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{"created":"2022-01-31T16:30:48.328877+00:00","id":"lit32852","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 79-80","fulltext":[{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n79\nunsere heutigen Quellen ersch\u00f6pft sein werden, mufs auf Vanderveldes konstruktives Prinzip, auf die schier unersch\u00f6pflichen Motive hingewiesen werden, die wir dank K\u00fcnstlern wie Eckmann und Forschern, wie Haeckel und seinen Sch\u00fclern, der Flora und Fauna der Erde und des Meeres zu entnehmen gelernt haben. Und wenn das alles einmal verbraucht ist, nun \u2014 so wird das Auge eines Pfadfinders neue k\u00fcnstlerische Motive finden.\nAls einen grofsen Yorzug des Buches mufs man es betrachten, dafs Lange konsequent den Ausdruck \u201edas Sch\u00f6ne4 vermieden hat Er erkennt es weder als eine \u201eEntit\u00e4t\u201c, die durch eine absolute Definition bestimmt werden kann, an, noch gibt er die M\u00f6glichkeit zu, es (als einen relativen Begriff) durch absolute Kriterien zu bestimmen. Lange stellt als Analogon zu Hamlets Standpunkt dem Begriff des \u201eGuten\u201c gegen\u00fcber den Satz auf: \u201eNichts ist an sich sch\u00f6n; erst unsere Auffassung macht es dazu.\u201c\nAlfred Gdttmann (Berlin.)\nII. v. Buttel - Reepen. Die sUmmesgeschichtliehe Entstehung des Bienenstaates, sowie Beitr\u00e4ge znr Lebensweise der solit\u00e4ren und sozialen Bienen (Hummeln,\n\u25a0eliponinen etc.)\u00bb 138 S. Leipzig, G. Thieme, 1903.\nDer Abhandlung liegt ein auf dem Zoologenkongrefs in Giefsen 1902 gehaltener Vortrag zugrunde; doch ist der Stoff wesentlich vermehrt und die Darstellung erweitert. Ein Teil des Inhaltes ist auch unter dem Titel \u201eDie phylogenetische Entstehung des Bienenstaates, sowie Mitteilungen zur Biologie der solit\u00e4ren und sozialen Apiden\u201c im Biologischen Zentralblatt erschienen. Der Verf. steht durchaus auf dem Boden der Deszendenztheorie. Hinsichtlich der Tierpsychologie vertritt er einen Standpunkt, der von krassem Anthropomorphismus ebensoweit entfernt ist, wie von der Auffassung der Tiere als Reflexmaschinen. Die Organisation der Bienen bleibt nach ihm in jeder Weise tief unter der menschlichen und zur Erkl\u00e4rung selbst anscheinend hoch entwickelter Handlungen sind vorerst nur einfache Reflexe, Instinkte und etwaige Modifikationen der letzteren, die ganz ohne Bewufstsein verlaufen k\u00f6nnen, heranzuziehen.\nDer erste Teil des auch an psychologisch wichtigen Bemerkungen reichen Buches handelt von den solit\u00e4ren Bienen, ihren sozialen Instinkten und ihren Lebensgewohnheiten. Die Eigent\u00fcmlichkeiten des Nestbaues, das Austapezieren des Nestes, das Anbringen von Schutzvorrichtungen gegen die Schlupfwespen werden eingehend er\u00f6rtert. Die hier zu beobachtenden Kunstfertigkeiten sind geradezu bewunderungsw\u00fcrdig. Dennoch handelt es sich nur um Produkte blinden Instinktes.\nEin wichtiges \u00dcbergangsglied zwischen den solit\u00e4ren und den sozialen Apiden bilden die Hummeln. Bei ihnen zuerst findet man selbstbereitetes Wachs als Baumaterial des Nestes, das im \u00fcbrigen freilich noch sehr an die primitiven Bauten der Solit\u00e4ren erinnert. Ein deutlicherer Fortschritt zu einer phylogenetisch h\u00f6heren Stufe zeigt sich in der Brutpflege, wrelche aber, wie Verf. wiederholt hervorhebt, nichts mit der Staatenbildung zu tun hat, da einerseits Staatenbildung ohne Brutf\u00fctterung vorkommt, andererseits auch bei solit\u00e4ren Wespen eine F\u00fctterung der Jungen beobachtet wird. Das sogenannte Bebr\u00fcten der Zellen seitens der Hummeln erkl\u00e4rt","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"Liter aturberieht.\n80\neich dadurch, dafs die Tiere die ihnen angenehme W\u00e4rme der Zellen aufsuchen. Der \u201eTrompeter\u201c, eine grofse Arbeiterin, die fr\u00fch morgens lange auf dem Dache des Nestes unter lebhaftem Fl\u00fcgelsehlagen summt, hat nicht die Aufgabe eines \u201eWeckers\u201c, sondern vielmehr die, durch die Fl\u00fcgelsdhl\u00e4ge die Ventilation' des Nestes zu bef\u00f6rdern. Bei den Meliponinen findet1 sich als ein weiterer Fortschritt in d\u00ebr phylogenetischen Entwicklung1 die Aus1 Bildung von echten Arbeiterinnen und von K\u00f6niginnen, deren T\u00e4tigkeit ganz auf die Eiablegung beschr\u00e4nkt ist. Das Schw\u00e4rmen der Meliponinen steht anscheinend noch auf einer biologisch relativ niedrigen Stufe: In der Staatenbildung der Apis dorsata haben wir schliefslich ein \u00dcbergangsglied zwischen den Meliponinen und Apis mellifica.\nDie der Abhandlung angef\u00fcgten Zus\u00e4tze sind zum Teil polemisch. So wendet Verf. sich besonders gegen- gewisse Beobachtungen und Schlufs-folgerungen Bevhes. Von seinen Ausf\u00fchrungen verdient hier hervorgehoben zu werden, dafs er der Ansicht ist, die Stirnaugen (Stemmata oder Oqplli) der Bienen seien zum Sehen in der N\u00e4he bestimmt, wof\u00fcr verschiedene Gr\u00fcnde angef\u00fchrt werden.\tSchaefek (Berlin).\nDaniel Baud Bovy. Le combat des vaches dans les Alpes valaisaanes. Arch.\nde psychol. 2 (7) 297-299. 1903.\nPsychologisch bieten diese friedlichen Duelle der Walliser Bergk\u00fche bei ihrer ersten sommerlichen Vereinigung in den Hochalpen nur nach einer Seite Interesse: Die siegende Kuh ist sich ihrer hohen Stellung offenbar bewufst und findet f\u00fcr den Verlauf des Jahres bei allen ihren Untertanen vollst\u00e4ndigen und bedingungslosen Gehorsam. Wird die K\u00f6nigin des vorigen Jahres besiegt, so \u00fcbertr\u00e4gt die Herde (oft 200 St\u00fcck) ohne weiteres ihren Gehorsam auf die neue Pr\u00e4tendentin und sieht die Unterlegene wieder als ihresgleichen an. Diese Kuhk\u00e4mpfe, deren Ergebnis auf* das Ansehen der Besitzer von grofsem Einflufs ist, finden sich nur im Kanton Wallis und auch dort nur bei der kleinen, lebhaften und starken Basse aus dem H\u00e9renstal.\nE. Platzhoff \u2022 Lejeune (Tour-de-Peilz, Schweiz).","page":80}],"identifier":"lit32852","issued":"1904","language":"de","pages":"79-80","startpages":"79","title":"H. v. Buttel-Reepen: Die stammesgeschichtliche Entstehung des Bienenstaates, sowie Beitr\u00e4ge zur Lebensweise der solit\u00e4ren und sozialen Bienen (Hummeln, Meliponinen etc.). 138 S. Leipzig, G. Thieme, 1903","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:48.328883+00:00"}