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{"created":"2022-01-31T16:37:38.055899+00:00","id":"lit32934","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Sch\u00e4fer, Gisela","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 416-419","fulltext":[{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\n(Ans dem physiologischen Institut der Wiener Universit\u00e4t.;\nWie verhalten sieh die HELMHOLTZsohen Grundfarben\nzur Weite der Pupille?\nVon\nDr. phil. Gisela Sch\u00e4fer.\n\u2022 \u2022\nUber den Einflufs farbiger Lichter auf die Pupillenweite liegen aus der j\u00fcngsten Zeit zwei Arbeiten vor.1\nDieselben gehen von der Frage aus, ob derjenigen Farbe, die uns heller erscheint, auch die st\u00e4rkere Wirkung auf das pupillenverengende Zentrum zukommt. Sachs arbeitete mit Pigmentpapieren, und kam zu dem Ergebnis, dafs Papiere gleicher Plelligkeit sich als motorisch \u00e4quivalent erweisen.\nAbelsdoree verwendete monochromatisches Licht. Das Ergebnis seiner Versuche war ebenfalls, dafs Lichter, die bei Reizung derselben Netzhautstelle gleich hell erscheinen, auch in Bezug auf ihre pupillomotorische Wirkung \u00e4quivalent sind. Mit der \u00c4nderung der Helligkeitswerte der Farbe geht n\u00e4mlich nach Abelsdoree auch eine entsprechende \u00c4nderung der pupillo-motorischen Wirkung einher.\nMeine folgenden Versuche gingen von einer Beobachtung aus, auf welche mich Herr Professor Sigmund Exner aufmerksam machte, und die darin besteht, dafs man bisweilen von sehr ges\u00e4ttigten Farben, auch wenn sie nicht sehr hell erscheinen, die\n1 Dr. Moriz Sachs: \u201e\u00dcber den Einfhifs farbiger Lichter auf die Weite der Pupille.\u201c Pfl\u00fcgers Archiv f\u00fcr Physiologie 52.\nG. Abelsdorff: \u201eDie \u00c4nderungen der Pupillenweite durch verschiedenfarbige Belichtung.\u201c Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 22.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"Wie verhalten sich die Helmholtz sch en Grundfarben zur Weite der Pupille. 417\nEmpfindung der Blendung erh\u00e4lt. Da lag der Gedanke nahe, ob diese Farben vielleicht die HELMHOLTzsehen Grundfarben sind. Es schien leicht, diesen Gedanken mit Hilfe der Pupillenreaktion zu pr\u00fcfen. Auf einem Feld von gegebener Gr\u00f6fse wurde Weifs aus zwei Komplement\u00e4rfarben gemischt, und mit einer bestimmten Netzhautstelle betrachtet. Nimmt man nun eine der der Farben weg, so vergr\u00f6fsert sich die Pupille. Es fr\u00e4gt sich, ob diese Reaktion etwa wesentlich schw\u00e4cher ist, wenn die zur\u00fcckbleibende Farbe eine Grundfarbe ist, als wenn sie dies nicht ist.\nDie Versuche wurden so ausgef\u00fchrt, dafs die Farben auf der Netzhaut gemischt wurden, nach dem Prinzipe der Helm-HOLTzschen Farbenmischmethode.1\nS\nAls Lichtquelle (siehe Abbildung) diente eine in einem dunklen Kasten befindliche Auerlampe (Mj). Die Strahlen, die durch die Spaltvorrichtung (s) hindurchgingen, wurden von einer Konvexlinse (Lf) auf gefangen und parallel gemacht. Das durch ein Flintglasprisma (P) erzeugte Spektrum wurde mittels einer zweiten Linse (L.f) auf den mit zwei verschiebbaren Spalten versehenen HELMHOLTzsehen Schirm2 entworfen. Die durch die Spalten desselben dringenden Strahlenb\u00fcndel wurden von einem Fernrohr aufgenommen. Man sah, indem man in dasselbe blickte, zwei farbige Kreisscheiben, die sich zum gr\u00f6fsten Teile\n1\tHelmholtz : Physiologische Optik. 2. Aufl. S 352.\n2\t1. c. S. 352.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 32.\n27","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"418\nGisela Sch\u00e4fer.\ndeckten. Rechts und links von diesem Felde ragten mondsichelf\u00f6rmig die beiden Farbenfelder hervor; ein \u00dcbelstand, den ich nicht beseitigen konnte, ohne die Gr\u00f6fse des Feldes wesentlich zu verringern, der aber f\u00fcr den Erfolg meiner Versuche nicht von wesentlicher Bedeutung sein konnte.\nEie jeweilige Weite der Pupille wurde mittels des Zerstreuungskreises gemessen, den ein Lichtpunkt in demselben Auge entwarf, das zur Beobachtung des Mischfeldes benutzt wurde. Vor dem Okular (o) des Fernrohrs war n\u00e4mlich unter einem Winkel von ca. 450 ein Deckgl\u00e4schen (D) angebracht, das als Spiegel wirkend, die Strahlen nach dem Auge reflektierte, die von einer kleinen \u00d6ffnung eines Schirmes (s.2), hinter dem ein Brenner (Af) stand, ausgingen, und die durch Konkavgl\u00e4ser (Ls) stark divergent gemacht worden waren.\nEndlich war im Okular des Fernrohres eine Teilung angebracht, an welcher die Gr\u00f6fse des Zerstreuungskreises gemessen werden konnte. Der Beobachter sah somit, indem er im verdunkelten Raume experimentierte, durch das Fernrohr, wenn Komplement\u00e4rfarben verwendet worden waren, ein weifses, rechts und links farbig begrenztes Feld, in der Mitte desselben den relativ kleinen Zerstreuungskreis, der gelblich schimmernd von so geringer Intensit\u00e4t war, dafs er eben noch sicher wahrgenommen werden konnte, endlich die auch nur eben sichtbare, sich schwarz abhebende Teilung. Durch Ziehen an F\u00e4den konnte man abwechselnd die eine oder die andere Spalte des HELMHOLTzschen Schirmes verdecken, und nun die Ver\u00e4nderung der Gr\u00f6fse des Zerstreuungskreises beobachten. Die Versuche erstreckten sich auf die beiden Grundfarben Rot und Blauviolett. Es wurde erst durch einen Spalt des HELMHOLTzschen Schirmes ein Rot von dem Farbenton der Grundfarbe hindurchgelassen, dann die zweite Spalte so verschoben, und beiden Spalten eine solche Breite gegeben, dafs das Mischfeld weifs erschien. Ganz analog wurde ein andermal mit dem Blauviolett verfahren.\nIn einem vollst\u00e4ndig dunklen Raum wurden eine gr\u00f6fse Zahl von Versuchen angestellt, die f\u00fcr mich \u00fcbereinstimmende Resultate ergaben, welche dann auch von anderen Beobachtern best\u00e4tigt wurden. Mit Rot und seinem Komplement habe ich 60 Versuche angestellt und zwar sowohl mit hell- als mit dunkeladaptiertem Auge. Ich habe auch abwechselnd einmal das Gr\u00fcn zuerst beobachtet, dann das Rot oder erst die Mischfarbe und","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Wie verhalten sich die Helmholtzs dien Grundfarben zur Weite der Pupille. 419\ndann die einzelnen Teilfarben oder umgekehrt. Gr\u00fcn hatte immer den gr\u00f6fseren Zerstreuungskreis, Rot den kleineren, die Mischfarbe den kleinsten. Dieselben Resultate erhielt ich auch dann noch, wenn das Rot an Intensit\u00e4t so vermindert wurde, dafs es im Mischfelde das Gr\u00fcn nicht neutralisierte.\nMit Blauviolett und Gelb wurden 70 Versuche angestellt. Violett gab immer einen gr\u00f6fseren Zerstreuungskreis als Gelb. Die Mischfarbe hatte wieder den kleinsten.\nDasselbe war auch dann noch der Fall, wenn die Spalte f\u00fcr das Gelb verkleinert wurde, so dafs es das Blau nicht mehr neutralisierte. Die Mischfarben der beiden Farbenpaare verhielten sich auch verschieden; so hatte das Weifs, das aus Rot und Gr\u00fcn gemischt war, einen kleineren Zerstreuungskreis als das Weifs, das aus Violett und Gelb resultierte.\nDa also die Grundfarbe Rot st\u00e4rker pupillomotorisch wirkt als ihr Komplement, es beim Blauviolett aber umgekehrt ist, so kann man schon hieraus folgern, dafs die Grundfarben als solche keine hervorragenden pupillomotorischen Wirkungen \u00fcben.\n(Eingegangen am 27. Juni 1903.)","page":419}],"identifier":"lit32934","issued":"1903","language":"de","pages":"416-419","startpages":"416","title":"Wie verhalten sich die Helmholtzschen Grundfarben zur Weite der Pupille?","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:37:38.055904+00:00"}