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{"created":"2022-01-31T16:38:20.078069+00:00","id":"lit32881","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Moskiewicz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 302-303","fulltext":[{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nLitera turbericht.\naussprechen, wenn er nicht vorher bestimmt hat, was unter \u201eQuantum\u201c von Aufmerksamkeit zu verstehen iBt. \u00c4hnliche unbewiesene und in ihrer vagen Unbestimmtheit unbeweisbare Allgemeinheiten begegnen \u00fcberall, z. B. S, 71 der Satz, dais das Gehirn weniger variiert als die Muskeln, im 9. Kap. soll bewiesen werden, dafs das Genie sich vom Durchschnittsmenschen wenig unterscheidet. Der Beweis wird so gef\u00fchrt, dafs Shakespeares Sonette mit denen seiner Vorg\u00e4nger und Zeitgenossen verglichen werden, wobei sich zeigt, dafs Shakespeare als Sonettendichter nicht sehr originell ist. Ich \u00dcberlasse speziellen Kennern jener Sonettenliteratur das Urteil \u00fcber das Spezialresultat. Hier will ich nur darauf hinweisen, dafs Herr Sp., der laute Verk\u00fcnder der reinen Empirie, einen h\u00f6chst unbestimmt gefafsten allgemeinen Satz durch ein einziges Beispiel bewiesen zu haben glaubt.\nEs ist bedauerlich, dafs die hier und da verstreuten besseren Gedanken infolge der eigensinnigen Voreingenommenheit des Verf. nicht zu guter Durchf\u00fchrung kommen. Diese theoretische Verherrlichung einer angeblich reinen Erfahrung ist mit so viel ungepr\u00fcfter, d. h. unwissenschaftlicher Theorie belastet, dafs man von ihr sagen mufs \u201espottet ihrer selbst und weifs nicht wie\u201c. Auch die grofse Gelehrsamkeit des Verf. bleibt infolge seiner Einseitigkeit steril. Fast die ganze psychologi\u00f6che Literatur ist dem Titel nach angef\u00fchrt, aus einer grofsen Reihe von Schriftstellern sind S\u00e4tze polemisch zitiert \u2014 eine wirkliche Benutzung, Durch-denkung, Weiterf\u00fchrung fremder Resultate findet sich fast nirgends.\nJ. Cohn (Freiburg i. B.).\nJoseph Petzold. Die Hotwendigkeit and Allgemeinheit des psychophysischen P&rallelismas. Archiv f\u00fcr systemat. Philosophie 8 (3), 281\u2014337. 1902.\nVorliegende Arbeit ist eine ausf\u00fchrliche Behandlung von bereits an anderen Orten niedergelegten Gedanken, mit gleichzeitiger Polemik gegen Angriffe, die die Ansichten des Verf. im Laufe der Zeit erfahren haben.\nVerf. steht auf dem Boden des Empiriokritizismus, wie er von Avenabius geschaffen worden ist. Die Grundgedanken seines Parall\u00e9lismes sind folgende:\nDer psychophysische Parallelismus ist vor allem nicht metaphysisch zu fassen, etwa in dem Sinne, dafs Leib und Seele als Akzidentien einer Substanz gefafst werden, sondern baut sich allein auf Tatsachen auf. Er besagt, dafs das psychische Leben, in allen seinen Phasen eindeutig Vor-g\u00e4ngen des Zentralnervensystems zugeordnet werden mufs, wenn es \u00fcber haupt begriffen werden will. In diesem Sinne und nur in diesem ist das Prinzip des Parallelismus allgemeing\u00fcltig, nicht auch umgekehrt, dafs auch jedem physischen Vorg\u00e4nge ein psychischer entspr\u00e4che, was das Gebiet der Erfahrung verlassen und zum metaphysischen Parallelismus \u00fcbergehen hiefse.\nEine solche eindeutige Zuordnung aller psychischen Vorg\u00e4nge an physische ist nun aber auch notwendig, will man das Leben der Seele \u00fcberhaupt verstehen. Die Naturwissenschaft l\u00e4uft schliefslich darauf hinaus, alle physischen Vorg\u00e4nge in einen kausalen Zusammenhang zu bringen. Unter Ablehnung des \u00fcblichen Ursachbegriffes, dafs die Ursache der","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Litera tarier ick t.\n303\nWirkung vorausgehen m\u00fcsse, tritt Verf. daf\u00fcr ein, an dessen Stelle den Funktionsbegriff zu setzen, der darauf hinausl\u00e4uft, die Abh\u00e4ngigkeit der einzelnen Merkmale einer Erscheinung voneinander zu bestimmen. Es bandelt sich also nur darum, f\u00fcr jeden Vorgang Bestimmnngsmittel aufzufinden, durch die er eindeutig bestimmt ist. In der Naturwissenschaft lassen sich nun tats\u00e4chlich, wie Verf. an anderen Stellen ausf\u00fchrlich dargetan zu haben glaubt, f\u00fcr jeden Vorgang solche eindeutige Bestimmungsst\u00fccke nachweisen. Anders steht es \u2014 und das ist der Punkt, auf dem es hier ankommt \u2014 im Bereiche des psychischen Geschehens. F\u00fcr kein psychisches Geschehen, so behauptet der Verf., lassen sich psychische Bestimmungsmittel auf finden, die es eindeutig festlegen. Nirgends l\u00e4fst sich eine simultane Abh\u00e4ngigkeit geistiger Werte voneinander nachweisen. Keine Empfindung, keine Wahrnehmung wird eindeutig durch eine andere bestimmt. Auch eine sukzessive Abh\u00e4ngigkeit der psychischen Vorg\u00e4nge voneinander besteht nicht, da im psychischen Leben \u00fcberhaupt keine Stetigkeit vorhanden ist. \u201eDas Seelische erweist sich durchg\u00e4ngig als unstetig, diskret, mosaikartig.\u201c\nSomit gibt es auf geistigem Gebiete keine gesetzlichen Zusammenh\u00e4nge zwischen elementaren Bestimmungsmitteln.\nNun sind wir aber davon \u00fcberzeugt, dafs auch das geistige Geschehen eindeutig verl\u00e4uft. Bei der Betrachtung aller individuellen und sozialen Entwicklung sehen wir feste Zusammenh\u00e4nge, die in ihrer durch die Erziehung und Vererbung entstandenen Eigenart sich erhalten. Eine solche Stabilit\u00e4t komplexer Gebilde ist aber nur m\u00f6glich, wenn alle ihre Komponenten v\u00f6llig eindeutig bestimmt sind. \u201eAlles Denken setzt feste Zusammenh\u00e4nge voraus: ohne sie g\u00e4be es keine Identit\u00e4t und keinen Zusammenhang.\u201c Feste Zusammenh\u00e4nge sind aber nicht m\u00f6glich, wenn die einzelnen Teile, die in den Zusammenhang eingehen, unbestimmt sind, also m\u00fcssen auch die geistigen Vorg\u00e4nge eindeutig bestimmt sein.\nVerf. gelangt nun von diesen Voraussetzungen aus zu dem Schl\u00fcsse, der den eigentlichen Kern des Prinzipes des Parallelismus bildet. K\u00f6nnen psychische Vorg\u00e4nge durch andere nicht eindeutig bestimmt werden, m\u00fcssen sie aber doch als bestimmt gedacht werden, so wird man zu der Annahme gef\u00fchrt, dafs sie insgesamt durch die eindeutig bestimmbaren physischen Vorg\u00e4nge bedingt sind. Jeder psychische Vorgang mufs also einem physischen eindeutig zugeordnet werden. Moskiewicz (Breslau).\nH. A. Lorektz. Sichtbare and unsichtbare Bewegungen. Vortr\u00e4ge auf Einladung des Vorstandes des Departements Leiden der Maatschappij tot Nut van 't algemeen im Februar und M\u00e4rz 1901 gehalten. Unter Mitwirkung des Verfassers aus dem Holl\u00e4ndischen \u00fcbersetzt von G. Siebert. Mit 40 eingedruckten Abbildungen. 123 S. Braunschweig, Vieweg und Sohn, 1902. 3,00 Mk.\nDer Vortragszyklus gibt in \u00e4ufserst knapper Darstellung einen \u00dcberblick \u00fcber die Gesetze, Prinzipien und Theorien der modernen Physik. Unter der Knappheit leidet die Klarheit und Verst\u00e4ndlichkeit in keiner Weise. Der Verfasser hat es vielmehr verstanden, seine Auseinandersetzungen in \u00fcberaus eindringlicher und \u00fcberzeugender Form zu geben","page":303}],"identifier":"lit32881","issued":"1904","language":"de","pages":"302-303","startpages":"302","title":"Joseph Petzold: Die Notwendigkeit und Allgemeinheit des psychophysischen Parallelismus. Archiv f\u00fcr systemat. Philosophie 8 (3), 281-337. 1902","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:20.078075+00:00"}