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{"created":"2022-01-31T16:32:43.395643+00:00","id":"lit32869","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 152-153","fulltext":[{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nI\u00c2teratur bericht.\nfassen des Eindrucks seitens des pers\u00f6nlichen Bewufstseins statt. Das jetzt Erfafste geht der vordringenden Perzeption voraus oder folgt derselben. Diese Ann\u00e4herung, Koexistenz der beiden Bilder, von denen das eine ausgel\u00f6scht, das andere lebhaft ist, macht denselben Eindruck wie der einer Perzeption und einer Erinnerung. Das Subjekt weifs nicht, woher diese aus dem Unbewufsten stammende Pseudo-Erinnerung kommt. In solchen F\u00e4llen besteht demnach Paramnesie. Sie tritt im Zustande von Erm\u00fcdung, von Ablenkung der Aufmerksamkeit auf, dem eine Ersch\u00fctterung der Aufmerksamkeit folgt. Nun erkl\u00e4rt sich auch leicht das Ph\u00e4nomen des Vorhersehens: Das Individuum f\u00fchlt schon die Bilder, welche bereits sein Unbewufstes erf\u00fcllen und erst sp\u00e4ter daraus hervordringen.\nAlso ein langsam vorw\u00e4rts schreitendes Bild trifft an der Oberfl\u00e4che des Bewufstseins mit einem schneller vorw\u00e4rts schreitenden zusammen. Das ist der Kernpunkt der Erkl\u00e4rung. \u2014\nDie Ansicht Pi\u00e9rons \u00fcber das Wesen der Paramnesien deckt sich im Grunde genommen mit der Auffassung, welche Ref. bereits bei Gelegenheit eines Referates \u00fcber drei Abhandlungen von Lalande, Dugas und Bourdon aus dem Jahre 1893, welche dasselbe Thema behandelten, ge\u00e4ufsert hatte.\nGiessler (Erfurt).\nTh. Ribot. Die Sch\u00f6pferkraft der Phantasie. Autorisierte deutsche Ausgabe von Werner Mecklenburg. Bonn, Straufs, 1902. 254 S.\nMecklenburg hat das k\u00fcrzlich hier (32,276) besprochene Werk von Ribot \u201eEssai sur l\u2019imagination cr\u00e9atrice\u201c ins Deutsche \u00fcbertragen. \u00dcber den Inhalt des Buches haben wir dem fr\u00fcher Gesagten nichts hinzuzuf\u00fcgen. Die Form der \u00dcbersetzung scheint eine gl\u00fcckliche: Dem Stil der deutschen Sprache und den Eigent\u00fcmlichkeiten des Originals ist gen\u00fcgend Rechnung getragen. Nur \u00fcber einige Verdeutschungen der von Ribot eingef\u00fchrten Termini l\u00e4fst sich streiten. So w\u00fcrde Ref. das h\u00e4ufig wiederkehrende romanesque in \u201einvention r.\u201c, \u201eimagination r.\u201c nicht mit \u201eromantisch\u201c sondern mit \u201eromanhaft\u201c wiedergeben und \u00dcbersetzungen wie die von \u201eim. diffluente\u201c durch \u201ediffluente Phantasie\u201c scheinen mehr bequem als zweck-m\u00e4fsig, namentlich da die deutsche Sprache erlaubt, den Gegensatz der \u201eim. plastique\u201c und der \u201eim. diffluente\u201c durch die Gegen\u00fcberstellung des \u201eFormbestimmten\u201c und des \u201eFormlosen\u201c, \u201eFormverwischenden\u201c besser, als es im Franz\u00f6sischen m\u00f6glich ist, zum Ausdruck zu bringen.\nD\u00fcrr (W\u00fcrzburg).\nL. Dauriac. Les Images sugg\u00e9r\u00e9es par l'audition musicale. Rev. philos. 54 (11), 488\u2014503. 1902.\nEs ist nach Verf. unm\u00f6glich, eine Ouvert\u00fcre zu h\u00f6ren, ohne dabei irgend etwas zu empfinden als nur eine Reihe musikalischer Formen. Vielmehr erwachen dabei unsere imaginativen Tendenzen. Doch geben weder Beethoven, noch Mozart, noch Haydn, noch Bach darauf aus, in uns Bilder zu erwecken. Die visuelle Imagination kann der musikalischen Perzeption folgen, aber sie braucht es nicht. Und doch, so oft wir ausdrucksvolle Musik h\u00f6ren, glauben wir nach Victor Egger eine Seele zu versp\u00fcren, \u201ewelche der unsrigen begegnet und ihr antwortet.\u201c","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberichi.\n153\nDie Leistungen jener erwachenden Einbildung bestehen vorherrschend in motorischen Bildern, wobei zu bemerken ist, dafs motorische Bilder bei ihrem Zustandekommen die geringste Anstrengung vom H\u00f6rer erfordern. Indem die affektive Einbildung \u00fcber die motorische \u00fcbergreift, hebt sie die bestimmten Apperzeptionen auf. Es ist folglich nicht anzunehmen, dafs die Musik Gedanken oder Gef\u00fchle zum Ausdruck bringt, dafs sie nach* ahmt oder beschreibt. \u2014\nIndem Verf. behauptet, dafs die Musik in uns motorische Bilder provoziere, hat er den allgemeinsten Ausdruck f\u00fcr die Wirkung der Musik auf uns gefunden. Diese motorischen Bilder dienen jedoch in jedem Falle xur Anregung von Stimmungen oder Gef\u00fchlen in uns, mitunter bilden sie auch die Grundlage von Vorstellungen.\tGiessler (Erfurt).\nNarziss Ach. \u00dcber die Beeinflussung der Auff&ssungsf\u00e4bigkeit durch einige Arzneimittel. Kr arpelins Psychologische Arbeiten 3 (2), 203\u2014288. 1900.\nEhe man ans Werk ging, die Methodik der Experimentalpsychologie auch auf Geistekranke zu \u00fcbertragen, wurden erst umfangreiche Versuche dar\u00fcber angestellt, normale Menschen k\u00fcnstlich, durch toxische Mittel in psychisch abnorme Zust\u00e4nde zu versetzen und sie dann eingehend experimentell zu untersuchen. Kraepelins grundlegende Schrift \u201e\u00dcber die Beeinflussung psychischer Vorg\u00e4nge durch einige Arzneimittel\u201c fand von seiten seiner Sch\u00fcler manchen Nachtrag. Vor allem wurde es bei der Einf\u00fchrung neuer, ergiebigerer Untersuchungsmethoden immer wieder w\u00fcnschenswert, auch die verschiedensten durch Gifte alterierten psychischen Zust\u00e4nde neuerdings zu pr\u00fcfen.\nDie von Cron und Kraepelin eingef\u00fchrte Methode der Auffassungsuntersuchung mittels des Lesens von Wort- und Silbenreihen, die hinter einem Diaphragma am Kymographion mit bestimmter Geschwindigkeit rotieren, wandte Ach auf eine Reihe von Personen an, die durch chemische Mittel, Alkohol, Brom, Paraldehyd oder Koffe\u00efn beeinflufst waren. T\u00e4glich wurden dreimal hintereinander eine Reihe von zwei- und eine von einsilbigen W\u00f6rtern, sowie eine Reihe sinnloser Silben gelesen, so zwar dafs jeden Tag im ganzen 2490 Reizobjekte zum Versuch kamen. Nachdem morgens eine Reihe im normalen Zustand gelesen und somit die Tages-disposition festgestellt war, wurde regelm\u00e4fsig eins der Medikamente genommen.\nEs ergab sich, dafs Paraldehyd sowohl wie Alkohol die Auffassungsleistung herabdr\u00fccken durch eine betr\u00e4chtliche Steigerung der Auslassungen und eine Zunahme der Falschlesungen. W\u00e4hrend Alkohol allm\u00e4hlich zu einer l\u00e4nger dauernden Wirkung einsetzt, zeigt der Paraldehydeinflufs ein sehr rasches und kr\u00e4ftiges Anwachsen, doch von weit k\u00fcrzerer Dauer. Hierauf beruht die Bedeutung dieses Mittels zur schnellen Herbeif\u00fchrung von Schlaf.\nAlkohol setzt ferner die Schnelligkeit der Auffassung herab und verkleinert das Wahrnehmungsblickfeld, anscheinend auf Grund einer gr\u00f6sseren Schwerf\u00e4lligkeit und einer Einschr\u00e4nkung des Umfanges der Aufmerksamkeit. Bei wachsender \u00dcbung wird die Auffassungsst\u00f6rung durch den Alkohol geringer. Eine Beeintr\u00e4chtigung der Ged\u00e4chtnisleistung durch den Alkohol war bei dieser Methode nicht zu erkennen.","page":153}],"identifier":"lit32869","issued":"1904","language":"de","pages":"152-153","startpages":"152","title":"L. Dauriac: Les images sugg\u00e9r\u00e9es par l'audition musicale. Rev. philos. 54 (11), 488-503. 1902","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:43.395649+00:00"}