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{"created":"2022-01-31T16:30:50.160236+00:00","id":"lit32867","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 151-152","fulltext":[{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n151\nDame zu Paris in ihnen auftauchten. Zun\u00e4chst fiel es allen Versuchspersonen schwer, unter den sich herandr\u00e4ngenden Bildern ein bestimmtes zu fixieren. Will man ein bestimmtes Bild herausheben, so bekommt man die darauf bez\u00fcglichen Elemente zun\u00e4chst in gr\u00f6fster Unordnung, teilweise \u00fcbereinander geschoben. Allm\u00e4hlich ordnen sie sich nebeneinander. Unter den Elementen geh\u00f6ren einige zum \u201eK\u00f6rper\u201c des Bildes, andere sind accidentell. Letztere zerfallen in drei Klassen: ganz draufsen befinden sich diejenigen Bilder, welche auf Assoziationen und \u00dcberlegungen zur\u00fcckzuf\u00fchren sind, n\u00e4her diejenigen, welche nicht zum eigentlichen Bilde geh\u00f6ren, sondern nur dazu dienen, leere Stellen auszuf\u00fcllen, und welche erst nach der Entstehung des Bildes hinzugekommen sind, drittens Elemente negativer Art, d. h. leere Stellen oder neutrale Pl\u00e4tze, welche nicht ausgef\u00fcllt werden. Zur inneren Zone geh\u00f6ren ebenfalls drei Reihen von Elementen: zun\u00e4chst die Umrisse des Gesamtbildes als vages Zusammen, aus dem sich jedoch die Individualit\u00e4t des Bildes bereits heraushebt, ferner die Umrisse von kleinen Teilbildern innerhalb des Gesamtbildes, endlich diejenigen Elemente, welche die \u201eSeele des Bildes\u201c darsteilen, das Echo der urspr\u00fcnglichen Perzeption.\nEs fragt sich, was denn eigentlich von der urspr\u00fcnglichen Perzeption eines Bildes \u00fcbrig bleibt. Das Bild hat im Laufe der Zeiten verschiedene Wandlungen erlebt. Die Bilder, wie wir sie gebrauchen, sind nur unbestimmte Silhouetten. Aber sie gen\u00fcgen f\u00fcr den Gebrauch. Die \u00e4lteren Elemente erscheinen in bestimmten Umrissen, sie geh\u00f6ren zum Fond des Bildes alB Residuen der Empfindung. Diese Elemente sind jedoch gering an Zahl. Denn sie werden umgeformt in der Weise, dafs sie f\u00fcr unsere sinnlichen Operationen brauchbarer werden. Von den hinzukommenden Elementen sind die einen imaginativ und daher von derselben Art wie die primitiven Elemente, die anderen logischer Natur. \u2014\nObwohl Verf. die einzelnen Resultate seiner Analyse durch Beispiele zu erl\u00e4utern bem\u00fcht ist, will es Ref. doch d\u00fcnken, als ob an manchen Stellen zu viel Unterschiede gemacht seien.\tGiesslek (Erfurt).\nH. Pi\u00e9bon. Sur l\u2019interpr\u00e9tation des faits de paramn\u00e9ste. Note. Rev. philos. 54 (8), 160\u2014163. 1902.\nDie wichtigsten Hypothesen hier\u00fcber sind die von Bouhdon \u00fcber die Verwirrung des Wiedererkennens und die von D\u00fcgas \u00fcber die Verdoppelung der Pers\u00f6nlichkeit. Nach P. vermag eine einfache Verwirrung von seelischen Zust\u00e4nden das Auftreten einer solchen pr\u00e4zisen Illusion nicht zu erkl\u00e4ren. Auch Dugas\u2019 Erkl\u00e4rung reicht nicht aus. Denn in den F\u00e4llen von Verdoppelung der Pers\u00f6nlichkeit ist dieses Ph\u00e4nomen noch nicht beobachtet worden. Wohl aber k\u00f6nnen wir auf diesem Wege die Erkl\u00e4rung finden.\nBekanntlich braucht eine Perzeption vom pers\u00f6nlichen Bewufstsein nicht aufgenommen zu werden, sondern sie kann unbewufst bleiben und erst nach einiger Zeit ins Bewufstsein Vordringen, und zwar mit dem Charakter des Entfernten, Traumhaften. Erfolgt dann in einem bestimmten Moment unter dem Einfl\u00fcsse dieser vordringenden Perzeption oder unter irgend einem anderen Einflufs eine Art Ersch\u00fctterung, so findet ein Er-","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nI\u00c2teratur bericht.\nfassen des Eindrucks seitens des pers\u00f6nlichen Bewufstseins statt. Das jetzt Erfafste geht der vordringenden Perzeption voraus oder folgt derselben. Diese Ann\u00e4herung, Koexistenz der beiden Bilder, von denen das eine ausgel\u00f6scht, das andere lebhaft ist, macht denselben Eindruck wie der einer Perzeption und einer Erinnerung. Das Subjekt weifs nicht, woher diese aus dem Unbewufsten stammende Pseudo-Erinnerung kommt. In solchen F\u00e4llen besteht demnach Paramnesie. Sie tritt im Zustande von Erm\u00fcdung, von Ablenkung der Aufmerksamkeit auf, dem eine Ersch\u00fctterung der Aufmerksamkeit folgt. Nun erkl\u00e4rt sich auch leicht das Ph\u00e4nomen des Vorhersehens: Das Individuum f\u00fchlt schon die Bilder, welche bereits sein Unbewufstes erf\u00fcllen und erst sp\u00e4ter daraus hervordringen.\nAlso ein langsam vorw\u00e4rts schreitendes Bild trifft an der Oberfl\u00e4che des Bewufstseins mit einem schneller vorw\u00e4rts schreitenden zusammen. Das ist der Kernpunkt der Erkl\u00e4rung. \u2014\nDie Ansicht Pi\u00e9rons \u00fcber das Wesen der Paramnesien deckt sich im Grunde genommen mit der Auffassung, welche Ref. bereits bei Gelegenheit eines Referates \u00fcber drei Abhandlungen von Lalande, Dugas und Bourdon aus dem Jahre 1893, welche dasselbe Thema behandelten, ge\u00e4ufsert hatte.\nGiessler (Erfurt).\nTh. Ribot. Die Sch\u00f6pferkraft der Phantasie. Autorisierte deutsche Ausgabe von Werner Mecklenburg. Bonn, Straufs, 1902. 254 S.\nMecklenburg hat das k\u00fcrzlich hier (32,276) besprochene Werk von Ribot \u201eEssai sur l\u2019imagination cr\u00e9atrice\u201c ins Deutsche \u00fcbertragen. \u00dcber den Inhalt des Buches haben wir dem fr\u00fcher Gesagten nichts hinzuzuf\u00fcgen. Die Form der \u00dcbersetzung scheint eine gl\u00fcckliche: Dem Stil der deutschen Sprache und den Eigent\u00fcmlichkeiten des Originals ist gen\u00fcgend Rechnung getragen. Nur \u00fcber einige Verdeutschungen der von Ribot eingef\u00fchrten Termini l\u00e4fst sich streiten. So w\u00fcrde Ref. das h\u00e4ufig wiederkehrende romanesque in \u201einvention r.\u201c, \u201eimagination r.\u201c nicht mit \u201eromantisch\u201c sondern mit \u201eromanhaft\u201c wiedergeben und \u00dcbersetzungen wie die von \u201eim. diffluente\u201c durch \u201ediffluente Phantasie\u201c scheinen mehr bequem als zweck-m\u00e4fsig, namentlich da die deutsche Sprache erlaubt, den Gegensatz der \u201eim. plastique\u201c und der \u201eim. diffluente\u201c durch die Gegen\u00fcberstellung des \u201eFormbestimmten\u201c und des \u201eFormlosen\u201c, \u201eFormverwischenden\u201c besser, als es im Franz\u00f6sischen m\u00f6glich ist, zum Ausdruck zu bringen.\nD\u00fcrr (W\u00fcrzburg).\nL. Dauriac. Les Images sugg\u00e9r\u00e9es par l'audition musicale. Rev. philos. 54 (11), 488\u2014503. 1902.\nEs ist nach Verf. unm\u00f6glich, eine Ouvert\u00fcre zu h\u00f6ren, ohne dabei irgend etwas zu empfinden als nur eine Reihe musikalischer Formen. Vielmehr erwachen dabei unsere imaginativen Tendenzen. Doch geben weder Beethoven, noch Mozart, noch Haydn, noch Bach darauf aus, in uns Bilder zu erwecken. Die visuelle Imagination kann der musikalischen Perzeption folgen, aber sie braucht es nicht. Und doch, so oft wir ausdrucksvolle Musik h\u00f6ren, glauben wir nach Victor Egger eine Seele zu versp\u00fcren, \u201ewelche der unsrigen begegnet und ihr antwortet.\u201c","page":152}],"identifier":"lit32867","issued":"1904","language":"de","pages":"151-152","startpages":"151","title":"H. Pi\u00e9ron: Sur l'interpr\u00e9tation des faits de paramn\u00e9sie. Note. Rev. philos. 54 (8), 160-163. 1902","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:30:50.160241+00:00"}