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{"created":"2022-01-31T16:35:16.141244+00:00","id":"lit32902","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Moskiewicz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 34: 319-320","fulltext":[{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n319\nbildern entsprechen. Bei allen parasit\u00e4ren Blasentumoren (Cysticerken und Echinokokken) \u00fcberwiegen im Vergleich zu den anderen Geschwulst-arten Erregungs- und Verwirrtheitszust\u00e4nde sowie die Bilder in der Form der progressiven Paralyse.\nNur einzelne klinische Formen von Psychosen k\u00f6nnen klinisch verwertet werden und auch da nur mit aller Vorsicht. So finden sich F\u00e4lle typischer Melancholie bis auf einen Fall s\u00e4mtlich bei Geschw\u00fclsten der Grofshirnlappen. Die Zahl der paralyse\u00e4hnlichen F\u00e4lle ist eine aufallend hohe unter den Stirnhirntumoren. Psychische St\u00f6rungen in der Form von Verwirrtheit, Delirien und \u00e4hnliche Zust\u00e4nde sind auffallend h\u00e4ufig bei Geschw\u00fclsten des Okzipitallappens, sehr selten bei solchen des Stirnhirns. Hysterische, hypochondrische, neurasthenische Krankheitsbilder werden fast nur bei Tumoren des Stirn- und Schl\u00e4fenhirns gefunden. Fr\u00fcher hat man Witzelsucht als ein fast charakteristisches Symptom f\u00fcr Stirhirntumoren aufgefafst. Richtiger ist es, nicht von Witzelsucht zu reden, sondern den weiteren Begriff der Moria oder Hypomanie anzuwenden. Das trifft zu, dafs die Stirnhirntumoren mit diesem Krankheitsbilde die Zahl der anders lokalisierten Tumoren mit der gleichen psychischen St\u00f6rung bedeutend \u00fcbertreffen. Doch spielt die bedeutende Gr\u00f6fse des Tumor bei dem Zustandekommen der geistigen Alienation eine Rolle, wie das vor kurzem \u00fcberzeugend auch von M\u00fclleb dargetan ist Tumoren des Stirn-, Okzipital- und Temporalhirns sind h\u00e4ufiger von aktiven psychischen St\u00f6rungen begleitet als von der blofsen geistigen L\u00e4hmung; beide Zust\u00e4nde finden sich gleich oft bei Geschw\u00fclsten des Balkens und Scheitellappens.\nVerf sch\u00e4tzt, dafs 50\u201460\u00b0/o aller Hirntumoren psychopathologische Zeichen erkennen lassen. Interessant sind seine Ausf\u00fchrungen \u00fcber die kausalen Verh\u00e4ltnisse zwischen Tumor und Psychose. Operationen brachten die Psychose zur Heilung oder zur bedeutenden Besserung. Heredit\u00e4re Belastung spielt keine besondere Rolle.\tErnst Schultze (Bonn).\nP. Maupert. Le Caract\u00e8re. Paris, Octave Doin, 1902. 305 S.\nVerf. will keine neue, ersch\u00f6pfende Theorie des Charakters geben, er will nur durch eine historisch-kritische Darstellung des Problems den gegenw\u00e4rtigen Stand der Frage ausf\u00fchrlich darstellen und dadurch vor allem auch zeigen, wie sehr auf diesem Gebiete die Begriffe noch schwankend, die Resultate noch unsicher sind; geschweige denn, dafs sie allgemeine Anerkennung f\u00e4nden. Nicht einmal einer einheitlichen Nomenklatur kann man sich hierbei bedienen. Zu diesem Zwecke werden nun alle Anschauungen, die in letzter Zeit von den Forschern \u00fcber diese Frage ausgesprochen worden sind, ausf\u00fchrlich dar gestellt und besprochen.\nEs ist nicht m\u00f6glich, auf all dies genauer einzugehen. Es mufs auf das Original verwiesen werden. Jedem, der sich in dieses schwierige Gebiet einf\u00fchren will, sei das Studium dieses Buches empfohlen.\nHier sei nur kurz der Inhalt des Buches angegeben.\nNach einem einleitenden Kapitel \u00fcber Problem und Methode der Ethologie werden zun\u00e4chst die Faktoren des Charakters besprochen. Die Frage nach dem angeborenen oder erworbenen Charakter, der Einflufs","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLi teraturherich t.\n'der physischen Organisation, des Geschlechtes, der Basse, des Volkes werden er\u00f6rtert. Das Kapitel \u00fcber die metaphysischen Theorien des Gharakters ist besonders der Lehre vom intelligiblen Charakter bei Kant und Schopenhaueb gewidmet.\nEs folgen die Theorien des Temperamentes; sowie die Psychologie \u2022des Charakters. Alsdann folgt eine \u00dcbersicht \u00fcber die einzelnen Einteilungen des Charakters.\nVerf. bekennt sich zu folgender Einteilung: 1. die Apathischen, 2. die Affektiven, 3. die Intellektuellen, 4. die Aktiven, 6. die Freien. Jede dieser Abteilungen enth\u00e4lt eine Beihe Unterabteilungen. Das n\u00e4chste Kapitel bringt einen Hinweis auf die Pathologie des Charakters.\nDen Schlufs bildet eine Besprechung der Bedeutung und Aufgabe der Psychologie der individuellen Differenzen, wie sie von Stebn in Deutschland und Binet und Henhi in Frankreich ausgebildet worden ist.\nEs handelt sich besonders um zwei Aufgaben : 1. Bei einem Individuum \u25a0einen psychischen Vorgang variieren und dann feststellen, ob diese Variation andere nach sich zieht. 2. Eine Beihe psychischer Vorg\u00e4nge bei mehreren Individuen beobachten und dann sehen, ob die individuellen Unterschiede einander parallel gehen.\tMoskiewicz (Breslau).\nv. Bschtebew. \u00dcber experimentell - psychologische Untersuchung von Verbrechern. (Nach einem Vortrag.) Journal f\u00fcr Psychol, u. Neurol. 2 (1). April 1903.\nVerf. bringt in dem Vortrage den Vorschlag zur Anregung, die Methoden der experimentellen psychologischen Forschung auch Auf den Verbrecher auszudehnen, nachdem die anthropologische Verbrecherforschung nicht das gehalten, was sie versprochen hat und was der vielen auf sie aufgewandten Arbeit entspreche. Weniger sollten die einfachen elementaren psychischen Vorg\u00e4nge (Reaktion) das Studiermaterial darstellen, als eine experimentelle Vertiefung in die Gef\u00fchlsreaktionen, auf dem Gebiete des Ged\u00e4chtnisses, der Auffassung, Aufmerksamkeit, Auswahl, der Assoziationen im Felde der ethischen und moralischen Vorstellungen etc. \u2022\u2014 Bei dem heutigen Stand unseres Wissens vom normalen Menschen w\u00fcrden vergleichenden Untersuchungen wohl noch manche Vorbereitungen vorhergehen m\u00fcssen.\tMebzbacheb (Freiburg i. B.).","page":320}],"identifier":"lit32902","issued":"1904","language":"de","pages":"319-320","startpages":"319","title":"P. Malpert: Le Caract\u00e8re. Paris, Octave Doin, 1902. 305 s.","type":"Journal Article","volume":"34"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:16.141249+00:00"}