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Über Muskelzustände: Zweites Kapitel

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{"created":"2022-01-31T14:21:03.012473+00:00","id":"lit32933","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Rieger, Conrad","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 377-415","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"377\n\u2022 \u2022\nUber Muskelzust\u00e4nde.\nYon\nProfessor Conrad Rieger in W\u00fcrzburg.\n(Mit 13 Figuren im Text.)\n[Fortsetzung von Bd. 31, S. 1\u201446.]\nZweites Kapitel:\nDie zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der elastischen Zugkr\u00e4fte.\nI. Die Verteilung der elastischen Zugkr\u00e4fte unter dem Einfluss\nl\u00e4ngerer Zeitdauer.\nWas ich in meinem ersten Kapitel auseinandergesetzt habe, dies bedarf hier noch einer Erg\u00e4nzung in Hinsicht auf den Ein-flufs der Zeit (worauf ich, auf Seite 42 jenes Kapitels, schon voraus verwiesen habe). Diese Erg\u00e4nzung kann sehr einfach formuliert wrerden, n\u00e4mlich folgendermafsen : Wenn ich ein Gummiband oder eine Muskelgruppe, einige Minuten oder mehr Zeit hindurch, kurz oder lang lasse, so ist der Gewinn oder Verlust an elastischer Kraft, der durch den kurzen oder langen Zustand bewirkt wird, viel betr\u00e4chtlicher, als wenn ich nach der Verk\u00fcrzung oder Verl\u00e4ngerung sofort wieder einen anderen Zustand eintreten lasse. Mit diesem Hilfsmittel der Zeit habe ich deshalb die Verteilung der elastischen Kr\u00e4fte noch in besonders starkem Mafse in der Hand. Wenn ich die Kraft in einem Sinne mehr steigern will, als ich sie steigern kann durch blofs vor\u00fcbergehende K\u00fcrze, so brauche ich den kurzen Zustand nur einige Minuten andauern zu lassen ; und ausnahmslos ist dann, nach der R\u00fcckkehr zu den vorigen statischen Momenten, ein Zustand des Gleichgewichts vorhanden, der noch viel mehr verschoben ist im Sinne der Kraft, welche gewachsen ist, als wenn dieses, auf die Verschiebung der Kraft gerichtete,\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 32.\t24*","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nConrad Rieger.\nExperiment nur ganz wenig Zeit gedauert hatte. Und ebenso ist es mit dem Einflufs der Zeit auf den langen Zustand im Sinne eines Verlustes von elastischer Kraft. An meiner Kraftwage f\u00fcr die Muskeln ist dies eines der befriedigendsten Experimente, weil man es so sicher in der Hand hat, ohne jedes Zutun der Versuchspersonen zwischen ihren Muskelgruppen, unter Zuhilfenahme der Zeit, die elastische Kraft innerhalb betr\u00e4chtlicher Grenzen nach Belieben zu verteilen. Wie ich schon in meiner ersten Abhandlung (S. 41) bemerkt habe, kann man, ehe man diesen Einflufs der Zeit kennt, niemals Klarheit gewinnen \u00fcber die verschiedenen Verteilungen der elastischen Kr\u00e4fte zwischen den antagonistischen Muskelgruppen. Wenn ein Mensch z. B. l\u00e4ngere Zeit hindurch gelegen war in irgend einer Stellung des Gliedes, das dabei (in der Kraftwage f\u00fcr die Muskeln) still liegt; so erweist sich nachher die Verteilung der elastischen Kr\u00e4fte erheblich anders, als wenn das Glied vorher niemals l\u00e4ngere Zeit ruhig gelassen sondern immer in Bewegung gesetzt worden war mit fortw\u00e4hrend ver\u00e4nderter Verteilung der elastischen Kr\u00e4fte. \u2014 Diesen Einflufs der Zeit mufs man also stets im Bewufstsein haben und ber\u00fccksichtigen, um die Verteilung der Kr\u00e4fte verstehen zu k\u00f6nnen, die einem in der Wirklichkeit entgegentritt. \u2014\nWenn man das Gummiband oder das Glied, w\u00e4hrend es, l\u00e4ngere Zeit hindurch, der gleichen, linear dehnenden, Kraft (resp. dem gleichen Drehungs-Moment) ausgesetzt ist, nicht durch ein Widerlager an weiterer Bewegung hindert sondern die weitere Verteilung der elastischen Zugkr\u00e4fte frei darauf wirken l\u00e4fst; -\u2014 dann setzt die sogenannte ,, elastische Nachwirkung\u201c die Bewegung noch lange Zeit in der Richtung fort, in welcher sie gegangen war vor dem Eintritt in den Zustand relativen Gleichgewichts. Von, blofs relativem, Gleichgewicht mufs man gerade deshalb immer sprechen, weil die elastischen Kr\u00e4fte in der Zeit fortw\u00e4hrend sich \u00e4ndern. Ein dauerndes Gleichgewicht, so wie mit der konstanten Schwerkraft, gibt es deshalb dann niemals, wenn elastische Kr\u00e4fte wirken. Und man darf sagen, dafs es sich hiebei handelt um eine reine Wirkung der Zeit als solcher; indem, abgesehen davon, dafs die Zeit abl\u00e4uft, sonst durchaus sich nichts \u00e4ndert, weder in der Temperatur noch in etwas anderem. Ich mufs aber dasjenige, was an die Betrachtung der elastischen Nach-","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Muskelzust\u00e4ncle.\n379\nWirkung\u201c angekn\u00fcpft werden mufs, zur\u00fcckstellen bis nach meinem dritten Kapitel \u00fcber den Einflufs der Temperatur. Denn erst im Zusammenhang damit ist es m\u00f6glich eine einheitliche Betrachtung durchzuf\u00fchren \u00fcber: elastische Nachwirkung, Erm\u00fcdung, Erholung, Vermehrung der elastischen Kraft einesteils durch die Nerven andernteils durch den kurzen Zustand der Muskeln. \u2014 Ich verlasse deshalb hiemit vorl\u00e4ufig die Betrachtung der langsamen Ab\u00e4nderungen der elastischen Zugkraft unter dem Einflufs von allm\u00e4hlicher Zunahme und Abnahme der Kr\u00e4fte, gegen welche sie zu wirken hat; und gehe \u00fcber zu der Betrachtung schneller Ver\u00e4nderungen. \u2014\nII. Bewegungen mit und ohne elastischen R\u00fcckstoss.\nDie Feststellung desjenigen, was ich im Bisherigen auseinandergesetzt habe in Bezug auf die Verh\u00e4ltnisse der Bremskraft und den Einflufs der Zeit auf sie, hat mich zwar, lange Jahre hindurch, viele M\u00fche und Zeit gekostet, bis ich alles richtig gesehen habe. Aber dann ergaben sich f\u00fcr die Formulierung und das Verst\u00e4ndnis keine grofsen Schwierigkeiten mehr. Und besonders hat die, verh\u00e4ltnism\u00e4fsig einfache, Natur dieser Verh\u00e4ltnisse sich auch immer in dem Parallelismus zwischen Gummib\u00e4ndern und Muskelb\u00e4ndern gezeigt, welcher Parallelismus dann seinerseits auch wieder zur Erleichterung des Verst\u00e4ndnisses beitrug.\nWenn ich aber nun versuche, am Leitfaden der bisherigen einfachen Vorstellungen weiter vorzudringen in das Verst\u00e4ndnis dessen, was sich in unserer Muskel - Maschinerie abspielt; so ergeben sich grofse Schwierigkeiten, die es auch erkl\u00e4rlich machen, dafs man gerade von demjenigen, was sich fortw\u00e4hrend, vor aller Menschen Augen, in ihren eigenen Gliedern ereignet, bis jetzt sehr wenig weifs. Sobald man n\u00e4mlich versucht, mit den einfachen Vorstellungen weiterzukommen, wird man abgeschreckt durch die gr\u00f6fsten Widerspr\u00fcche, in die man sich verwickelt sieht. Und ich vermute, dafs es schon vielen Menschen, die ihr Denken auf diese Frage gerichtet haben, so gegangen ist wie mir seit Jahren in oft recht peinlicher Weise: n\u00e4mlich dafs ich den allergew\u00f6hnlichsten Erscheinungen in der Pegel anf\u00e4nglich ganz hilflos und ratlos gegen\u00fcberstand. Und ich vermute ferner, dafs dies dann immer von weiterem Vordringen abgeschreckt hat. Ich f\u00fcr meine Person habe mich, trotz aller anf\u00e4nglichen Dunkel-","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nConrad Rieger.\nheiten, doch niemals g\u00e4nzlich abschrecken lassen, und zwar deshalb nicht, weil ich mir fest vorgenommen hatte, nun einmal soweit in die Bache einzudringen, als mein Verstand und mein Verst\u00e4ndnis reicht. Aber es sind immer Monate, und in manchem Punkt auch Jahre, vergangen, innerhalb welcher ich sogar f\u00fcr solche Erscheinungen gleichsam blind gewesen bin, die mir sp\u00e4ter als ganz selbstverst\u00e4ndliche erscheinen mufsten. Und der Grund dieser Blindheit war immer dieser, dafs ich Gedanken an die Erscheinungen heranbrachte, die f\u00fcr ein anderes Gebiet des Wissens, aber nicht f\u00fcr dieses, pafsten. Dafs man aber Erscheinungen, die bisher niemand gesehen hat, obgleich sie sich in den Gliedern von Milliarden von Menschen schon unaufh\u00f6rlich vor deren Augen abgespielt haben ; \u2014 dafs man solche Erscheinungen \u00fcberhaupt nur dann sehen kann, wenn man an sie herantritt nach intensiver Vorbereitung in Gedanken; \u2014 diese Behauptung werde ich nicht weiter zu begr\u00fcnden brauchen. Denn, wenn dem nicht so w\u00e4re, so h\u00e4tte man sie ja schon l\u00e4ngst sehen m\u00fcssen. Um so schlimmer ist es dann aber auch, wenn die Gedanken falsch sind. Und im Anfang sind sie immer falsch. Dies liegt in der Natur des menschlichen Denkens, das immer nur, gleichsam unter schmerzlichen Gliederverrenkungen und Torturen, aus dem ungeeigneten Zustand, in welchem es an etwas Neues herantritt, in einen sachgem\u00e4fseren versetzt werden kann. Auf dem Gebiete der Erscheinungen, auf welche ich seit Jahren meine Aufmerksamkeit gerichtet habe, liegt die haupts\u00e4chliche Schwierigkeit darin: dafs man einerseits offenbar, als den Grundbegriff, an alle Erscheinungen den der Zug-Elastizit\u00e4t heranbringen mufs, wie sie sich auch an jedem beliebigen anderen elastischen Bande zeigt; dafs man aber andererseits fortw\u00e4hrend auf Erscheinungen st\u00f6fst, denen gegen\u00fcber die einfachen Vorstellungen, die man bisher \u00fcber die Elastizit\u00e4t hatte, deshalb versagen, weil der K\u00f6rper diese elastischen Kr\u00e4fte in einer Weise in seinen Dienst stellt, welche etwas so Spezifisches hat, dafs eben gerade das Studium dieser eigent\u00fcmlichen Verwendungen der elastischen Kr\u00e4fte das Wesentliche f\u00fcr uns werden mufs, wenn wir etwas verstehen wollen. In dieser Dichtung kann ich nun gleich ankn\u00fcpfen an dasjenige, was ich bisher festgestellt habe.\nWenn die elastische Kraft der oberen (Quadrizeps-)Muskel-gruppe eines Unterschenkels gegen die Schwerkraft bremst, so","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Tiber Muskelzust\u00e4nde.\n381\ndafs das Glied langsamer und weniger weit hinabgeht, als es, ohne elastische Bremskraft, hinabginge bei einer Ab\u00e4nderung des Drehungs-Momentes ; dann ist dies noch einfach und ohne Widerspruch verst\u00e4ndlich. Wenn statt der Muskelgruppe ein entsprechendes Gummiband bremste, w\u00e4re es im wesentlichen wohl auch so. Das Glied w\u00e4re z. B., ohne elastische Bremsung, hinuntergegangen auf 80\u00b0, mit elastischer Bremsung ist es nur gegangen auf 45 \u00b0. Wenn ich dann vollends jedes Gegengewicht wegnehme, so stellt sich (worauf ich schon auf S. 12 meiner ersten ilbhandlung hingewiesen habe) der Unterschenkel in der Regel nicht rechtwinklig sondern, entsprechend der, jetzt sehr starken, Dehnung der oberen (Quadrizeps)-Muskelgruppe etwas im Winkel nach vorne. Und auch dies ist noch ganz einfach und klar. \u2014 Wenn ich dann die Dehnung noch weiterf\u00fchre, indem ich den Unterschenkel, \u00fcber den Quadranten hinaus, im spitzen Winkel nach hinten bringe, und besonders wenn ich ihn in dieser Lage l\u00e4ngere Zeit hindurch festbinde ; dann zeigt sich nachher, dafs diese, starke und lange Zeit dauernde, Dehnung die Verteilung der elastischen Kraft zur Folge gehabt hat, von welcher ich schon so oft gesprochen habe. Und auch dieses ist bei einem Gummiband im wesentlichen gerade so wie bei einem Muskelband.\nNun kommt aber etwas, f\u00fcr dessen Verst\u00e4ndnis die Analogie mit einem Gummiband v\u00f6llig im Stich l\u00e4fst. Bei einem Gummiband ist das elastische Zur\u00fcckschnellen, selbstverst\u00e4ndlicherweise, um so gr\u00f6fser, je gr\u00f6fser die Differenz ist zwischen der Kraft, die vorher, und der Kraft, die nachher an ihm zieht. Wenn ich ein, gar nicht oder m\u00e4fsig belastetes, Gummiband zuerst durch eine, erheblich gr\u00f6fsere, Kraft dehne und alsdann auf einmal diese zweite Kraft beseitige; so schnellt das Band, selbstverst\u00e4ndlicherweise, viel st\u00e4rker in die erste Lage zur\u00fcck, als wenn die Differenz zwischen den Kr\u00e4ften nur eine geringe gewesen war. Dementsprechend sollte man nun erwarten, dafs dieser elastische R\u00fcckstofs in einer gedehnten Muskelgruppe gleichfalls dann am st\u00e4rksten w\u00e4re, wenn sie am st\u00e4rksten gedehnt worden ist. Und so habe ich anfangs auch immer gedacht: wenn man den Unterschenkel sehr stark hinunterschlage bis zur maximalen Dehnung der oberen (Quadrizeps-)Muskel-gruppe; dann m\u00fcsse ein besonders starker elastischer R\u00fcckstofs eintreten. Denn dieser starke Schlag sei ja nichts anderes als","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nConrad Rieger.\neine, rasch vor\u00fcbergehende, bedeutende Vermehrung der bestehenden Kraft. Wenn aber nur ein kleiner Weg in dieser Weise rasch durchlaufen werde, dann m\u00fcsse der elastische R\u00fcckstofs entsprechend geringer sein. In Wirklichkeit ist es aber wesentlich anders, als man mit diesen ungen\u00fcgenden Gedanken denkt. Und wie es in Wirklichkeit ist, dies will ich nun eingehend auseinandersetzen. \u2014\nDie erste M\u00f6glichkeit, dafs der Unterschenkel aus der horizontalen Lage, in welcher er bis dahin durch eigene oder fremde Kraft gehalten worden ist, in die vertikale gelangt, ist diese: dafs man ihn einfach in so passiver Weise, als es \u00fcberhaupt m\u00f6glich ist, rein der Schwerkraft \u00fcberl\u00e4fst. In diesem Falle bremst die obere (Quadrizeps-)Muskelgruppe, welche dabei gedehnt wird, ohne jedes weitere Zutun, einfach in der Weise, die in meinem ersten Kapitel auseinandergesetzt worden ist. Weil diese elastische Kraft bremst, so geht die Bewegung langsamer von statten, als es ohne sie der Fall w\u00e4re. Der Unterschenkel kommt deshalb unten auch mit einer entsprechend geringeren \u00fcbersch\u00fcssigen Kraft an, und die Oszillationen sind nicht so stark, wie sie, unter sonst gleichen Verh\u00e4ltnissen, ohne elastische Bremse w\u00e4ren. Doch ist die Bremskraft andererseits auch nicht so stark, dafs sie die Oszillationen gleich g\u00e4nzlich unterdr\u00fccken w\u00fcrde; und der Unterschenkel bewegt sich deshalb einige Zeit lang so hin und her, wie man es zu bezeichnen pflegt als ein \u201ebehagliches Baumeln,\u201c ehe er v\u00f6llig zur Ruhe kommt. \u201eBehaglich\u201c erscheint uns dieser Zustand deshalb, weil wir der Bewegung, die in unseren Gliedern geschieht, ruhig Zusehen, ohne dafs wir etwas dazu tun ; gerade so wie ich sp\u00e4ter (S. 408), auch in bezug auf das, was durch den elastischen R\u00fcckstofs ohne unser Zutun geschieht, auf analoge Gef\u00fchle werde hin weisen k\u00f6nnen.\nDie zweite M\u00f6glichkeit f\u00fcr die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse derjenigen Bewegung, die wir hier voraussetzen, ist diese : dafs in der Muskelgruppe, welche dabei durch die Schwerkraft gedehnt wird, durch eine Wirkung aus den Nerven1 die elastische Kraft\n1 Durch welche Vermittlung die elastische Kraft einer Muskelgruppe unter dem Einflufs der Nerven vermehrt wird? \u2014\u2022 davon spreche ich hier noch nicht. Meine Vorstellung, von der ich (auf S. 7 ff. meines ersten Kapitels) gesprochen habe als von derjenigen, die ich allen meinen Betrachtungen in dieser Dichtung zu Grunde lege : dafs n\u00e4mlich das, was aus","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Tiber Muskelzust\u00e4nde.\n383\nnoch vermehrt wird \u00fcber den Betrag hinaus, der blofs abh\u00e4ngig ist von K\u00fcrze und L\u00e4nge. Durch diese aktive Steigerung der Bremskraft kann die Bewegung beliebig verlangsamt werden. Dafs sie dabei ohne \u00fcbersch\u00fcssige Kraft am Ziel ankommt, dies ist ohne weiteres selbstverst\u00e4ndlich. Denn hier hat sich ja die Verteilung der Kr\u00e4fte ganz allm\u00e4hlich vollzogen. Wenn eine solche langsame Bewegung so zu st\u00e4nde kommt, dafs (nicht die Schwerkraft sondern) die Vermehrung der elastischen Kraft in einer Muskelgruppe unter dem\u2022 Einflufs der Nerven, auch in positivem Sinne, wirkt; \u2014 dann kann, aufserdem dafs die Bremskraft in der Muskelgruppe, die gedehnt wird, langsam abnimmt, auch die positive Vermehrung der elastischen Kraft in der Muskelgruppe, die kurz wird, ganz allm\u00e4hlich geschehen. Und diese langsamen Bewegungen interessieren uns f\u00fcr das Problem, das hier in Frage steht, vorl\u00e4ufig nicht.\nSondern es handelt sich jetzt um die dritte M\u00f6glichkeit in dem Beispiel, das wir hier zu Grunde legen: dafs n\u00e4mlich die Bewegung viel schneller, als sie unter dem blofsen Einflufs der Schwerkraft geschieht, dadurch gemacht wird, dafs in der Muskelgruppe, welche mit der Schwerkraft synergisch wirkt, eine aktive Vermehrung der elastischen Kraft unter dem Einflufs der Nerven zu st\u00e4nde kommt. Wenn man sich vornimmt, diese Kraft maximal zu steigern, so ergibt sich gr\u00f6fste Geschwindigkeit; der Unterschenkel schiefst so wTeit nach hinten, spitzwinklig zum Oberschenkel, als es die Muskelgruppe, die gedehnt wird, und die Widerst\u00e4nde im Gelenk gestatten; und in diesem Falle sollte nun doch ein elastischer K\u00fcckstofs in besonders deutlicher und starker Weise ein treten. Denn dieser starke Schlag nach abw\u00e4rts, bewirkt durch Schwerkraft und Muskelkraft zusammen, scheint ja nichts anderes zu sein als eine, in Bezug auf die Muskelkraft rasch vor\u00fcbergehende, bedeutende Vermehrung von Kraft, nach welcher man ein besonders starkes Zur\u00fcckschnellen ebenso erwarten sollte wie im gleichen Falle beim Gummiband (zumal weil, aufser der maximal gedehnten Muskelgruppe, auch noch Gelenk - Knorpel in Betracht kommen, die wie elastische\nden Nerven in die Muskeln kommt, ihre Temperatur und damit ihre elastische Zugkraft erh\u00f6ht, werde ich erst in meinem dritten Kapitel darlegen. Hier setze ich immer nur eine, irgendwie zu st\u00e4nde kommende, Vermehrung der elastischen Kraft durch die Nerven voraus. Dafs eine solche Vermehrung stattfindet, dies steht ja aufserhalb jeder Diskussion.","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nConrad Rieger.\n\u201ePuffer\u201c wirken m\u00fcssen). In Wirklichkeit aber bleibt gerade bei einer solchen extremen Bewegung der elastische R\u00fcckstofs viel eher aus als nach einer kurzen Bewegung. Und wenn man an diesen Gegensatz herantritt blofs mit dem, was man von Gummib\u00e4ndern gew\u00f6hnt ist; dann kann man vorl\u00e4ufig nur sagen: wenn jemand von einem Gummiband berichten w\u00fcrde, es schnelle weniger zur\u00fcck, falls es mehr, und mehr, falls es weniger gedehnt war; \u2014 so m\u00fcfste man dies f\u00fcr ein absurdes Gerede erkl\u00e4ren. Bei den Muskel-Bewegungen scheint es aber so zu sein. \u2014\nIch habe Jahre lang nichts recht begriffen von dem, was in unserer Muskel-Maschinerie geschieht, obgleich ich es fortw\u00e4hrend zu begreifen gesucht habe. Und der Grund war immer der, dafs ich den einfachen Gegensatz nicht gesehen habe, auf den alles ankommt, n\u00e4mlich diesen : dafs es zweierlei, ganz verschiedene, Bewegungen im K\u00f6rper gibt, und zwar :\nerstens solche Bewegungen, welche von selbst und ohne weiteres endigen in dem vorigen Zustande der Verteilung der Kr\u00e4fte, und dies mittels des elastischen R\u00fcckstofses;\nund zweitens solche Bewegungen, welche, durch eine dauernde \u00c4nderung in der Verteilung der Kr\u00e4fte, sofort einen neuen Zustand und eine neue Haltung herbeif\u00fchren, ohne elastischen R\u00fcckstofs.\nOb das eine? oder das andere? geschieht; dies h\u00e4ngt nun durchaus nicht ab von dem Mafs der Strecke, die man durchl\u00e4uft, sondern nur von der Art und Weise, wie man sie durchl\u00e4uft; und diese Art und Weise h\u00e4ngt wiederum ganz ab von der \u201eAbsicht\u201c, von der \u201eIntention\u201c, mit der man die Bewegung beginnt. Je nach dem, was man intendiert, macht man es so oder so. Dieses Intendieren geschieht, auch bei uns Menschen, in der Regel gerade so ohne Bewufstsein, wie \u00fcberhaupt die grofse Majorit\u00e4t unserer Bewegungen ohne Bewufstsein geschieht. Und so hat auch, so viel ich sehen kann, das wissenschaftliche Bewufstsein noch niemals etwas davon in sich aufgenommen. Aber die M\u00f6glichkeit besteht, dafs wir mit Bewufstsein diese verschiedenen Intentionen machen. W\u00e4hrend das meiste, was in unserer Muskel-Maschinerie vor sich geht, uns \u00fcberhaupt niemals unmittelbar bewufst werden kann und unserem Kommando im einzelnen nicht zug\u00e4nglich ist; \u2014 so","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n385\nk\u00f6nnen wir die verschiedenen Intentionen, nm die es sich hier handelt, wenn wir scharf anfmerken, auch direkt erkennen ; und wir k\u00f6nnen beliebige Male, auch mit bewufster Willk\u00fcr, in unserer Muskel-Maschinerie das bewirken, was wir viele Milliarden von Malen tun, ohne irgend eine Einzelheit oder \u00fcberhaupt etwas davon zu bemerken, was wir tun. \u2014 Der Fall, dafs man eine langsame Bewegung intendiert, bietet, worauf ich schon vorhin hingewiesen habe, weiter nichts Besonderes. Hier tritt immer blofs der \u00dcbergang zu neuer Haltung ein und niemals elastischer R\u00fcckstofs. Die antagonistischen Kr\u00e4fte k\u00f6nnen hier jederzeit in den Zustand des Gleichgewichts eintreten, und damit Stillstand. Die Grenze der Langsamkeit nach oben, unterhalb welcher dieses noch der Fall sein kann, ist diese: dafs die Geschwindigkeit der Bewegung h\u00f6chstens so grofs sein darf als die Geschwindigkeit, mit welcher sich die \u00c4nderung der elastischen Kr\u00e4fte unter dem Einflufs der Nerven vollziehen kann. \u00dcber diese Zeiten werde ich sp\u00e4ter genauere Angaben machen k\u00f6nnen. Hier sei nur vorl\u00e4ufig auf den prinzipiellen Gegensatz hingewiesen, der besteht zwischen einer langsamen Bewegung, welche fortw\u00e4hrend im Z\u00fcgel der Wirkungen aus den Nerven steht; und einer schnellen, die, bis auf weiteres, unaufhaltsam fortsaust. Bei einer langsamen Bewegung kann man jederzeit ab\u00e4ndernd eingreifen ; und deshalb sind langsame Bewegungen, so lange die motorische Maschine in Ordnung ist, auch von gr\u00f6fserer Sicherheit als schnelle; in dem Sinne, dafs sie sich immer auch allem anpassen k\u00f6nnen, was dazwischen kommt. Und diese langsamen Bewegungen finden immer ohne elastischen R\u00fcckstofs statt. Durch die schnellen, \u201ehastigen\u201c Bewegungen, die in der Regel mit elastischem R\u00fcckstofs verbunden sind, wird dagegen verursacht das viele Danebenfahren, Ausgleiten, Fallen lassen, An-stofsen, u. s. f., was sich in unserer motorischen Maschine fortw\u00e4hrend als St\u00f6rung im Betrieb ereignet. Denn bei dieser Geschwindigkeit ist ein nachtr\u00e4gliches, regulierendes Eingreifen in die Bewegung so wenig mehr m\u00f6glich, als man den abgeschnellten Pfeil beeinflussen kann. \u2014 Die grofse Schwierigkeit f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis der schnellen Bewegungen liegt aber darin, dafs auch sie alle immer ebensowohl gemacht werden k\u00f6nnen ohne wie mit elastischem R\u00fcckstofs. Und das einzige Allgemeing\u00fcltige, was man, in dieser Beziehung, sagen darf, ist wohl nur dieses: dafs vor dem Beginn der Bewegung die Intention: entweder\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 32.\t25","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"m\nConrad Rieger.\nmit ! od\u00e9r ohne ! elastischen R\u00fcckstofs ! fertig sein mnfs. Dazu aber : in welcher Weise der elastische R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt wird? \u2014 stehen der motorischen Maschine die verschiedensten Mittel zu Gebot, die f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis etwas sehr Verwirrendes haben. So viel ich sehen kann, hat man sie deshalb auch niemals beachtet. \u2014\n. Damit ich mich nun in diesen mannigfachen M\u00f6glichkeiten so wenig als m\u00f6glich verwirre, will ich Schritt f\u00fcr Schritt Vorgehen von ganz Einfachem und Selbstverst\u00e4ndlichem aus und zuerst einmal folgendes feststellen :\nAuch die schnellen Bewegungen sind, wie alle Bewegungen im K\u00f6rper, entweder \u00dcberg\u00e4nge in eine neue Haltung, oder Hin- und Herbewegungen aus der alten wieder in die alte Haltung zur\u00fcck. Der Unterschied gegen\u00fcber von den langsamen Bewegungen ist nun dieser, dafs f\u00fcr die langsamen Bewegungen kein wesentlicher Unterschied besteht, je nachdem sie nur einen einmaligen Hinweg machen oder einen Hin- und R\u00fcckweg. Denn bei der langsamen Bewegung sind die Hin- und R\u00fcckwege ja doch selbst\u00e4ndige Akte, die jederzeit nach Belieben unterbrochen oder fortgesetzt werden k\u00f6nnen ; und bei langsamen Bewegungen ist der Hinweg und der R\u00fcckweg nicht verbunden zu einer Einheit, so wie es der Fall ist bei der schnellen Bewegung verm\u00f6ge des elastischen R\u00fcckstofses. Bei den schnellen Bewegungen mufs immer schon vor dem Beginn einer Bewegung entschieden sein : ob der R\u00fcckstofs erfolgen wird ? oder nicht ? Bei der langsamen Bewegung ist dies durchaus nicht n\u00f6tig. Und, dieser Verschiedenheit gem\u00e4fs, mufs auch die Unterscheidung, welche bei der langsamen Bewegung eine durchaus nebens\u00e4chliche ist, bei der schnellen als oberste vorangestellt werden, n\u00e4mlich , diese : Wird die schnelle Bewegung von vornherein so intendiert, dafs Stillstand stattfindet in der neuen? oder in der alten Haltung? F\u00fcr den Fall, dafs Stillstand stattfindet in der neuen Haltung, dafs also kein elastischer R\u00fcckstofs zu st\u00e4nde kommt, sind dann sehr verschiedene M\u00f6glichkeiten seiner Verwirklichung zu betrachten. F\u00fcr den Fall dagegen, dafs der elastische R\u00fcckstofs zu st\u00e4nde kommt, handelt es sich im wesentlichen nur noch darum : ob es bleibt bei einem einfachen Hin-und Herschlag? oder ob eine \u00f6ftere Wiederholung der Bewegung ohne Aufenthalt erfolgt mit fortw\u00e4hrender Erneuerung des elastischen R\u00fcckstofses ? Diese letztere Unterscheidung","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Muskdzust\u00e4nde.\n387\nmacht, selbstverst\u00e4ndlicherweise, an und f\u00fcr sich keine besonderen Schwierigkeiten.\nIn dem einen Falle gibt es solche Figuren:\nFigur 1.\nEinmalige Hin- und Herwege mit elastischem R\u00fcckstofs, welcher alsdann jedes Mal, am Ende des R\u00fcckwegs, unterdr\u00fcckt wird.\nIn dem anderen solche :\nFigur 2.\nFortlaufende Hin- und Herwege mit elastischem R\u00fcckstofs, ohne Unterdr\u00fcckung desselben.\nWenn man eine erhebliche Geschwindigkeit erzielen will,\nalso z. B. mehr als vier Schl\u00e4ge in der Sekunde bei kurzen\nStrecken, dann mufs man mit fortw\u00e4hrender Ben\u00fctzung des\nelastischen R\u00fcckstofses schlagen. Andernfalls br\u00e4chte man es\n25*","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nConrad Rieger.\nnicht weit. Denn der zeitliche Unterschied ist sehr grofs, je nachdem man immer nur ein Mal die Figur des einfachen Hin-und Herwegs beschreibt und dann den weiteren R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt; oder je nachdem man ohne Pause immer weitergeht. Unter fortw\u00e4hrender Ben\u00fctzung des elastischen R\u00fcckstofses kann man (bei kurzen Strecken) h\u00e4ufig in der Sekunde sechs und mehr Hin- und Herwege bequem machen, wie auch an der Figur 2 abgelesen werden kann. Wenn man dagegen, jedes Mal nach einem Hin- und Herweg, den elastischen R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt, dann bringt man es blofs auf ein bis zwei in der Sekunde, wie in der Figur 1. (Mittelst des rotierenden Cylinders kann man diese zeitlichen Verh\u00e4ltnisse ohne Schwierigkeit feststellen, indem man eine leichte Stange (mit einer Schreibspitze), die in einem Charnier m\u00f6glichst frei beweglich ist, in die Hand nimmt. So sind auch die vorstehenden Figuren gezeichnet worden.) \u2014 Die Geschwindigkeit der Wege selber ist in den beiden F\u00e4llen ganz die gleiche. Der grofse zeitliche Unterschied r\u00fchrt nur davon her, wie ein vergleichender Blick auf die Figuren 1 und 2 unmittelbar ergibt : dafs, wenn man den elastischen R\u00fcckstofs nicht ben\u00fctzt hat, dann immer viele Zeit ver-fiiefst, bis die Bewegung wieder beginnen kann mittelst Ver\u00e4nderung der elastischen Kraft aus den Nerven. Wenn man den elastischen R\u00fcckstofs \u00fcberhaupt und vollst\u00e4ndig unterdr\u00fcckt und immer nur einfache Wege macht, also auch keinen einmaligen Hin- und Herweg, sondern, wenn man am Ende einer jeden Bewegung den elastischen R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt, dann ergeben sich solche Figuren,\nFigur 3.\nEs findet eine schnelle Bewegung statt; der elastische R\u00fcckstofs wird aber am Ende jeder Bewegung unterdr\u00fcckt.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"fiber Muskelzust\u00e4nde.\n389\naus denen ersichtlich ist, was \u00fcbrigens, nach allem Bisherigen, ganz selbstverst\u00e4ndlich sein mufs: dafs auch hier immer ein grofser Zeitverlust entsteht, nachdem der elastische R\u00fcckstofs einmal unterdr\u00fcckt ist, bis die neue Bewegung, infolge von neuer Verteilung der elastischen Kr\u00e4fte durch die Nerven, wieder beginnen kann. In diesem Falle kommen dann auch von solchen einfachen Wegen nur zwei bis drei auf die Sekunde, von welchen zw\u00f6lf bis sechzehn (ja bei sehr schnellen Menschen sogar achtzehn) auf die Sekunde kommen k\u00f6nnen in dem Falle, dafs man den elastischen R\u00fcckstofs immerw\u00e4hrend wirken l\u00e4fst. Man kann, in Bezug auf die Wegstrecken, die man zur\u00fccklegt, sagen: Das, was man macht, kostet viel weniger Zeit als das, was man nicht macht. Die rhythmischen Figuren, welche entstehen bei den verschiedenen Abwechslungen zwischen elastischem R\u00fcckstofs und seiner Unterdr\u00fcckung, sind sehr wichtig; und ich hoffe, dafs durch ihre Betrachtung sp\u00e4ter vieles Aufkl\u00e4rung finden kann, was zusammenh\u00e4ngt mit dem Begriff: Accent. Vorl\u00e4ufig bleibt aber, gleichg\u00fcltig, ob der elastische R\u00fcckstofs am Ende einer jeden Bewegung oder immer erst nach einem oder mehreren Hin- und Herwegen unterdr\u00fcckt wird, die allgemeine Frage zu erledigen: in welcher Weise er \u00fcberhaupt unterdr\u00fcckt wird? Und diese Frage ist nur eine andere Formulierung der Frage nach den verschiedenen M\u00f6glichkeiten, unter denen eine schnelle Bewegung im K\u00f6rper \u00fcberhaupt so zum Stillstand kommt, dafs sie weder weiter vorw\u00e4rts noch r\u00fcckw\u00e4rts geht. \u2014 Ich wiederhole : F\u00fcr eine langsame Bewegung existiert diese Frage nicht. Eine solche ist immer so gebremst, dafs sie jederzeit zum Stillstand gebracht werden kann. Wenn aber eine Bewegung mit einer Geschwindigkeit in Gang gesetzt wird, die sich oberhalb der Grenze befindet, unterhalb welcher sofortige Bremsung, jeder Zeit und ohne Weiteres, eintreten kann; dann gibt es nur zwei M\u00f6glichkeiten des Stillstands, von welchen die eine veranschaulicht werden kann durch das Gleichnis der Lokomotive, die auf einen Prellbock auff\u00e4hrt; die andere aber dadurch, dafs, ohne solchen Prellbock, auf freierStrecke gebremst werden mufs. \u2014\nIch betrachte zuerst das Schema des \u201ePrellbocks\u201c. Das Einfachste ist hier dieses, wenn in der Tat ein \u00e4ufserer Widerstand, ein Gegenstand, ein Objekt, die Bewegung festh\u00e4lt. Wenn","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"890\nConrad Rieger.\nman rasch auf etwas losf\u00e4hrt, es packt, dagegen schl\u00e4gt u. s. f., so kann dadurch jederzeit auch die schnellste Bewegung in einer Weise zum Stillstand gebracht werden, \u00fcber welche nichts weiter zu sagen ist. Hier tritt kein elastischer R\u00fcckstofs ein, aus den Gr\u00fcnden, weil gegen das Objekt mit \u00dcberdruck geschlagen werden kann, oder auch weil das Objekt das Glied geradezu festh\u00e4lt, z. B. wenn die Finger darin eingehakt werden oder der Fufs u. s. f.\nIch will hier gleich noch folgendes bemerken. Bei sehr vielen Bewegungen sind die \u00e4ufseren Widerst\u00e4nde nicht in der Weise wirksam, dafs sie die Bewegung v\u00f6llig vernichten, sondern nur in der Weise, dafs sie einen, mehr oder weniger starken, Reibungs-Widerstand leisten. Wenn z. B. ein Radier-Gummi stark gegen die Unterlage gedr\u00fcckt wird, so kann dann trotzdem die hin- und hergehende Bewegung eine sehr schnelle sein, und in diesem Fall geschieht sie ebenso mit fortw\u00e4hrendem elastischem R\u00fcckstofs, wie wenn ein Bleistift, mit verschwindend geringer Reibung, nur eine leichte Spur auf dem Papier hinterl\u00e4fst. Im Falle der starken Reibung mufs dann eben nur in jeder der antagonistischen Muskelgruppen, durch deren Zusammenwirken der fortw\u00e4hrende elastische R\u00fcckstofs entsteht, entsprechend mehr Kraft auf ge wendet werden. Dann kann aber, auch bei starker Reibung, die Bewegung schnell und mit elastischem R\u00fcckstofs gehen. \u2014 Ein Beispiel, das hierher geh\u00f6rt, ist auch das : manus manum lavat, in der Regel mit einem St\u00fcck Seife dazwischen, welche, wenn sie, wie gew\u00f6hnlich, glatt ist, die Reibung noch bedeutend verringert. Seit ich gelernt habe, auf diese Vorg\u00e4nge zu achten, habe ich auch bei diesem, so \u00fcberaus h\u00e4ufigen, Vorgang bemerkt, dafs seine ununterbrochene Fortsetzung gewisser-mafsen ganz von selbst l\u00e4uft, und dafs eine Anstrengung nur dazu n\u00f6tig ist, ihn zum Stillstand zu bringen. Bei der gleichnisweisen Anwendung des Sprichworts scheint mir auch das Gef\u00fchl daf\u00fcr hereinzuspielen, dafs der Vorgang, von dem das Gleichnis hergenommen ist, so m\u00fchelos von selbst l\u00e4uft. Dasselbe gilt von einer Menge polierender, reibender u. s. f. Bewegungen zum Zwecke der Reinigung.\nDagegen hat die motorische Maschine jederzeit die M\u00f6glichkeit, auch dadurch einen \u201ePrellbock\u201c auf zustellen und damit den elastischen R\u00fcckstofs zu unterdr\u00fccken, dafs sie pl\u00f6tzlich den Druck und damit die Reibung auf eine Unterlage sehr stark vermehrt im Verh\u00e4ltnis zu den Kr\u00e4ften, welche die Bewegung bewirkt hatten. So kann z. B. auch durch einen pl\u00f6tzlichen starken Druck senkrecht auf die Schreibfl\u00e4che, mittelst starker Vermehrung der Reibung, eine Bewegung sofort zum Stillstand gebracht werden, welche bis dahin mit fortw\u00e4hrendem elastischem R\u00fcckstofs ununterbrochen leichte Striche auf das Papier geworfen hatte. Auch in diesem Falle ist dann der \u00e4ufsere","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\nWiderstand, der \u201eGegenstand\u201c, gegen den gedr\u00fcckt wird', das Wesentliche f\u00fcr den Stillstand. Wenn man die T\u00e4tigkeit des Schreibens genau beobachtet, so findet man diese Bremsung, durch pl\u00f6tzliche Vermehrung des Drucks der Hand auf das Papier, h\u00e4ufig in Wirksamkeit. Wenn man sehr schnell schreibt, so hegt die Hand h\u00e4ufig gar nicht oder nur sehr leicht auf. Ein pl\u00f6tzlicher starker Druck auf das Papier mufs dann diejenigen Bewegungen, die im Handgelenk geschehen, sofort zum Stillstand bringen. \u2014-\nUnter dem Gleichnis des \u201ePrellbocks\u201c, in einer unmittelbar verst\u00e4ndlichen Weise, kann auch noch dieses begriffen werden: dafs die Bewegung vernichtet wird durch Widerst\u00e4nde in den Gelenken. Indem die Kraft, welche die Bewegung bewirkt hat,\n\u2022*\t'\t\u25a0\t, j\nauf diese Widerst\u00e4nde mit \u00dcberdruck wirken kann, so ist es auch hier unmittelbar verst\u00e4ndlich, dafs ein Halt, ohne elastischen R\u00fcckstofs, eintritt. \u2014 Nun kommen aber F\u00e4lle, in welchen der Stillstand doch schon einer eigentlichen Erkl\u00e4rung bedarf. Warum steht der gestreckte Arm zum Beispiel, ohne jede besondere Tendenz zu \u201eelastischem R\u00fcckstofs\u201c und, ohne weiteres, still, wenn ich ihn, durch den ganzen Quadranten hindurch, mit maximaler Geschwindigkeit aus der vertikalen in die horizontale Lage bewegt habe? Offenbar deshalb, weil die Kraft, welche die Bewegung bewirkt hat, in das Gleichgewicht kommt mit dem Drehungs-Moment des Arms, das in der horizontalen Lage sein Maximum erreicht. In diesem Fall kann also die motorische Maschine es so einrichten, dafs ihre positive Kraft nicht gebremst zu werden braucht durch elastische Gegenkraft, sondern dafs die Bremsung durch die zunehmenden Drehungs-Momente gen\u00fcgt. Gleichgewicht und Stillstand ergibt sich dann unmittelbar. Wenn ich dagegen den Arm, der anfangs vertikal herabh\u00e4ngt, nur eine kurze Strecke mit maximaler Geschwindigkeit nach oben schlage, so ist die Differenz der Drehungsmomente zu gering, als dafs dadurch allein Gleichgewicht der Kr\u00e4fte und damit Stillstand eintreten k\u00f6nnte. In diesem Falle mufs deshalb die elastische Bremskraft in der antagonistischen Muskelgruppe noch stark durch die Nerven vermehrt werden, damit Gleichgewicht zwischen den Kr\u00e4ften in der Lage eintreten kann, f\u00fcr welche der Stillstand intendiert ist. Und in diesem Falle erfolgt auch immer, wenn er nicht eigens verhindert wird, ein starker elastischer R\u00fcckstofs. \u2014","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"392\nConrad Rieger.\nWenn der elastische R\u00fcckstofs dann aber auch in diesem\nFalle verhindert wird, so geschieht es hiebei nicht durch irgend\netwas, was noch begriffen werden k\u00f6nnte unter dem Gleichnis\n\u2022 \u2022\ndes Prellbocks. Denn einen \u00dcberdruck gibt es hiebei nicht gegen irgend etwas, was noch als \u00e4ufserer Widerstand aufgefafst werden k\u00f6nnte. Sondern das Gleichgewicht tritt in diesem Falle ausschliefslich ein zwischen den antagonistischen Muskelgruppen. Ehe ich aber diesem Fall n\u00e4her trete, will ich zuerst die F\u00e4lle nochmals rekapitulieren, die unter das Schema des \u201ePrellbocks\u201c gebracht werden k\u00f6nnen.\nEs sind folgende drei :\nErstens Stillstand am \u00e4ufseren Objekt etwTa durch Festhaken oder durch gen\u00fcgend starke Reibung oder auch durch einfachen \u00dcberdruck in der Richtung der bisherigen Bewegung; \u2014 (dafs das \u201e\u00e4ufsere\u201c Objekt auch ein anderer Teil des eigenen K\u00f6rpers sein kann und sehr h\u00e4ufig ist, kann, zur Vermeidung von Mifsverst\u00e4ndnissen, hier noch angef\u00fcgt werden).\nZweitens Stillstand an der Grenze der Gelenke.\nDrittens Stillstand an dem Drehungs-Moment, das von der Schwerkraft abh\u00e4ngt, wenn dieses bei der Bewegung so erheblich w\u00e4chst, wie es z. B der Fall ist, wenn ich den gestreckten Arm aus der vertikalen in die horizontale Lage schlage. \u2014\nDas Vorstehende war noch verh\u00e4ltnism\u00e4fsig leicht verst\u00e4ndlich, weil die \u00e4ufseren Widerst\u00e4nde, die dabei in Betracht kommen, wenn sie anfangs auch oft etwas versteckt sind, doch sehliefslich jedes Mal unmittelbar erkannt werden k\u00f6nnen. Wenn man sich aber der Frage zuwendet: Wie wird der elastische R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt (beziehungsweise : wie kommt eine Bewegung zum Stillstand?) in dem Falle, in welchem keine solchen \u00e4ufseren Widerst\u00e4nde vorhanden zu sein scheinen, die man durch das Gleichnis des Prellbocks charakterisieren k\u00f6nnte? \u2014 dann wird die Sache viel verwickelter. Einerseits n\u00e4mlich bekommt man den Eindruck, dafs auch alle maximal schnellen Bewegungen an jedem Punkt, f\u00fcr welchen Stillstand intendiert ist,","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n393\nso zum Stillstand gebracht werden k\u00f6nnen, dafs weder Fortsetzung noch. R\u00fcckstofs stattfindet. Andererseits erhebt sich hie-gegen immer das Bedenken: ob denn in diesem Falle die Bewegung in der Tat auch maximal schnell gewesen ist? ob es nicht einfach eine langsame Bewegung war, bei welcher der Stillstand selbstverst\u00e4ndlich ist? Und zweifellos kann man behaupten: wenn man sich einfach vornimmt, aus einer Haltung in eine neue \u00fcberzugehen, ohne \u00e4ufseren Widerstand; dann tut man dies, naturgem\u00e4fser Weise, nicht maximal schnell, sondern einfach in so m\u00e4fsigem Tempo, dafs ein elastischer R\u00fcckstofs nicht eigens unterdr\u00fcckt zu werden braucht. So ist es das Nat\u00fcrliche. Man zeichnet dann z. B. an dem rotierenden Cylinder diese Figuren,\nFigur 4.\nLangsamer \u00dcbergang von einer Haltung in eine andere, sowohl ohne elastischen R\u00fcckstofs als auch ohne die Notwendigkeit der Unterdr\u00fcckung desselben.\naus welchen unmittelbar ersichtlich ist, dafs der \u00dcbergang aus der einen in die andere Haltung langsam von statten gegangen ist und demgem\u00e4fs auch ohne jede Tendenz zum R\u00fcckstofs. Wenn man sich jedoch stark vornimmt: man wolle die Bewegung maximal schnell machen und trotzdem dabei auch noch den elastischen R\u00fcckstofs unterdr\u00fccken ; \u2014 dann ist dies zwar unnat\u00fcrlich, aber man kann es doch zur Not auch machen, wie folgende Figur zeigt:","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nConrad Rieger.\nFigur 5.\nSchneller \u00dcbergang von einer Haltung in eine andere ohne \u201ePrellbock\u201c mit m\u00fchsamer und mangelhafter Unterdr\u00fcckung des R\u00fcckstofses blofs durch elastische Bremsung.\nAber es ist m\u00fchsam, unnat\u00fcrlich, und man sieht auch an der Figur, dafs eine v\u00f6llige Unterdr\u00fcckung des elastischen R\u00fcckstofses, ohne \u00e4ufseren Widerstand, fast unm\u00f6glich ist. \u2014 An den Bewegungen im Handgelenk kann man sich jederzeit am Einfachsten veranschaulichen erstens: Wenn man mit maximaler Geschwindigkeit (nach der Volar- oder nach der Dorsal-Seite) ganz durchschl\u00e4gt bis an die Grenze des Gelenks, dann besteht durchaus keine Tendenz zum elastischen R\u00fcckstofs (Schema des Prellbocks, gegen welchen mit \u00dcberdruck gestofsen werden kann, ohne dafs er nachgibt). Zweitens: Wenn man nur einen kurzen Weg langsam durchl\u00e4uft, so kommt der elastische R\u00fcckstofs ebensowenig in Betracht. Wenn man aber einen kurzen Weg (das heifst einen solchen, der nicht f\u00fchrt bis zu einem \u00e4ufseren Widerstand) mit maximaler Geschwindigkeit zu durchlaufen intendiert, und wenn man sich dabei sonst nichts vornimmt; dann tritt ausnahmslos der elastische R\u00fcckstofs ein. Und wenn man den R\u00fcckstofs in diesem Falle unterdr\u00fcckt, so geschieht es mit einer m\u00fchsamen und unnat\u00fcrlichen Anstrengung. In diesem Falle erfolgt zuerst in der Muskelgruppe, welche die Bewegung bewirken mufs, eine Vermehrung der elastischen Kraft aus den Nerven von einer St\u00e4rke, die gen\u00fcgend w\u00e4re, dafs sie die Bewegung, wenn sie nicht gebremst w\u00fcrde, bis zu den Grenzen des Gelenks durchf\u00fchren w\u00fcrde. Denn wenn dem nicht so w\u00e4re, dann w\u00e4re die Bewegung nicht maximal schnell. Wenn also zugleich intendiert ist, dafs diese Bewegung trotzdem schon nach kurzer Strecke zum Stillstand","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n395\nkommen soll, so m\u00fcfste nun entweder ein Widerstand der Bewegung entgegengestellt werden, der nach dem Schema des Prellbocks wirkte (so kann es z, B. sein, wenn die Hand in dem Zeitpunkt, in welchem der Stillstand erfolgen soll, so stark gegen eine Unterlage gedr\u00fcckt wird, dafs die Reibung die Bewegung vernichtet). Oder aber, wenn dies ausgeschlossen ist, und es soll trotzdem der elastische R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt werden, dann mufs, sofort nachdem das Gleichgewicht eingetreten ist zwischen den antagonistischen Muskelgruppen, in diejenige Muskelgruppe, deren Bewegung soeben bis zum Stillstand gebremst worden ist, noch ein Nachdruck gegeben werden, der nun seinerseits wieder verhindert, dafs die Muskelgruppe, welche die Bewegung gebremst hat, sie in ihrem Sinne r\u00fcckg\u00e4ngig macht. \u2014 Der grofse Unterschied gegen\u00fcber von den F\u00e4llen, die nach dem Gleichnis des \u201ePrellbocks\u201c aufgefafst werden k\u00f6nnen, ist nun der, dafs dort feste Widerst\u00e4nde vorhanden sind, gegen welche mit beliebigem \u00dcberdruck geschlagen werden kann, ohne dafs durch diesen \u00dcberdruck die Bewegung fortgesetzt w\u00fcrde. Hier aber mufs der Nachdruck wirken gegen die \u00fcberaus nachgiebige elastische Kraft der antagonistischen Muskelgruppe und deshalb dieser Kraft auf das Genaueste angepafst sein. Denn wenn der Nachdruck gr\u00f6fser ist als diese, dann bewirkt er Fortsetzung der Bewegung, also nicht den intendierten Stillstand. Und so kann man h\u00e4ufig an dem rotierenden Cylinder beobachten, dafs, statt des Stillstandes, diese Figur gezeichnet wird:\nFigur 6.\nSchneller \u00dcbergang von einer Haltung in eine andere (ohne \u201ePrellbock\u201c) mit der Tendenz zu sofortigem Stillstand, das heifst sowohl zur Unterdr\u00fcckung des elastischen B\u00fcckstofses als zur Unterdr\u00fcckung der Tendenz zur Fortsetzung der Bewegung. Letzteres gelingt aber nicht.","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nConrad Rieger.\nWenn aber der Nachdruck schw\u00e4cher ist als die Kraft in der Muskelgruppe, welche gebremst hat; dann ist umgekehrt der elastische R\u00fcckstofs nicht unterdr\u00fcckt, was doch auch sein soll. Diese genaue Ausgleichung der beiden elastischen Kr\u00e4fte, welche n\u00f6tig ist zum Stillstand \u201eauf freier Strecke\u201c, erfordert grofse \u201enerv\u00f6se\u201c Anstrengung. Und es ist nun auch ganz deutlich, dafs die motorische Maschine diese \u201enerv\u00f6se\u201c Anstrengung immer m\u00f6glichst zu vermeiden sucht. Sie richtet es, wenn es irgend m\u00f6glich ist, so ein, dafs, wenn einerseits die Bewegung maximal schnell, andererseits ohne elastischen R\u00fcck-stofs geschehen soll, ein fester Widerstand die Bewegung vernichtet. Und nur wenn ein fester Widerstand durchaus nicht hergestellt werden kann, weder durch einen \u00e4ufseren Gegenstand noch durch Gelenk-Grenzen noch durch vermehrte Wirkung der Schwerkraft; erst dann tritt die m\u00fchsame \u201enerv\u00f6se\u201c Bremsung ein durch Herstellung des Gleichgewichts zwischen den elastischen Kr\u00e4ften, statt mit einer festen Kraft. \u2014\nDie motorische Maschine verf\u00e4hrt dabei oft so, dafs es scheint, als bremse sie auf offener Strecke nur durch Gleichgewicht zwischen den elastischen Kr\u00e4ften ; dafs sie aber in Wirklichkeit doch einen festen Widerstand einschiebt. Wenn man, wie ich, Jahre lang seine Aufmerksamkeit gerichtet hat auf diese Erscheinungen, so hat es einen, geradezu fesselnden, Reiz, immer wieder zu beobachten, in wie mannigfaltiger Weise solche Widerst\u00e4nde hergestellt werden. In vielen F\u00e4llen ist es allerdings unm\u00f6glich, solche herzustellen. Und wenn man z. B. im Handgelenk (in freier Luft, so dafs man nicht gegen eine Unterlage dr\u00fccken kann) nur einen kurzen Weg mit maximaler Geschwindigkeit zur\u00fccklegt, so mufs man entweder dem elastischen R\u00fcckstofs seinen Lauf lassen oder ihn m\u00fchsam, durch rein elastische Bremsung, unterdr\u00fccken, wobei dann immer die Tendenz zu geringerer Geschwindigkeit unverkennbar ist. Aber dafs auch in diesem Fall ein \u201ePrellbock\u201c eingeschoben werden k\u00f6nnte, davon habe ich nie etwas wahrnehmen k\u00f6nnen. Bei den Fingern kann man dagegen etwas Derartiges beobachten. Wenn man die Finger maximal schnell bewegt in irgend einer Richtung, so ist der elastische R\u00fcckstofs immer besonders lebhaft ; und wenn man sich vornimmt, diesen R\u00fcckstofs zu unterdr\u00fccken, dann macht man die Bewegung, falls man nicht sehr scharf aufmerkt, immer langsamer als im anderen Fall. Es erscheint mir, ohne weitere","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n397\nHilfe, sehr schwer in diesem Fall maximale Geschwindigkeit der Bewegung zu vereinigen mit der Unterdr\u00fcckung des R\u00fcckstofses (selbstverst\u00e4ndlicher Weise nur, solange man nicht bis an die Grenzen der Gelenke geht). Die motorische Maschine hat aber auch hier ein sehr einfaches Mittel, um einen \u00e4ufseren Widerstand zu etablieren. Sobald n\u00e4mlich bei einer maximal schnellen Bewegung zugleich die Finger stark zusammengeprefst werden,\nso ist dadurch einerseits ein fester Reibungs-Widerstand, anderer-\n\u2022 \u2022\nseits die M\u00f6glichkeit eines \u00dcberdrucks gegeben, der den elastischen R\u00fcckstofs unmittelbar unterdr\u00fcckt. Dieses Aneinanderpressen der Finger ist durch die Einrichtung der kleinen Handmuskeln sehr erleichtert, welche die Finger gleichzeitig beugen und aneinanderpressen k\u00f6nnen. Und man kann jederzeit folgendes beobachten: Wenn man sich nichts weiter vornimmt als dieses, dafs man die Finger mit maximaler Geschwindigkeit beugen soll, so erfolgt ausnahmslos ein starker elastischer R\u00fcckstofs, wobei die Finger nicht gegeneinander geprefst werden. Wenn man sich aber \u00fcberdies noch vornimmt, den elastischen R\u00fcckstofs zu unterdr\u00fccken, dann werden die Finger gegeneinander geprefst; und damit ist der elastische R\u00fcckstofs beseitigt. \u2014\nNat\u00fcrlich gilt das Vorstehende nur von Bewegungen durch eine kurze Strecke hindurch. Denn wenn man die Finger mit maximaler Geschwindigkeit bewegt bis zur Grenze, dann ist ja gerade hier sehr deutlich, dafs auf der Volarseite die Finger einfach in die Handfl\u00e4che eingeschlagen werden ; auf der Dorsalseite aber gegen die festen Grenzen des Gelenks einen starken \u00dcberdruck aus\u00fcben. In diesen F\u00e4llen ist also der feste Widerstand, als ein selbstverst\u00e4ndlicher, gegeben, und wenn der elastische R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt werden soll, dann braucht man blofs von diesen Widerst\u00e4nden Gebrauch zu machen, indem man einen Nachdruck dagegen aus\u00fcbt. Wenn man dies aber nicht tut, dann tritt, auch wenn man die gleiche Strecke durchgeschlagen hat, der elastische R\u00fcckstofs auf, wie ich ja schon von Anfang an betont habe: dafs es nicht ankommt auf die L\u00e4nge der durchlaufenen Strecke, sondern nur auf die Art und Weise, wie sie durchlaufen wird. Gerade an diesem Beispiel des Einschlagens der Finger in die Hand kann man sich besonders deutlich zur Anschauung bringen, wie man einerseits mit \u00dcberdruck gegen die Handfl\u00e4che den elastischen R\u00fcckstofs ohne","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nConrad Rieger.\nweiteres unterdr\u00fcckt; wie aber andererseits, wenn man diesen \u00dcberdruck nicht aus\u00fcbt, die Finger zwar auch die Handfl\u00e4che leicht ber\u00fchren, dann aber sofort wieder zur\u00fcckschnellen. Und ganz besonders deutlich ist hiebei auch dieses : dafs, wenn man einerseits die Handfl\u00e4che gleichfalls nur leicht ber\u00fchren, andererseits aber trotzdem den elastischen R\u00fcckstofs unterdr\u00fccken will; \u2014 dafs man in diesem Falle die Bewegung notgedrungen langsamer machen mufs. \u2014\nAus allem, was ich im Bisherigen auseinandergesetzt habe, geht immer wieder dieses hervor, dafs die motorische Maschine m\u00f6glichst die nerv\u00f6se Anstrengung vermeidet, welche dadurch bedingt w\u00e4re, dafs a) maximal schnell geschlagen, b) der elastische R\u00fcckstofs aber trotzdem unterdr\u00fcckt w\u00fcrde ; und zwar c) nicht durch \u00dcberdruck gegen einen festen Widerstand, sondern d) durch einen Nachdruck, der sich mit der, sehr beweglichen, elastischen Kraft der antagonistischen Gruppe in das Gleichgewicht zu setzen h\u00e4tte. Die feine Regulierung des antagonistischen Gleichgewichts, welche dabei in Betracht kommt, eignet sich vorz\u00fcglich f\u00fcr langsame Bewegungen, und diese geschehen auch fortw\u00e4hrend in dem Z\u00fcgel solcher Regulierung. F\u00fcr schnelle Bewegungen ist es dagegen sehr peinlich und m\u00fchevoll, wenn der elastische R\u00fcckstofs auf diese Weise unterdr\u00fcckt werden soll. \u2014\nAuf Grund dieser Einsicht ist es mir nun in den letzten Jahren gelungen, viele Bewegungs-Vorg\u00e4nge zu sehen, f\u00fcr welche ich vorher v\u00f6llig blind gewesen war. Wenn ich z. B. vor meinem rotierenden Cylinder sitze und die Stange mit der Schreibspitze rasch in die H\u00f6he schlagen will mit Unterdr\u00fcckung des elastischen R\u00fcckstofses; \u2014 dann geht dies ganz von selbst in dem Falle, dafs ich die Bewegung so im Schultergelenk ausf\u00fchre, dafs das Drehungs-Moment des Armes (abh\u00e4ngig von der Schwerkraft) gen\u00fcgend w\u00e4chst, so wie ich es oben (S. 391) auseinandergesetzt habe. Wenn ich nun aber blofs in dem unteren Teil des Quadranten bleiben will, wo dies nicht der Fall ist; dann sucht die motorische Maschine es sofort so einzurichten, dafs sie die Bewegung passend \u00fcber die verschiedenen Gelenke des Armes verteilt. Ich intendiere zum Beispiel einen kurzen Schlag nach aufw\u00e4rts mit Unterdr\u00fcckung des elastischen R\u00fcckstofses, w\u00e4hrend ich vorher, von der gleichen Stellung aus, ceteris paribus einen gr\u00f6fseren Weg nach oben intendiert hatte. Ich denke mir","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n399\na priori, die motorische Maschine werde jetzt gleichfalls im Schultergelenk nach aufw\u00e4rts schlagen. Das tut sie aber durchaus nicht. Sondern jetzt senkt sich der Oberarm im Schultergelenk; und Vorderarm und Hand schlagen so in die H\u00f6he, dafs sie nach kurzem Weg an die Grenzen von Gelenken kommen, auf welche sie mit \u00dcberdruck, nach dem Schema des Prellbocks, wirken k\u00f6nnen. Nur wenn ich besondere Aufmerksamkeit darauf wende, kann ich die motorische Maschine zwingen, dafs sie auch in diesem Falle die kurze Bewegung im Schulter-gelenk so ausf\u00fchrt, dafs, ohne festen Widerstand, das Gleichgewicht blofs eintreten mufs zwischen den elastischen Kr\u00e4ften. Wie ich schon h\u00e4ufig wiederholt habe : wenn man die motorisch\u00e9 Maschine dazu zwingt, dann kann sie es, in diesem Notfall, auch so machen. Aber, wenn man ihr freien Lauf l\u00e4fst, so richtet sie es, falls es irgend m\u00f6glich ist, so ein, dafs sie sich feste Widerst\u00e4nde schafft f\u00fcr den Fall, dafs a) schnell, b) ohne elastischen R\u00fcckstofs geschlagen werden soll. \u2014 Umgekehrt aber: wenn die Bewegung mit elastischem R\u00fcckstofs stattfinden soll, dann sind feste Widerst\u00e4nde v\u00f6llig \u00fcberfl\u00fcssig. In diesem Falle bedarf es keines Nachdrucks von Seiten der Muskelgruppe, welche die Bewegung bewirkt hat. In dem Zeitpunkt, in welchem die elastische Kraft der antagonistischen Gruppe, die bremst, in das Gleichgewicht getreten ist, kann die Kraft, gegen welche gebremst worden ist, v\u00f6llig nachlassen, woraus sich dann sofort das starke \u00dcbergewicht der Kraft ergeben mufs, welche gebremst hat; \u2014 und damit unmittelbar der elastische R\u00fcckstofs.\nDer elastische R\u00fcckstofs hat seine haupts\u00e4chliche Bedeutung in dem Fall, dafs fortw\u00e4hrende Hin- und Herbewegungen mit maximaler Geschwindigkeit ausgef\u00fchrt werden (s. oben die Figur 2 auf Seite 387). Es kommen aber in der Wirklichkeit auch, blofs einmalige, Bewegungen mit elastischem R\u00fcckstofs vor, und zwar in den F\u00e4llen, in welchen nur dieses intendiert wird, dafs man ein Ziel (statt, wie in der Regel, daran zu bleiben), gerade nur momentan ber\u00fchrt. Das einfachste Beispiel f\u00fcr diese Intention wird das Fechten mit \u201eSchl\u00e4gern\u201c sein. Man kann hier die Bewegung mit dem deutschen Zeitwort als \u201eschwippend\u201c bezeichnen. Damit meint man: m\u00f6glichst rasche Bewegung, an deren Ende der elastische R\u00fcckstofs nicht unterdr\u00fcckt wird. Es soll kein \u201eNachdruck\u201c dabei stattfinden. Man kann auch s\u00e4gen: ein Schl\u00e4ger soll \u201eschwirren\u201c. (Dies kann ein Mensch, der nicht eine grofse Geschwindigkeit entwickeln kann in der Vermehrung der elastischen Kraft seiner Muskeln unter dem Einflufs der Nerven, niemals gut machen, auch wenn er sonst \u201estark\u201c ist, das heifst: wenn er die elastische Kraft seiner Muskeln, ohne","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nConrad Rieger.\nR\u00fccksicht auf die Zeit, zu. einem einmaligen hohen Betrag, oder wenn er sie mit m\u00e4fsiger Geschwindigkeit sehr oft nacheinander, ohne \u201eErsch\u00f6pfung\u201c fortw\u00e4hrend aufs neue, bis zu einem bestimmten Betrag steigern kann. In Bezug auf diese verschiedenen Arten von \u201eSt\u00e4rke\u201c gibt es grofse individuelle Verschiedenheiten). Es bedarf einerseits keines Nachdrucks dazu, dafs der scharf geschliffene \u201eSchl\u00e4ger\u201c die Haut ritzt. Andrerseits erf\u00e4hrt er dabei auch durchaus keinen solchen Reibungs-Widerstand, dafs dadurch der elastische R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt w\u00fcrde. \u2014 Ich weise noch hin auf den Gegensatz zum Fechten mit S\u00e4beln, das nachdr\u00fccklich sein soll; und bitte im \u00fcbrigen den Leser, sich an beliebigen weiteren Beispielen den, stets wiederkehrenden, Gegensatz zu demonstrieren zwischen schnellen Bewegungen mit und ohne elastischen R\u00fcckstofs; mit \u00e4ufseren \u201ePrell-b\u00f6cken\u201c oder mit inneren in den Gelenken oder durch die Schwerkraft; oder ohne \u201ePrellb\u00f6cke\u201c auf offener Strecke nur mit Vernichtung des R\u00fcck-stofses durch, m\u00fchsam hergestelltes, Gleichgewicht der elastischen Kr\u00e4fte in den antagonistischen Muskelgruppen. \u2014\nNach allem, was ich im vorstehenden auseinander gesetzt habe, d\u00fcrfte nun zur Gen\u00fcge folgendes klar sein : Der elastische R\u00fcckstofs, dessen St\u00e4rke bei einem Gummiband nur abh\u00e4ngt von der Differenz zwischen der einen und der anderen dehnenden Kraft, wenn das Gummiband keinem sonstigen Einflufs unterliegt ; \u2014 dieser elastische R\u00fcckstofs h\u00e4ngt, wenn ein Muskelband gedehnt wird, viel weniger ab von der St\u00e4rke der dehnenden Kraft als davon, welche wechselnde elastische Kraft das Muskelband aus den Nerven erh\u00e4lt. Und die St\u00e4rke dieser wechselnden elastischen Bremskraft h\u00e4ngt ganz ab davon, was die motorische Maschine gerade intendiert. Gegen\u00fcber von dieser Kausalit\u00e4t verschwindet bei schnellen Bewegungen diejenige, welche blofs abh\u00e4ngig ist von der L\u00e4nge und K\u00fcrze des Muskelbandes, und welche, wie ich in meinem ersten Kapitel auseinandergesetzt habe, sehr wichtig ist f\u00fcr die Bremsung gegen die blofse Schwerkraft. Die Kraft, welche den elastischen R\u00fcckstofs bewirken soll, mufs in vielen F\u00e4llen gleichsam erst eigens \u201evorgespannt\u201c werden eben zu dem Zweck, dafs sie den elastischen R\u00fcckstofs bewirken soll, z. B. in folgendem Fall: Ich habe oben auseinandergesetzt, dafs beim Aufw\u00e4rts-Schlagen des Armes bis zur Horizontalen die zunehmende Wirkung der Schwerkraft gen\u00fcgt, um Stillstand zu bewirken, und dafs deshalb in diesem Fall durchaus keine Tendenz besteht zu elastischem R\u00fcckstofs. In diesem Falle bedarf es also keiner besonderen Vorsorge daf\u00fcr, dafs kein elastischer R\u00fcckstofs eintritt. Selbstverst\u00e4ndlicherweise kann aber auch diese Bewegung mit elastischem R\u00fcckstofs ge-","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Muskelzust\u00e4nde.\n401\nmacht werden. Damit dies aber geschieht, mufs die Bremsung, die im andern Fall unbedeutend ist, erst eigens vermehrt werden, und damit nat\u00fcrlich auch die Kraft, welche die Bewegung bewirkt. Denn diese mufs jetzt so grofs sein, dafs sie in das Gleichgewicht kommt mit der Schwerkraft plus der gesteigerten Bremskraft, welche den elastischen B\u00fcckstofs bewirkt. In diesem Falle ist also die vermehrte Bremskraft blofs zu dem Zweck aufgewendet worden, damit sie f\u00fcr den elastischen R\u00fcckstofs bereit steht. Denn f\u00fcr die Bewirkung des blofsen Stillstandes h\u00e4tte in diesem Falle die Schwerkraft gen\u00fcgt, auch wenn die Bewegung mit maximaler Geschwindigkeit begonnen worden war. \u2014 Noch deutlicher wird das, worauf es ankommt, dann, wenn man betrachtet, was geschieht, wenn man auch noch durch den oberen Quadranten durchschl\u00e4gt. In diesem Fall mufs die Bremsung noch geringer sein, weil die Bewegung auch noch das gr\u00f6fsere Drehungs - Moment der Schwerkraft \u00fcberwindet und erst an den Gelenk-Grenzen zum Stillstand kommt. Und dabei ist es nun auch sehr schwierig, einen elastischen R\u00fcckstofs zu erzielen, w\u00e4hrend ein solcher hinwiederum ganz von selbst eintritt, wenn man die Bewegung nur durch einen Teil des oberen Quadranten fortsetzt. Wenn man dazu von vornherein die Intention hat, dann mufs, selbstverst\u00e4ndlicherweise, auch von vornherein die Bremskraft darauf gerichtet sein, dafs sie die Bewegung vorher zum Stillstand bringt, ehe sie an der Gelenk-Grenze ihr Ende finden w\u00fcrde. \u2014\nIch glaube, dafs man, ohne besondere Schwierigkeiten, viele Bewegungs-Ph\u00e4nomene im K\u00f6rper begreifen kann, wenn man sie immer unter den Gesichtspunkten betrachtet, die ich im vorstehenden er\u00f6rtert habe. Ich, f\u00fcr meine Person, kann wenigstens sagen, dafs ich vieles, was ich fr\u00fcher einfach nicht gesehen habe, deutlich sehe, seitdem ich allm\u00e4hlich unterscheiden gelernt habe zwischen dem, was mit, und dem, was ohne elastische Bremsung geschieht. \u2014\nEin, durch den elastischen R\u00fcckstofs bewirktes, blofs einmaliges, Hin- und Herschwirren einer Bewegung ist in der motorischen Maschinerie wohl von keiner besonderen Wichtigkeit, weder bei Tieren, noch bei Menschen. Der mechanische Effekt einer solchen Bewegung, die keinen Nachdruck haben darf, mufs gering sein. (Oben habe ich auf das Beispiel him\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 32.\t^6","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nConrad Rieger.\ngewiesen von dem \u201eschwirrenden\u201c Schl\u00e4ger, der nur die Haut ritzen soll.) Man wird ein solches einmaliges Hin- und Herschwirren deshalb haupts\u00e4chlich bei solchen Bewegungen finden, durch welche blofse Zeichen gegeben werden, z. B. bei einem lebhaften \u201eAbwinken\u201c, bei den dirigierenden Bewegungen des Taktstocks und \u00e4hnlichem; welche Beispiele sich jeder Leser selbst vermehren mag. Doch k\u00f6nnte man dieses alles ja wohl auch langsamer und weniger \u201eschnellend\u201c machen, ohne dafs dadurch ein wesentlicher Unterschied bedingt w\u00e4re. Und wenn es sich blofs um dieses handelte, dann w\u00e4re auch ich wohl niemals auf die wesentliche Bedeutung gekommen , welche die Bewegungen mit elastischem B\u00fcckstofs haben, im Gegensatz zu den Bewegungen, welche keinen Gebrauch von ihm machen. Diese Bedeutung hat er aber f\u00fcr die, maximal schnelle, ununterbrochene Folge gleicher Bewegungen, \u00fcber welche man am Einfachsten Klarheit gewinnen kann, wenn man sie auf Papier schreibt. Nur weil ich seit Jahren bei allen Experimenten, die ich begann in der Absicht, einen Einblick zu gewinnen in die T\u00e4tigkeit des Schreibens, immer wieder auf seine Wirkung oder Nichtwirkung gestofsen bin, ist mir \u00fcberhaupt die Bedeutung des elastischen B\u00fcckstofses allm\u00e4hlich zum Bewufstsein gekommen. Ich hatte vieles von dem, wor\u00fcber ich jetzt berichten will, schon Jahre lang wahrgenommen, aber durchaus nicht verstanden. Und erst aus dem unbefriedigten Zustand, in welchen ich dadurch geraten war, ist allm\u00e4hlich meine Besch\u00e4ftigung erwachsen mit dem, was ich im Vorstehenden auseinandergesetzt habe. \u2014\nVon dem, was ich im Nachstehenden in dieser Hinsicht mitzuteilen habe, denke ich, dafs es geeignet sein wird, dem Leser Manches deutlicher zu machen, was ihm bisher noch unklar geblieben war. Man betrachte zuerst diese zwei verschiedenen Figuren (s. S. 403).\nDie Wegstrecken der Figur 7 k\u00f6nnen nur ganz bedeutend langsamer zur\u00fcckgelegt werden als die der Figur 8, weil sie nicht mit elastischem B\u00fcckstofs gemacht werden k\u00f6nnen. Bei gleichem Streben nach maximaler Geschwindigkeit bringt man es in dem Fall der Figur 7 blofs auf zwei, in dem Fall der Figur 8 auf sechs bis neun in der Sekunde. Sobald man es bei der Figur 7 schneller machen will, ger\u00e4t man in andere Formen,","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Muskelzust\u00e4nde.\n403\nLAAA/UVW\nFigur 7.\nBewegungen, die nicht mit elastischem R\u00fcckstofs gemilcht werden k\u00f6nnen: zwei in der Sekunde.\nFigur 8.\nBewegungen, die nur mit fortw\u00e4hrendem elastischem R\u00fcckstofs gemacht werden k\u00f6nnen: sechs in der Sekunde.\ndie sich denen der Figur 8 n\u00e4hern mit deutlicher Tendenz zu elastischem R\u00fcckstofs. Mittelst des elastischen R\u00fcckstofses wird also auch hiebei in dem dritten Teil der Zeit (und in noch weniger) das Gleiche in Hin- und Herbewegungen geleistet, verglichen mit dem, was ohne elastischen R\u00fcckstofs geleistet werden kann. Wie ich oben (auf Seite 388) gesagt habe, dafs der entsprechende Zeitverlust entstehe bei den Unterbrechungen, durch welche jedes Mal der elastische R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt wird; so ergibt sich hier das Gleiche bei einer ununterbrochenen Bewegung, die aber \u00fcberhaupt ohne elastischen R\u00fcckstofs geschieht. Und wer diese Unterschiede in sein Be-wufstsein aufgenommen hat, der wird eine Menge analoger \u201egraphischer\u201c Erscheinungen sofort als notwendig und selbstverst\u00e4ndlich erkennen.\nDer grofse Zeitverlust, den z. B. ein Punkt bewirkt, wird aus allem Vorhergehenden auch unmittelbar verst\u00e4ndlich. Wenn ich mittelst des elastischen R\u00fcckstofses nur vertikale Striche von einigen Centimetern L\u00e4nge auf das Papier werfe, so bringe ich es immer, ohne jede Schwierigkeit, mindestens auf sechs in der Sekunde. Wenn ich aber jedes Mal einen Punkt unter den Strich setze (die Figur des Ausrufungs-Zeichens : !) ; dann bewirkt dieser, scheinbar so unbedeutende, Punkt einen solchen Zeitverlust, dafs ich es mit gr\u00f6fster Anstrengung nur auf zwei in der Sekunde bringe, wobei die Striche, in dem einen und in dem anderen Fall, die gleiche L\u00e4nge haben. Wenn man das,\nwas in dem einen und in dem anderen Fall gemacht wurde,\n26*","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nConrad Rieger.\nblofs betrachtet unter dem Gesichtspunkt des zur\u00fcckgelegten Weges, dann kann man nicht recht begreifen, dafs der kleine Punkt, den man doch auch mit gr\u00f6fster Geschwindigkeit hinsetzt, den gesamten Weg, der in der Sekunde zur\u00fcckgelegt wird, auf ein Drittel reduziert im Verh\u00e4ltnis zu dem Weg, der zur\u00fcckgelegt wird ohne Punkt. \u2014 Sobald man aber daran denkt, dafs in dem einen Fall der elastische R\u00fcckstofs verwendet werden kann, in dem anderen aber unterdr\u00fcckt werden mufs, ist alles klar. \u2014\nIn dieser Weise kann man nun viele von den gel\u00e4ufigen Bewegungs - Formen der Buchstaben, der Zahlen, der Interpunktions-Zeichen und manches andere konventionell Festgesetzte, z. B. auch manches Stenographische, analysieren unter dem Gesichts-Punkt : ob es mit oder ohne elastischen R\u00fcckstofs geschieht? Und \u00fcberall, wo etwas sehr schnell und leicht geschehen kann, wird man den elastischen R\u00fcckstofs in Aktion finden. Hief\u00fcr will ich noch einige Beispiele geben von lateinischen Buchstaben, die f\u00fcr Jedermann unmittelbar verst\u00e4ndlich sein m\u00fcssen; im \u00fcbrigen es dem Leser \u00fcberlassend, sich die Beispiele auch noch aus anderen Gebieten beliebig zu vermehren.\nDie Buchstaben - Figur a geht z. B. sehr leicht und glatt. Man macht sie in der Sekunde, ohne Schwierigkeit, zwei Mal, also so schnell, als man \u00fcberhaupt unterbrochene Figuren machen kann (nach dem, was wir schon h\u00e4ufig gefunden haben).\nUm das Verh\u00e4ltnis festzustellen zwischen den L\u00e4ngen der Wegstrecken, welche bei den verschiedenen Buchstaben, Zahlen u. s. w. durchlaufen werden, habe ich die Figuren in sehr grofsem Format auf ein \u00fcbereinstimmendes Linien-System geschrieben, dann auf diese verschiedenen Figuren Bleidraht gelegt und die L\u00e4ngen an dem Bleidraht gemessen. Die Verh\u00e4ltnisse, die sich dabei f\u00fcr die Wegl\u00e4ngen dieser grofsen Figuren ergeben, gelten dann auch f\u00fcr den Fall, dafs man nachher die Buchstaben, Zahlen u. s. f. so klein macht, wie es dem gel\u00e4ufigen Schreiben entspricht.\nF\u00fcr die Buchstaben-Figur des a ergibt sich, bei dieser Messung, die Verh\u00e4ltniszahl: 15 cm; f\u00fcr die des R: 11 cm L\u00e4nge. Der Weg, der bei u zur\u00fcckgelegt wird, ist also fast um ein Drittel k\u00fcrzer als der bei a. Trotzdem kann man betr\u00e4chtlich weniger mal die Figur des u in derselben Zeit schreiben als die Figur des a. Wenn man die Figur des r- richtig und un verst\u00fcmmelt schreibt, so bringt man es nur auf wenig mehr als eins in der Sekunde ; und sobald man es auf eine gr\u00f6fsere Zahl von ^-Figuren","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n405\nin der Sekunde bringt, so ist das B\u00f6gehen am Schlufs nicht mehr richtig gemacht. In diesem B\u00f6gehen liegt die Ursache der starken Verlangsamung. Der Buchstabe a geht leicht und rasch, weil er einfach aus zwei, gleich hohen, Hin- und Herwegen besteht mit elastischem K\u00fcckstofs, und weil von dem Ende der einen Figur die Fortsetzung der Bewegung sofort wieder an den Anfang der neuen f\u00fchrt. Eine Unterdr\u00fcckung der Maschinerie des elastischen R\u00fcckstofses, der von selbst l\u00e4uft, findet deshalb immer nur da statt, wo die Figur wieder neu angefangen wird. Hingegen bei der Figur des r- mufs auf den ersten gr\u00f6fseren Hin- und Herweg ein kleinerer folgen. Dadurch wird der elastische R\u00fcckstofs schon nach einem Doppelschlag unterdr\u00fcckt. Das B\u00f6gehen kann nicht gemacht werden durch einfache Fortsetzung der Bewegung mittelst des vorigen elastischen R\u00fcckstofses. Sondern es mufs f\u00fcr das B\u00f6gehen eine neue Verteilung der elastischen Kr\u00e4fte vorgenommen werden. Dies ist die eine Ursache des vermehrten Zeitaufwandes bei der Figur r. \u2014 Die andere ist diese, dafs am Schlufs der Figur der Bleistift sich oben befindet, w\u00e4hrend die n\u00e4chste Figur unten anf\u00e4ngt. Dieser Weg von oben nach unten mufs dann auch noch, und zwar ohne elastischen R\u00fcckstofs, zur\u00fcckgelegt werden. Es entsteht also zuerst oben ein Halt und dann nochmals einer vor Beginn der n\u00e4chsten Figur. \u2014 Weil die Figur oben endigt, so ist h\u00e4ufig dieses bemerklich, dafs die ^-Figuren, die man in horizontaler Reihe nebeneinanderzusetzen sucht, eine Tendenz zeigen, sich in einer aufsteigenden Reihe zu folgen. Denn wenn der Weg sukzessive k\u00fcrzer gemacht wird zwischen dem Ende der vorhergehenden und dem Anfang der n\u00e4chsten Figur; so mufs die n\u00e4chste Figur immer etwas h\u00f6her anfangen als die vorhergehende. \u2014\nDie Figur : n hat, selbstverst\u00e4ndlicherweise, eine gr\u00f6fsere Wegl\u00e4nge als die Figur ^ ; sie hat die gleiche Verh\u00e4ltnis-Zahl wie a, n\u00e4mlich 15 cm. Aber auch dieser l\u00e4ngere Buchstabe geht erheblich schneller als ^ aus den gleichen Gr\u00fcnden wie das a ; n\u00e4mlich erstens, weil auch hier zwei, gleich hohe, Doppelschl\u00e4ge gemacht werden; zweitens weil der Beginn der n\u00e4chsten Figur in der unmittelbaren Fortsetzung der vorhergehenden liegt. Dementsprechend bringt man es auch bei der Figur des w, ohne alle Schwierigkeit, auf zwei in der Sekunde und dar\u00fcber. Und sogar die Figur des m, deren Wegl\u00e4nge die","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nConrad Rieger.\nVerh\u00e4ltniszahl 22 cm hat, also das Doppelte im Vergleich zn der Figur des geht deutlich schneller als diese. Auch bei ihr bringt man es ohne M\u00fche auf zwei in der Sekunde. So wenig kommt an auf die Wegl\u00e4nge und so viel darauf, dafs man in, gleich hohen, Hin- und Herwegen mit elastischem R\u00fcckstofs die Figur durchlaufen kann; und dafs das Ende der einen gleich wieder am Anfang der n\u00e4chsten Figur ist. Diese Figur des m ist aus diesen Gr\u00fcnden, im Verh\u00e4ltnis zu ihrer Wegl\u00e4nge, die schnellste von allen. \u2014\nIn dieser Weise bieten die Kombinationen von Bewegungen, welche uns in den Figuren der Buchstaben, als so \u00fcberaus gel\u00e4ufige, gegeben sind, eines der bequemsten Mittel, um die Wirkung oder Nichtwirkung des elastischen R\u00fcckstofses zu studieren ; und man hat mit diesem Hilfsmittel die mannigfachsten M\u00f6glichkeiten der Untersuchung.\nWenn man z. B. versucht die a-Figuren ohne Unterbrechung mit maximaler Geschwindigkeit aneinanderzureihen, so stellt sich sofort heraus : dafs man dieses durchaus nicht kann. Es kommen dann einfache Hin- und Herbewegungen wie oben in der Figur 8 auf S. 403. Denn wenn keine Pause gemacht wird, so kann auch die horizontale Bewegung, mit welcher die Figur a anfangen mufs, nicht zu st\u00e4nde kommen sondern nur die vertikalen Bewegungen durch ununterbrochene elastische R\u00fcckst\u00f6fse. Deshalb kann man sagen, dafs die Verbindung zweier a-Figuren eine unbequeme ist. Dagegen ist z. B. die Anh\u00e4ngung eines e an die meisten Buchstaben sehr bequem, und besonders gilt dies f\u00fcr re, von dem man sagen kann, dafs es kaum mehr Zeit braucht als r allein. Dies r\u00fchrt daher, dafs in den Anfang des e der elastische R\u00fcckstofs des vorhergehenden B\u00f6gchens unmittelbar \u00fcbergehen kann ; und das Ende des e f\u00fchrt dann unmittelbar an den Anfang des n\u00e4chsten r. \u2014 Buchstaben-Verbindungen in Silben und W\u00f6rtern brauchen, selbstverst\u00e4ndlicherweise, \u00fcberhaupt weniger Zeit als die gleichen Buchstaben, wenn sie getrennt geschrieben werden (durchschnittlich zwei in der Sekunde getrennt, vier in der Sekunde verbunden). Und eine Schrift wird immer um so mehr \u201ekursiv\u201c sein, je weniger Abs\u00e4tze in ihr gemacht werden m\u00fcssen.\nH\u00e4ufig m\u00fcssen ja schon innerhalb der Buchstaben selbst Abs\u00e4tze gemacht werden, wie z. B. im k ; und dieses kostet immer Zeit, ebenso wie dieses, dafs ein Buchstabe so aufh\u00f6rt, dafs sein","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Muskelzust\u00e4nde.\n407\nSchlufs entfernt ist von dem Anfang des n\u00e4chsten Buchstabens.\nSo ist z. B. die Figur : -^aus diesem Grunde unbequemer als die\nFigur : d. Und auch in den Lehrb\u00fcchern der Stenographie finde ich, wie dies ja notwendigerweise so sein mufs, die Betonung der \u201efl\u00fcchtigen und verbindungsf\u00e4higen Schriftzeichen\u201c.\nWeil aber dieser Abschnitt den Titel tr\u00e4gt: Bewegungen mit und ohne elastischen B\u00fcckstofs ; \u2014 so darf ich mich nicht weiter verlieren in \u201egraphologische\u201c Einzelheiten. Sondern ich begn\u00fcge mich mit den angef\u00fchrten Beispielen aus diesem Gebiet, die wohl zur Gen\u00fcge den, allgemeinen und prinzipiellen, Satz deutlich gemacht haben werden, dafs auch f\u00fcr die \u201eGraphologie\u201c die Ber\u00fccksichtigung der Unterscheidung: mit? oder ohne? elastischen B\u00fcckstofs? von wesentlicher Bedeutung sein mufs. Die Beispiele hief\u00fcr liefsen sich in das Unendliche vermehren. Und besonders werden einem die Tendenzen klarer, die sich bei sehr raschem Schreiben zeigen : dafs n\u00e4mlich die Verst\u00fcmmelung der Buchstaben immer geschieht in dem Sinne einer m\u00f6glichst h\u00e4ufigen Ben\u00fctzung des elastischen B\u00fcckstofses; was sich jeder Leser sofort an einer Menge von Beispielen veranschaulichen kann, wenn er einen Bleistift zur Hand nimmt. Der Kalligraph, der seine Buchstaben langsam und s\u00e4uberlich hinmalt, ben\u00fctzt dagegen den elastischen B\u00fcckstofs nur sehr wenig, braucht deshalb auch unvergleichlich mehr Zeit als derjenige, der sich vornimmt so schnell zu schreiben, als er kann. \u2014\nEs ist vielleicht nicht ganz \u00fcberfl\u00fcssig, wenn ich, in Bezug auf die Verwendung des elastischen B\u00fcckstofses zu dem speziellen Zweck des schnellen Schreibens, noch folgende, allerdings wohl fast selbstverst\u00e4ndliche, Bemerkung anf\u00fcge: Die fortschreitende Bewegung von links nach rechts, die in den Gelenken des Vorderarms (durch Extension im Ellbogen-Gelenk und durch Supination) und auch im Schultergelenk zu st\u00e4nde kommt, greift so in die Maschinerie des elastischen B\u00fcckstofses ein, dafs dieser selbst dadurch gar nicht ber\u00fchrt wird. W\u00e4hrend seine Bewegung ununterbrochen mit maximaler Geschwindigkeit im Handgelenk und in den Fingergelenken weitersaust, bewegt sich der Arm langsam so von links nach rechts, wie es n\u00f6tig ist daf\u00fcr, dafs nicht auf einer und derselben Stelle geschrieben wird. Diese fortschreitende Bewegung des Armes nach rechts ist mit der eigentlichen Schreib-Bewegung eng verbunden. Man kann sich hievon auch dadurch \u00fcberzeugen, dafs man den Versuch macht, ohne die Bewegung, auf einer und derselben Stelle mit maximaler Geschwindigkeit Striche ineinander zu machen. Man merkt dann sofort, dafs dies weniger nat\u00fcrlich ist; dafs man sich etwas Zwang an tun mufs dazu, dafs man auf der gleichen Stelle bleibt. Wenn man sich weiter gar nichts vornimmt als","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"408\nConrad Rieger.\neben nur dieses : mit maximaler Geschwindigkeit Striche auf das Papier zu werfen ; dann macht man es niemals auf der gleichen Stelle sondern schreitet nach rechts fort.\nWenn ich die Figur des Ausrufungs - Zeichens mache, so bringe ich es wenigstens auf zwei in der Sekunde, weil doch der Strich gemacht wird mittelst des elastischen R\u00fcckstofses derjenigen Bewegung, welche von dem Punkt zu dem Anfang des Strichs gef\u00fchrt hat. Es tritt nur eine Pause ein, und f\u00fcr diesen Fall haben wir zwei in der Sekunde schon h\u00e4ufig als Zahl der Geschwindigkeit gefunden. Wenn ich aber auch noch oben einen Punkt \u00fcber den Strich setze, dann bringe ich es h\u00f6chstens auf eine solche Figur in der Sekunde, weil in diesem Fall der elastische R\u00fcckstofs v\u00f6llig verloren geht, und, sowohl oben als unten, eine Pause eintritt. Und trotz dieser grofsen Langsamkeit strengt dies auch noch unvergleichlich mehr an, als wenn ich in der Sekunde sechs bis acht Striche (mit elastischem R\u00fcckstofs) hinwerfe. Denn wenn die Maschinerie des elastischen R\u00fcckstofses, ohne alles weitere Zutun, ganz von selbst l\u00e4uft, dann geschieht dies mit denselben Gef\u00fchlen behaglichen Zu-schauens, auf die ich oben (S. 382), in dem analogen Falle hingewiesen habe, wo ich sprach von dem \u201ebehaglichen Baumeln\u201c unter der Wirkung der Schwerkraft. \u2014\nSo selbstverst\u00e4ndlich dieses alles ist, sobald man den elastischen R\u00fcckstofs richtig zu veranschlagen versteht; so mufs ich doch sagen: einesteils dafs ich selbst fr\u00fcher f\u00fcr alle derartigen Erscheinungen nicht das mindeste Verst\u00e4ndnis gehabt habe; andernteils dafs ich auch noch niemals auf etwas Gedrucktes gestofsen bin, aus dem ich den Schlufs ziehen d\u00fcrfte, dafs andere diese Erscheinungen in unserer motorischen Maschine schon verstanden oder auch nur beachtet h\u00e4tten. Ich glaube deshalb nicht, dafs ich in den vorstehenden Auseinandersetzungen \u00dcberfl\u00fcssiges gesagt habe, obgleich ja zweifellos vieles davon sofort als selbstverst\u00e4ndlich erscheinen mufs, sobald es nur einmal ausgesprochen ist. \u2014\nIch habe oben (S. 385) gesagt, dafs ich noch genauere Angaben werde machen k\u00f6nnen \u00fcber die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der Bewegungen mit und ohne elastischen R\u00fcckstofs. \u00dcber diesen Punkt will ich deshalb im Nachstehenden noch Einiges mitteilen. Eine gute Probe darauf : ob eine Bewegung, welche ohne Unter-","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n409\nbrechung gleichm\u00e4fsig fortl\u00e4uft, mit? oder ohne? elastischen R\u00fcckstofs geschieht, kann man in der Weise anstellen, die durch die Figuren 7 und 8 (S. 403) veranschaulicht ist. Solange man noch die Linien der Figur 7 machen kann, handelt es sich nur um eine Geschwindigkeit, welche noch nicht bewirkt sein kann durch den elastischen R\u00fcckstofs. Denn sobald der elastische R\u00fcckstofs in Aktion tritt, ist es unm\u00f6glich in der Linie der Figur 7 zu bleiben; man mufs dann in die Figur 8 verfallen. Die gr\u00f6fste Geschwindigkeit aber, bei der man noch die Formen der Figur 7 festhalten kann, ist wenig \u00fcber zwei in der Sekunde. Und auch wenn ich den rotierenden Cylinder dazu ben\u00fctze, um einen Einblick in zeitliche Verh\u00e4ltnisse zu gewinnen; so komme ich gleichfalls zu dem Ergebnis, dafs diejenigen fortlaufenden Bewegungen, welche man jederzeit unterbrechen kann, die unter fortw\u00e4hrender nerv\u00f6ser Regulierung und also nicht mit elastischem R\u00fcckstofs geschehen ; \u2014 dafs diese nur etwa die Geschwindigkeit von zwei in der Sekunde haben k\u00f6nnen. Wenn diese Geschwindigkeit \u00fcberschritten ist, so tritt schon immer der elastische R\u00fcckstofs auf, wie aus der Figur 9 unmittelbar abgesehen werden kann.\nFigur 9.\nObere Reihe (zwei in der Sekunde) ohne elastischen R\u00fcckstofs; untere Reihe (drei in der Sekunde) schon mit elastischem R\u00fcckstofs. In der oberen Reihe kann man unmittelbar Halt machen ; in der unteren Reihe ist dies schon nicht mehr m\u00f6glich.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nConrad Rieger.\nDas Gleiche ist ersichtlich ans Figur 10. Hier habe ich an. jedes der beiden Bilder nachher, bei stillstehendem Cylinder, die Linie angezeichnet, welche die Stange in diesem Falle anschreibt. Die Entfernung dieser Linie von den Spitzen der Figuren, die auf dem Cylinder in Bewegung gezeichnet worden sind, ist dann das Mafs f\u00fcr die Zeit der Bewegung. Der Umfang des rotierenden Cylinders ist 60 cm, die Zeit des Umlaufs 30 Sekunden. Ein Millimeter bedeutet folglich f\u00fcnf Hundertstel - Sekunden. In der ersten Figur betr\u00e4gt die Ent-\nFigur 10.\nDie erste Bewegung, mit elastischem R\u00fcckstofs, ist ausgef\u00fchrt mit einer Geschwindigkeit, die nicht mehr in dauernder nerv\u00f6ser Regulierung steht. Bei der zweiten Bewegung, ohne elastischen R\u00fcckstofs, ist diese Grenze der Geschwindigkeit nicht \u00fcberschritten.\nfernung 2 Millimeter, die Zeit war also eine Zehntel - Sekunde ; in der zweiten 5 Millimeter, also eine Viertel-Sekunde. Wenn die erste Figur fortlaufend gemacht worden w\u00e4re, so w\u00e4re auf den Hin- und Herweg jedesmal eine F\u00fcnftels-Sekunde gekommen, auf die Sekunde also f\u00fcnf Hin- und Herwege; bei der zweiten entsprechend eine halbe, also zwei Hin- und Herwege in der Sekunde. Diesem zeitlichen Unterschied gem\u00e4fs ist, unter sonst v\u00f6llig gleichen Bedingungen, in der ersten Figur ein starker elastischer R\u00fcckstofs eingetreten, in der zweiten dagegen keiner.\nEndlich gibt die Figur 11 den besten Einblick in die verschiedenen zeitlichen Verh\u00e4ltnisse, je nachdem die Bewegung langsam oder schnell ist. In der oberen Reihe sind Bewegungen aufgezeichnet, die schnell und mit elastischem R\u00fcckstofs geschehen. Wenn dieser, nach einmaligem Hin- und Herweg, nicht unterdr\u00fcckt w\u00fcrde, so erg\u00e4be sich die Figur 2 (s. oben S. 387) mit f\u00fcnf bis sechs Hin- und Herwegen in der Sekunde. Weil aber der R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt wird, so ensteht ein Halt","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Muskelzust\u00e4nde.\n411\nund eine Pause, auf welche mindestens eine Drittels - Bekunde kommt. Und das Wesentliche ist nun, dafs diese Pause nicht beliebig abgek\u00fcrzt werden kann. Wenn man den elastischen R\u00fcckstofs einmal unterdr\u00fcckt hat, und wenn man also die Bewegung fortsetzen mufs mittelst neuer Verteilung der elastischen Kr\u00e4fte durch die Nerven; \u2014 dann braucht man dazu eine Drittels - Sekunde ; und vorher geht es nicht, kommt man nicht weiter. Wenn man dagegen die Bewegung so ausf\u00fchrt wie in\nFigur 11.\nObere Reihe: a) Elastischer R\u00fcckstofs; b) Unterdr\u00fcckung; c) Pause von einer Drittels - Sekunde.\nUntere Reihe: Kein elastischer R\u00fcckstofs, keine notwendige Pause.\nder unteren Reihe, mit geringerer Geschwindigkeit und dem-gem\u00e4fs ohne elastischen R\u00fcckstofs ; dann steht die Bewegung immer in fortw\u00e4hrender Regulierung durch die Nerven; und daraus folgt als selbstverst\u00e4ndlich, dafs man, innerhalb der Grenzen dieser Geschwindigkeit, wenn man \u00fcberhaupt an jeder Stelle sofort die Bewegung unterbrechen kann, so auch die Pausen zwischen den einzelnen Figuren beliebig lang oder kurz machen kann; wie aus der unteren Reihe der Figur 11 unmittelbar ersichtlich ist.\nAuf diesen Unterschied habe ich ja, im Laufe dieser Abhandlung, schon wiederholt hingewiesen und speziell auch darauf, dafs, wegen dieser langen Pausen, die langsame Bewegung in","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"412\nConrad Rieger.\nihren Wiederholungen es schliefslich gerade so weit bringt wie\n\u2022 \u2022\ndie schnelle; und dafs besonders auch der \u00dcbergang aus einer Haltung in die andere durch eine langsame Bewegung in gewissem Sinne sogar schneller sich vollzieht als durch eine solche schnelle Bewegung, an deren Ende die Unterdr\u00fcckung des elastischen R\u00fcekstofses M\u00fche und Zeit kostet (vgl. oben die Figuren 4 u. 5 S. 393 und 394). \u2014\nIch mufs nun speziell noch die Aufmerksamkeit lenken auf folgenden Punkt : Gerade nach der nerv\u00f6sen Unterdr\u00fcckung des elastischen R\u00fcekstofses tritt die lange Pause ein, ehe man die neue Bewegung wieder beginnen kann ; eine Pause, deren Betrag nicht leicht k\u00fcrzer gemacht werden kann als eine Drittels - Sekunde. Wenn man den elastischen R\u00fcckstofs nicht durch elastische Bremsung, sondern dadurch unterdr\u00fcckt hat, dafs man gegen einen Widerstand geschlagen hat, so kann man nach einer viel k\u00fcrzeren Pause die Bewegung wieder fortsetzen, wie dies aus der Figur 12 unmittelbar ersichtlich ist.\nFigur 12.\nDer elastische R\u00fcckstofs ist unterdr\u00fcckt am Ende eines Hin- und Herwegs, aber nicht durch elastische Bremsung \u201eauf freier Strecke\u201c, sondern durch einen \u201ePrellbock\u201c. Die Pause bis zum Beginn der n\u00e4chsten Bewegung ist deshalb viel k\u00fcrzer als in der oberen Reihe der Figur 11.\nHier ging die Stange mit der Schreibspitze aus von und wieder zur\u00fcck zu einer Querstange, auf welche jedesmal bei dem R\u00fcckweg stark aufgeschlagen wird. Dadurch wird der elastische R\u00fcckstofs, wie aus der Figur 12 unmittelbar abgelesen werden kann, in einer Weise durch den \u00e4ufseren Widerstand vernichtet, welcher elastische Bremsung unn\u00f6tig macht. Wenn man nun, aus diesem Zustand heraus, nach viel k\u00fcrzerer Pause","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n413\ndie neue Bewegung wieder beginnen kann; so ist hieraus die Folgerung zul\u00e4ssig: dafs in dem anderen Falle die lange Pause gerade bedingt ist durch den Zeitaufwand, der notwendig ist f\u00fcr das Verschwinden der Vermehrung der elastischen Kraft, durch welche der elastische R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt worden war. In diesem Sinne fasse ich den erheblichen Unterschied auf, der besteht zwischen der oberen Reihe der Figur 11, in welcher der elastische R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt worden ist durch rein elastische Bremsung aus den Nerven \u201eauf freier Streckeund der Figur 12, in welchem die Unterdr\u00fcckung einfach mittelst eines \u201ePrellbocks\u201c geschehen ist.\nIch kann auch auf eine andere Art beweisen, dafs man eine Bewegung nach einer k\u00fcrzeren Pause beginnen kann, als es diejenige der oberen Reihe der Figur 11 ist; wenn man sie n\u00e4mlich beginnt aus einem Zustand der Ruhe heraus, in welchem man jederzeit auf den Beginn der Bewegung \u201egefafst\u201c ist.\nFigur 13.\nDie Marke, der schr\u00e4ge Strich nach abw\u00e4rts, ist von einer anderen Person gemacht. Die Bewegung nach aufw\u00e4rts beginnt sobald als m\u00f6glich, nachdem die markierende Bewegung wahrgenommen worden ist. Obgleich der ganze Weg von der Marke durch das Auge in der Zeitstrecke eingeschlossen ist, so ist diese doch immer erheblich k\u00fcrzer als in der oberen Beihe der Figur 11 (eine F\u00fcnftels- gegen\u00fcber von einer Drittels-Sekunde).\nDie einzelnen Figuren haben hier keinen Zusammenhang untereinander sondern sind nur nachtr\u00e4glich zusammengeklebt worden, der leichteren \u00dcbersichtlichkeit wegen.\nIn Figur 13 ist die Marke von einer anderen Person gemacht, und zwar hart neben der schreibenden Spitze. Wenn gar keine Zeit verfl\u00f6sse zwischen der markierenden Bewegung der anderen Person und dem Beginn der Bewegung nach aufw\u00e4rts, dann m\u00fcfste die Zwischenstrecke sich auf Null reduzieren. Dies ist, selbstverst\u00e4ndlicher Weise, nicht m\u00f6glich. Denn schon","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nConrad Rieger.\nder Weg durch das Auge und Hirn in die Muskelgruppe, welche nach oben schl\u00e4gt, kann nicht zeitlos sein. Obgleich aber auch dieser Weg in diesem Falle noch dazu kommt, so ist trotzdem in dieser Figur 13 die Zeitstrecke erheblich k\u00fcrzer als in der oberen Reihe der Figur 11, in welcher gar kein \u00e4ufseres Signal wahrgenommen sondern nur die Bewegung so schnell als m\u00f6glich wieder aufgenommen wTerden mufs, nachdem durch elastische Bremsung der R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt worden war. Und auch hieraus d\u00fcrfte die Schlufsfolgerung gerechtfertigt sein, dafs der, auffallend grofse, Zeitaufwand in der oberen Reihe der Figur 11 bedingt ist gerade nur durch den \u00dcbergang aus dem Zustande der Verteilung der elastischen Kr\u00e4fte, welcher n\u00f6tig ist f\u00fcr die Unterdr\u00fcckung des elastischen R\u00fcckstofses, in den Zustand, der f\u00fcr die neue Bewegung notwendig ist. \u2014\nWenn man sich dieses alles immer wieder recht anschaulich gemacht hat, dann wird man sich nicht mehr \u00fcber die grofsen Pausen wundern, auf welche ich im Vorstehenden so oft hinzuweisen hatte und welche jedes Mal entstehen, wenn man eine Bewegung, die, ohne weiteres, mit elastischem R\u00fcckstofs fortliefe, durch elastische Bremsung unterdr\u00fcckt. In der Zeit, die vergeht, bis man dann wieder anfangen kann, w\u00e4re, mittelst des ungest\u00f6rten elastischen R\u00fcckstofses, die Maschinerie zwei- bis dreimal hin- und hergelaufen.\nIch kann also folgende Skala der Geschwindigkeit f\u00fcr Hin-und Herwege aufstellen :\nErstens : Eine schnelle Hin- und Herbewegung, von sechs bis neun Schl\u00e4gen in der Sekunde, ist nur m\u00f6glich mittelst fortlaufenden elastischen R\u00fcckstofses.\nZweitens : Eine Unterbrechung des elastischen R\u00fcckstofses durch einen \u00e4ufseren Widerstand verlangsamt zwar auch sehr bedeutend, aber doch nicht so stark wie\nin dem Falle Drittens: Die gr\u00f6fste Pause tritt dann ein, wenn, durch rein elastische Bremsung, der R\u00fcckstofs unterdr\u00fcckt werden mufste. \u2014\nWenn man aber die Bewegung von vornherein so langsam macht, das heifst: so durch die Nerven moderiert, dafs gar kein elastischer R\u00fcckstofs zu st\u00e4nde kommt; dann kann man es nur auf die Geschwindigkeit von h\u00f6chstens drei Hin- und Herwegen in der Sekunde bringen. Aber diese langsame Bewegung ist auch eine gleichm\u00e4fsige, ohne die Notwendigkeit von Pausen;","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde.\n415\nebenso wie die schnelle, welche durch den fortlaufenden elastischen R\u00fcckstofs zu st\u00e4nde kommt. Und die langsame Bewegung hat den Vorteil, dafs sie jederzeit und an jedem Punkte unterbrochen werden kann, ohne dafs weder ein elastischer R\u00fcckstofs eintritt, noch dafs er m\u00fchsam unterdr\u00fcckt werden mufs. \u2014\nDer vorstehende Abschnitt hat gehandelt blofs von den einfachen Hin- und Herwegen; und zwar von denen in den Muskeln der Arme und Beine, und zwar ferner blofs mit den nat\u00fcrlichen Wiederst\u00e4nden in diesen Gliedern ohne k\u00fcnstliche Vermehrung derselben; sowie ohne spezielle Ber\u00fccksichtigung der L\u00e4nge der Wegstrecken. \u2014\nDie folgenden Abschnitte werden wesentliche Erg\u00e4nzungen bringen in Hinsicht auf jeden der Punkte, die ich mit diesen\neinschr\u00e4nkenden Formulierungen angedeutet habe.\n(Fortsetzung folgt.)\n(Eingegangen am 16. M\u00e4rz 1903.)","page":415}],"identifier":"lit32933","issued":"1903","language":"de","pages":"377-415","startpages":"377","title":"\u00dcber Muskelzust\u00e4nde: Zweites Kapitel","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:21:03.012478+00:00"}

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