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{"created":"2022-01-31T16:34:10.960418+00:00","id":"lit32870","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Weygandt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 153-154","fulltext":[{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberichi.\n153\nDie Leistungen jener erwachenden Einbildung bestehen vorherrschend in motorischen Bildern, wobei zu bemerken ist, dafs motorische Bilder bei ihrem Zustandekommen die geringste Anstrengung vom H\u00f6rer erfordern. Indem die affektive Einbildung \u00fcber die motorische \u00fcbergreift, hebt sie die bestimmten Apperzeptionen auf. Es ist folglich nicht anzunehmen, dafs die Musik Gedanken oder Gef\u00fchle zum Ausdruck bringt, dafs sie nach* ahmt oder beschreibt. \u2014\nIndem Verf. behauptet, dafs die Musik in uns motorische Bilder provoziere, hat er den allgemeinsten Ausdruck f\u00fcr die Wirkung der Musik auf uns gefunden. Diese motorischen Bilder dienen jedoch in jedem Falle xur Anregung von Stimmungen oder Gef\u00fchlen in uns, mitunter bilden sie auch die Grundlage von Vorstellungen.\tGiessler (Erfurt).\nNarziss Ach. \u00dcber die Beeinflussung der Auff&ssungsf\u00e4bigkeit durch einige Arzneimittel. Kr arpelins Psychologische Arbeiten 3 (2), 203\u2014288. 1900.\nEhe man ans Werk ging, die Methodik der Experimentalpsychologie auch auf Geistekranke zu \u00fcbertragen, wurden erst umfangreiche Versuche dar\u00fcber angestellt, normale Menschen k\u00fcnstlich, durch toxische Mittel in psychisch abnorme Zust\u00e4nde zu versetzen und sie dann eingehend experimentell zu untersuchen. Kraepelins grundlegende Schrift \u201e\u00dcber die Beeinflussung psychischer Vorg\u00e4nge durch einige Arzneimittel\u201c fand von seiten seiner Sch\u00fcler manchen Nachtrag. Vor allem wurde es bei der Einf\u00fchrung neuer, ergiebigerer Untersuchungsmethoden immer wieder w\u00fcnschenswert, auch die verschiedensten durch Gifte alterierten psychischen Zust\u00e4nde neuerdings zu pr\u00fcfen.\nDie von Cron und Kraepelin eingef\u00fchrte Methode der Auffassungsuntersuchung mittels des Lesens von Wort- und Silbenreihen, die hinter einem Diaphragma am Kymographion mit bestimmter Geschwindigkeit rotieren, wandte Ach auf eine Reihe von Personen an, die durch chemische Mittel, Alkohol, Brom, Paraldehyd oder Koffe\u00efn beeinflufst waren. T\u00e4glich wurden dreimal hintereinander eine Reihe von zwei- und eine von einsilbigen W\u00f6rtern, sowie eine Reihe sinnloser Silben gelesen, so zwar dafs jeden Tag im ganzen 2490 Reizobjekte zum Versuch kamen. Nachdem morgens eine Reihe im normalen Zustand gelesen und somit die Tages-disposition festgestellt war, wurde regelm\u00e4fsig eins der Medikamente genommen.\nEs ergab sich, dafs Paraldehyd sowohl wie Alkohol die Auffassungsleistung herabdr\u00fccken durch eine betr\u00e4chtliche Steigerung der Auslassungen und eine Zunahme der Falschlesungen. W\u00e4hrend Alkohol allm\u00e4hlich zu einer l\u00e4nger dauernden Wirkung einsetzt, zeigt der Paraldehydeinflufs ein sehr rasches und kr\u00e4ftiges Anwachsen, doch von weit k\u00fcrzerer Dauer. Hierauf beruht die Bedeutung dieses Mittels zur schnellen Herbeif\u00fchrung von Schlaf.\nAlkohol setzt ferner die Schnelligkeit der Auffassung herab und verkleinert das Wahrnehmungsblickfeld, anscheinend auf Grund einer gr\u00f6sseren Schwerf\u00e4lligkeit und einer Einschr\u00e4nkung des Umfanges der Aufmerksamkeit. Bei wachsender \u00dcbung wird die Auffassungsst\u00f6rung durch den Alkohol geringer. Eine Beeintr\u00e4chtigung der Ged\u00e4chtnisleistung durch den Alkohol war bei dieser Methode nicht zu erkennen.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLiteraturberich t.\nBrom liefe keinen Einflufs auf die Auffassung an den Tag treten, nur schien es die Erschwerung der Auffassung infolge gem\u00fctlicher Erregung zu beseitigen; damit sind die Vermutungen L\u00f6walds {Psycholog. Arbeiten 1, S. 489 ff.) rektifiziert.\nKoffe\u00efn bessert die Auffassung ein wenig, vor allem w\u00e4chst die Schnelligkeit und Genauigkeit; die Koffein Wirkung tritt besonders deutlich in der Erm\u00fcdung zu Tage.\tWeygasdt (W\u00fcrzburg).\nH. H\u00f6ffmto. La base psychologique des jugements logiques. Rev. philos. 52\n(10), 346\u2014378; (11), 500\u2014539. 1901.\nDen unter diesem Titel ver\u00f6ffentlichten Ausf\u00fchrungen liegt die auch sonst vom Verf. vertretene Zur\u00fcckf\u00fchrung des Urteils auf das Vergleichen zugrunde. Einigen eben in diesem Sinne gehaltenen terminologischen Vorbemerkungen schliefst sich in den folgenden Paragraphen eine ziemlich ins einzelne gehende Analyse zun\u00e4chst des dem Urteile, d. h. nach H. \u201esinnenden Vergleichen11 vorgegebenen \u201eAnschauungs\u201c-Materials, dann der Beziehungen zwischen grammatischer, logischer und psychologischer Auffassung des Urteiles, und 'schliefslich der zwischen Subjekt und Pr\u00e4dikat. Obwohl Ref. an dieser Stelle nicht auf die Einzelheiten dieser Arbeit eingehen kann, so m\u00f6chte er doch wenigstens in bezug auf den oben ber\u00fchrten Reduktionsversuch vor\u00fcbergehend einiges ber\u00fchren, das seines Erachtens gegen eine solche Zur\u00fcckf\u00fchrung spricht.\nAbgesehen von dem Zeugnis der inneren Erfahrung, die evident gegen eine Identifikation von Urteilen und Vergleichen spricht, sei noch auf folgende zwei Punkte hingewiesen: 1. \u00dcberzeugungen stehen immer innerhalb des Gegensatzes von Ja und Nein, sind m. a. W. affirmativ oder negativ ; sie weisen weiter einen gr\u00f6fseren oder geringeren Grad von Sicherheit und innerer Berechtigung auf, sie sind n\u00e4mlich gewifs oder ungewiis, evident oder evidenzlos. W\u00e4re nun das \u00dcberzeugtsein (das Urteilen) schliefslich ein Verglichen-Haben, so m\u00fcfsten sich aus dem Vergleichen allein jene charakteristischen Eigenschaften der \u00dcberzeugung verstehen lassen; waB indessen in keiner Weise gelingt.\n2. W\u00e4re Urteilen soviel wie Vergleichen, so m\u00fcfste es doch von jedem Urteil gelten, und das Urteil m\u00fcfste gerade so gut, wie das Vergleichen zwei Vorstellungen zu seinem Entstehen ben\u00f6tigen. Die Empirie zeigt aber, dafs in unz\u00e4hligen \u00dcberzeugungsf\u00e4llen von einer Pluralit\u00e4t von Vorstellungen nicht' die Rede ist: es sind dies s\u00e4mtliche Existentialurteile. Andererseits m\u00fcfste man beim Urteilen, d. h. beim \u00dcberzeugtwerden, der oben ber\u00fchrten Gleichsetzung zufolge, zugleich auch in den Besitz einer neuen Vorstellung, und zwar sogar einer von Gleichheit oder Verschiedenheit, gelangen, wie dies beim Vergleichen ganz sicherlich der Fall ist. Wiederum aber zeigt die Empirie, dafs dies nicht zutrifft. Durch das Urteil gelangen wir vielmehr in den Besitz von etwas, das nach der gegenst\u00e4ndlichen Seite vollkommen charakterisiert ist, uns aber gleichwohl durch blofses Vergleichen oder sonstiges Vorstellen unerreichbar bliebe; ich meine den Existenz- bzw. Bestandgedanken (vgl. Meinono, \u00dcber Annahmen. Zeit8chr. f. Psych., Erg\u00e4nzungsband 2, S. 150 ff.).\tBenussi (Graz).","page":154}],"identifier":"lit32870","issued":"1904","language":"de","pages":"153-154","startpages":"153","title":"Narziss Ach: \u00dcber die Beeinflussung der Auffassungsf\u00e4higkeit durch einige Arzneimittel. Kraepelins Psychologische Arbeiten 3 (2), 203-288. 1900","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:34:10.960423+00:00"}