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{"created":"2022-01-31T16:20:18.826152+00:00","id":"lit32850","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 74-75","fulltext":[{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nLiteraturbericht.\nZust\u00e4nde in der Konstitution, dem Temperament, Alter, Geschlecht, ihre Wurzel haben k\u00f6nnten. Dazu gesellt sich von selbst als drittes Prinzip, die Anwendung der entwicklungsgeschichtlichen Methode. Das religi\u00f6se Ph\u00e4nomen wird in seinem inneren Werden und seiner ftufseren Abh\u00e4ngigkeit erfafst, was wiederum eine Vergleichung verwandter Erscheinungen bei verschiedenen Individuen zur Folge hat. Die religi\u00f6se Psychologie mufs endlich viertens dynamisch sein, d. h. nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ verwandte und verschiedene Zust\u00e4nde ber\u00fccksichtigen, indem sie das Steigen und Fallen der religi\u00f6sen Intensit\u00e4t mit in Betracht zieht Die drei letzten Prinzipien fafst Flournoy unter dem Namen einer \u201ebiologischen Deutung der Religionsph\u00e4nomene\u201c zusammen, die mit dem \u201eAusschlufs der Transzendenz\u201c die zwei Grundpfeiler des religionspsychologischen Geb\u00e4udes zu bilden haben.\nIn einem zweiten Teil setzt Flournoy sich mit den religionspsychologischen Versuchen der Theologen (Auo. Sabatier), wie \u00fcberhaupt mit der vorwiegend intellektualistischen Religionsanschauung auseinander, der er die voluntaristische, emotionelle und affektive entgegensetzt.\nDie im Geiste Flournoys abgefafsten Vorarbeiten auf dem Gebiete der Religionspsychologie sind nicht zahlreich. Genannt seien immerhin das neue Buch von James: Varieties of Religious Experience, Muhisieks Maladies du sentiment religieux, sowie Aufs\u00e4tze von Coe, Daniels, G. S. Haei>, H yuan, James, Andrew Lang, Lkuba, Marillier, M\u00fcrisier, Ribot, Royce, St\u00e0\u00efibi'K. Wir hoffen, dafs aus einer Wiederholung der im Wintersemester 11)01/02 gehaltenen Vorlesungen Flodrnoys \u00fcber die religi\u00f6se Psychologie ein zusammenfassendes Werk hervorgehen werde, dessen Einleitung wir hier vor uns haben.\nE. Platzhoff - Lejeune [Tour -de -Peilz (Schweiz)1.\nA. Peltzer. Die \u00e4sthetische Bedeutung von Goethes Farbenlehre. Heidelberg, Winter, 1903. 47 S.\nDer Verf., Kunsthistoriker, suchte in den naturwissenschaftlichen Theorien \u00fcber das Wesen von Licht und Farbe Unterst\u00fctzung f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis \u00e4sthetischer Gesetze der Malerei, fand sich beim Studium der NEWTONschen Licht- und Farbentheorie sehr unbefriedigt und fand andererseits in der GoETHEschen Farbenlehre alles, dessen er bedurfte. \u201eWer will mir verdenken, dafs ich eine Theorie beiseite schob, die sich unfruchtbar erwies, um eine andere vorzuziehen, die sich erkenntnisf\u00f6rdernd zu gewissen Zwecken verbietet?\u201c Gewifs wird das niemand dem Verf. verdenken; wer nachliest, was ihm in Goethes Farbenlehre wichtig erscheint, \u2014 er zitiert lange Abschnitte \u2014, wird begreifen, dafs seinen Bed\u00fcrfnissen die physikalische Theorie nicht entsprechen kann. Eigentlich sind es fast nur solche Stellen aus Goethe, die Verf. zitiert, die von einer \u201eFarbentheorie\" nichts enthalten, Auslassungen \u00fcber die \u201eGef\u00fchlsbetonung\u201c der Farben iwie die Psychologen sagen) und \u00fcber die \u00e4sthetischen Gesetze der Farbenzusanimenstellungen etc. Diesen bekannten feinsinnigen Er\u00f6rterungen Goethes ist weitestgehende Anerkennung doch wohl sicherer, als Verf. es darstellt, der Goethes Farbenlehre gegen allgemeine Mifsachtung verteidigen zu sollen meint. Das nur verlangt die Naturwissenschaft, dafs solche","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n75\n-psychologische Analysen, wie sie Goethe mit so viel Liebe zur Sache und teilweise mit so scharfem Blick durchf\u00fchrte, nicht mit den Ergebnissen physikalischer und physiologischer Forschung \u00fcber das Wesen des Lichtes und seiner Wirkung auf die Sehnervenendigungen verwechselt oder in Konkurrenz gestellt werden. Es sind das zwei Betrachtungs- und Unter-Buchungsweisen, die toto coelo verschieden sind. Dem Kunsthistoriker wird man es nicht zum Vorwurf machen d\u00fcrfen, wenn er sie nicht reinlich zu scheiden weifs, leistet ihm darin doch mancher Psychologe und auch einer oder der andere Physiologe Gesellschaft.\nW. A. Nagel (Berlin).\nSinnesgentisse and Kanstgenafs. Beitr\u00e4ge za einer sensaalistlschen Knnstlehre von Karl Lange, weil. Professor in Kopenhagen. Herausgegeben von Hans K\u00fcrblla. Wiesbaden, J. F. Bergmann, 1903. 100 S.\nDas Buch ist leider Fragment, sein Verfasser, Carl Lange, der F\u00fchrer der wissenschaftlichen Medizin in D\u00e4nemark, ist vor dem endg\u00fcltigen Ab-schluf8 pl\u00f6tzlich gestorben und Hans Kurella hat es als genauester Kenner der LANGE8chen Anschauungen und Absichten mit dem Untertitel einer \u201esensualistischen Kunstlehre\u201c herausgegeben. Die Tendenz des Buches ist, die \u00c4sthetik aus den bisherigen Bahnen der vorwiegend geschichtlichen, ethischen, ethnologischen Betrachtungsweise der sensualistischen Auffassung zuzuf\u00fchren: Aller Kunstgenufs beruhe auf vasomotorischen Einfl\u00fcssen.\nDas Werk ist in einem gl\u00e4nzenden Stil geschrieben, man merkt kaum, dafs es eine \u00dcbersetzung ist; denn Schwierigkeiten, wie die Wiedergabe des Wortes \u201eSympathie\u201c, das im D\u00e4nischen mit \u201eMitleid\u201c \u00fcbersetzt ist, sind in beiden Sprachen gleich grofs. Da dieser Begriff eine grofse Rolle bei Lange spielt, so sei er hier zun\u00e4chst erl\u00e4utert. Mit dem umschreibenden Ausdruck \u201esympathische Gem\u00fcts- (oder Stimmungs ) Erregung\u201c bezeichnet er die F\u00e4higkeit, in eine Stimmung versetzt zu werden, nur dadurch, dafs man dieselbe Stimmung bei einer anderen Person beobachtet. Und auf (li dieser sympathischen Gef\u00fchlserregung, r2/ der Abwechselung und (3) der Bewunderung basiert allein nach Lange der Kunstgenufs.\nVerfolgen wir im einzelnen, wie Lange seine Theorie begr\u00fcndet: im ersten Teil des Buches, \u201eDie Physiologie des Genusses und der Kunstgenufs\u201c betitelt, gibt er eine allgemeine physiologische Einleitung. Unsere Gef\u00fchlszust\u00e4nde sind Folgen von vasomotorischen Nervenreaktionen, die zentral oder peripher hervorgerufen werden k\u00f6nnen. Dreierlei Gruppen von Genufsmitteln, die reizend einwirken k\u00f6nnen, unterscheidet Lange nach ihrem Angriffspunkt: 1. solche, die auf nerv\u00f6se Leitungsbahnen wirken, also direkt durch die Sinnesnerven den Zentren zugef\u00fchrt werden (Geruch, Geschmack, Temperatur- und Ber\u00fchrungsreize, in gewissem Grade auch Farben und Kl\u00e4nge). 2. Genufsmittel, die durch chemische Ver\u00e4nderung des Blutes auf das vasomotorische Zentrum einwirken (Kaffee, Tee, Alkohol, Opium, Haschisch u. dergl.j. 3. Die grofse Gruppe solcher Genufs-mittel, die die Zirkulation mechanisch beeinflussen (als lebhafte und starke k\u00f6rperliche Bewegungen, in erster Linie der Tanz).\nSodann legt Lange dar, wie die einzelnen Arten der - Genufsmittel physiologisch einwirken, d. h. Genufs verschaffen. Denn der Genufs ist ein","page":75}],"identifier":"lit32850","issued":"1904","language":"de","pages":"74-75","startpages":"74","title":"A. Peltzer: Die \u00e4sthetische Bedeutung von Goethes Farbenlehre. Heidelberg, Winter, 1903. 47 S.","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:18.826158+00:00"}