Open Access
{"created":"2022-01-31T16:38:11.094449+00:00","id":"lit32925","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Piper, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 98-112","fulltext":[{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98\n(Aus der physikalischen Abteilung des physiologischen Instituts\nder Universit\u00e4t zu Berlin.)\n\u00dcber\ndie Abh\u00e4ngigkeit des Reizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- bezw. Winkelgr\u00f6fse.\n(Fortsetzung der Untersuchungen \u00fcber Dunkeladaptation des Sehorgans.)\nVon\nDr. med. H. Piper.\nEinleitung.\nAnschliefsend an meine Untersuchungen \u00fcber Dunkeladaptation1 und dieselben erg\u00e4nzend, m\u00f6chte ich im folgenden \u00fcber einige Versuchsreihen berichten, durch die ich festzustellen suchte, ob und in welchem Mafse die Werte der Schwellenlichtreize des Auges durch \u00c4nderung der Fl\u00e4chen- bezw. Winkelgr\u00f6fse des lichtaussendenden Objekts beeinflufst werden. Insbesondere schien es mir von Interesse, zu untersuchen, ob sich dieser Faktor bez\u00fcglich der Schwellen einerseits des hell- und andererseits des dunkeladaptierten Auges etwa in verschiedenem Umfange geltend macht.\nDafs die Gr\u00f6fse des Objektes f\u00fcr dessen Sichtbarkeit von erheblicher Bedeutung ist, derart, dafs bei gleicher Intensit\u00e4t des ausgestrahlten Lichtes kleinere Objekte unterschwellig bleiben, gr\u00f6fsere dagegen wohl wahrnehmbar sind, ist seit langem bekannt. Schon F\u00f6rster2 stellte \u00fcber diese Frage eingehende Versuche an und \u00e4ufsert sich \u00fcber die Ergebnisse folgend er mafsen : \u201eGesichtswinkel und Helligkeit sind gleichsam die beiden\n1\tDiese Zeitschrift Bl, S. 161\u2014214.\n2\tF\u00f6rster: \u00dcber Hemeralopie und die Anwendung eines Photometers im Gebiete der Ophthalmologie. Breslau 1857.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Abh\u00e4ngigkeit d. Reizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- etc. -gr\u00f6/se. 99\nFaktoren, ans denen die Sch\u00e4rfe der Eindr\u00fccke, welche wir durch unser Auge empfangen, resultiert. Je kleiner der eine ist, desto gr\u00f6fser mufs der andere sein, w7enn noch eine Wahrnehmung zu st\u00e4nde kommen soll \u2014 sie erg\u00e4nzen sich gegenseitig.\u201c\nAubert1 best\u00e4tigte die Richtigkeit der F\u00f6RSTERschen Feststellungen und fafste dessen Satz pr\u00e4ziser, indem er zeigte, dafs die Sichtbarkeit eines Objektes, d. h. die Wahrnehmbarkeit eines Lichteindruckes, abh\u00e4ngig ist 1. von der absoluten Helligkeit, 2. von dem Helligkeitsunterschiede oder dem Kontraste, 3. von dem Gesichtswinkel oder der Gr\u00f6fse des Netzhautbildes. Wie schon aus der Betonung des Kontrastes hervorgeht, war bei den Messungen Auberts in erster Linie die Unterschiedsempfindlichkeit des Auges, nicht so sehr die Empfindlichkeit f\u00fcr minimale Lichtreize Gegenstand der Untersuchung.\nIn \u00e4hnlicher Weise fanden Ole Bull2, Donders3, Fick4 und Guillery5, dafs beim Aufsuchen der Farbenschwellen oder bestimmter S\u00e4ttigungsgrade von Farben die Lichtintensit\u00e4t und der Sehwinkel sich als zueinander in bestimmter Beziehung stehende Gr\u00f6fsen erweisen, derart, dafs bei Verringerung der einen die andere stets vergr\u00f6fsert werden mufs, wenn die gleiche Lichtempfindung sich einstellen soll.\nRicc\u00f6 6 gab dann dem Verh\u00e4ltnis, in welchem Winkelgr\u00f6fse und Schwellenhelligkeit des Objektes stehen, die mathematische Formulierung: das Produkt von Fl\u00e4chengr\u00f6fse des Netzhautbildes und Lichtintensit\u00e4t ist eine konstante Gr\u00f6fse, oder auf den Sehwinkel bezogen, das Produkt von Winkelgr\u00f6fse und Quadratwurzel der Lichtintensit\u00e4t ist konstant. F\u00fcr dieses Gesetz beansprucht Ricc\u00f6 nur G\u00fcltigkeit, solange es sich um Fl\u00e4chengr\u00f6fsen handelt, deren Netzhautbilder die Fovea centralis nicht \u00fcberschreiten, und diese Beschr\u00e4nkung\n1\tAubert: Physiologie der Netzhaut. Breslau 1865.\n2\tOle Bull: Studien \u00fcber Lichtsinn und Farbensinn. Graef es Arch. 27.\n3\tDonders : \u00dcber Farbensysteme. Archiv f\u00fcr Ophthalmologie 33.\n4\tE. A. Fick: Studien \u00fcber Licht- und Farbenempfindung. Pf l\u00fcg er s Archiv 43. 1888.\n5\tGuillery: \u00dcber die r\u00e4umlichen Beziehungen des Licht- und Farbensinnes. Archiv f\u00fcr Augenheilkunde 31.\n6\tRicc\u00f6 : Relazione fra il minimo angolo visuale e l\u2019intensit\u00e0 luminosa. Annali d\u2019Ottalmologia, VI. Jahrg., 3.","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nH. Piper.\n\u2022trifft auch f\u00fcr die Versuche und Ergebnisse der anderen bisher erw\u00e4hnten Autoren (aufser Aubert) zu.\nBesch\u00e4ftigen sich diese Untersuchungen also mit der Frage, ob die Zapfen der Netzhautgrube sich bei der Helligkeits- und Farbenwahrnehmung gegenseitig im Sinne der Reizsummation unterst\u00fctzen, so er\u00f6ffnet sich jetzt naturgem\u00e4fs die Frage, wie sich in dieser Beziehung die Netzhautperipherie verh\u00e4lt. Mir sind keine Untersuchungen bekannt, durch welche die peripheren Teile der Retina f\u00fcr sich, also mit Ausschlufs der Fovea in der be-zeichneten Richtung gepr\u00fcft wurden ; vielmehr gingen die beiden Autoren, welche hier in Betracht kommen, Aubert1 2 und Charpentier 2 von foveal abgebildeten Objekten allm\u00e4hlich zu solchen \u00fcber, deren Bilder mehr und mehr \u00fcber das Gebiet der Fovea hinausgriffen. Nach Aubert scheint auch bei solch gr\u00f6fseren Netzhautbildern die Wahrnehmbarkeit im gleichen Sinne, wenn auch nicht in gleichem Mafse wie bei foveal abgebildeten Gegenst\u00e4nden von der Winkelgr\u00f6fse abzuh\u00e4ngen.\nCharpentier dagegen konnte ein solches Verh\u00e4ltnis nicht finden; noch in einer unl\u00e4ngst erschienenen Arbeit spricht er sich dar\u00fcber folgendermafsen aus: \u201eDans des conditions comparables d\u2019adaptation le minimum perceptibile varie suivant l\u2019\u00e9tendue r\u00e9tinienne excit\u00e9e \u00e0 peu pr\u00e8s en raison inverse de la surface tant que celle-ci ne d\u00e9passe pas l\u2019\u00e9tendue de la fovea centralis ; pour les \u00e9tendues plus grandes l\u2019influence de l\u2019\u00e9tendue est n\u00e9gligeable.\u201c\nBei der Ungleichartigkeit des anatomischen Baues und der physiologischen Funktionen von Netzhautzentrum und Peripherie hat es seine grofsen Schwierigkeiten, die Bedeutung der Versuchsergebnisse richtig zu ermessen, wenn das Verhalten der peripheren Netzhautteile zusammen und vermengt mit dem der Fovea studiert wird. Geeigneter d\u00fcrfte es zweifellos sein so vorzugehen, dafs man die Netzhautperipherie ebenso gesondert untersucht, wie man es mit der Fovea getan hat. Ist dann f\u00fcr die Peripherie eine Abh\u00e4ngigkeit der Schwellenwerte von der Winkelgr\u00f6fse des Objektes gefunden, so ergibt sich von selbst die zweite Frage, ob sich dieser Faktor hinsichtlich der Reiz-\n1\tAubert: Physiologie der Netzhaut. Breslau 1865.\n2\tCharpentier: Sur les ph\u00e9nom\u00e8nes r\u00e9tiniennes. Rapport pr\u00e9sent\u00e9 au Congr\u00e8s international de Physique r\u00e9uni \u00e0 Paris en 1900.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Abh\u00e4ngigkeit d. Reizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- etc. -gr\u00f6fse. 101\nschwellen des hell- und des dunkeladaptierten Auges in gleichem oder typisch und auffallend verschiedenem Mafse geltend macht. Bez\u00fcglich dieses letzten Punktes liegt eine einschl\u00e4gige Angabe Teeitels 1 vor. Er fand (S. 81) \u201edie h\u00f6chst auffallende Tatsache, dafs die Adaptationsgr\u00f6fse unter sonst gleichen Verh\u00e4ltnissen mit der Gr\u00f6fse des Gesichtswinkels w\u00e4chst\u201c und \u00e4ufsert sich weiterhin eingehender \u00fcber die Bedeutung dieses Befundes: \u201eSehr interessant scheint mir die Eigenschaft des Auges zu sein, derzufolge die Adaptationsgr\u00f6fse mit dem Gesichtswinkel zunimmt. Man darf diese Erscheinung nicht damit verwechseln, dafs der Licht-, Farben- und Raumsinn sich bei unvollkommener Adaptation um so feiner darstellt, je gr\u00f6fser das Untersuchungsobjekt ist. Dafs in dieser Hinsicht ein unvollkommen adaptiertes Auge nicht ein anderes Verhalten als ein adaptiertes zeigen w\u00fcrde, war von vornherein anzunehmen. Man h\u00e4tte aber erwarten sollen, dafs die Adaptationsgr\u00f6fse bei verschieden grofsen Gesichtswinkeln nicht variiert.\u201c\nIst es richtig, dafs die Adaptationsgr\u00f6fse unter sonst gleichbleibenden Verh\u00e4ltnissen bei ausschliefslicher \u00c4nderung der Winkelgr\u00f6fse des Reizobjektes einen anderen Wert annimmt, so bedeutet das, dafs die Schwellenintensit\u00e4ten des hell- und des dunkeladaptierten Auges in verschiedenem Mafse durch die eingef\u00fchrte Variable beeinflufst werden. Denn w\u00fcrden beide Werte in gleicher Proportion durch Variierung der Winkelgr\u00f6fse ver\u00e4ndert, so m\u00fcfste auch der Quotient der Hell- und Dunkelschwelle, d. i. die Adaptationsgr\u00f6fse gleich bleiben.\nVon einer auf diese Frage gerichteten Untersuchung d\u00fcrfte man wohl erwarten, dafs die Resultate einiges Licht auf gewisse funktionelle Unterschiede zwischen Hell- und Dunkelapparat des Sehorganes werfen w\u00fcrden. Wenn man bedenkt, dafs es in hohem Grade wahrscheinlich geworden ist, dafs bei beiden verschiedenen Zust\u00e4nden des Auges auch zweierlei verschiedene anatomische Gebilde in der Funktion der Perzeption geeigneter Lichteindr\u00fccke und Ausl\u00f6sung von Gesichtsempfindungen einander abl\u00f6sen, n\u00e4mlich im einen Fall die Zapfen, im anderen die St\u00e4bchen, so w\u00fcrde es nicht wunderbar erscheinen, wTenn sich\n1 Treitel: \u00dcber das Verhalten der normalen Adaptation. Gr\u00e4fes Archiv. 1887.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nH. Piper.\ndiese Gebilde auch hinsichtlich des Mechanismus voneinander unterscheiden, welcher die gegenseitige Unterst\u00fctzung benachbarter Elemente im Sinne der Reizaddition vermittelt. \u00dcber das Prinzip eines solchen Unterschiedes Aufschlufs zu bringen, bezwecken die im folgenden mitzuteilenden Untersuchungen.\nMethodik.\nBei den Schwellenmessungen wurde derselbe Apparat benutzt, welcher f\u00fcr meine fr\u00fcheren Untersuchungen \u00fcber Dunkeladaptation Verwendung fand und dessen eingehende Beschreibung ich bei Ver\u00f6ffentlichung1 meiner damaligen Resultate bereits gegeben habe. Ich darf also in dieser Beziehung auf das dort Gesagte verweisen. Nur in einem Punkte mufs ich meine fr\u00fcheren Angaben vervollst\u00e4ndigen und berichtigen. Ich f\u00fchrte aus, dafs in einem Apparat von der Beschaffenheit einer Camera obscura die Linse das Bild einer leuchtenden Kartonfl\u00e4che auf eine Milchglasscheibe entwarf, welche die r\u00fcckw\u00e4rtige Wand der Camera bildete, dafs dieses Bild Form und Gr\u00f6fse eines Quadrates von 10 cm Seite hatte und hinsichtlich seiner Helligkeit ausgiebig durch eine unmittelbar vor der Linse angebrachte graduierte Irisblende mefsbar variiert werden konnte und dafs dasselbe, durch die Milchscheibe durchscheinend und von r\u00fcckw\u00e4rts her von der Versuchsperson betrachtet, den Lichtreiz bildete, an welchem die Empfindlichkeit des Auges gemessen wurde. Ich mufs mich hier dahin korrigieren, dafs das Bild des leuchtenden Kartons etwas gr\u00f6fser als fr\u00fcher angegeben, n\u00e4mlich als Quadrat von etwa 12 cm Seite auf die Scheibe der Camera entworfen wurde und dafs durch ein der r\u00fcckw\u00e4rtigen Fl\u00e4che der Scheibe angelegtes Diaphragma ein Quadrat von 10 cm Seite aus jenem Bild herausgeschnitten wurde. Diese Anordnung brachte den Vorteil mit sich, dafs die leuchtende Fl\u00e4che, welche als Versuchsreiz diente, sich scharf umgrenzt von einer absolut dunklen Umgebung abhob. Ohne Vorschaltung des Diaphragmas w\u00e4ren die R\u00e4nder des Bildes nie scharf gewesen, denn auch bei tadelloser Einstellung der Camera, wenn das Bild also scharf-randig auf die Vorderfl\u00e4che der Milchscheibe entworfen ist, erscheint es, durch die Michscheibe durchscheinend und von r\u00fcckw\u00e4rts her betrachtet, unscharf, da die Lichtstrahlen auf ihrem\n1 H. Piper: \u00dcber Dunkeladaptation. Diese Zeitschrift 31, S. 168 u. f. 1903.","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Abh\u00e4ngigkeit d. Reizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- etc.-gr\u00f6fse. 103\nWege durch die Scheibe erheblich abgelenkt und zerstreut werden; auch w\u00fcrde bei Fortlassung des Diaphragmas die als Reizobjekt dienende leuchtende Fl\u00e4che nicht g\u00fcnstig aus einer absolut dunklen Umgebung hervorgetreten sein, da diese dann ja von der Milchscheibe selbst gebildet w\u00e4re, welche, von un-regelm\u00e4fsig gebrochenen und zerstreuten Strahlen von vorn getroffen, grau, nicht aber schwarz erschienen w\u00e4re. Ich hielt es f\u00fcr zweckm\u00e4fsig und nicht unwesentlich, dieses hier nachzutragen, da ich glaube, dafs durch diese meine fr\u00fchere Beschreibung vervollst\u00e4ndigende Angabe dem einen oder anderen Einwand gegen die Brauchbarkeit meiner damaligen Resultate die Spitze von vornherein abgebrochen ist.\nUm nun Reizobjekte verschiedener Fl\u00e4chen- bezw. Winkel-gr\u00f6fse zu erhalten, wurden derjenigen Fl\u00e4che der Milchglasscheibe, welche der Linse der Camera abgekehrt, dem Beobachter aber zugewandt war, Kartonrahmen von verschieden weiter \u00d6ffnung angelegt. Dadurch wurden aus dem leuchtenden Areal der Scheibe Fl\u00e4chenst\u00fccke von verschiedener Gr\u00f6fse herausgeschnitten, welche dann s\u00e4mtlich von der Versuchsperson aus konstantem Abstand (30 cm) zu beobachten waren. Bei den Versuchen kamen derartig hergestellte Lichtreize von viererlei verschiedenen Fl\u00e4chen- bezw. Winkelgr\u00f6fsen, s\u00e4mtlich von der Form eines Quadrates zur Verwendung, deren Mafse die folgende Tabelle angibt.\nTabelle I.\n\tSeite des Quadrates in cm\tFl\u00e4chengr\u00f6fse in qcm\tWinkelgr\u00f6lse in der Diagonalen, aus 30 cm Abstand beobachtet\tVerh\u00e4ltnis der linearen Winkelgr\u00f6lsen\nI\t10\t100\t26\u00b0\t10\nII\t5\t25\t13\u00b0\t5\nIII\t3,15\t10\t8\u00b0 20'\t3,15\nIV\t1\t1\t2\u00b0 45'\t1\nDie Reizobjekte wurden bei allen Versuchen mit ziemlich weit peripheren Netzhautteilen beobachtet: der innere Rand des Netzhautbildes lag mindestens 20\u201425\u00b0 von der Fovea ab. Bei einigen Messungsreihen war die Blickrichtung durch ein seitlich angebrachtes Fixierzeichen festgelegt, bei anderen wurde von der Verwendung eines solchen Abstand genommen und der","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nII. Piper.\nVersuchsperson nur aufgegeben, nach M\u00f6glichkeit dieselbe Blickrichtung innezuhalten, so dafs stets ungef\u00e4hr die gleichen Partien der Netzhautperipherie von den verschieden grofsen Lichtreizen betroffen wurden. Die mit und ohne Fixierzeichen erzielten Resultate differieren so gut wie \u00abgar nicht voneinander; man konnte sich auch wohl von vornherein denken, dafs bei den hier gegebenen Versuchsbedingungen die ganz strikte Innehaltung der Blickrichtung durch Fixierung eines Lichtpunktes keinen allzugrofsen Wert haben w\u00fcrde, denn innerhalb des ausgedehnten Netzhautareals, welches vom Bild des gr\u00f6fsten Reizobjektes eingenommen wird, k\u00f6nnen die Bilder der kleineren Lichtfl\u00e4chen einen beliebigen Ort einnehmen, ohne dafs dadurch die Vergleichbarkeit der Messungen untereinander beeintr\u00e4chtigt wird.\nVersuche.\n1. Schwellenmessungen am dunkeladaptierten\nAuge.\nIn der folgenden Tabelle sind zun\u00e4chst die Messungsergebnisse verzeichnet, welche hei Beobachtung der verschieden grofsen Reizobjekte mit hochgradig dunkeladaptiertem Auge erhalten wurden. Da nach meinen fr\u00fcheren Untersuchungen die Netzhaut nach 1/2\u20143/4 st\u00fcndlichem Dunkelaufenthalt einen ziemlich konstant bleibenden Zustand maximaler Empfindlichkeit erreicht hat, sind die unter diesen Bedingungen gefundenen Lichtschwellenwerte ohne weiteres quantitativ miteinander vergleichbar, und dieser Vorzug ist der Grund, weshalb ich hier die bei Dunkeladaptation erzielten Resultate vor den am helladaptierten Auge gewonnenen anf\u00fchre, hei welch letzterem ja f\u00fcr zwei aufeinander folgende Schwellenmessungen im allgemeinen derselbe Empfindlichkeitszustand nicht vorausgesetzt werden darf.\nIm ersten Stabe der Tabelle sind die Verh\u00e4ltniszahlen der Fl\u00e4chengr\u00f6fsen, im zweiten die Quadratwurzeln derselben, resp. die Verh\u00e4ltniszahlen der linearen Winkelgr\u00f6fsen der verwendeten vier Reizobjekte eingetragen. Im dritten Stabe sind die Lichtintensit\u00e4ten verzeichnet, welche als Schwellenwerte bei maximaler Dunkeladaptation f\u00fcr die betreffende leuchtende Fl\u00e4che gefunden wurden; sie sind als Mittel aus je 6 Einzelbeobachtungen berechnet. Der Schwellenwert des kleinsten Quadrates (1 cm Seite) ist gleich 10 gesetzt. Im vierten Stabe sind dann die Reizwerte der verschieden grofsen leuchtenden Fl\u00e4chen angegeben, welche","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Abh\u00e4ngigkeit d. Reizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- etc. -gro\u00dfe. 105\nals reziproke Werte der Schwellenintensit\u00e4ten (multipliziert mit 10) berechnet sind ; dabei bildet dann der Reizwert des kleinsten Quadrates die Mafseinheit. Die Berechnungen der Schwellen- und Reizwerte (Stab III und IV) sind entsprechend einer Auswahl aus den oft wiederholten Versuchsreihen, mehrfach in die Tabelle auf genommen.\nTabelle II.\nBeobachter Piper.\n1 2\n^ .. \u2014 ^\nI Fl\u00e4chen- gr\u00f6fse\tII V Fl\u00e4chengr\u00f6fse resp.Winkelgr\u00f6fse\tIII Schwellen- wert\tIV Reiz- wert\tIII Schwellen- wert\tIV Reiz- wert\n1\t1\t10\t1\t10\t1\n10\t3,15\t2,94\t3,4\t3,03\t3,3\n25\t5\t1,96\t5,1\t2,08\t4,8\n100\t10\t1,02\tac GO\t1,15\t8,7\nBeobachter Hr. Bleckwenn.\n1 2\n... ............. ^\nI Fl\u00e4chen- gr\u00f6fse\tII V Fl\u00e4chengr\u00f6lse resp.Winkelgr\u00f6fse\tIII Schwellen- wert\tIV Reiz- wert\tIII Schwellen-j\twert\tIV Reiz- wert\n1\t1\t10\t1\t10\t1\n10\t3,15\t3,125\t3,2\t2,86\t3,5\n25\t5\t2,13\t4,7\t1,92\t5,2\n100\t10\t1,03\t9,7\t1,12\t8,9\nBenutzt man, wie hier geschehen, den Lichtschwellenwert als Indikator des Reizwertes eines Objektes f\u00fcr das Auge, so ergibt sich aus den tabellarisch angef\u00fchrten Messungen, dafs dieser Reizwert f\u00fcr die Peripherie der dunkeladaptierten Retina abh\u00e4ngig ist von der Gr\u00f6fse des leuchtenden Objektes bezw. seines Netzhautbildes, derart, dafs gr\u00f6fsere Objekte niedrigere Schwellenwerte also h\u00f6here Reizwerte haben als kleine, dafs gr\u00f6fsere Objekte also bei Lichtintensit\u00e4ten noch wahrgenommen werden k\u00f6nnen, welche f\u00fcr kleinere unterschwellig sind. Charpentiers Satz, dafs die Sichtbarkeit von Objekten, deren Bilder ausgedehntere Partien der Netzhautperipherie einnehmen, nur abh\u00e4ngig sei von","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nH. Piper.\nder ansgestrahlten Lichtintensit\u00e4t, nicht aber von der Winkel-gr\u00f6fse, ist nach diesen Ergebnissen jedenfalls unter den Bedingungen der Dunkeladaptation unzutreffend.\nWenn es sich nun darum handelt, aus den gefundenen Zahlen eine Formel abzuleiten, welche die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der Abh\u00e4ngigkeit des Reiz wertes eines Objektes von seiner Gr\u00f6fse ann\u00e4hernd richtig in mathematischer Ausdrucksweise wiedergibt, so lehrt der Vergleich der in Stab II und IV der Tabelle verzeichneten Werte, dafs der Reizwert eines Objektes f\u00fcr die dunkeladaptierte Ne tzhautperipherie proportional der Quadratwurzel der Fl\u00e4chengr\u00f6fse des Netzhautbildes anw\u00e4chst oder dafs das Produkt des Lichtschwellenwertes mit der Wurzel der Fl\u00e4chengr\u00f6fse des Netzhautbildes bez\u00fcglich der Wahrnehmbarkeit des Objektes eine konstante Gr\u00f6fse ist.\nDa bei den bisher besprochenen Versuchen leuchtende Fl\u00e4chen von quadratischer Form als Reizobjekte dienten, bei diesen aber die Verh\u00e4ltniszahlen der Wurzeln der Fl\u00e4chengr\u00f6fsen und die der Winkelgr\u00f6fsen identisch sind, so konnte man im Zweifel dar\u00fcber bleiben, ob die oben abgeleitete Regel, in welche die Wurzel der Fl\u00e4chengr\u00f6fse als mafsgebende Gr\u00f6fse aufgenommen ist, richtig formuliert ist, oder ob nicht vielmehr der Reizwert proportional der linearen Winkelgr\u00f6fse des Objektes anw\u00e4chst. Wenn auch die letztere Annahme von vornherein wenig Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich hat, so erschien es doch w\u00fcnschenswert, durch besondere Versuche die Richtigkeit des oben eingesetzten Ausdruckes eindeutig zu beweisen und die lineare Winkelgr\u00f6fse als ausschlaggebenden Faktor auszu-schliefsen.\nZu diesem Zwecke wurde ein Diaphragma vor die Milchscheibe der Camera gesetzt, welches aus dem grofsen Quadrat von 10 cm Seite einen langen in der Diagonale gelegenen Streifen herausschnitt; die lineare Winkelgr\u00f6fse dieses Reizobjektes war jetzt dieselbe, wie die maximale Winkelgr\u00f6fse des Quadrates, n\u00e4mlich bei 30 cm Abstand des Auges = 26 \u00b0, die Fl\u00e4chengr\u00f6fse aber war ganz erheblich geringer. Wie zu erwarten, erwies sich der Reiz wert des Streifens erheblich kleiner als der des grofsen Quadrates und die Rechnung ergab, dafs derselbe, verr glichen mit den Reizwerten der anderen Versuchsobjekte, in der","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Abh\u00e4ngigkeit d. Beizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- etc. -gr\u00f6fse. 107\nProportion zur Wurzel der Fl\u00e4chengr\u00f6fse stand, welche die oben ausgesprochene Regel verlangt.\nBei anderen Versuchen dienten 10 schachbrettartig angeordnet Einzelquadrate von je 1 cm Seite als Versuchsreiz. Die Summe der Fl\u00e4chengr\u00f6fsen dieser Quadrate war gleich der Fl\u00e4chengr\u00f6fse des fr\u00fcher verwendeten Quadrates von 3,15 cm Seite und es zeigte sich, dafs auch die Reizwerte dieser beiden Versuchsobjekte gleich waren. Auch dieses Experiment schliefst also die lineare Winkelgr\u00f6fse als mafsgebenden Faktor ebenso vollst\u00e4ndig aus, wie es die oben angegebene Regel, dafs der Reizwert eines Objektes f\u00fcr die dunkeladaptierte Netzhautperipherie proportional der Wurzel seiner Fl\u00e4chengr\u00f6fse zu- resp. abnimmt, als richtig beweist.\nVergleicht man jetzt diesen Satz mit dem Inhalt der Regel, welche, wie einleitend erw\u00e4hnt, von Ricc\u00f6 f\u00fcr foveal abgebildete Objecte aufgestellt ist, so ergibt sich, dafs die Sichtbarkeit zentral beobachteter Gegenst\u00e4nde in weit h\u00f6herem Mafse von der Fl\u00e4chengr\u00f6fse abh\u00e4ngt, als es bei peripher und mit dunkeladaptiertem Auge beobachtetem Lichtreize der Fall ist. Bei foveal gesehenen Objekten w\u00e4chst nach Ricc\u00f6 der Reizwert, gemessen an der Schwellenlichtintensit\u00e4t, proportional der Fl\u00e4chengr\u00f6fse, bei peripher abgebildeten dagegen mit der Wurzel der Fl\u00e4chengr\u00f6fse (bei Dunkeladaptation). Bezeichnet man die Fl\u00e4chengr\u00f6fse mit L7, die zugeh\u00f6rige Schwellenintensit\u00e4t des Lichtes mit L, so lautet der Satz Ricc\u00f6s:\nL \u2022 F = const, der hier abgeleitete dagegen\nL \u2022 / F \u2014 const.\nIch will hier indessen nicht unterlassen zu bemerken, dafs mir eine Nachuntersuchung der Ricc\u00f6schen Angaben w\u00fcnschenswert erscheint, denn die letzten Jahre haben eine ganze Anzahl von neuen Resultaten \u00fcber die Physiologie, speziell \u00fcber die Gr\u00f6fse der Fovea gezeitigt, welche bei Versuchen \u00fcber die Abh\u00e4ngigkeit der Intensit\u00e4t der Helligkeitsempfindung von der Fl\u00e4chengr\u00f6fse der fovealen Netzhautbilder ber\u00fccksichtigt werden m\u00fcssen.\n2. Schwellenmessungen am helladaptierten Auge.\nEs w\u00e4re jetzt w\u00fcnschenswert, dafs in derselben Weise, wie f\u00fcr die dunkeladaptierte auch f\u00fcr die helladaptierte Netzhaut-","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nH. Piper,\np\u00e9riph\u00e9rie festgestellt w\u00fcrde, wie sich die Lichtschwellenwerte bei Beobachtung verschieden grofser Reizobjekte zueinander verhalten und wom\u00f6glich wiederum einen ann\u00e4hernd richtigen mathematischen Ausdruck f\u00fcr die Beziehung zu finden, welche bez\u00fcglich der Wahrnehmbarkeit zwischen Gr\u00f6fse und Lichtintensit\u00e4t des Objektes besteht.\nDer Erreichung dieses Ziels stellt sich hier jedoch eine un\u00fcberwindliche Schwierigkeit entgegen: sollen n\u00e4mlich die f\u00fcr verschieden grofse Reizobjekte gefundenen Schwellenwerte quantitativ untereinander vergleichbar sein, so ist daf\u00fcr Voraussetzung, dafs die s\u00e4mtlichen Bestimmungen bei unver\u00e4ndertem Empfindlichkeitszustand der Netzhaut vorgenommen worden sind. Dieser Forderung vollst\u00e4ndig gerecht zu werden, ist aber bei helladaptiertem Auge nicht m\u00f6glich, denn in der Zeit, welche zwischen den einzelnen, nat\u00fcrlich im Dunkeln vorgenommenen Schwellenmessungen verstreicht, hat sich der Empfindlichkeitszustand der Retina jedesmal nicht unbetr\u00e4chtlich im Sinne der Dunkeladaptation ver\u00e4ndert.\nUm nun doch zu einem ann\u00e4hernd richtigen Urteil \u00fcber den Einflufs der Gr\u00f6fse des Objekts auf die Schwellenwerte der helladaptierten Netzhautperipherie zu kommen, bin ich folgender-mafsen verfahren: zun\u00e4chst habe ich mich darauf beschr\u00e4nkt die Schwellenmessungen nur bei Verwendung der beiden Extreme der fr\u00fcher verwendeten Objektgr\u00f6fsen, n\u00e4mlich der Quadrate von 1 und von 10 cm Seite, anzustellen. Diese beiden Bestimmungen wurden dann m\u00f6glichst schnell nacheinander ohne Zeitverlust ausgef\u00fchrt und paarweise 20 mal wiederholt, wobei die Zwischenzeiten zur Zur\u00fcckf\u00fchrung des Auges in guten Helladaptationszustand benutzt wurden. Stets wurde die Schwellenbestimmung f\u00fcr das kleine Quadrat vor der des grofsen gemacht, so dafs der Unterschied zwischen beiden . Werten durch die inzwischen vorgeschrittene Adaptation sich gr\u00f6fser darstellt, als er bei konstantem Empfindlichkeitszustand gefunden worden w\u00e4re. W\u00e4ren die beiden Bestimmungen in umgekehrter Reihenfolge vorgenommen worden, so w\u00e4re nat\u00fcrlich die Differenz der Schwellenwerte unter dem Einflufs der inzwischen eingetretenen Empfindlichkeitszunahme verringert, wenn nicht ganz verwischt worden.\nTrotzdem nun, wie gesagt, der Fehler der Versuchsmethodik sich sicherlich in dem Sinne geltend macht, dafs die Differenz","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Abh\u00e4ngigkeit d. Reizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- etc. -gr\u00f6fse. 109\nder Reizwerte beider um das 100 fache der Gr\u00f6fse nach verschiedenen Objekte sich in den Messnngsergebnissen als noch zu grofs darstellt, zeigt sie doch im Vergleich zu den bei Dunkeladaptation gewonnenen Feststellungen einen ganz auffallend geringen Wert. Der Reizwert des grofsen Quadrates \u00fcbertrifft den des kleinen nach den Messungen durchschnittlich um das 2 bis 2,5 fache (im Maximum um das 3,3, im Minimum um das 1,3 und 1,6 fache). Wie hoch nun dabei der Einflufs des Zeitverlustes zwischen je zwei Schwellenbestimmungen zu veranschlagen ist, ist schwer zu sagen. Jedenfalls steht kaum etwas der Annahme im Wege, dafs die ganze, zwischen beiden Reizwerten gefundene Differenz auf Wirkung dieses Faktors zur\u00fcckzuf\u00fchren ist und dafs demnach der Einflufs der Gr\u00f6fse des Objekts auf seinen Reizwert f\u00fcr die hell adaptierte Netzhautperipherie als minimal betrachtet oder =0 gesetzt wird.\nIn dieser Eigenschaft unterscheidet sich also die helladaptierte Netzhautperipherie sehr wesentlich von der dunkeladaptierten, bei welcher wir einen gar nicht unerheblichen Einflufs der Gr\u00f6fse des Objekts auf die Sichtbarkeit feststellen konnten. Zugleich best\u00e4tigen die Versuchsergebnisse die oben zitierte Angabe Treitels vollst\u00e4ndig, dafs die Adaptationsbreite, d. i. der Quotient der Schwellenwerte des hell- und des dunkeladaptierten Auges, unter sonst gleich bleibenden Verh\u00e4ltnissen einen geringeren Wert annimmt, wenn das Reizobjekt, an dem die Messungen vorgenommen werden, kleiner wird: Der Dividend (Schwelle des Hellauges) beh\u00e4lt bei Wechsel der Objektgr\u00f6fse ungef\u00e4hr seinen Wert, der Divisor aber ver\u00e4ndert ihn umgekehrt proportional der Wurzel der Fl\u00e4chengr\u00f6fse des Objektes.\n3. Darstellung des zeitlichen Adaptations verlauf es bei Messung der Sch wellen an Reizobjekten verschiedener Fl\u00e4chengr\u00f6fse.\nSehr klar kommen die bisher besprochenen Dinge zur Anschauung, wenn man den zeitlichen Verlauf der Adaptation, gemessen an den verschieden grofsen Reizobjekten, kurvenm\u00e4fsig darstellt; \u00fcber den Adaptationsverlauf gewinnt man, wie ich in meiner schon \u00f6fter erw\u00e4hnten Untersuchung \u00fcber Dunkeladaptation gezeigt habe, am besten eine befriedigende Vorstellung,","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nH. Piper.\nwenn man die reziproken Werte der Sehwellenintensit\u00e4ten, das Sind die Empfindlichkeitswerte der Retina, resp. die jeweiligen Reizwerte der Objekte, als Funktion der Zeit in ein System rechtwinkliger Koordinaten eintr\u00e4gt. Die Schwellenintensit\u00e4ten, an Objekten verschiedener Fl\u00e4chengr\u00f6fse gemessen, haben aber Werte, welche mit zunehmender Dunkeladaptation mehr und mehr voneinander differieren, und so demonstrieren die Kurven, d. h. die Differenzen ihrer Ordinatenh\u00f6hen an den einzelnen Punkten der Abzissenachse, unmittelbar die Tatsache, dafs die Empfindlichkeit der Netzhaut f\u00fcr Objekte betr\u00e4chtliche Fl\u00e4chengr\u00f6fse mit zunehmender Dunkeladaptation ganz erheblich, f\u00fcr kleine dagegen sehr viel weniger ansteigt.\nZur Illustration dieser Verh\u00e4ltnisse sollen die in beifolgender Figur reproduzierten Kurven dienen. Denselben lagen die in Tabelle 3 verzeichneten Messungen zu Grunde : es wurden, nachdem die Versuchsperson zuvor ihre Augen in einen Zustand guter Helladaptation gebracht hatte, bei Dunkelaufenthalt von Zeit zu Zeit je vier Schwellenbestimmungen vorgenommen, f\u00fcr deren jede ein anderes der oben beschriebenen vier Diaphragmen vor die Scheibe der Camera gesetzt wurde. Die jeweilige Empfindlichkeit der Netzhaut f\u00fcr die betreffende leuchtende Fl\u00e4che wurde durch Berechnung des reziproken Wertes der Schwelle bestimmt. Diese Zahl, als Reiz wert des Objektes oder Empfind-\nTabelle III.\n\u25a0\u2014< rj\n\u00a9 .fl d X\nd \u00e8\nd CO\nP 2\nm\n\u00a9\nr\u00f6\n\u00f6S\nrd\n4P\nd \u00a9 \u00a9 \u00ab4-1\nNI\nc\u00f6\nIL\nHo\nIL\nIL\n2 03 <8\n'S .S ^\n^\tCO\nrd Cd \u00a9\t\u00a9\nl-g i's\nW o\nf-i\nz* f-i tsi\nX \u00a9 d X \u00ab\u00d6 ^ d 1h\nP\n\u00a9 \u00a9 is \u2019S\n4 a\nCD \u2022 rH\nm a\n\u00f6 ---\nP 2\nCO \u00f6S\n\u00ae rC rO +2\nfl\n\u2022 rH CD\n<D *w N3 g\n2 S \u00a9\n\u2022H d d\n\u00a9 \"l-l\nu -p -P\nd \u00a9\nrd Qj\n\u00a9 r\u2014I\n\u00a9\nP\n1\u2014! Sh\nX \u00a9\nd x cd\npH 5h rH \u00a9 \u00a9\nS \u2019S\nJ-I CO \u00a9 \u00a9\ns \u00a9\n\u2022r-\u00bb\nd\nO\na\np\n\u00a9\ndi\nd\nd\nP\nCO\n\u00a9\nX\nCO\n\u00a9\n4P\nc3\nrd\nd \u00a9 \u00a9 \u00abH\nN3\nd\n2 S \u00a9\n\u2022rH d r\u00d6 \u00a9 \u2022--< yj -4\u2014*\t-4\u20143\n^ <D \u00ceH QQ\nrd Cd \u00a9\t\u00a9\n\u00a9 HH tr -+P\n,d\td\nx \u00a9 -d -P. d d 5 d \u00ab ^ P O\nft ^4\nd \u00a9 2\nd fe x P ^ o\n\u00a9 .3\n\u20223 a\nd\nP\nCO\n\u00a9\nX\nm\n\u00a9\n\u2019d\nrd\n_ d .x \u00a9\n\u00a9 \u00ab4\u2014I\n^ I\n2 03 P d \u00a9\nd \u00a9\n\u2019S p\n\u2022 rH\n'S \u00a9\nd x\n\u00abfl ^ d 'S\nd \u00ae P *\nCO\n\u00a9\nX\n-4P 4P \u00a9\nCO \u00a9\n\u00a3 d\nN \u00a9\n\u2022 rH *1\u20145\n\u00a9 _Q\nP o\nSH\n\u00a9\nX\no\n3\t17,8\t2\t17,8\t7a\t15,9\t0\t17\n5\t77,8\t71/2\t820,44\t7\t820,44\t6\t675\nlD/a\t1171,8\t15\t5 456,7\t13\t7 694,7\t10\t4 467\n20\t2 914,0\t27\t12 346\t24\t21 626\t22\t30 779\n31\t4 890,2\t32\t14 516\t34\t24 414\t327a\t56 689\n43\t5 621,4\t487a\t16 025\t47\t28 728\trH 00 CO\t62 500\n64\t5 621,4\t62\t16 025\t5872\t28 728\t!\t45\t62 500\n\t\t\t\t\t1\t57\t62 500","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Abh\u00e4ngigkeit d. Beizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- etc. -gr\u00f6fse. Hl\n70000\n60000\n50000\n\u26660000\n30000\n20000\n10000\nFi g. 1.\nErkl\u00e4rung: Ansteigen der Netzhautempfindlichkeit bei Dunkelaufenthalt, gemessen an Keizobjekten verschiedener Fl\u00e4ehengr\u00f6fse : 1 = 1 qcm, II = 10 qcm, III = 25 qcm, IV = 100 qcm.\nlichkeitswert der Retina f\u00fcr das Objekt bezeichnet, hat in der Tabelle in den St\u00e4ben IIi_4 Aufnahme gefunden. Bez\u00fcglich der Einzelheiten der Methodik und der Berechnung mufs ich hier auf die Ausf\u00fchrungen meiner fr\u00fcheren Arbeit \u00fcber Dunkeladaptation verweisen.\nSch lufs.\nMan kann die tats\u00e4chlichen Ergebnisse dieser Untersuchung dahin zusammenfassen, dafs der Reiz wert eines Objektes f\u00fcr die dunkeladaptierte Netzhautperipherie nicht nur mit der ausgestrahlten Lichtintensit\u00e4t, sondern auch mit der Fl\u00e4ehengr\u00f6fse seines Netzhautbildes deutlich und nicht unerheblich zu- resp. abnimmt, dafs aber die in der helladaptierten Netzhautperipherie","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nS. Piper.\nansgel\u00f6ste Helligkeitsempfindung fast ausschliefslich durch \u00c4nderung der Lichtintensit\u00e4t, dagegen so gut wie gar nicht durch \u00c4nderung der Fl\u00e4chengr\u00f6fse des Objektes alteriert wird. Stellt man sich auf den Boden der von v. Kries und Parinaud neu begr\u00fcndeten Theorie der Lichtempfindungen, wonach im helladaptierten Auge vorwiegend die Zapfen, im dunkeladaptierten dagegen die St\u00e4bchen die Ausl\u00f6sung der Lichtempfindungen vermitteln, so legen die hier mitgeteilten Feststellungen die Vermutung nahe, dafs die lichtperzipierenden Elemente des Hell- und des Dunkelauges auf verschiedene Art miteinander, bezw. mit den h\u00f6heren Teilen der Sehbahn verkn\u00fcpft sind, derart, dafs im einen Falle durch Addition der benachbarten Elemente treffenden Einzelreize eine Verst\u00e4rkung der Helligkeitsempfindung in die Wege geleitet werden kann, dafs dieses aber im anderen Falle kaum oder gar nicht erfolgt F\u00fcr diese Vermutung k\u00f6nnte in den bekannten Ergebnissen der histologischen Forschung wohl eine Grundlage gefunden werden ; eine detaillierte Durchf\u00fchrung dieser Betrachtungen erscheint indessen zur Zeit noch nicht ang\u00e4ngig und es d\u00fcrfte vorerst ratsamer sein, sich mit diesen allgemeinen Andeutungen zu begn\u00fcgen.\n(Eingegangen am 18. M\u00e4rz 1903.)","page":112}],"identifier":"lit32925","issued":"1903","language":"de","pages":"98-112","startpages":"98","title":"\u00dcber die Abh\u00e4ngigkeit des Reizwertes leuchtender Objekte von ihrer Fl\u00e4chen- bezw. Winkelgr\u00f6\u00dfe. (Fortsetzung der Untersuchungen \u00fcber Dunkeladaptation des Sehorgans)","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:38:11.094455+00:00"}