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{"created":"2022-01-31T13:56:24.865566+00:00","id":"lit32873","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 158-159","fulltext":[{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nLitcraturbericht.\nselbst Unterschiede der Theorie auf Unterschiede des Erlebens zur\u00fcck (265). Wohin aber kommen wir mit solchen Partikularit\u00e4ten ? Sie n\u00fctzen nur, wenn bedeutende Pers\u00f6nlichkeiten dahinter stehen oder die Erlebnisse sehr fein zergliedert werden. Ferner mufs nun deutlich gezeigt werden, wie auf diesem Gebiete vom Einzelnen zum Allgemeinen zu gelangen ist, wie die inkommensurable Sondererfahrung zur wissenschaftlichen Erkenntnis umzugestalten ist. Das geschieht, meinem Gef\u00fchl nach, in dem vorliegenden Bande nicht mit der n\u00f6tigen Durchschlagskraft und teilweise auch ohne bewufste Methode.\nEine \u00e4hnliche Schwierigkeit entsteht aus dem Widerstande, den die subjektivistische Grundlegung dem Gewinne objektiver Merkmale entgegensetzt. R. beginnt damit, dafs er alle Werke der Sprache Dichtungen nennt, solange sie \u00e4sthetisch aufgefafst werden; auch er mnfs aber auf bleibende und gegenst\u00e4ndliche Kennzeichen der Poesie gelangen. Der \u00dcbergang vollzieht sich m. E. nicht kenntlich und sicher genug. Und die Schuld liegt nicht in mangelnder F\u00e4higkeit, sondern darin, dafs der Verf. einerseits zu abh\u00e4ngig von Schultheorien bleibt, andererseits \u00fcber Einzeluntersuchungen und Notizen den Zusammenhang im grofsen vernachl\u00e4ssigt. Die kritischen Auseinandersetzungen mit Fechner (sie folgen der \u201eVorschule der \u00c4sthetik\u201c bis in Ungeschicklichkeiten der Anordnung) und mit gegenw\u00e4rtigen Forschern verdunkeln sowohl die Eigenart als auch den Fortschritt der Gedanken. Mehr als ein Drittel des Buches h\u00e4tte in gelehrten Zeitschriften seine richtige Stelle gehabt. Ich w\u00fcnschte wohl, der Verf. k\u00f6nnte die noch ausstehenden B\u00e4nde in b\u00fccherfreier Einsamkeit und ohne R\u00fccksicht auf die Tagesf\u00f6rderungen schreiben.\nTrotz allem ist der Wert dieser \u201ePoetik\u201c nicht gering. Sie ist, relativ betrachtet, die unseren heutigen Bed\u00fcrfnissen am besten entsprechende, und, absolut betrachtet, eine gr\u00fcndliche und besonnene Untersuchung. Wenn die Fortf\u00fchrung unter gl\u00fccklichen Zeichen erfolgt, so wird Roettekess Werk ein solches werden, aus dem Psychologen, \u00c4sthetiker und Literarhistoriker gleichm\u00e4fsig lernen k\u00f6nnen.\tDbssoib (Berlin).\nF. da Costa Gotharaens. Le besoin de prier et ses conditions psjchologlqoes.\nRev. philos. 54 (10), 391\u2014412. 1902.\nDas Gebet zu Gott unterscheidet sich vom Bitten im gew\u00f6hnlichen Leben nur bez\u00fcglich des Wesens, an welches das Bitten gerichtet ist. Die Art des Betens unterscheidet sich bei den einzelnen Individuen je nach ihrem Temperament, Alter, Geschlecht, Rasse, Milieu, Umst\u00e4nde, Erziehung, Gewohnheit, Klima, historischer Epoche, Zeit und Ort. Das Beten kommt h\u00e4ufiger bei Melancholikern als bei Sanguinikern vor, h\u00e4ufiger in der Jugend und im Greisenalter als im mittleren Alter. Die Frauen neigen mehr dazu als die M\u00e4nner. Erziehung und Milieu haben grofsen Einflufs darauf. Die Einsamkeit regt besonders dazu an. Im Mittelalter war das Beten h\u00e4ufiger als im Altertum und in der neuen Zeit. Die V\u00f6lker des heifsen Klimas haben mehr das Bed\u00fcrfnis zu beten als die V\u00f6lker des Nordens. Die intellektuelle Kultur wirkt ihm entgegen. Es gibt zur Fr\u00f6mmigkeit neigende Familien, bei denen das Bed\u00fcrfnis zu beten sich vererbt. Besondere Umst\u00e4nde, wie z. B. drohende Gefahren, provozieren das Beten.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n159\nDas Bed\u00fcrfnis zu beten ist mehr periodisch, intermittierend als kontinuierlich, chronisch. Das Beten kann auch k\u00fcnstlich sein, erworben oder spontan. Dem Beten geht eine tiefere Emotion voraus. Seiner Natur nach ist das Beten ein affektiver Zustand, wozu sich als intellektuelles Element der Glaube an ein h\u00f6heres Wesen gesellt. Der Erfolg des Betens ist eine Erhebung, also eine tonische Modifizierung. Es erweckt Hoffnung, st\u00e4rkt das Vertrauen, es regt die Beweglichkeit an. Das Beten wird k\u00fcnstlich kultiviert durch Wirken auf das Gem\u00fct, namentlich durch die Lekt\u00fcre. Doch kann es sp\u00e4ter maschinenm\u00e4fsig werden. Das Beten ist ein \u201eSchrei der Seele\u201c wie die Sprache ein \u201eSchrei des K\u00f6rpers\u201c ist, es ist das Bekunden eines allgemeinen Bed\u00fcrfnisses des Organismus.\nGibssler (Erfurt).\nMlle. J. Joteyko. Mesure graphique do la fatigue isom\u00e9trique. Annales de Bruxelles 10 (2). 1901. 7 S. Auch: Travaux du Labor, de VInst. Solvay 4 (2), 3i:\u00ee\u2014319. 1901.\nNach einigen einleitenden Worten teilt J. eine Versuchsanordnung mit, welche in besonders zweckm\u00e4fsiger Weise die bekannte Tatsache veranschaulichen soll, dafs der Muskel bei isometrischem Tetanus, bei welchem er durch eine \u00e4ufsere Hemmung an der Verk\u00fcrzung gehindert ist, rascher erm\u00fcdet als bei isotonischem Tetanus, bei dem er sich frei verk\u00fcrzen und ein Gewicht heben kann.\tJensen (Breslau).\nN. Vaschlde et H. Pi\u00e9ron. La croyance \u00e0 la valeur proph\u00e9tique du r\u00eave dans l\u2019orient antique. Revue de synth\u00e8se historique 1901\u20141902. 40 S.\nDie vorliegende Arbeit bildet eine Fortsetzung \u00e4hnlicher Arbeiten der Verff. auf dem Gebiete der Traumprophetie. Verff. beschr\u00e4nken sich diesmal auf das alte \u00c4gypten, Chald\u00e4a, Persien und das alexandrinische \u00c4gypten.\nEs scheint, als ob in dem alten \u00c4gypten eine wahre Epidemie bez\u00fcglich der Traumdeutung geherrscht habe, und als ob von dieser Zeit her der Glaube an den prophetischen Wert der Tr\u00e4ume datiere. In den Tempeln der Isis suchte man Tr\u00e4ume zu bekommen, denen g\u00f6ttlicher Ursprung zugeschrieben wurde. Die G\u00f6ttin gab den Gl\u00e4ubigen im Traume vorherrschend Ratschl\u00e4ge, aber nur denjenigen, w\u2019elche deren w\u00fcrdig waren. Die in den Tempeln erlebten Tr\u00e4ume dienten den Gl\u00e4ubigen auch zu ihrer Heilung. Grofsen Einflufs hatten die Tr\u00e4ume auf die Taten der K\u00f6nige von Assyrien, auf ihre Entschliefsungen betreffs des Unternehmens von Schlachten, Eroberungen usw. Umfassendes Material besitzen wir \u00fcber die prophetischen Tr\u00e4ume der alten Perser. Von besonderem Interesse d\u00fcrften die biblischen Tr\u00e4ume sein. Die Propheten eiferten gegen die Traumdeutungen der \u00c4gypter. Trotzdem ist auch die Bibel reich an Traumdeutungen. Nur von den Tr\u00e4umen, welche der Inspiration der heidnischen G\u00f6tter zuerteilt wurden, wollte man nichts wissen, weil dieselben vom Teufel k\u00e4men. Namentlich vor der Geburt wichtiger Pers\u00f6nlichkeiten kamen h\u00e4ufig Vorhersagungen im Traume betreffs des Schicksals der zur Welt kommenden Kinder vor. H\u00e4ufig waren auch die Vorhersagungen betreffs des Todes der Heiligen. \u2014","page":159}],"identifier":"lit32873","issued":"1904","language":"de","pages":"158-159","startpages":"158","title":"F. da Costa Guimaraens: Le besoin de prier et ses conditions psychologiques. Rev. philos. 54 (10), 391-412. 1902","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:56:24.865571+00:00"}