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{"created":"2022-01-31T16:31:30.389663+00:00","id":"lit32849","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Platzhoff-Lejeune, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 73-74","fulltext":[{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n73\nE. Clapar\u00e8de. L\u2019Illusion \u00e8i poids chei les anormaux et le \u201esigne de D\u00e9ni OOr\u201c. Archive\u00bb de psychologie 2, fase. 1, (\u00d6), 22\u201432. 1902.\nClapar\u00e8de Betet \u00bbeine Untersuchungen \u00fcber die Gewichtsillusionen (vgl. Archives 1, 69) fort. Der Br\u00fcsseler Arzt Dbmoor hat festgestelit, dafs gewisse abnorme Kinder nicht wie normale Menschen das umfangreichere zweier gleich schwerer Gewichte leichter finden. Clapar\u00e8de schl\u00e4gt zun\u00e4chst vor, geistig zur\u00fcckgebliebene Kinder (arri\u00e9r\u00e9 p\u00e9dagogique) von den positiv abnormen (arri\u00e9r\u00e9 m\u00e9dical) zu unterscheiden und teilt dann seine Untersuchungen in einer nur von abnormen Sch\u00fclern besuchten Klasse Genfs mit. Von den 18 Kindern werden 7 als zur\u00fcckgeblieben, 11 als abnorm bezeichnet. Von den ersteren haben 2 einmal, 1 zweimal, 3 dreimal die gleich schweren, verschieden grofsen Kasten tats\u00e4chlich als gleich schwer empfunden, von den letzteren 3 einmal, 1 dreimal. Dagegen waren 3 arri\u00e9r\u00e9s m\u00e9dicaux wie die normalen Menschen der Gewichtsillusion unterworfen. Das DBuooasche Zeichen kann also nicht bei der Diagnose eines abnormen Kindes ohne weiteres zu Hilfe gerufen werden, tritt aber bei einem gewissen Grade des Idiotismus als regelm\u00e4\u00dfige Begleiterscheinung auf.\nDie Gr\u00fcnde des Freiseins von Gewichtsillusionen bei abnormen Kindern k\u00f6nnen dreierlei sein: 1. St\u00f6rung des Muskelverm\u00f6gens, 2. Verminderung des Reflexion voraussetzenden Vergleichsverm\u00f6gens, 3. gleich schnelles Emporheben des gr\u00f6fseren Gegenstandes. (Der normale Mensch hebt den gr\u00f6fseren Gegenstand schneller.) Clapar\u00e8de entscheidet sich nach l\u00e4ngeren Erw\u00e4gungen f\u00fcr die dritte Hypothese. Das gleiche Experiment in der Irrenanstalt bei Genf ergab, dafs mit verschwindenden Ausnahmen alle, die verschiedensten Psychosen darstellenden Kranken der Gewichtsillusion unterlagen. E. Platzhoff - Lejbunb [Tour-de-Peilz (Schweiz)].\nTh. Flournoy. Les principes de la psychologie religieuse. Archives de psycho-loffie 2, fase. 1, (5), 33\u201457. 1902.\nMan mufs heutzutage bei der Besprechung religionspsychologischer Fragen sich beinahe entschuldigen, denn ihre Behandlung ist, wie Flournoy sehr richtig bemerkt, f\u00fcr zwei unvers\u00f6hnliche Gegner in gleich wenig befriedigender Weise m\u00f6glich. F\u00fcr den wissenschaftlichen Religionspsychologen ist die Religion weder ein \u00fcberwundener Standpunkt, wie f\u00fcr manche Mediziner, noch ein unantastbares Heiligtum, wie f\u00fcr viele Theologen. Er wird sie als eine Lebenserscheinung neben anderen seines Studiums weder f\u00fcr zu schlecht, noch f\u00fcr zu gut halten. Freilich kann er das Problem nieht in seinem ganzen Umfang aufnehmen, sondern wird die Frage nach der objektiven Wahrheit und transzendenten Wirklichkeit der Religion von vornherein auaschliefsen. Der subjektive Seelenzustand allein ist der wissenschaftlichen Analyse zug\u00e4nglich; allein eine Beschr\u00e4nkung auf die unmittelbar wahrzunehmenden, ann\u00e4hernd eindeutigen Ph\u00e4nomene hat Aussicht auf wirklich erfolgreiche, in weiteren Kreisen Zustimmung findende Resultate.\nEin zweiter Grundsatz bei der Behandlung religionspsychologischer Ph\u00e4nomene ist die Notwendigkeit der Anwendung des physiologischen Malsstabes, d. h. der Versuch einer Ergr\u00fcndung, inwiefern die religi\u00f6sen","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nLiteraturbericht.\nZust\u00e4nde in der Konstitution, dem Temperament, Alter, Geschlecht, ihre Wurzel haben k\u00f6nnten. Dazu gesellt sich von selbst als drittes Prinzip, die Anwendung der entwicklungsgeschichtlichen Methode. Das religi\u00f6se Ph\u00e4nomen wird in seinem inneren Werden und seiner ftufseren Abh\u00e4ngigkeit erfafst, was wiederum eine Vergleichung verwandter Erscheinungen bei verschiedenen Individuen zur Folge hat. Die religi\u00f6se Psychologie mufs endlich viertens dynamisch sein, d. h. nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ verwandte und verschiedene Zust\u00e4nde ber\u00fccksichtigen, indem sie das Steigen und Fallen der religi\u00f6sen Intensit\u00e4t mit in Betracht zieht Die drei letzten Prinzipien fafst Flournoy unter dem Namen einer \u201ebiologischen Deutung der Religionsph\u00e4nomene\u201c zusammen, die mit dem \u201eAusschlufs der Transzendenz\u201c die zwei Grundpfeiler des religionspsychologischen Geb\u00e4udes zu bilden haben.\nIn einem zweiten Teil setzt Flournoy sich mit den religionspsychologischen Versuchen der Theologen (Auo. Sabatier), wie \u00fcberhaupt mit der vorwiegend intellektualistischen Religionsanschauung auseinander, der er die voluntaristische, emotionelle und affektive entgegensetzt.\nDie im Geiste Flournoys abgefafsten Vorarbeiten auf dem Gebiete der Religionspsychologie sind nicht zahlreich. Genannt seien immerhin das neue Buch von James: Varieties of Religious Experience, Muhisieks Maladies du sentiment religieux, sowie Aufs\u00e4tze von Coe, Daniels, G. S. Haei>, H yuan, James, Andrew Lang, Lkuba, Marillier, M\u00fcrisier, Ribot, Royce, St\u00e0\u00efibi'K. Wir hoffen, dafs aus einer Wiederholung der im Wintersemester 11)01/02 gehaltenen Vorlesungen Flodrnoys \u00fcber die religi\u00f6se Psychologie ein zusammenfassendes Werk hervorgehen werde, dessen Einleitung wir hier vor uns haben.\nE. Platzhoff - Lejeune [Tour -de -Peilz (Schweiz)1.\nA. Peltzer. Die \u00e4sthetische Bedeutung von Goethes Farbenlehre. Heidelberg, Winter, 1903. 47 S.\nDer Verf., Kunsthistoriker, suchte in den naturwissenschaftlichen Theorien \u00fcber das Wesen von Licht und Farbe Unterst\u00fctzung f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis \u00e4sthetischer Gesetze der Malerei, fand sich beim Studium der NEWTONschen Licht- und Farbentheorie sehr unbefriedigt und fand andererseits in der GoETHEschen Farbenlehre alles, dessen er bedurfte. \u201eWer will mir verdenken, dafs ich eine Theorie beiseite schob, die sich unfruchtbar erwies, um eine andere vorzuziehen, die sich erkenntnisf\u00f6rdernd zu gewissen Zwecken verbietet?\u201c Gewifs wird das niemand dem Verf. verdenken; wer nachliest, was ihm in Goethes Farbenlehre wichtig erscheint, \u2014 er zitiert lange Abschnitte \u2014, wird begreifen, dafs seinen Bed\u00fcrfnissen die physikalische Theorie nicht entsprechen kann. Eigentlich sind es fast nur solche Stellen aus Goethe, die Verf. zitiert, die von einer \u201eFarbentheorie\" nichts enthalten, Auslassungen \u00fcber die \u201eGef\u00fchlsbetonung\u201c der Farben iwie die Psychologen sagen) und \u00fcber die \u00e4sthetischen Gesetze der Farbenzusanimenstellungen etc. Diesen bekannten feinsinnigen Er\u00f6rterungen Goethes ist weitestgehende Anerkennung doch wohl sicherer, als Verf. es darstellt, der Goethes Farbenlehre gegen allgemeine Mifsachtung verteidigen zu sollen meint. Das nur verlangt die Naturwissenschaft, dafs solche","page":74}],"identifier":"lit32849","issued":"1904","language":"de","pages":"73-74","startpages":"73","title":"Th. Flournoy: Les principes de la psychologie religieuse. Archives de psychologie 2, fasc. 1, (5), 33-57. 1902","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:30.389670+00:00"}