u00dcber Fugues und fugue-\u00e4hnliche Zust\u00e4nde. Jahrb. f. Psychiatrie 23, 107-206. 1903","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:41.899678+00:00"}