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{"created":"2022-01-31T16:38:21.188796+00:00","id":"lit32918","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 444-452","fulltext":[{"file":"p0444.txt","language":"de","ocr_de":"444\n(Ans der Abteilung f\u00fcr experimentelle Psychologie des physiologischen\nInstituts der Universit\u00e4t Turin.)\nZur Frage nach der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung im sensiblen Nerven des Menschen.1\nVon\nF. Kiesow.\nIm Jahre 1850 zeigte Helmholtz, dafs die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der nerv\u00f6sen Erregung mefsbar sei. Er arbeitete am motorischen Nerven und benutzte als solchen zun\u00e4chst den H\u00fcftnerven des Frosches, der nach der von Pouillet zur Messung kleiner Zeitr\u00e4ume angegebenen Methode an Stellen, die von seinem Eintritt in den Muskel verschieden weit entfernt waren, durch momentane elektrische Str\u00f6me gereizt wurde.2 Diese Versuche ergaben wahrscheinlichste Mittelwerte von 26,4 und 27,0 m pro Sekunde, wobei die aus den einzelnen Versuchsreihen gewonnenen Werte zwischen 24,6 und 38,4 m in der Sekunde schwankten.3 Zugleich konnte Helmholtz schon hier zeigen, dafs auch die Temperatur auf die Fortpflanzungsgeschwindigkeit nicht ohne Einflufs ist. Sp\u00e4ter hat er diese Untersuchungen auch auf die Vorg\u00e4nge am Menschen \u00fcbertragen und N. Baxt veranlafst, dieselben nach einem von ihm (Helmholtz) entworfenen Plane auszuf\u00fchren. Hierbei wurde der N. medianus bald am Handgelenk, bald am Oberarm elektrisch gereizt und zugleich die jedesmalige Zuckung der Muskulatur des Daumenballens registriert. Diese Versuche ergaben ein Gesamtmittel\n1\tDie Mitteilung erscheint ebenfalls in den Rendiconti della R. Acc. dei Lincei zu Pom.\n2\tAkad. d. Vfiss. zu Berlin, Berichte 1850, S. 14f. M\u00fcllers Archiv 1850, S. 71 u. 276 ff.\n3\tEbenda S. 337 ff., S. 351.","page":444},{"file":"p0445.txt","language":"de","ocr_de":"F. Kiesow.\n445\nyon 33,9005 m in der Sekunde bei einer Schwankung der Mittelwerte der einzelnen Versuchsreihen von 31,5389 bis 37,4927 m pro Sekunde.1 Im Jahre 1870 hat dann Helmholtz der Akademie zu Berlin neue, gleichfalls von Baxt ausgef\u00fchrte Versuche vorgelegt, welche namentlich den erheblichen Einfhifs zeigen, den die Temperatur auf die Geschwindigkeit der Nervenleitung auch beim Menschen aus\u00fcbt. Bei diesen Versuchen wurde auch der N. ulnaris gereizt, wobei die Zuckungen der Mm. abductor indicis und adductor pollicis aufgezeichnet wurden. F\u00fcr die Strecke vom Handgelenk bis zum Ellenbogen ergaben sich so aus Versuchen, die gegen Ende des Sommers, im Winter und zu Anfang des n\u00e4chsten Sommers angestellt wurden, Werte, die zwischen 27,8081 m bis 32,8827 m in der Sekunde schwankten. F\u00fcr die gleiche Strecke erhielt man bei Reizung des Medianus einen Mittelwert von 30,3904 m pro Sekunde. Aus allen erhaltenen Werten resultierte ein Gesamtmittel von 30,1488 m pro Sekunde. Um die Mitte des Sommers aber stiegen die Werte betr\u00e4chtlich an, w\u00e4hrend sie sich zu Beginn des Winters wieder verkleinerten. Weitere Erfahrungen lehrten dann, dafs Erw\u00e4rmung des K\u00f6rpergliedes regelm\u00e4fsig eine Erh\u00f6hung, Abk\u00fchlung desselben dagegen stets eine Verlangsamung der nerv\u00f6sen Leitungsgeschwindigkeit nach sich zog.2\nW\u00e4hrend die Ergebnisse dieser grundlegenden Versuche durchweg Aufnahme fanden, harrt die Frage nach der Leitungsgeschwindigkeit im sensiblen Nerven noch ihrer L\u00f6sung, wenngleich eine Tendenz besteht, sie von der im motorischen vorsichgehenden als nicht verschieden anzunehmen.\nNun hat freilich schon Helmholtz seiner Zeit auf die Schwierigkeiten aufmerksam gemacht, die einer derartigen Bestimmung entgegenstehen und auf die Differenzen hingewiesen, die sich in den damals vorliegenden Untersuchungsergebnissen finden, Umst\u00e4nde, die ihn eben bewogen, die L\u00f6sung des Problems am Bewegungsnerven des Menschen zu versuchen.3 Aber sowohl in dem Verst\u00e4ndnis der Reaktionsvorg\u00e4nge, wie in dem der Hautempfindungen und ihrer Messung sind inzwischen Fortschritte gemacht worden. Gest\u00fctzt auf diese neuen Erkennt-\n1\tBerliner Berichte 1867, S. 228 f.\n2\tBerliner Berichte 1870, S. 184 f.\n3\tEbenda 1867, S. 228 u. 229.","page":445},{"file":"p0446.txt","language":"de","ocr_de":"446 Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung im sensiblen Nerven.\nnisse glaube ich einen Weg eingeschlagen zu haben, auf dem zuverl\u00e4ssige Resultate zu erhalten sein d\u00fcrften.\nGef\u00fchrt wurde ich auf diese Frage durch eine umfangreiche Untersuchung \u00fcber die Reaktionszeiten der punktuell ausgel\u00f6sten taktilen Belastungsempfindung, die, in ihrem experimentellen Teile abgeschlossen, in n\u00e4chster Zeit in dieser Zeitschrift erscheinen wird.\nZugrunde legte ich meinem Versuchsplane die extrem muskul\u00e4re Reaktionsweise bei maximaler Ein\u00fcbung der Versuchsperson. Die Gr\u00fcnde hierf\u00fcr sind ersichtlich. Der Gesamtvorgang ist vereinfacht, und da alle \u00fcbrigen Faktoren, die an demselben teilnehmen, die gleichen bleiben m\u00fcssen, so k\u00f6nnen die in den Mittelwerten zutage tretenden Unterschiede nur durch die l\u00e4ngere Wegstrecke bedingt sein, die die Erregung zu durchlaufen hat.\nGereizt werden Hautstellen des linken Armes und Beines, wobei ersterer auf einem passend zugerichteten, erh\u00f6hten Kissen ruht, w\u00e4hrend die Versuchsperson bei Reizung des letzteren bequem auf einem verstellbaren Fahrbette sitzt. Die Versuche unterscheiden sich von den bisher ausgef\u00fchrten dadurch, dafs nicht beliebige Hautstellen, sondern bestimmte und m\u00f6glichst isoliert stehende Empfindungspunkte benutzt wurden. F\u00fcr die vorliegende Untersuchung w\u00e4hlte ich Tastpunkte. Die Reizung ist in unserem Falle ferner keine elektrische, sondern eine mechanische und geschieht durch ein vox Frey-sches Reizhaar, dessen Spannungswert vorher genau bestimmt worden ist.\n\u2022 \u2022\nEin solches Reizhaar wird einem \u00c4sthesiometer aufgesteckt, das ich mir eigens f\u00fcr Reaktionsversuche habe hersteilen lassen. Da an demselben infolge eines Stromschlusses vom Experimentierzimmer aus durch elektromagnetische Wirkung ein eben dieses Reizhaar tragender Hebel herabgezogen wird, so habe ich dasselbe alsElektro\u00e4sthesiometer bezeichnet. Eine an dem gleichen Hebel angebrachte Vorrichtung bewirkt, dafs sich im Momente der Reizung durch Quecksilberkontakt gleichzeitig eine Nebenleitung schliefst, wodurch die Exaktheit der Zeitbestimmung gegeben ist. Der ganze Apparat wird auf ein ZiMMERMAxxsch.es Universalstativ montiert, wodurch ein genaues Treffen der Punkte bei der Reizung m\u00f6glich wird. Da der Hebel sehr schnell herabgezogen wird, so wird die Geschwindigkeit der Reizung \u00fcbermaximal,","page":446},{"file":"p0447.txt","language":"de","ocr_de":"F. Kiesow.\n447\nd. h. sie liegt weit oberhalb der Grenze, bis zn welcher sie auf die Empfindungsintensit\u00e4t von Einflufs ist.1\nWie aus dem Vorstehenden schon erhellt, war die Versuchsanordnung auf zwei Zimmer verteilt. Als Chronoskop diente mir eine von Herrn Runne in Heidelberg bezogene Hiprsche Uhr, welche unter anderem den Vorteil gew\u00e4hrt, dafs die Glasglocke w\u00e4hrend des Aufziehens des Uhrwerkes nicht abgenommen zu werden braucht. Ich benutzte die \u00e4ltere Vorrichtung des Uhrwerks, bei der die Zeiger bei Stromdurchgang festgehalten werden und bemerke weiter, dafs die ganze Anordnung genau derjenigen entsprach, die Wundt ausf\u00fchrlich beschrieben und abgebildet hat.2 Zur Kontrolle des Uhrwerks diente Wundts grofser Kontrollhammer, zur Reaktionsbewegung der von Cat tell eingef\u00fchrte Reaktionstaster. Reagiert wurde mit dem rechten Zeigefinger. Die Zwischenzeit zwischen Signal und Reiz betrug konstant etwas \u00fcber l1^ Sek. Ich arbeitete mit zwei Assistenten, von denen der eine im Experimentierzimmer die Uhr und die Reizung besorgte, w\u00e4hrend der andere im Beobachtungszimmer den Apparat dirigierte und auf ein genaues Treffen der Punkte Acht gab. Von einem Zimmer zum anderen verst\u00e4ndigte man sich durch verabredete akustische Signale. Die Versuchsperson hielt w\u00e4hrend der Versuche die Augen geschlossen. Um st\u00f6rende Ger\u00e4usche, namentlich die von der Strafse kommenden nach M\u00f6glichkeit abzuhalten, wurden die Geh\u00f6rg\u00e4nge der Versuchsperson durch passend zn geschliffene Korkst\u00f6psel verschlossen. Dies verhinderte aber nicht, dafs die Signale geh\u00f6rt wurden.\nWas die Reaktionen als solche betrifft, so beschr\u00e4nke ich mich hier darauf, hervorzuheben, dafs wir Reihen von 10 und 15 Einzelbeobachtungen anstellten und dafs nur Zeitwerte gestrichen wurden, die vom Beobachter hierf\u00fcr signalisiert wurden. Wo, wie zuweilen am Ende einer Sitzung geschah, die Werte infolge eintretender Erm\u00fcdung unregelm\u00e4fsig wurden, haben wir vorgezogen, die ganze Reihe zu verwerfen, um sie in der n\u00e4chsten Sitzung zu erneuern. Ferner sei noch bemerkt, dafs zwischen den einzelnen Reihen eine l\u00e4ngere Pause eingeschaltet ward, w\u00e4hrend die einzelnen Reaktionen in m\u00f6glichst schneller Aufeinanderfolge ausgef\u00fchrt wurden.\n1\tDie ausf\u00fchrlichere Beschreibung des Apparates erfolgt in der sp\u00e4ter erscheinenden gr\u00f6fseren Abhandlung.\n2\tGrundz\u00fcge der physiol. Psychologie, 5. AufiL Bd. Ill, S. 387 ff.","page":447},{"file":"p0448.txt","language":"de","ocr_de":"448 Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung im sensiblen Nerven.\nAls Versuchsperson habe ich selbst fungiert. F\u00fcr geleistete Assistenz bin ich Fr\u00e4ulein Aymar, sowie Herrn Dr. A. Fontana und meiner Frau aufrichtigen Dank schuldig.\nAls ich mich dieser Frage zuwandte, hatte ich bereits seit vielen Monaten mit kurzen Unterbrechungen t\u00e4glich Reaktionen ausgef\u00fchrt. Da ich aufserdem in der letzten Zeit ausschliefslich muskul\u00e4r reagiert hatte, so konnte ich eine maximale Ein\u00fcbung bei mir voraussetzen.\nDarauf, dafs nur m\u00f6glichst isoliert stehende Empfindungspunkte bei diesen Versuchen benutzt werden d\u00fcrfen, ist nach meinem Daf\u00fcrhalten ein besonderes Gewicht zu legen. Eben aus diesem Grunde wurden nicht Tastpunkte der Hand, des Fufses oder des Gesichtes gereizt, K\u00f6rperstellen, an denen die Dichte der Punkte eine erhebliche ist, sondern Haarpunkte der erw\u00e4hnten K\u00f6rperteile.1\nWeiter ist nach meiner Auffassung darauf zu achten, dafs die benutzten Tastpunkte eines und desselben K\u00f6rpergliedes von gleicher oder wenigstens von ann\u00e4hernd gleicher Empfindlichkeit sind und schliefslich ist besonders auch f\u00fcr eine geeignete Reizintensit\u00e4t Sorge zu tragen. Ist diese letztere zu gering, so ist eine extrem muskul\u00e4re Reaktion nicht mehr m\u00f6glich, insofern sich die Aufmerksamkeit dann nicht mehr in maximalem Grade der auszuf\u00fchrenden Bewegung zuwenden kann, sondern sich zu einem Teile unwillk\u00fcrlich auf den zu erwartenden Eindruck richtet. Dies hat aber zur Folge, dafs sich die Werte verl\u00e4ngern und ihre Schwankungen sich vergr\u00f6fsern. Ist dagegen der Reiz zu stark, so ist man nicht immer sicher, ausschliefslich ein einzelnes Tastorgan zu reizen, sondern es k\u00f6nnen infolge der gr\u00f6fseren Ausbreitung der Deformation andere Organe mitgereizt werden, woraus m\u00f6glicherweise eine Verringerung der Reaktionszeiten und wiederum unkontrollierbare Schwankungen resultieren k\u00f6nnen. Und da weiter die Anzahl der Empfindungspunkte in der Fl\u00e4cheneinheit auch auf einem und demselben K\u00f6rpergliede nicht \u00fcberall die gleiche ist2, so w\u00fcrden in diesem Falle die erhaltenen Zeitwerte auch nicht untereinander vergleichbar sein. Unter den hervorgehobenen Bedingungen aber schien mir eine Neubearbeitung der Frage nicht aussichtslos zu sein.\n1\tVgl. hierzu meine Abhandlung \u201e\u00dcb er Yert eilung und Empfindlichkeit der Tastpunkte\u201c in Philos. Studien 19, S. 260ff.\n2\tYgl. eben diese Abhandlung.","page":448},{"file":"p0449.txt","language":"de","ocr_de":"F. Kiesow.\n449\nWas die Empfindlichkeit der bis jetzt benutzten Tastpunkte betrifft, so sei hervorgehoben, dafs sie bei allen einem Schwellenwerte von 1 g pro Millimeter Radius entsprach.\nAls Reizgr\u00f6fse w\u00e4hlte ich einen Spannungswert von. 6 g pro Millimeter Radius, wobei die einzelnen Konstanten des verwandten Reizhaares die folgenden waren :\nQuerschnitt Mittlerer Eadius Kraft Spannungswert 0,038 mm1 2\t0,11 mm\t0,66 g\t6 g/mm\nDieser Reizwert k\u00f6nnte freilich etwas hoch erscheinen, aber man darf bei der Beurteilung nicht vergessen, dafs man die Punkte w\u00e4hrend der Reizung nicht sieht (beim Aufsuchen und bei Schwellenbestimmungen benutze ich stets die Lupe), sondern die Augen geschlossen hat, und dafs der Reiz eben stark genug sein mufs, damit die Aufmerksamkeit ohne Schwierigkeit extrem muskul\u00e4r eingestellt werden kann. Dafs man nicht trotzdem noch auf geringere Reize muskul\u00e4r reagieren kann, ist hiermit nicht gesagt, bei diesen Versuchen aber lag es nicht in meinem Interesse, einen m\u00f6glichst schwachen, sondern im Gegenteil, einen m\u00f6glichst starken Reiz zu verwenden.\nDem Vorstehenden sei noch hinzugef\u00fcgt, dafs die Versuche im September d. J. in einer ununterbrochenen Reihe von Tagen und zu immer gleichen Tagesstunden ausgef\u00fchrt wurden, wie auch, dafs ich meine Lebensweise w\u00e4hrend dieser Zeit in nichts ver\u00e4nderte und dafs die Temperatur des Beobachtungszimmers ein wenig um 20 0 C herum schwankte.\n1. Versuche am Arm.\nDie untersuchten Tastpunkte befanden sich auf der Haargrenze an der Beugeseite des Vorderarms, wie auf der Mitte der gleichen Seite des Oberarms. Hier wie dort wurden je zwei Punkte gew\u00e4hlt. An jedem der Punkte des Unterarms wurden 100 Beobachtungen angestellt. Von denen des Oberarms wurde der eine 100 mal, der andere 200 mal gereizt. Unten wie oben lagen die beiden Punkte nicht weit voneinander entfernt auf einer und derselben Querlinie, so dafs f\u00fcr die Entfernung der ersteren von den letzteren keine Variation eintrat. Der Umfang meines Armes betr\u00e4gt an der unteren Reizstelle ca. 17 cm; an der oberen ca. 27 cm.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 33.\n29","page":449},{"file":"p0450.txt","language":"de","ocr_de":"450 Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung im sensiblen Nerven.\nAn den beiden Haar punkten des Unterarms erhielt ich folgende Mittelwerte:\n1.\tPunkt: 161,10 a (mittl. Var. 10,9800)\n2.\tPunkt: 163,38 o ( \u201e\t\u201e\t9,6852)\nAuf dem Oberarm ergaben sich folgende Mittelwerte:\n1.\tPunkt:\t151,64(7 (Mittl. Var. 9,9080)\n2.\tPunkt, 1. Hundert: 151,70 a ( \u201e\t\u201e\t11,1880)\n2.\tHundert: 150,61 a ( \u201e\t\u201e\t12,2946)\nAus diesen Mittelwerten ergeben sich folgende Differenzen:\n1.\t161,10 \u2014 151,64 = 9,46 a\n2.\t161,10 \u2014 151,70 = 9,40 a\n3.\t161,10 \u2014 150,61 = 10,49 a\n4.\t163,38 \u2014 151,64 = 11,74 a\n5.\t163,38 \u2014 151,70 = 11,68 a\n6.\t163,38 \u2014 150,61 = 12,77 a\nDa die Entfernung der Tastpunkte des Unterarms von denen des Oberarms 33 cm betr\u00e4gt, so w\u00fcrden sich hieraus, wenn man die gleiche Nervenstrecke annimmt, die aber in Wirklichkeit gr\u00f6fser ist, folgende Fortpflanzungsgeschwindigkeiten ergeben, welche Werte ich auf drei Dezimalstellen abgerundet habe:\n1.\t34,884\tm\tpro\tSekunde\n2.\t35,106\t\u201e\t\u201e\t\u201e\n3.\t31,459\t\u201e\t\u201e\t\u201e\n4.\t28,109\t\u201e\t\u201e\n5.\t28,2o3\t\u201e\t\u201e\t\u201e\n6.\t25,842\t\u201e\t\u201e\nDas arithmetische Mittel aus allen 6 Werten betr\u00e4gt abgerundet 30,609 m in der Sekunde.\nNimmt man die Funkte je unten und oben zusammen und berechnet die Differenzen aus den Mittelwerten von je 200 Einzelbestimmungen, so ergeben sich abgerundet :\n1.\t162,24 \u2014 151,67 = 10,57 a\n2.\t162,24 \u2014 151,13 = 11,11 a\n3.\t162,24 \u2014 151,16 = 11,08 a\nAus diesen Differenzen ergeben sich abgerundet die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten :\n1.\t31,220 m pro Sekunde\n2.\t29,703 \u201e\t\u201e\n3.\t29,783 \u201e\t\u201e\nDas arithmetische Mittel aus diesen Werten betr\u00e4gt abgerundet 30,235 m in der Sekunde.","page":450},{"file":"p0451.txt","language":"de","ocr_de":"F. Kiesow.\nIL Versuche am Bein.\nAuch hier wurden, und zwar an den vorderen Fl\u00e4chen, am Unterschenkel (unteres Ende), wie am Oberschenkel (ziemlich hoch oben) je zwei Haarpunkte untersucht. An jedem einzelnen wurden 100 Beobachtungen angestellt. Auch hier lagen die Punkte oben wie unten nicht weit von einander entfernt auf der gleichen Querlinie. An der unteren Beizstelle betr\u00e4gt der Umfang meines Beines 23,5 cm, an der oberen 47 cm.\nAn den Haarpunkten des Unterschenkels erhielt ich die folgenden Mittelwerte :\n1.\tPunkt: 185,79 a (mittl. Var. 14,0574)\n2.\tPunkt: 182,73 o ( \u201e\t\u201e\t14,8446)\nAuf dem Oberschenkel fand ich die folgenden:\n1.\tPunkt: 167,64 o (mittl. Yar. 12,9316)\n2.\tPunkt: 165,48 tt { \u201e\t\u201e\t10,1728)\nHieraus ergeben sich die Differenzen:\n1.\t185,79 \u2014 167,64 = 18,15\n2.\t185,79 \u2014 165,48 = 20,31 a\n3.\t182,73 \u2014 167,64 = 15,09 a\n4.\t182,73 \u2014 165,48 \u2014 17,25 a\n\u00dcber das Knie hinweg gemessen, betr\u00e4gt die Entfernung der unteren Punkte von den oberen 58 cm. Betzen wir auch hier die Entfernung der Nervenstrecke gleich, so ergeben sich folgende auf drei Dezimalstellen abgerundete Werte der Leitungsgeschwindigkeit :\n1.\t31,956 m pro Sekunde\n2.\t28,557\t\u201e\t\u201e\n3.\t38,436\t\u201e\t\u201e\n4.\t33,623\t\u201e\t\u201e\t\u201e\nDas arithmetische Mittel aus allen vier Werten betr\u00e4gt 33,143 m pro Sekunde.\nNimmt man auch hier die Punkte je oben und unten zusammen und berechnet die Differenz aus den Mittelwerten von je 200 Bestimmungen, so erh\u00e4lt man\n184,26 \u2014 166,56 = 17,70 o.\nDieser Differenz entspricht eine Leitungsgeschwindigkeit von 32,768 m in der Sekunde.\n29*","page":451},{"file":"p0452.txt","language":"de","ocr_de":"452 Fie Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung im sensiblen Nerven.\nStellen wir die berechneten Mittelwerte nochmals zusammen, so erhalten wir eine Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung f\u00fcr den Arm von\n1.\t30,609 m pro Sekunde, bei einer Schwankung der Einzelwerte von\n25,842 bis 35,106 m pro Sekunde ;\n2.\t30,235 m pro Sekunde, bei einer Schwankung der Einzelwerte von\n29,703 bis 31,220 m pro Sekunde;\nf\u00fcr das Bein\n1.\t33,143 m pro Sekunde, bei einer Schwankung der Einzelwerte von\n28,557 bis 38,436 m pro Sekunde;\n2.\t32,768 m pro Sekunde.\nVergleicht man diese Resultate mit den von Helmholtz und Baxt gefundenen, und zieht man ferner in Betracht, dafs die durchlaufene Nervenstrecke des Armes bestimmt l\u00e4nger ist, als die geradlinige Entfernung der Punkte voneinander, so liegt bei der guten \u00dcbereinstimmung meiner Werte mit den ihrigen wohl der Schlufs nahe, dafs ein Unterschied in der Geschwindigkeit der motorischen und der sensiblen Nervenleitung beim Menschen, wenigstens in den hier in R\u00fccksicht gezogenen Nervenbahnen nicht gut angenommen werden kann.\nDie Weiterf\u00fchrung der Versuche wird in der Weise zu geschehen haben, dafs auch Empfindungspunkte anderer Qualit\u00e4ten\nin die Untersuchung hineingezogen werden. Daneben werden noch\n\u2022 \u2022\nandere Fragen und Faktoren zu ber\u00fccksichtigen sein, \u00fcber in dieser Richtung fortgesetzte Versuche wird zu geeigneter Zeit weiter berichtet werden.\n(Eingegangen am 9. Oktober 1903.)","page":452}],"identifier":"lit32918","issued":"1903","language":"de","pages":"444-452","startpages":"444","title":"Zur Frage nach der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Erregung im sensiblen Nerven des Menschen","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:21.188801+00:00"}