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{"created":"2022-01-31T14:44:34.457761+00:00","id":"lit32940","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Piper, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 31: 161-214","fulltext":[{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"161\n(Aue der physikalischen Abtheilung des physiologischen Instituts zu Berlin.)\n\u00dcber Dunkeladaptation.\nVon\nDr. med. H. Piper,\nAssistent am physiologischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.\n\u00dcber den zeitlichen Verlauf und die quantitativen Verh\u00e4ltnisse der Adaptation, beziehungsweise der bei Dunkelaufenthalt sich vollziehenden Empfindlichkeitssteigerung der Netzhaut, liegen bislang noch keine vollst\u00e4ndig befriedigenden Untersuchungen vor. Nach Aubert *, von dem die ersten, zur Feststellung dieser Dinge durchgef\u00fchrten systematischen Messungen herr\u00fchren, haben nur Charpentier 2 und Treitel 3 es wieder unternommen, der Untersuchung des Gegenstandes von neuem nachzugehen. Zwar liegen aufserdem noch einige Angaben von anderen Autoren \u00fcber den Grad der Empfindlichkeitssteigerung des Sehorganes nach langen Adaptationszeiten vor, doch wurden diese quantitativen Resultate mehr gelegentlich beim Verfolgen anderer Fragen gewonnen und charakterisieren nur einen bestimmten Punkt, meistens den Endpunkt bezw. die Endstrecke des Adaptationsverlaufes. Bez\u00fcglich der hier zu er\u00f6rternden Fragen beanspruchen sie insofern ein besonderes Interesse, als die angegebenen Zahlen zum teil um kolossale Betr\u00e4ge h\u00f6her sind, als die quantitativen Ergebnisse Auberts.\nBei der Wichtigkeit, welche der Adaptationszustand des Auges nach neueren Untersuchungen f\u00fcr die Farbenmischungs-\n1\tAubeet: Physiologie der Netzhaut. Breslau 1865.\n2\tChaepentiee : Exp\u00e9riences sur la marche de l\u2019adaptation r\u00e9tinienne. Archives dJ ophthalmologic 6. 1887.\n3\tTeeitel: \u00dcber das Verhalten der normalen Adaptation. Graefes Archiv f\u00fcr Ophthalmologie 1887.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 81.\t11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nH. Piper.\nph\u00e4nomene und die Nachbilderscheinungen besitzt und im Hinblick auf die grofse theoretische Bedeutung dieser Function des Sehorganes war es angezeigt, den zeitlichen Verlauf der Empfindlichkeitssteigerung von neuem genau zu bestimmen, derart, dafs bei k\u00fcnftigen Untersuchungen die M\u00f6glichkeit gegeben ist, auf Grund dieser Messungen den jeweils vorhandenen Adaptationsgrad einigerm afsen genau zu definieren. \u00dcber die zu diesem Zwecke unternommenen Versuchsreihen soll weiter unten eingehend berichtet werden; zun\u00e4chst wird noch etwas n\u00e4her auf die Messungen Aubert\u2019s und Charpentiers einzugehen sein.\nWas die AuBERTschen Untersuchungen betrifft, so sei hier zun\u00e4chst hervorgehoben, dafs in denselben der ersteHinweis auf diewichtigeRolle gegeben war, welche der Adaptationsf\u00e4higkeit desAuges in der Physio logie derGesichts-emp fin d\u00fcngen zukommt; die Untersuchungen dieses Autors gaben den ersten Anstofs dazu, dafs die mit der Dunkeladaptation verbundenen Erscheinungen eingehend studiert wurden und bei Versuchen \u00fcber Farbenmischung und Nachbilder die geb\u00fchrende Ber\u00fccksichtigung fanden ; es kommt denselben ferner das wichtige Verdienst zu, den Ausgangspunkt gebildet und die erste Anregung f\u00fcr die wichtigen Gedankenreihen gegeben zu haben, welche in den neueren Theorien \u00fcber die Lichtempfindung zur Geltung kommen und zur Annahme eines speziellen, wahrscheinlich in den Netzhautst\u00e4bchen lokalisierten Adaptations- oder Dunkelapparates gef\u00fchrt haben.\nIndessen die Methode Auberts darf heute nicht mehr als einwandsfrei und seine zahlenm\u00e4fsigen Resultate k\u00f6nnen auch nicht als ann\u00e4hernd richtig gelten. Die wesentlichste Ursache f\u00fcr diese M\u00e4ngel ist zweifellos in seiner merkw\u00fcrdigen und h\u00f6chst komplizierten Versuchsanordnung zu suchen: Um einen beliebig in seiner Intensit\u00e4t abstufbaren Lichtreiz zu gewinnen, bediente er sich eines Platindrahtes, welcher durch den galvanischen Strom zum Gl\u00fchen gebracht wurde. Der Draht konnte nach Bedarf verl\u00e4ngert und dadurch die beim Gl\u00fchen entwickelte Lichtintensit\u00e4t in ziemlich weitem Spielraum variiert werden. Nach Eintritt in das Dunkelzimmer mit helladaptiertem Auge wurden von Zeit zu Zeit die Drahtl\u00e4ngen bestimmt, deren Lichtwerte gerade noch minimalste Lichtempfindung auszul\u00f6sen ver-","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n163\nmochten. Die quantitative Auswertung der den abgelesenen Drahtl\u00e4ngen entsprechenden Lichtintensit\u00e4ten geschah in der Weise, dafs ein graues Glas gesucht wurde, welches, vor den gl\u00fchenden Draht gehalten, gerade dessen Licht vollst\u00e4ndig absorbierte. Der Verdunkelungswert dieses Glases wurde dann dadurch bestimmt, dafs bei h\u00f6herer Lichtintensit\u00e4t die Sektoreneinstellung am Episkotister aufgesucht wurde, welche ein dem Glase gleiches Grau lieferte.\nAubert glaubte nun auf Grund dieser photometrischen Messungen annehmen zu d\u00fcrfen, dafs bei Verl\u00e4ngerung seines zu Anfang der Bestimmungen 18 mm langen Platindrahtes auf 19, 20, 21 etc. mm jeder Zunahme um 1 mm eine Helligkeitsabnahme um einen kon stanten Lichtwert, also in arithmetischer Progression, entspr\u00e4che.\nEs wurden dann die abgelesenen Drahtl\u00e4ngen, welche der Lichtintensit\u00e4t umgekehrt, der Netzhautempfindlichkeit aber direkt proportional gedeutet wurden, als Ordinaten, die Zeiten, in denen die Ablesung erfolgt war, auf der Abszissenachse in ein System rechtwinkliger Koordinaten eingetragen. Auf diese Weise kam der zeitliche Verlauf der Adaptation in einer Kurve zur Darstellung, welche das allgemein g\u00fcltige Gesetz veranschaulichen sollte, dafs die Lichtempfindlichkeit des Auges bei Dunkel auf enthalt in den ersten Minuten \u00e4ufserst schnell, dann aber immer langsamer zunimmt, um nach etwa 2 Stunden, wenn auch nicht vollst\u00e4ndig, so doch ann\u00e4hernd ein Maximum zu erreichen. Der nach zweist\u00fcndiger Adaptationszeit erzielte Schwellenwert findet nach Aubert zahlenm\u00e4fsig Ausdruck in der Sichtbarkeit einer Lichtintensit\u00e4t, welche bei Verl\u00e4ngerung des gl\u00fchenden Platindrahtes um 10 mm entwickelt wird und nach seiner Rechnung V35 der bei guter Helladaptation noch eben sichtbaren Helligkeit betr\u00e4gt. Nach anderer Methode fand Aubert die Endschwelle =\tdes bei Helladaptation g\u00fcltigen Schwellenwertes und\nglaubte, durch dieses Resultat die Richtigkeit seiner ersten Messungen best\u00e4tigt zu sehen.\nSelbst wenn wir vorl\u00e4ufig einmal annehmen, dafs mit Auberts komplizierter Methode die Lichtwerte der jedesmal gemessenen Drahtl\u00e4ngen richtig photometriert werden konnten ', was zweifellos\n1 Schon die Benutzung grauer Gl\u00e4ser bei den Messungen hat ihre\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nH. Piper.\nnicht der Fall ist, so sind doch einige andere Einw\u00e4nde gegen die Versuche geltend zu machen, welche wenigstens bez\u00fcglich der quantitativen Ergebnisse von ausschlaggebender Bedeutung sind.\nZun\u00e4chst ist an die bekannte physikalische Tatsache zu erinnern, dafs das von einem gl\u00fchenden K\u00f6rper emittierte Strahlengemisch nicht nur hinsichtlich der Intensit\u00e4t sondern auch der qualitativen Zusammensetzung Ver\u00e4nderungen erf\u00e4hrt, wenn die Temperatur des K\u00f6rpers herabgeht. Diese Ver\u00e4nderungen erfolgen in dem Sinne, dafs das Spektrum der emittierten Strahlung vom kalten Ende aus mit herabgehender Temperatur mehr und mehr verk\u00fcrzt wird, bis schliefslich \u00fcberhaupt keine Strahlen mehr ausgesandt werden, welche nach ihrer Wellen-L\u00e4nge und-Zahl im st\u00e4nde w\u00e4ren, das Sehorgan spezifisch zu erregen. Die gesamte emittierte Strahlung liegt bei niedriger Temperatur im ultraroten Gebiet und ist nur dem Temperatursinn zug\u00e4nglich.\nBetrachtet man Auberts Versuche im Lichte dieser Tatsachen, so zeigt sich, dafs das von ihm benutzte Strahlengemisch im Laufe einer Versuchsreihe mit zunehmender Drahtl\u00e4nge qualitative Ver\u00e4nderungen derart erfuhr, dafs das Verh\u00e4ltnis der roten und ultraroten zu den gelben, blauen und violetten Strahlen zu Ungunsten der letzteren mit der Temperaturabnahrae des gl\u00fchenden Drahtes ge\u00e4ndert wurde. Nun ist aber bekannt, dafs sich die Empfindlichkeit der Retina gegen gelbes, gr\u00fcnes und blaues Licht bei Dunkelaufenthalt sehr erheblich, gegen rotes aber sehr wenig oder gar nicht steigert. Aubert wechselte also in einer Versuchsreihe die Farbe des Reizlichtes und zwar ging er von einer g\u00fcnstigeren zu einer \u00e4ufserst unvorteilhaften Lichtqualit\u00e4t \u00fcber. Kein Wunder also, dafs er f\u00fcr die Adaptationsbreite die auffallend geringen Grenzbetr\u00e4ge 1 und 1/o5 fand.\nMan hat nat\u00fcrlich auch daran zu denken, dafs ein so geringes Mafs der Empfindlichkeitszunahme gefunden wurde, weil der Beobachter m\u00f6glicherweise zu Beginn seiner Messungsreihe unvollst\u00e4ndig helladaptiert war. Bestimmtes l\u00e4fst sich\ngrofsen Bedenken, da diese bekanntlich niemals alle Wellenl\u00e4ngen gleich-m\u00e4fsig absorbieren, sondern immer eine leicht r\u00f6tliche oder bl\u00e4uliche F\u00e4rbung aufweisen.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n165\ndar\u00fcber nicht sagen, weil Aubert \u00fcber die Art der Herstellung des anf\u00e4nglichen Adaptationszustandes nichts angiebt.\nUm auf die physikalischen M\u00e4ngel der in Rede stehenden Messungen zur\u00fcckzukommen, so ist es im h\u00f6chsten Grade unwahrscheinlich, dafs, wie Aubert annimmt, einer successiven Verl\u00e4ngerung des gl\u00fchenden Drahtes um gleiche Betr\u00e4ge eine Abnahme der emittierten Lichtintensit\u00e4t in arithmetischer Reihe entsprechen soll. Der Schlufs ist doch nichts weniger als berechtigt: einer Verl\u00e4ngerung des gl\u00fchenden Drahtes um 6,5 mm entspricht eine Helligkeitsabnahme um das 23 fache, also einer Verl\u00e4ngerung um 1 mm eine Abnahme um das 3,5 fache. Damit wird aber auch die Richtigkeit aller photometrischen Voraussetzungen und somit des ganzen Charakters der erhaltenen Kurven des Adaptationsverlaufes h\u00f6chst zweifelhaft, wenn nicht ganz unwahrscheinlich.\nEin weiterer, sehr wichtiger Einwand gegen die Brauchbarkeit der AuBERTschen Zahlen ist in der Tatsache gegeben, dafs ein leuchtendes Objekt von geringer Winkelgr\u00f6fse (2\u20143 cm langer Draht, 20 cm Abstand) mit der Fovea centralis und mit paracentralen Netzhautpartien beobachtet wurde. Wir wissen jetzt, dafs diese Netzhautzone wenn \u00fcberhaupt, so doch sicher in weit geringerem Mafse als die weiter peripheren Teile der Retina bei Dunkelaufenthalt an Empfindlichkeit gewinnt.\nDie Messungen Charpentiers sind nach wesentlich besserer Methode als die eben besprochenen Versuche angestellt. Die Licht ab stufung erfolgte nach ganz \u00e4hnlichem Prinzip, wie an dem bekannten F\u00f6RSTERschen Photoptometer. Wenn man nun auch theoretisch gegen diese Mefsmethode kaum etwas einwenden kann, so sind doch die tats\u00e4chlichen Resultate, wie ich zeigen werde, nicht sehr befriedigend.\nWas zun\u00e4chst die quantitativen Ergebnisse betrifft, so fand Charpentiek, dafs bei extremer Dunkeladaptation die Empfindlichkeit sich auf das 230 fache steigerte, wenn durch Aufenthalt in m\u00e4fsig hellem Zimmer, auf das 676 fache, wenn durch Aufenthalt im Freien die vorauf gehende Helladaptation bewirkt war, mit deren Schwellenwert die \u00e4ufserste Dunkelschwelle verglichen wurde. Diese Werte waren nach durchschnittlich 20 Minuten Dunkelaufenthalt erreicht.\nCharpentier suchte sich nun ferner den Gang der Adaptation","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nH. Piper.\ndurch kurvenm\u00e4fsige Darstellung zu veranschaulichen, verfuhr aber dabei wesentlich anders als Aubert insofern, als er auf der Abszissenachse die Zeiten, als Ordinaten aber die eben noch wahrnehmbaren Lichtintensit\u00e4ten (Minimum per-ceptibile) eintrug. Auf diese Weise gewann er wohl Aufschlufs \u00fcber die Abnahme des Schwellenwertes mit der Zeit, nicht aber direkt, wie er selbst f\u00e4lschlich annimmt, \u00fcber die Zunahme der Netzhautempfindlichkeit.\nAber h\u00f6ren wir hier Charpentier selbst : \u201eLa diminution du minimum perceptibile se fait de moins en moins vite, comme l\u2019avait indiqu\u00e9 Aubert\u201c. \u201eVoici comment on peut exprimer la marche de l\u2019adaptation lumineuse : \u00e0 partir de l\u2019entr\u00e9e de l\u2019\u0153il dans l\u2019obscurit\u00e9 le minimum perceptibile d\u00e9croit en progression g\u00e9om\u00e9trique \u00e0 mesure que le temps augmente en progression arithm\u00e9tique ; ou d\u2019une fa\u00e7on plus exacte : la vitesse avec laquelle augmente la sensibilit\u00e9 lumineuse est proportioneile \u00e0 un instant donn\u00e9 \u00e0 la diff\u00e9rence qui existe entre sa valeur qu\u2019elle atteindra au moment de l\u2019adaptation compl\u00e8te de la r\u00e9tine. Ainsi: diff\u00e9rence consid\u00e9rable au d\u00e9but, ou ce qui est la m\u00eame chose augmentation rapide de la sensibilit\u00e9 lumineuse ; diff\u00e9rence minime \u00e0 la fin, variation presque nulle de la sensibilit\u00e9 lumineuse.\u201c\nDie Folgerungen, welche Charpentier von der Kurve der Schwellenwerte auf den Verlauf der Empfindlichkeitssteigerung zieht, d\u00fcrfen kaum Geltung beanspruchen, da hier leicht ersichtliche rechnerische Irrt\u00fcmer untergelaufen sind. Denn obwohl an anderer Stelle ganz richtig gesagt wird, die Empfindlichkeit der Netzhaut sei als reziproker Wert des Minimum perceptibile zu berechnen, so ist doch diese Rechnung nicht durchgef\u00fchrt worden und nun kommt der Autor bez\u00fcglich der Empfindlichkeitszunahme der Netzhaut zu kaum haltbaren Schl\u00fcssen. W\u00e4ren die den Schwellen reziproken Empfindlichkeitswerte als Funktion der Zeit in ein System rechtwinkliger Koordinaten eingetragen worden, so h\u00e4tte sich, was ja eigentlich selbstverst\u00e4ndlich ist, eine Kurve von gerade umgekehrtem Verlauf, n\u00e4mlich von zuerst langsamer und dann sehr schneller Steigung ergeben.\nF\u00fchrt man die unterlassene Rechnung mit den Messungen Charpentiers aus, so erh\u00e4lt man in der Tat Kurven, welche den erwarteten Charakter wenigstens einigermafsen deutlich er-","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Dunkeladaptation.\n167\nkennen lassen (vergl. Fig. 2 S. 182); im \u00fcbrigen aber zeigen sie einen so wenig regelm\u00e4fsigen Verlauf, dafs wiederum eine erneute Untersuchung des Gegenstandes sehr w\u00fcnschenswert erscheint.\nNach Aubert und Charpentier hat nur Treitel sich nochmals durch eigene Beobachtung eine Anschauung \u00fcber den Adaptationsverlauf zu verschaffen gesucht. Er verwendete zu diesem Zwecke seine Lichtsinntafeln, arbeitete also nach einer physikalisch-rechnerisch nicht ohne weiteres kontrollierbaren Methode. Nachdem auch er sich f\u00fcr die Richtigkeit der A\u00fcBERTschen \u201eAdaptationsregel\u201c \u2014 zuerst \u00e4ufserst schnelle, dann sehr langsame Empfindlichkeitszunahme \u2014 ausgesprochen hatte, gelangte dieselbe zu allgemeiner Annahme und findet sich vielfach mit diesem Inhalt zitiert und zur Erkl\u00e4rung vieler Erscheinungen herangezogen.\nIch verzichte nun darauf, alle einzelnen Literaturangaben \u00fcber Werte irgendwelcher Dunkelschwellen hier vollst\u00e4ndig anzuf\u00fchren und bemerke nur, dafs, soweit mir bekannt, keine weiteren Mitteilungen \u00fcber vollst\u00e4ndige Messungsreihen, die zur Feststellung des zeitlichen Adaptationsverlaufes unternommen wurden, vorliegen. An dieser Stelle m\u00f6chte ich nur den Zahlen Auberts die Beobachtung von v. Kries und Pertz 1 gegen\u00fcberstellen, dafs nach 1/2 st\u00fcndlicher Dunkeladaptation die Empfindlichkeit einer Netzhautstelle 10\u00b0 nasal von der Fovea bei Reizung mit bl\u00e4ulichem Licht 1457 mal die der Fovea centralis \u00fcbertraf. Die foveale Schwelle aber liegt dem Schwellenwert sehr nahe, welcher die Empfindlichkeit der gut helladaptierten Netzhaut charakterisiert. Als Reiz diente bei diesen Versuchen das Licht, welches durch eine Milchglasscheibe hindurch schien, die zwischen dem Beobachter und einer mit bl\u00e4ulichem Zylinder umgebenen Gasflamme aufgestellt war, und die Abstufung der Intensit\u00e4t erfolgte durch Variierung der Distanz zwischen Flamme und Scheibe ; der Berechnung lag somit das Gesetz zu Grunde, dafs die Lichtintensit\u00e4ten sich umgekehrt proportional den Quadraten der Flammenabst\u00e4nde verhalten. \u2014 Es kann Abstand davon genommen werden, auf die Einzelheiten der Versuchsanordnung und der Resultate hier n\u00e4her\n1 v. Kries: \u00dcber die absolute Empfindlichkeit der verschiedenen Netzhautteile im dunkeladaptierten Auge. Zeitsehr. f. Psychol. 15. 1897.","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nH. Piper.\neinzugehen, da die in Rede stehenden Messungen mit dem Zweck unternommen wurden, Quantitatives \u00fcber die Empfindliehkeits-differenzen zwischen den einzelnen Teilen der fertig dunkeladaptierten Netzhaut zu ermitteln, es sich also um die Feststellung \u00f6rtlicher, nicht zeitlicher Adaptationsunterschiede handelte.\nMethodik.\nDa nach den oben erw\u00e4hnten Untersuchungen von v. Kries und Pertz die Empfindlichkeit der dunkeladaptierten Netzhaut nicht zentral sondern erst 10\u201415\u00b0 peripher von der Fovea centralis ann\u00e4hernd maximale Werte erreicht, in den folgenden Versuchen aber der allgemeine zeitliche Verlauf der Adaptation ohne eingehende Ber\u00fccksichtigung der lokalen Empfindlichkeitsdifferenzen festgestellt werden sollte, so war es angezeigt, ein leuchtendes Objekt von betr\u00e4chtlicher Fl\u00e4chengr\u00f6fse aus solchen Abst\u00e4nden betrachten zu lassen, dafs dessen Netzhautbild bei wenig gesenkter, gehobener oder seitlich abgewichener Blicklinie solche Partien der Retina mitbedecken mufste, die einer hochgradigen Adaptation f\u00e4hig sind. Dabei konnte dann von der Verwendung eines Fixierzeichens abgesehen werden.\nBer\u00fccksichtigt man, dafs nach Aubert, Treitel und Charpentier der Reizwert eines Lichtes f\u00fcr das dunkeladaptierte Auge mit der Winkelgr\u00f6fse zunimmt, so ergibt sich, dafs voraussichtlich bei Verwendung eines Reizes von geringerer Winkelgr\u00f6fse eine extreme Dunkelschwelle von anderer absoluter Lichtintensit\u00e4t gefunden worden w\u00e4re. Da nach Treitel eine Abh\u00e4ngigkeit des Reizwertes von der Winkelgr\u00f6fse des Objekts f\u00fcr die Schwellen des dunkeladaptierten Auges in weit h\u00f6herem Mafse als f\u00fcr die des helladaptierten Sehorganes zu bestehen scheint, so w\u00fcrde sich bei kleinerem Reizobjekt die Relation von Anfangs- und Endschwelle derart anders gestalten, dafs die Adaptationsbreite einen geringeren Wert aufweisen m\u00fcfste, was Treitel tats\u00e4chlich feststellte.\nNach dem oben Gesagten ergab sich als Aufgabe, eine gleich-m\u00e4fsig leuchtende Fl\u00e4che herzustellen, deren Lichtintensit\u00e4t sehr ausgibig und kontinuierlich abstufbar und dabei exakt mefsbar sein mufste. Die Fl\u00e4che sollte die Form eines Quadrates von 10 cm Seite haben, so dafs sie aus","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Uber D\u00fcnkeladaptation.\n169\n30 cm Entfernung betrachtet eine Winkelgr\u00f6fse von etwa 18\u00b0 in der Seite und 260 in der Diagonale haben mufste. Wird dann die Blicklinie auf einen Punkt einer Seite oder auf eine Ecke des leuchtenden Quadrates gerichtet, so werden sicherlich solche Teile der Netzhaut vom Lichtreiz mit betroffen, auf denen die F\u00e4higkeit der Empfindlichkeitssteigerung sich auf der H\u00f6he der Ausbildung befindet, \u2014 vielmehr nat\u00fcrlich bei noch st\u00e4rker abgewichener Blicklinie.\nDie folgende Anordnung wurde den angegebenen Forderungen in vollst\u00e4ndig befriedigender Weise gerecht.\n\u2022 \u2022\nVor die vordere quadratische \u00d6ffnung (30 cm Seite) eines Kastens (Fig. 1 K) wurde ein durchscheinender weifser Karton (G) geheftet. Derselbe wurde vom Kasteninnern her durch eine \u00f6Okerzige Gl\u00fchlampe aus 50 cm Entfernung bestrahlt und gestaltete sich auf diese Weise zu einer nach aufsen gleichm\u00e4fsig leuchtenden Fl\u00e4che. Zwischen Gl\u00fchlampe und Karton konnten Milchglasscheiben (M) nach Bedarf eingeschoben werden, sodafs eine sprungweise Verdunkelung der leuchtenden Fl\u00e4che bewirkt werden konnte.\nDurch einen Apparat von der Beschaffenheit einer Camera obscura (Ca) wurde ein Bild der leuchtenden Kartonfl\u00e4che auf eine Milchglasscheibe (S) entworfen, und zwar erfolgte die Aufstellung der Camera in solchem Abstand vom lichtaus-sendenden Objekt, dafs letzteres in der Gr\u00f6fse eines Quadrates von 10 cm Seite durch die Linse (L) abgebildet wurde. Das durch die Scheibe (S) durchscheinende Bild stellte den Lichtreiz dar, welchen die Versuchsperson (\u00c4) in der Weise von r\u00fcckw\u00e4rts her zu beobachten hatte, wie man beim Einstellen des photographischen Apparates das auf die Mattscheibe entworfene Bild betrachtet. Als abbildendes Objektiv (L) diente eine 15 cm im","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nH. Piper\nDurchmesser grofse plankonvexe Linse; die Helligkeit des auf die Milchglasscheibe (S) entworfenen Bildes konnte ausgiebig durch eine Irisblende (J) von 16 cm Maximaldurchmesser variiert werden, welche unmittelbar vor der vorderen planen Linsenfl\u00e4che angebracht wTar und deren jeweils eingestellte Weite (Durchmesser) an einer Skala in Zentimetern abgelesen werden konnte.\nObwohl nun durch Verengerung der Blende von 15 auf 3/3 cm Durchmesser die Intensit\u00e4t des Lichtreizes auf 3/9oo vom Maximum vermindert werden konnte, stellte sich doch beim ersten Versuch heraus, dafs dieser durch die Blende gegebene Verdunkelungsspielraum gegen\u00fcber der aufserordentlich grofsen Adaptationsbreite bei weitem nicht ausreichte und es mufste deshalb mehrmals bei Aufnahme einer Leihe von Schwellenwerten die Helligkeit der leuchtenden Kartonfl\u00e4che sprungweise herabgesetzt werden. Das wurde dadurch bewdrkt, dafs in der oben bereits angedeuteten Weise zwischen Gl\u00fchlampe und Karton Milchglasscheiben (M) eingeschoben wurden, und zwar geschah dies jedesmal dann, wenn der Blendendurchmesser auf 2\u201411/2 cm hatte verringert werden m\u00fcssen; nunmehr konnte die Blende proportional dem Verdunkelungswert der Scheibe wieder erweitert und von neuem als Mittel zur Abstufung des Lichtreizes ausgenutzt werden.\nDie Apparate wurden in zwei v\u00f6llig schwarzwandigen B\u00e4umen auf gestellt, welche durch lichtdichte schwarze Vorh\u00e4nge von einander getrennt waren. In dem einen Baum befand sich die Lichtquelle (Kasten mit Gl\u00fchlampe und leuchtender Kartonfl\u00e4che) und ferner der Objektivteil der Kamera, welcher durch ein Loch im beide B\u00e4ume trennenden Vorhang durchgesteckt war. In diesem Baume besorgte ein Gehilfe die Ver\u00e4nderungen der Blendenweite, die Ablesungen der Blendendurchmesser und die Einschaltung der Milchglasscheiben zwischen Gl\u00fchlampe und Karton.\nIm zweiten Baume safs die Versuchsperson (Fig. 1 A) und beobachtete in der oben angegebenen Weise das durch die Milchglasscheibe (S) durchscheinende Bild des Kartons. Ihr Auge wurde durch Kinn- und Stirnst\u00fctze in dem konstanten Abstand von 30 cm von der leuchtenden Scheibe der Camera ($) gehalten. In passenden Zeitintervallen wurden Bestimmungen der eben noch wahrnehmbaren Lichtintensit\u00e4t vorgenommen.\nWar auf diese Weise die M\u00f6glichkeit gegeben, einen fl\u00e4chen-","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber Dunheladaptation.\n171\nhaften Lichtreiz beliebig hinsichtlich seinerHelligkeit abzustufen, ohne die qualitative Zusammensetzung1 seines Strahlengemisches nennenswert zu ver\u00e4ndern, so war nun ferner erforderlich, jede eingestellte Lichtintensit\u00e4t als Bruchteil oder Vielfaches jeder anderen einstellbaren zahlenm\u00e4fsig angeben zu k\u00f6nnen.\nBei der Methode der Verdunkelung durch Verengerung der Irisblende wurde darauf gerechnet, dafs die Lichtintensit\u00e4ten des auf der Scheibe entworfenen Bildes sich stets proportional den Fl\u00e4cheninhalten der jeweils vorhandenen Blendenkreise oder den Quadraten der Blendendurchmesser verhalten w\u00fcrden. Die Richtigkeit dieser Annahme f\u00fcr die verwendete Linse wurde mit jeder nur erreichbaren Genauigkeit durch photometrische Messungen best\u00e4tigt, die in einer besonderen Versuchsreihe nach der Fettfleckmethode vorgenommen wurden.\nDie zweite Methode der Abstufung der Reizintensit\u00e4t, n\u00e4mlich die durch Einschaltung von Milchglasscheiben zwischen Gl\u00fchlampe und Karton, konnte ebenfalls mit vollst\u00e4ndig befriedigender Exaktheit in Rechnung gezogen werden. Zu diesem Zweck wurden die Verdunkelungswerte der Scheiben photometrisch bestimmt. Diese Messungen sind unter Beibehaltung der Versuchsbedingungen vorgenommen worden, unter denen die Scheiben bei den physiologischen Versuchen die Reizintensit\u00e4t beeinflussen ; es wurde also an Stelle der Scheibe S in die Camera ein Fettfleckphotometer eingesetzt und das jetzt auf diesem entworfene Bild der leuchtenden Kartonfl\u00e4che dadurch verdunkelt, dafs zwischen Gl\u00fchlampe und Karton die Milchglasscheiben in feststehender Reihenfolge eingeschoben wurden. Durch Variierung des Abstandes des Vergleichslichtes bei konstanter Blendenweite oder durch Variierung der Blendenweite bei konstantem Abstand des Vergleichslichtes wmrden dann die Daten zur Berechnung der Verdunkelungswerte gewonnen.\nEine Versuchsreihe mit dem Zweck, den zeitlichen Verlauf der Adaptation bei einer Person festzustellen, gestaltete sich nun folgendermafsen: Um einen vollst\u00e4ndigen \u00dcberblick \u00fcber\n1 Dafs die gebr\u00e4uchlichen Milchglasscheiben die sichtbaren Strahlen nicht selektiv, sondern fast vollst\u00e4ndig gleichm\u00e4fsig absorbieren, ergiebt sich aus den Messungen von A. Pfl\u00fcger: Farbenempfindlichkeit des Auges, Wiedemann s Annalen, IV. Folge, 9 (1). 1902.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nH. Piper.\nden Verlauf der Empfindlichkeitszunahme zu gewinnen, war darnach zu streben, dafs jede Messungsreihe mit der einer maximalen Helladaptation entsprechenden Mindestempfindlichkeit des Sehorganes begonnen wurde. Ein solcher Netzhautzustand wurde dadurch hergestellt, dafs das Auge bei 1/4\u20141 st\u00fcndigem Aufenthalt im Freien durch Betrachten geeigneter, mehr oder weniger stark lichtreflektierender Fl\u00e4chen einer ziemlich intensiven Belichtung ausgesetzt wurde. Ob durch dieses Verfahren ein extremer und somit ein bestimmter und leicht wieder erreichbarer Ausgangspunkt gewonnen war, k\u00f6nnte wohl mit Recht bezweifelt werden ; indessen spricht doch manches, wie sich sogleich zeigen wird, f\u00fcr eine solche Annahme.\nW\u00fcnschenswert w\u00e4re es nat\u00fcrlich, dafs die M\u00f6glichkeit vorl\u00e4ge, den Grad der Helladaptation dadurch zu definieren, dafs man die physikalischen Faktoren zahlenm\u00e4fsig ang\u00e4be, durch welche der betreffende Netzhautzustand bewirkt wurde, d. h. die Dauer der Einwirkung, sowie die Intensit\u00e4t und Qualit\u00e4t des verursachenden Lichtes. Indessen, wie die Versuche zeigten, haben diese Daten f\u00fcr die Charakterisierung der extremen Helladaptation nur sehr beschr\u00e4nkten Wert; es stellte sich n\u00e4mlich heraus, dafs in auffallendem Grade unabh\u00e4ngig von der Dauer des Hellaufenthaltes (V4 oder mehrere Stunden), auch in ziemlich weiten Grenzen unabh\u00e4ngig von derlntensit\u00e4t der einwirkenden Sonnenstrahlung, also auch bei m\u00e4fsig bew\u00f6lktem Himmel (im Sommer und Herbst) stets ann\u00e4hernd die gleiche Helligkeit des Versuchslichtreizes als Anfangsschwellenwert gefunden wurde ; auch differierten die Anfangsschwellen der verschiedenen Beobachter in auffallend geringem Grade. Und gerade die Konstanz dieses Wertes, welche sich zeigt, obwohl die Bedingungen bei Herstellung der Helladaptation nach Zeit und Intensit\u00e4t der Netzhautbelichtung nicht unerheblich verschieden waren, berechtigt zu der Annahme, dafs die obere Grenze der Adaptationsbreite ann\u00e4hernd durch die bezeichneten Vorbereitungen erreicht wird; man m\u00fcfste sonst erwarten, dafs den Verschiedenheiten der bewirkenden physikalischen Faktoren Differenzen des f\u00fcr das helladaptierte Auge g\u00fcltigen Schwellenwertes entsprechen w\u00fcrden. Ich brauche kaum hervorzuheben, dafs ein solches \u201ephysiologisches\u201c Helladaptationsmaximum durch \u00fcbertriebene Netzhautbelich-","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n173\ntun g bis zur \u201eBlendung\u201c \u00fcberschritten werden kann, ein Zustand, der sich \u00fcbrigens weniger durch ein H\u00f6herr\u00fccken der Anfangsschweile als durch das Auftreten \u00fcberaus intensiver subjektiver Lichtnebel und Nachbilder und m\u00f6glicherweise durch eine Verz\u00f6gerung des Beginnes der Empfindlichkeitszunahme1 zu kennzeichnen scheint.\nNimmt man nun auch an, dafs eine ann\u00e4hernd maximale Helladaptation erreicht war, so darf dennoch nur mit Vorbehalt behauptet werden, dafs in der ersten Schwellenwertbestimmung der genaue zahlenm\u00e4fsige Ausdruck f\u00fcr einen solchen Zustand der Netzhaut gegeben ist. Denn ehe diese Bestimmung auch bei den besten Vorbereitungen m\u00f6glich ist, vergeht doch mindestens 1 Minute, eine Zeit, welche immerhin schon eine gewisse Bolle spielt. Zweifellos sind die kleinen Verschiedenheiten der Anfangsschwellen, wenigstens zum Teil, auf einen verschieden grofsen Zeitverlust vor der ersten Bestimmung zur\u00fcckzuf\u00fchren. War dieser besonders grofs oder hatte eine Messungsreihe aus anderen Gr\u00fcnden mit einer weniger vollst\u00e4ndigen Helladaptation begonnen werden m\u00fcssen, so wurde bei Konstruktion der Kurve der zeitliche Ausgangspunkt um ein aus anderen Messungsreihen zu berechnendes Intervall auf der Abszisse in positiver Richtung hinausger\u00fcckt. \u00dcber die Berechtigung dieser Operation wird sich weiter unten Gelegenheit bieten zu diskutieren.\nEs wurden nun im Laufe einer Sitzung alle 2\u20145 Minuten Schwellenbestimmungen in der Weise vorgenommen, dafs der im Hellraum befindliche Gehilfe die Blendenweiten einstellte und notierte, bei welchen vom Beobachter gerade noch ein Lichtschein wahrgenommen werden konnte. Waren Schwellenwerte\n1 Bei Anstellung einer Reihe von Schwellenmessungen am h orn\u00e2t ropinisierten Auge zeigte sich, dafs nach voraufgegangener hochgradiger Helladaptation die Empfindlichkeitszunahme mit starker Verz\u00f6gerung, n\u00e4mlich erst nach 5 Minuten dauerndem Dunkelaufenthalt einsetzte. Hier ist wohl kaum an eine spezifische Wirkung des Giftes zu denken; vielmehr liegt die Annahme nahe, dafs eine \u201eBlendung14 durch die \u00fcbergrofse Lichtmenge, welche durch die weite Pupille zum Augenhintergrund gelangt, als Ursache f\u00fcr die Verz\u00f6gerung anzusprechen ist.\nEine ganz analoge Beobachtung teilte schon Aubert (1. c.) mit, indem er fand, dafs nach l\u00e4ngerem Anstarren einer blendend weifsen Schneedecke die Adaptation mit deutlicher Verz\u00f6gerung einsetzte.\nIn gleichem Sinne \u00e4ufsert sich Treitel (1. c.).","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nH. Piper.\nerreicht, f\u00fcr welche die Blende auf Durchmesser von 2\u20141V2 cm hatte eingestellt werden m\u00fcssen, so wurden unmittelbar nach der Bestimmung Verdunkelungsscheiben zwischen Gl\u00fchlampe und Karton eingeschoben und dann sofort unter betr\u00e4chtlicher Erweiterung der Blende eine neue Bestimmung angeschlossen. In diesen beiden Messungen hatte man unter Umst\u00e4nden eine gute Kontrolle f\u00fcr die Exaktheit der Einzelbeobachtungen, indem zu verlangen war, dafs der Quotient der vor und nach der Scheibeneinschaltung gefundenen Blendenfl\u00e4chen, falls die Bestimmungen ohne Pause aufeinander folgen konnten, sich ungef\u00e4hr gleich dem Verdunkelungswert der betreffenden Scheiben ergeben mufste.\nBemerkenswert ist eine Erscheinung, welche ich wegen der praktischen Stellungnahme schon hier kurz ber\u00fchren mufs, sp\u00e4ter aber eingehenderer theoretischer Er\u00f6rterung unterziehen werde. Geht man n\u00e4mlich bei Bestimmung irgend einer Schwelle von unterschwelligen Werten zu gr\u00f6fseren Lichtintensit\u00e4ten \u00fcber, so gelangt man zu einer solchen, welche pl\u00f6tzlich und auffallend hell im Gesichtsfeld auftaucht; man kann dann gar nicht unerheblich den Lichtreiz wieder abschw\u00e4chen, bis man die jetzt g\u00fcltige, meistens sehr scharf einstellbare, Schwelle findet. Dieselbe Erscheinung haben Butz1, Charpentier2 und Fick3 studiert und beschrieben. Man konnte wohl im Zweifel sein, welcher Wert in Rechnung zu ziehen sei, der zuerst pl\u00f6tzlich und hell auftauchende oder der zweite geringere. Ich habe mich dahin entschieden, stets den letzten als g\u00fcltig anzunehmen, schon deshalb, weil die Schwelle eines schon vor dem kritischen Momente sichtbaren Reizes naturgem\u00e4fs mit weit gr\u00f6fserer Sicherheit festgestellt werden kann, als die eines solchen, dessen Sichtbarwerden im lichtleeren Gesichtsfelde erst erwartet wird.\nEine Frage, in der es ferner von Wichtigkeit war sich von vornherein zu entscheiden, war die, ob es zweckm\u00e4fsig sei, die Verschiedenheiten der Pupillenweite durch Vorsetzen eines engen Diaphragmas auszugleichen oder von diesem Verfahren Abstand zu nehmen. Ich habe das letztere vorgezogen ; denn man konnte\n1\tButz: Dissertation. Dorpat 1883.\n2\tCharpentier: Archives POphthalmologie 6, S. 133.\t1887.\n3\tA. E. Fick: Pf l\u00fcg ers Archiv 43, S. 442. 1888.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n175\nwohl die unkontrollierbaren Unregelm\u00e4fsigkeiten, welche das in relativ grofsem Abstand vor dem Auge befindliche Diaphragma namentlich bei peripherer Beobachtung, also schr\u00e4g durchtretendem Strahlenb\u00fcschel bedingen mufs, f\u00fcr wesentlich ung\u00fcnstiger einsch\u00e4tzen, als die Vorteile dieser Anordnung, welche sich unter den gegebenen Versuchsbedingungen nach den Untersuchungen Gahtens4 in der Tat als minimal darstellen.\nWar auf diese Weise ausgehend vom Zustand extremer Helladaptation bis zur ann\u00e4hernd maximalen Dunkeladaptation eine kontinuierliche Reihe von Schwellenbestimmungen, ausgedr\u00fcckt in den abgelesenen Blendendurchmessern gemacht, so folgte die Berechnung nach den oben angegebenen Prinzipien : zun\u00e4chst wurden die Zahlen quadriert und dann s\u00e4mtlich auf die Zahleneinheit, durch welche die letzten Dunkelschwellen gemessen waren, dadurch zur\u00fcckgef\u00fchrt, dafs alle zeitlich fr\u00fcheren Werte, welche unter Benutzung anderer Verdunkelungsscheiben festgestellt waren, mit den in Betracht kommenden Verdunkelungswerten multipliziert wurden. Die reziproken Zahlen dieser Schwellenintensit\u00e4ten sind dann die Empfindlichkeitswerte der Retina.\nEs folgte dann die kurvenm\u00e4fsige Darstellung, indem die Empfindlichkeitswerte als Funktion der Zeit in ein System rechtwinkliger Koordinaten eingetragen wurden.\nVersuche.\nI.\nBei den s\u00e4mtlichen in dieser Mitteilung zu besprechenden Versuchen diente das unzerlegte Licht einer elektrischen Gl\u00fchlampe als Reiz. Die zuerst zu er\u00f6rternden Messungsreihen wurden angestellt, um \u00fcber den allgemeinen Typus des Adaptationsverlaufes und \u00fcber die Adaptationsbreite Aufschlufs zu gewinnen. Es w\u00e4re nat\u00fcrlich w\u00fcnschenswert gewesen, zu diesem Zwecke die zu untersuchende Funktion des Sehorganes gegen\u00fcber einem Lichtgemisch von derjenigen Qualit\u00e4t zur Bet\u00e4tigung zu bringen, welcher es angepafst ist, also Sonnenlicht als Reiz zu verwenden. Darauf mufste indessen\n4 Garten: Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des zeitlichen Ablaufes der Pupillar-reaktion nach Verdunklung. Pfl\u00fcgers Archiv 68. 1897.","page":175},{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nH. Piper.\naus nahe liegenden Gr\u00fcnden verzichtet werden. Man darf wohl vermuten, dafs bei Verwendung von Sonnenlicht oder eines anderen der gebr\u00e4uchlichen, aus s\u00e4mtlichen Spektralfarben zusammengesetzten Lichter, z. B. Gaslicht, die Ergebnisse nicht erheblich von denen abweichen w\u00fcrden, welche mit der hier verwendeten Lichtquelle erzielt worden sind. Ich m\u00f6chte demnach annehmen, dafs in den folgenden Tabellen und Kurven der allgemeine Typus des zeitlichen Adaptationsverlaufes zum Ausdruck kommt und dafs die Adaptationsbreite durch die quantitativen Ergebnisse im allgemeinen so charakterisiert ist, dafs die Zahlen ein einigermafsen zutreffendes Urteil \u00fcber das Mafs dieser physiologischen Leistung gew\u00e4hren.\nDie in den ersten zw\u00f6lf Tabellen angef\u00fchrten Messungen wurden an den Sehorganen einer Anzahl normaler Trichromaten vorgenommen. Es folgen in Tabelle Nr. 13 bis 18 Messungsreihen, denen der Reihe nach Beobachtungen von 2 anomalen Triehromaten, einem Protanopen und 3 Deuteranopen zu Grunde liegen.\nBei allen in diesem Abschnitt mit geteilten und zu besprechenden Untersuchungen wurde binokular beobachtet. Die Unterschiede, welche zwischen der binokularen und monokularen Adaptation sowie zwischen der binokularen und monokularen Beobachtung bei beiderseitiger Adaptation bez\u00fcglich der Schwellenwerte und des Verlaufes der Empfindlichkeitszunahme bestehen, wurden durch besondere Versuchsreihen festgestellt und werden weiter unten des n\u00e4heren zu er\u00f6rtern sein.\nTabelle I ist etwas ausf\u00fchrlicher gehalten und soll noch einmal in K\u00fcrze den Gang der Rechnung veranschaulichen; sie enth\u00e4lt im ersten Stabe die Zeiten in Minuten angegeben, in denen im Laufe der Versuchsreihe die Schwellenwerte festgestellt wurden; der Augenblick der ersten Schwellenbestimmung nach Eintritt ins Dunkelzimmer ist als 0-Punkt gerechnet. Im zweiten Stabe sind die abgelesenen Blendendurchmesser eingetragen ; die fettgedruckten Horizontalstriche im ersten und zweiten Stabe markieren die Zeiten, in denen Verdunkelungsscheiben zwischen Gl\u00fchlampe und Karton eingeschoben wurden. Im dritten Stabe sind die eben wahrnehmbaren Lichtintensit\u00e4ten (Schwellenwerte) zu finden, ausgerechnet durch Quadrierung der Blendendurchmesserwerte und durch Multiplizierung dieser","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n177\nQuadrate mit den jeweils in Betracht kommenden Verdunkehmgs-werten der eingeschalteten Scheiben. Im vierten Stabe ist die Empfindlichkeit der Retina zahlenm\u00e4fsig angegeben, welche als reziproker Wert der Schwellenintensit\u00e4ten zu berechnen ist (multipliziert mit 106).\nAlle folgenden Tabellen enthalten nur die Zahlen, welche denen des ersten und vierten Stabes von Tabelle I entsprechen, die des 2. und 3. sind fortgelassen. Die Einheit f\u00fcr die Empfindlichkeitswerte ist, wie sich aus dem eben Gesagten ergiebt, eine willk\u00fcrliche, ist aber f\u00fcr alle Messungsreihen dieselbe. Sie ist als ein Millionstel des reziproken Wertes der Lichtintensit\u00e4t zu definieren, welche bei meiner Versuchsanordnung die Milchglasscheibe der Kamera aussenden w\u00fcrde, wenn der Fl\u00e4cheninhalt des Blendenkreises 1 \u25a1 cm betr\u00e4gt und s\u00e4mtliche bei Bestimmung der \u00e4ufsersten Schwellen benutzten Verdunkelungsscheiben zwischen Gl\u00fchlampe und Karton eingeschoben sind. Man sieht, dafs die Konstanz der Mafs-einheit f\u00fcr die Empfindlichkeit aufs engste an die Konstanz der Versuchsanordnung gekn\u00fcpft ist. Dafs an den Apparaten nichts ge\u00e4ndert w\u00fcrde, sei es an der Gl\u00fchlampe, den Scheiben, den Abst\u00e4nden etc., darauf wurde auf das strikteste gehalten.\nWillk\u00fcrlich mufste die Mafseinheit ja auf jeden Fall genommen werden; bei der Wahl derselben konnte nur in Frage kommen, ob man irgend eine tats\u00e4chlich bei einer Person festgestellte Minimalempfindlichkeit als Einheit annehmen und alle anderen Empfindlichkeitswerte als Vielfaches oder Bruchteil dieser Einheit mit Hilfe der Konstanten der verwendeten Apparate berechnen wollte, oder ob die Einheit f\u00fcr alle Werte einfach durch die Konstanten des Apparates definiert werden sollte wie ich es gemacht habe. Ist schon die letztere Einheit eine willk\u00fcrliche, so ist es die erstere noch vielmehr. Aufserdem hat die nur aus den Konstanten definierte Einheit den Vorzug, dafs sie so gew\u00e4hlt werden kann, dafs das sehr wenig anschauliche Rechnen mit echten Br\u00fcchen vermieden wird. (Tab. s. S. 178\u2014181.)\nAllgemeiner Typus des Adaptations verlauf es.\nDie tabellarisch mitgeteilten Messungen dienten als Grundlage f\u00fcr die Konstruktion der auf der Tafel abgebildeten Kurven, welche, wie oben erw\u00e4hnt, in der Weise dargestellt sind, dafs in\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 31.\t12","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nH. Piper.\nein System rechtwinkliger Koordinaten auf derAbszissen-achse die Zeiten, alsOrdinaten dieEmpfindlichkeits-werte der Retina eingetragen wurden. Sieht man vorl\u00e4ufig von den allerdings recht auff\u00e4lligen Verschiedenheiten der einzelnen Kurven ab und sucht zuerst das allen Gemeinsame, Typische herauszustellen, so ist dar\u00fcber zusammenfassend zu sagen, dafs sie s\u00e4mtlich sich zuerst sehr langsam von der Abszissenachse erheben (die ersten 7\u20148 Minuten), darauf aber nach mehr oder weniger scharfer Biegung zum Teil sehr steil, zum Teil in flacherem Verlauf erbeblich ansteigen, dann wiederum in eine Strecke stetig sich verringernder Steigung umbiegen und endlich auf einer maximalen Ordinatenh\u00f6he parallel der Abszissenachse aus-laufen.\nTabelle I.\nHerr H. Engelmann, normaler Trichromat.\nZeit Min.\tBlendendurchmesser (2 r) cm\t(2rf A A \u2014 Verdunklungswert der bez. Scheiben\tEmpfindlichkeits- wert 1 -106 (2r2) A\n0\t9,7\t65 377\t15,3\n172\t6,5\t29 289\t34,14\n2\t5,5\t21019\t47,58\n5\t4,4\t13 451\t74,35\n7\t4,1\t11 681\t85,61\n9\t4,0\t11117\t89,95\n11\t2,5\t4 342,81\t230,27\n12%\t6,1\t1 889,03\t529,39\n13\t5,1\t1 320,45\t557,30\n17\t2,5\t317,3\t3151,6\n19\t12,0\t144\t6 928,5\n22%\t8,1\t65,61\t15 242\n29\t5,6\t31,36\t31 888\n37\tGO\t23,04\t46 403\n46\t4,2\t17,64\t56 689\n55\t3,9\t15,21\t67 277\n83\t3,7\t13,69\t73 047\n92\t3,7\t13,69\t73 047\n96\t3,7\t13,69\t73 047\n120\t3,7\t13,69\t73 047","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"(Normale Tri chromaten.)\n179\n\u2022 \u2022\n\u00fcber Dunkeladaptation.\n\t\tt\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\to\tCO\t\tI>-\t\trH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tfr\tr\u2014H Ti H-3\t03 T\\\tCO\tO #n\t03 T\\\tGO \u00bbV\tr- tn\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tKl\tV \u2022 rH\t03\tH<\trH\t03\t00\t00\to\txO\t03\t03\tO\tCO\tCO\tco\tCD\tCD\tCD\n\t\u00a3 M o\tM D\trH\tH\tr-\txO\tCO\t00\txO\t03\tD-\tCO\to\t03\t03\tin\txO\tlO\tkO\n\t\t\u00abfl K4\t\t\t\ttH\tH\trH\to\trH\tC\u2014\tco\txO\txO\tCO\tCD\tCD\tCD\tCD\nHH\t\tP-i\t\t\t\t\t\t03\to\txO\to\t03\t03\tGO\trH\tc-\tr-\tr-\t[>>\n1-H\tw\ts\t\t\t\t\t\t\trH\t03\tco\tH\tCD\tC\u2014\t03\t03\t03\t03\t03\n>\tfl pq\tp\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tfl\t-fl\t\t<M\t\t\t\t\t\t\t\t\tca\t\t\t\t\t\t\n\tM\t\u2022 rH\t\tTT\t\t\t\tTH\t\t\t\trH\trH\t\t\t\t\t\t\n\t\tfl N\to\t03\tCO\tCO\t03\trH\tHl\too\t03\txO\tO\tr-\tOl\t03\t00\t03\to\n\t\t\t\t\t\t\t\trH\trH\trH\t03\t03\tCO\tco\t\txO\txo\tCD\t\n\t\t! rfl\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\to \u2022 rH\tCO\tCO\to\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tr1 \u25a0 H\t(M\tCO\trH\t03\tCO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tw> ~*~r rj\trH\txO\u2018\t03 \u2018\t03 \u2018\t03 \u2018\to\t00\t03\t03\tr*\t03\tr-\t\tr-\tl>\t\tt>-\n\t\u00ab\trH 'S rfl\txO\txo\tCO\tCO\trH\t00\tCD\tCD\tCO\tD-\txO\tH\t\t\ttH\ttT\t'CH\n\t\t\t\t\ttH\tH\tH\t03\tCD\t03\tCD\t03\t03\tO\to\tO\to\to\tO\nI\u20141\tKl Ki M\tP\t\t\t\trH\tCO\tCO\tCO\txO\tCD\t[>\u2022\t03\tCO\tco\tCO\tCO\tco\tCO\n>\t\ta\t\t\t\t\t\trH\t03\tH\txO\tCD\tCD\tD-\tl>-\tt>\tc-\tl>*\tE>\n\tPH\tp\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t-A\t\t\t\t\t\t\t\t\tC*\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\u2022 rH\t\t\t\t\t\t\t\t\trl\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\u00a9 N\to\t03\txO\tCO\to\tt>\t00\tO\tC0\t03\t00\tCO\t03\trH\tCO\tco\t03\n\t\t\t\t\t\t\trH\trH\trH\t03\t03\t03\tCO\tH\trjl\txO\txo\tCD\tCD\n\t\tP\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\u00fc\tQO\t03\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tfr\t\u2022 rH r-H\t03\tCO\tCO\tCO\tr-\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\to %\t03 h\u00bb\tccT\tH\t031\u2019\tCD\t00\to\txO\tH\t03\t03\to\tO\tO\tt>\t03\t03\t03\n\t\tC <D\tCO\t03\tlO\t03\to\tco\tCD\trH\tH\t\u00cfJO\to\to\to\tL'-\tXO\txO\txO\n\tQD\t\u00abfl K4\t\t\tCO\tH\tGO\tCD\tr-\tH\tCD\t03\txO\txO\txd\t03\tCM\t03\t03\n\u2022\t\tPi g\t\t\t\t\ttH\tco\t00\tH\trH\tIC-\t03\t03\t03\tO\t03\t03\t03\n>\tfl\t\t\t\t\t\t\ttH\trH\t03\tH\tH\tCD\tCD\tCD\tCD\tco\tCD\tCO\n\tP\tp\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tfl\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tw\tZeit\to\t?H\tCO\tH<\tco\trH\tco\tP\u2014\tCO\tlO\ttH\tCD\tCO\txO\to\t03\tTU\n\t\t\t\t\t\t\t\trH\trH\trH\t03\t03\tCO\tCO\t\t'nJH\tCD\t!>\u25a0\tco\n\tpH\t< rfl\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tPr P3\to\tCO\t\tH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\u2022 i-H\to\tCO\txO\tH\txo\txO\txO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tA\tT3 -fl\tT\\ (M\tH\tT\\ o\tT\\ 03\tT\\ IH\tT> CD\ttn H\txO\tco\tO*\tco\t03\t03\tCD\tO\to\to\n\tCO\tS <D\tCO\tH\tH\t03\ttH\tCD\tH\t03\t03\tH\to\tCO\tCO\tOU\to\to\to\n\tA\t\u00abfl fld\t\t\ttH\t03\to\t\t03\trH\tOJ\tH\tH\tCD\tCD\tTU\t>o\txo\txO\n>\tKl\tPi d\t\t\t\t\ttH\tHl\tCD\txO\tH\tCO\tCD\tCD\tCD\t03\t03\t03\tOS\n\tW\t\t\t\t\t\t\t\t\t03\tCO\tCO\tH\txO\txO\txO\tCD\tCO\tCD\nHH\t\tfl P\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tP\t-fl\t\t\t\t\t\t\t\tc*\t\tca\t\t\t\t\t\t\t\n\t\u2022\t\u2022 rH\t\t\t\t\t\t\t\trH\t\trH\t\t\t\t\t\t\t\n\tfl w\tCD N\to\tCM\txO\tI>\tco\t03\tCO\t00\t03\tCD\tCO\t03\t03\tTU\t03\tI>\txO\n\t\t\t\t\t\t\t\trH\trH\trH\t03\t03\tCO\tH\t\txO\tco\tCD\tt>\n\t\t1 rfl\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tO\t03\tCO\tH\txO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tfl\t\u2022rH\t03\to\to\t\t03\to\tt>-\tH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tnd -H\tT\\\t'S CO\t*\\ CO\t03\tTN 03\tTn \u25a0H\tTN 00\ttn CO\txO\tCO\tr\u2014\tt>\tCO\tco\tco\tCO\tCO\n\t\tP cp\trH\t03\tCO\tCO\tCO\tO\to\txO\tCD\t\u00bbo\tH\tH\to\to\to\to\to\n\tKl\t\u00abfl M\t\t\t\trH\tH\tD-\t00\tD-\t1>\to\tH\tH\t\"H\tTfl\ttH\tTj<\tTtl\nHH\tP\tPi d\t\t\t\t\trH\trH\trH\tC0\tCO\tco\tCO\tCO\tco\tCO\tCO\tco\tCO\nHH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\trH\tco\tCO\tCO\tTiH\tTtH\tTtl\tTjl\t\nHH\tfl P fl M\tP P\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\tZeit\to\trH\t03\txO\tD-\t00\trH\tCO\t03\trH\t00\txO\to\tCD\tco\txO\tco\n\t\t\t\t\t\t\t\t\trH\trH\trH\t03\t03\tCO\t\txO\tCD\tCD\t00\n\t\ti rP\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tA\t\u00fc\t03\ti>\tCO\tCO\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\u00ab\t\tHH\tCO\t03\tCO\t03\to\ti>-\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tfl\t\u25a0P -fl\t\u00bbN Ol\tTN 03\tTN 03\tTS 03\t\u2022N H\ttn 03\t\u2022N 03\tH\t03\tO\t03\t03\t03\t\t\t\t\n\t\tA \u2019<J} \u00abA M P ^\t03\t03\tCO\tCO\tCD\tt*\tr~\tO\tt>\to\t00\tco\tCO\t\t\t\t\n\tw \u00fc GQ\t\t\t\t\tco\tco rH\tCO 03\tO CD\tO rH\tp- O\tCD CO\tco 03\tco 03\tco 03\t\t\t\t\nHH\t\tfl\t\t\t\t\t\t\t\t03\tCO\tCO\tH\tH\t\t\t\t\t\nHH\tfl\tM P\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tQ\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t-A\t\t\t\t\t\t\tca\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\tw\t\u2022rH CD fcQ\tO\t03\txO\t03\to\tp co\t00\tCD\tCO\trH\tCO\tCD\to\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\trH\trH\ttH\t03\tco\tH\txO\tCO\to-\t\t\t\t\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle VIII\u2014XII.\n(Normale Trichromaten.)\n180\nPL. Piper\nOCMri<COt>'a5T-liOC5CMC'-0'^COCO\nNOOi-fTfOOC-t^CO^\nCM CO CO\nOl\u2014I > (M i> co c* cd\nOO 00 CO\n05 co co\nt> OO CO\no-r-i^ticoi>aoTH03ioa20coo^aO)0-^CT5\nt-H\tt\u20144 th gm GM CO C\u00d6 CO xb \u00bbO >0\nCO CO ^ lO rt< 00\n\u25a0*TCM05\u00d65iOt\u2014iCMCOCMCMiO\nCO CM GM\niO CO CO\nCOiO\u2018OX'^iOCD^'Ht-10'^\nr-fcococoosasasco\nCO CO CO\nrH GM iO i-O I>- CO\nCO CO CO\nOtHCMCO-'^COCOCSCMCOCO-i\u2014IOOOCMCOtHCM\no o\nt> 05 05 o\nO CM\nO'^iOCOtHCOC'-CMCOO^UCO\nOCOCOOHiCCOMWOJNCDH t\u00df^b-\nCO i","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"Tabelle XIII u. XIV.\tTabelle XV.\tTabelle XVI \u2014XVIII.\n(Anomale Trichromaten.)\t(Protanop.)\t(Deuteranopen.)\n\u00dcber Dunkeladaptation.\n181\n>\nX\n\u00ab\nm\nx\nH\nm\nO\nPh\neh\nPP\nA\no\n\u2022 rH r-~H\n\u00d6 'S\n\u00abfl M\nPH ^\na\nCP\tH\t\tlO\t\u00a9^\nCP\trH\t00\ti-H\t\necT\tlflT\t\u00a9~\tCO\tcd\"\n05\tCO\tiO\t05\t05\n\t\tCO\tco\tl>\nco\nO\tCP\tCO\t\u00a9\tCO\tCO\tCO\nO\trH\tO\tt>\t05\t05\tGS\nO\tlO\t1>\tI>\t(M\tN\tw\nO\tI> O rb rb Hi\nrH\trH\t03\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n05\nESJ\nO 03 CO I> 03 Hl\nl>\tIO\tT|(\t(M\tW\t^\nH\t(M\tCO\t^\t\u00bbO\tC\u00df\n>\nX\nfl\nfl\no\nH\nm\nH\nA\no\nHHS\nr\u00d6 P 'S \u00ab\u00f6 r*j Ph\na\nw\n|>\t^\t05\tW\tIM\nCO\tO\tCp\trb\trb 00 CP\n#N\t*\\\t\u00bbS\t*\\\t_\t^\t*\nCO\tCO\t00\to\tQ\nrH\tCO\tCO\tCO\tCO\nD- P-\nO5'^\u2019rlCP0000(MNN rH03iO\u00a9iOiO\u00a9\u00a9\u00a9 rb\u00a9\u00a9\u00a900\u00a9\u00a9\u00a9 co^tiococococpcocp t\u2014t t\u2014H CO CO CO CO CO\n-+E> \u2666 rH\n05\nES]\n\u00fc O rH CO\ni>\u00a9\u00a9Hir-rH\u00a9ioiOrH\u00a9 tH rH i-H 05\t05 CO rb iO CP\nt>\nX\nfl\np\no\n\u25c4\n\u00abEH\no\nEh\nPh\nEh\nPh\nC5\n\u2022 rH\nHO H\u2014\u2019\np 3 \u00ab M\nPh\n\n00\tC50\tt>\t05\tiO\nCO\t03\trb\tcp\to\n\u2022S\t*\\\t*\"\u00bb\no\tO\tH\to\n\u2022rH\t05\tCO\t00\n\u2022H, 03\t\u2022X CO\tiO\t\u00a9\t\u00a9\t05\t\u00a9\t\u00a9\nCH-\t05\ty\u2014i\tHl\tH\t\u00a9\tlO\tiO\nOI\tt>\tCO\t\u00a9\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\t05\tT-J\ttH\tiO\tr-H\tD-\to*\n\t\t\tH\t\u00a9\tCO\t\u00a9\t\u00a9\n05\nN\nO rH\n05 rb I> 05\tCO\tO\trH\tO\tCP\tCP\ntH\tt\u2014I\t05\tCO\tpH\tlO\tCP\n\tm P\t1 ft\n\t\tC5 \u2022 rH\n\tp A fl\tr\u00d6 -EH fl *l\u20141 fl fl\n\u2022\t\t\u00abfl ft\n\u00ee>\t\u00ab\tPh <\u2014{\n\tPh ft\tfl w\n\tEn'\t-4\u2014> \u2022 rH\n\tPP\tfl N i.\nCO iO iO CP CP I-H\niO\tH\t\t\u00a9\ncp\trH\t\u00a9\t\nao\tCG\tcd\t\u00a9~\n\u00a9\t05\tCG\t\u00a9\n\u00a9\t\u00a9\tT\u2014(\to\n\t\tc<]\tH\n\u00a9 *N \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\u00a9\t\u00a9\tO\tiO\tt\u2014\tD-\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\u00a9\t\u00a9\tt-H\t05\tD-\tO\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\niO\tt*H\tH<\tiO\t\t\u00a9\tlO\t\u00a9\t\u00a9\n\ttH\ttH\t05\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\nOH\n\u00a9rHrH\u00a9lO\u00a9\u00a9rH\nP3\u00a9rHl>\u00a9D-\u00a9HlGQ\n\u25a0rH rH 05\t05 rb Hl lO CP CD\n>\nI\u2014H\nX\n\u00a3\n\u00a3\n<\ng\nH\nEH\nP\nO\nEh\nPP\nHO H-=>\n.a\npH M\nPh\n\nH-3\n\u2022 rH\n05\nN\nX\n\u00a3\n<\ns\nfl\nw\n05\nzn\n\u00abEH\no\nEh\nPh\nEh\nPP\nrfl\nO\n\u2022 rH i I\n\u25a0\u00d6 H-= Eh -rH fl fl\n\u00abfl M\nPH\na\nw\nHE) \u2022 rH\n05\nN\n\u00a9 c\u2014 \u2022N t>-\t\u00a9 \u2022N \u00a9\tO \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\t\u00a9\t\u00a9\nO\t\u00a9\tO\u00bb\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\tI\u00a9\t\u00a9\to\n\tCP\t\u00a9\t\u00a9\tOl\t\u00a9\tiO\tIO\tiO\n\t\u25a0-fl\t\u00a9\t\u00a9\trb\trH\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\t\t\trH\t\u00a9\tlO\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\nO OP O\nC*\t\t\t\t\t\u00a9\nrH\trr\t\trH\t\ttH\n\t\u00a9\t\u00a9\ttH\tt^-\tCO\ntH\t\u00a9\t\u00a9\t\tlO\tco\n\u00a3>\t\u00a9\tiO\t\t\u00a9\t\t\t\t\t\n\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\t\t\t\t\t\n\u2022\\ \u00a9\t\u00a9\tA \u00a9\tiO\"\tA \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\ttH\t\u00a9\tO\t\u00a9\t95\t\u00a9\n\t\t\u00a9\t\u00a9\trH\t\u00a9\tP-\t05\t\u00a9\t\u00a9\n\t\t\trH\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\tiO\trb\trb\n\t\t\t\t\trH\t\u00a9\t\u25a0Hl\tiO\tiO\nCH\n\u00a903i0\u00a903\u00a9rH\u00a9iO03 rH 05 CO CO Hl !>\u25a0","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nH. Piper.\nDaraus ergibt sich die allgemeine physiologische Regel, dafs die Empfindlichkeit der Retina bei Dunkelaufenthalt, vom Zustand guterHelladaptation ausgehend, in den ersten 10\u201412 Minuten langsam, dann aber schnell zunimmt und nach l\u00e4ngerer oder k\u00fcrzerer Zeit ein Maximum erreicht, auf dem sie stehen bleibt.\nI = Curve, umgerechnet nach Tabelle II von Charpentier. II = Curve zu Tabelle Y dieser Untersuchung.\nDieses Ergebnis steht in auffallendem Gegensatz zu der gew\u00f6hnlich sogenannten AuBERTschen Adaptationsregel, in welcher ausgesagt wird, dafs die Empfindlichkeit der Netzhaut bei Dunkelaufenthalt sich in den ersten 10\u201415 Minuten \u00e4ufserst schnell, am schnellsten in der ersten Minute steigert, dann immer langsamer zunimmt, nach 2 Stunden aber noch nicht ganz maximal geworden ist. Zur Erkl\u00e4rung der Tatsache,, dafs in der AuBERTschen Darstellung die erste Phase des sehr langsamen Ansteigens im Adaptations verlauf vollst\u00e4ndig fehlt, ver-","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n183\nweise ich auf die einleitende, den Versuchen dieses Forschers gewidmete Kritik, in welcher ich dargetan habe, dafs alle physikalischen und physiologischen Voraussetzungen bez\u00fcglich der Qualit\u00e4t und quantitativen Auswertung des Reizlichtes und der Art der Beobachtung erhebliche Irrt\u00fcmer enthalten.\nAuch auf die Messungen Charpentiers brauche ich hier nicht noch einmal n\u00e4her einzugehen, nachdem ich bereits in der Einleitung gezeigt habe, dafs seine Methode der Berechnung und Kurvenkonstruktion nicht wohl geeignet ist, eine befriedigende Vorstellung vom Adaptationsverlauf zu geben. Ich weise hier nur darauf hin, dafs bei Umrechnung der von Charpentier gefundenen Schwellenreihen in deren reziproke Werte (Empfindlichkeitswerte der Netzhaut) die Kurven des Adaptations verlauf es im wesentlichen den gleichen Charakter wiedererkennen lassen, welchen die nach meinen Messungen konstruierten zeigen. Bas soll insbesondere Figur 2 illustrieren, in welcher ich eine nach Charpentiers Zahlen umgerechnete Reihe von Empfindlichkeitswerten und zum Vergleich ebensolche nach eigenen Messungen kurvenm\u00e4fsig dargestellt habe.\n\u00dcber den Schwellen- und Empfindlichkeitswert\ndes helladaptierten Auges.\n\u00dcber den Anfangspunkt der auf Grund meiner Messungen konstruierten Kurven des Adaptationsverlaufes habe ich dem bei Er\u00f6rterung der Methodik bereits Gesagten noch folgendes anzuf\u00fcgen: Man kann es leicht dahin bringen, dafs ein beliebiger Punkt der anf\u00e4nglichen langsamen Kurvensteigung oder die Stelle der ersten Kurvenbiegung als Ausgangspunkt des Adaptationsverlaufes erscheint; das letztere kann man z. B. dadurch erzielen, dafs man die erste Schwelle nach l\u00e4ngerem Aufenthalt in m\u00e4fsig hellem oder halbd\u00e4mmerigem Zimmer bestimmt. Nat\u00fcrlich gewinnt man auf diese Weise keine Anschauung \u00fcber den vollst\u00e4ndigen Adaptationsverlauf, denn man ist zu Beginn der Messungsreihe weder hell- noch dunkeladaptiert, sondern auf halbem Wege.\nMan kann nun, wie eine Anzahl von Versuchen zeigte, eine solche unvollst\u00e4ndige Adaptationskurve sehr leicht in richtige Beziehung zu anderen von der gleichen oder anderen Personen gewonnenen vollst\u00e4ndigen Kurven dadurch setzen, dafs man den","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nH. Piper.\nAnfangspunkt bei Konstruktion der Kurve um ein aus anderen Messungsreihen zu berechnendes Zeitintervall in positiver Richtung auf der Abszissenachse hinausr\u00fcckt. Es zeigt sich, dafs nach der so bewirkten \u201eParallelscheerung\u201c alle Kurven, welche von einer und derselben Person, von verschiedenen Adaptationszust\u00e4nden ausgehend, aufgenommenworden sind, sehr gut zur Kongruenz miteinander gebracht werden; aus diesem Erfolge darf man wohl ohne weiteres schliefsen, dafs man zur Anwendung dieses Hilfsmittels bei Konstruktion der Kurven vollst\u00e4ndig berechtigt ist. Es ist denn auch mehrfach von demselben Gebrauch gemacht worden, wenn es aus irgend einem Grunde nicht m\u00f6glich war, eine Messungsreihe mit vollst\u00e4ndiger Helladaptation zu beginnen. Es handelte sich dann gew\u00f6hnlich um eine Verlagerung des fraglichen Punktes und der ganzen Kurve in positiver Richtung um ein 2\u20144 Minuten entsprechendes Intervall der Abszissen.\nKonstanz des Kurvencharakters (KurvenSteigung.)\nIn dem eben Gesagten ist bereits eine Erfahrung implizite mitgeteilt, welche durch vielfache Beobachtung gesichert erscheint, dafs n\u00e4mlich der Charakter der Adaptationskurve f\u00fcr eine bestimmte Person bei vielfach wiederholter Bestimmung, gleichg\u00fcltig mit welchem Anfangszustand die einzelnen Messungsreihen begonnen sind, sich stets als gleich erweist; dabei haben als wesentliche Merkmale des Kurvencharakters die Steilheit der Steigung und \u2014 mit gewissen sogleich zu besprechenden Einschr\u00e4nkungen \u2014 die absolute H\u00f6he der Endempfindlichkeit zu gelten.\nSchwellen- und Empfindlichkeitswerte des dunkeladaptierten Auges.\nDer Schwellenwert f\u00fcr die maximale Dunkeladaptation hat also f\u00fcr eine bestimmte Person einen einigermafsen konstanten, absoluten Licht-Wert, den sie bei Wiederholung der Bestimmung nach Tagen oder Wochen immer wieder erreicht. Naturgem\u00e4fs kommen gewisse \u00fcbrigens nicht sehr hochgradige und hinsichtlich ihrer Ursachen meist leicht durchsichtige Schwankungen\nvor. Ob es m\u00f6glich ist, dafs die Beobachter sich im Erkennen\n\u2022 \u2022\nund Verwerten so minimaler Lichter eine gewisse \u00dcbung aneignen, vermag ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls habe ich","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n185\nnie dergleichen mit Sicherheit feststellen k\u00f6nnen, vielmehr auch bei Personen, von denen ich im Laufe von Monaten eine grofse Zahl von Messungsreihen aufnahm, die also zur Gen\u00fcge Gelegenheit hatten sich zu \u00fcben, stets fast genau dieselbe Endschwelle wiedergefunden. Es mag das darauf beruhen, dafs die der Versuchsperson gestellte Aufgabe eine aufserordentlich einfache war und dafs die Umst\u00e4nde, unter denen beobachtet wurde, im allgemeinen nicht un\u00e4hnlich solchen waren, unter\nwelchen man auch sonst h\u00e4ufig bei sehr schwacher Beleuchtung\n\u2022 \u2022\netwas zu erkennen sucht; die \u00dcbung des t\u00e4glichen Lebens also bewirkte es wohl, dafs die F\u00e4higkeit, minimale Lichtreize zur Wahrnehmung zu verwerten, sich bei meinen Schwellenmessungen immer sofort in individuell maximalem Mafse bet\u00e4tigte.\nDagegen erf\u00e4hrt der Endschwellenwert, wie auch die Schwellenwerte w\u00e4hrend des Adaptationsvorganges eine sehr auff\u00e4llige Beeintr\u00e4chtigung, wenn subj ektive Lichterscheinungen von erheblicher Helligkeit das Gesichtsfeld erf\u00fcllen. Man beobachtet unter diesen Umst\u00e4nden nicht selten, wie schon fr\u00fcheren Beobachtern auffiel, dafs die extreme Dunkelschwelle im Laufe einer Versuchsreihe sich nicht auf genau derselben H\u00f6he erh\u00e4lt, sondern im Sinne eines Adaptationsr\u00fcckganges ihren Wert f\u00fcr einige Minuten \u00e4ndert; diese in nicht unbetr\u00e4chtlichem Spielraum sich bewegenden Fluktuationen k\u00f6nnen sich von Zeit zu Zeit wiederholen, so dafs der Eindruck periodischer Empfindlichkeitsschwankungen entsteht. Die analoge Erscheinung macht sich w\u00e4hrend des noch im vollen Gange befindlichen Adaptationsprozesses in der Weise geltend, dafs die Empfindlichkeit manchmal nicht in gleich m\u00e4fsiger Steigung zuzunehmen scheint, sondern schubweise in einzelnen Etappen mit zwischengeschalteten station\u00e4ren\nPhasen.\nDie Erkl\u00e4rung f\u00fcr diese tempor\u00e4ren Ungleiehm\u00e4fsigkeiten m\u00f6chte ich weniger in Diskontinuit\u00e4ten der Reizbarkeitszunahme im peripheren Adaptationsapparat suchen, sondern annehmen, dafs der in Frage kommende Netzhautprozefs, sei es die Sehpurpurregeneration oder die Steigerung der St\u00e4bchenreaktion, sich in gleichm\u00e4fsigem Gange abspielt. Mehr begr\u00fcndet erscheint mir die Vorstellung, dafs die Empf\u00e4nglichkeit der zentralen Gebilde, der Hirnrinde, f\u00fcr die peripher wohl wirksamen und weitergegebenen Reize eine ungleich-","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nH. Piper.\nm\u00e4fsige ist, derart, dafs dort wegen der vergleichsweise viel heller erscheinenden subjektiven Lichter eine periodische Unf\u00e4higkeit sich einstellt, die minimalen objektiven Reize zur Wahrnehmung und zu einem Urteil zu verwerten.\nDie subjektiven Lichterscheinungen h\u00e4ngen hinsichtlich ihrer Qualit\u00e4t und Intensit\u00e4t zum Teil von der Art der voraufgegangenen Netzhautbelichtung ab und machen sich dann als Nachbilderscheinungen geltend. Wird die Hell-adaptation durch Reizung der Netzhaut mit grellen und intensiven Lichtern bewirkt, so kann bei darauf folgender Dunkeladaptation eine erhebliche Beeintr\u00e4chtigung der Schwellenwerte durch intensive und langdauernde Nachbilder stattfinden. Manchmal treten diese Erscheinungen periodisch auf, manchmal aber machen sie auch durch ununterbrochene hochgradige St\u00f6rung die Fortsetzung einer Versuchsreihe unm\u00f6glich.\nIn diesem Sinne kann man nicht bestreiten, dafs die Art der vorhergehenden Netzhautbelichtung auf den Gang der Ad aptation einen gewissen Ein-flufs aus\u00fcbt.\nIm Gegensatz zu den Nachbilderscheinungen gibt es aber auch eine andere Art von subjektiven Lichtph\u00e4-n omen en, die in ihren Ursachen weniger leicht kontrollierbar und nach Qualit\u00e4t und Zeit des Auftretens ganz unberechenbar sind. Sie zeigen sich meist in Form von gebrochenen Lichtlinien, tanzenden Punkten oder als intensiv helle, unregelm\u00e4fsig begrenzte, lebhaft auf und niederwogende, bald konfluierende, bald zerreifsende Lichtwolken und Lichtnebel. Manches spricht daf\u00fcr, dafs bei deren Entstehen die jeweiligen Verh\u00e4ltnisse der Zirkulation im gesamten Sehapparat, \u00fcberhaupt der jeweilige allgemeine Ern\u00e4hrungszustand von Bedeutung ist. Parinaud 1 fand eine Beeinflussung des Adaptationsverlaufes durch die allgemeinen Ern\u00e4hrungsverh\u00e4ltnisse, \u00e4ufsert sich jedoch nicht n\u00e4her dar\u00fcber, was er in dieser Richtung speziell beobachtet hat; vielleicht meint er das in dem eben angedeuteten Sinne. Dafs der Adaptationsapparat f\u00fcr sich durch ung\u00fcnstige Ern\u00e4hrungsbedingungen in hohem Grade beeinflufst werden kann,\n1 Pabinaud: Les nouvelles id\u00e9es sur les fonctions de la r\u00e9tine. Arch, dOphthalmologie 16. 1896.\nDers. : La sensibilit\u00e9 de l\u2019oeil aux couleurs spectrales, fonctions des \u2022\u00e9l\u00e9ments r\u00e9tiniens et du pourpre visuel. Annales d\u2019oculistique 1894.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n187\ndaf\u00fcr sprechen sehr eindringlich die mehrfach beobachteten F\u00e4lle von Hemeralopie nach \u00dcberanstrengungen, stark den Allgemeinzustand reduzierenden Krankheiten, \u00fcbertriebenem Fasten etc.\n\u00dcber die Qualit\u00e4t der dur ch so minimale Reiz e ausgel\u00f6sten Wahrnehmungen sei noch angef\u00fcgt, dafs es nicht mehr m\u00f6glich ist, unter solchen Bedingungen die Form des Erregers, im vorliegenden Fall das leuchtende Quadrat, zu erkennen. Man hat vielmehr den Eindruck eines unbestimmt umgrenzten schwachen Lichtnebels, der manchmal nicht ohne weiteres von den ganz \u00e4hnlich sich bietenden subjektiven Lichterscheinungen unterschieden werden kann. Es ist dann n\u00f6tig diese Lichtempfindung als Wirkung des objektiven Reizes in geeigneter Weise nachzuweisen resp. auszuschliefsen. Will der Beobachter sich selbst von der Objektivit\u00e4t des gesehenen Lichtes \u00fcberzeugen, so kann er sich unter Umst\u00e4nden dadurch Klarheit verschaffen, dafs er bei Augen- und Kopfbewegungen festzustellen sucht, ob das Licht die Bewegung mitmacht oder an seinem Platze bleibt. Oft ist es aber auch n\u00f6tig, in objektiver W eise, n\u00e4mlich durch Vexier versuche, zu eruieren, ob die Lichtempfindung vom Lichtreiz ausgel\u00f6st oder subjektiven Ursprungs ist. Das wurde bei meinen Versuchen in der Regel in der Weise ausgef\u00fchrt, dafs der im Lichtraum befindliche Gehilfe durch Vorhalten der Hand vor die Blenden\u00f6ffnung das objektive Licht ausschlofs, ohne dafs der Beobachter es wufste, und jetzt angeben liefs, ob etwas gesehen w\u00fcrde oder nicht. Dieses wurde nach Bedarf beliebig wiederholt, bis die Schwelle mit Sicherheit gefunden war.\nAdaptationszeit.\nWie lange der Dunkelaufenthalt auszudehnen ist, um maximale Empfindlichkeit zu gewinnen, dar\u00fcber gehen die Ansichten Auberts und Charpentiers erheblich auseinander. W\u00e4hrend ersterer fand, dafs nach 2 st\u00e4ndigem Dunkelaufenthalt die Endempfindlichkeit noch nicht erreicht ist, gen\u00fcgten bei Charpentier 20 Minuten. Nach meinen Erfahrungen geht nach 40\u201460 Minuten dauerndem Lichtabschlufs die Kurve des Adaptationsverlaufes in mehr oder weniger ausgesprochen scharfer Biegung in eine sehr lange Strecke \u00e4uiserst langsamer, aber stetig fortgesetzter Steigung \u00fcber.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nH. Piper.\nNach achtst\u00fcndiger Adaptationszeit \u00fcbertraf die Netzhautempfindlichkeit die nach 1 Stunde erreichte noch um die H\u00e4lfte bis das doppelte.\nDie Versuche, welche zu dieser letzten Feststellung f\u00fchrten, wurden in einem Falle so ausgef\u00fchrt, dafs ich durch Nachtaufenthalt im absolut dunklen Raume eine 8 Stunden lang fortgesetzte Adaptation beider Augen bewirkte. Die Schwellenbestimmung ergab, dafs die Empfindlichkeit von einem 73047 Einheiten entsprechenden Wert auf eine solche von 127 550 Einheiten gestiegen war.\nBei anderen Versuchen wurde nur auf einem Auge die Nachtadaptation erhalten und die f\u00fcr dieses g\u00fcltige Schwelle bestimmt; da sich die Empfindlichkeit eines Auges, wie ich antezipierend bemerken will, bei Dunkeladaptation nur etwa halb so hoch stellt, als die beider Augen zusammen, da also die monokulare Lichtschwelle die doppelte Intensit\u00e4t des binokular g\u00fcltigen Wertes hat, so mufs der nach Sst\u00fcndiger monokularer Adaptation erhaltene Empfindlichkeitswert verdoppelt werden, um mit dem nach 1 st\u00fcndiger binokularer Adaptation gefundenen vergleichbar zu sein. Die mehrfach wiederholten Versuche f\u00fchrten stets zu dem gleichen Ergebnis, dafs n\u00e4mlich die Empfindlichkeit im Vergleich zu der nach 1 st\u00e4ndigem Dunkelaufenthalt erreichten noch erheblich gestiegen war. Als Beleg f\u00fcr diesen Satz f\u00fchre ich noch folgende Zahlen an. Herr Prof. Nagel erreichte nach 1 st\u00fcndiger binokularer Adaptation eine Empfindlichkeit von 97 656 Einheiten (monokular 41649), nach 8 st\u00e4ndiger monokularer Adaptationszeit 127 550 (binokular X 2 = 255100). Derselbe Versuch ergab f\u00fcr mich (rechtes Auge) binokulare Schwelle nach\t1\tstd. Adaptationszeit\t73 047\n\u201e\t\u201e\t\u201e\t8\t\u201e\t\u201e\t147 930\nmonokulare\t\u201e\t\u201e\t1\t\u201e\t\u201e\t43 403\n\u201e\t\u201e\t*\t8\t\u201e\t\u201e\t73047\n(binokular X 2 = 146 094)\nBez\u00fcglich der Zeit des Adaptationsabschlusses will ich nicht unterlassen daran zu erinnern, dafs nach Untersuchungen von v. Kbies die Qualit\u00e4t der nach kurzen Lichtreizen auftretenden Nachbilder nach 8\u201410 st\u00fcndigem Licht-abschlufs des Auges nicht unerheblich gegen die nach 3/2 bis 1 st\u00fcndiger Adaptationszeit zu beobachtenden in Qualit\u00e4t und zeitlichen Verh\u00e4ltnissen differieren. Diese Unterschiede d\u00fcrften","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"Tiber Dunkeladaptation.\n189\nsich nach den hier mitgeteilten Versuchsresultaten wohl in engstem Konnex mit dem weiteren Fortschreiteil der Empfindlichkeitssteigerung der Retina ausbilden ; auch v. Kries 1 ist geneigt, die Ursache f\u00fcr die fraghche Erscheinung in einer weiteren Zunahme der St\u00e4rke wie auch der Promptheit der St\u00e4bchenreaktion zu suchen.\nIm gleichen Sinne d\u00fcrfte auch eine weitere von v. Kries und Nagel 2 mitgeteilte Beobachtung durch meine Versuchsresultate beleuchtet werden. Bei den Versuchen n\u00e4mlich, die Gr\u00f6fse des st\u00e4bchenfreien, fovealen Bezirkes dadurch zu ermitteln, dafs die Gr\u00f6fse des zentralen Netzhautareals festgestellt wurde, in dem bei dunkeladaptiertem Auge das PuRKixjEsche Ph\u00e4nomen fehlt, zeigte sich, dafs nach 1\u20142 st\u00e4ndiger Adaptationszeit die Grenzen bei weitem nicht mit der Sch\u00e4rfe festgestellt werden konnten, als nach 8\u201410 st\u00e4ndigem Lichtabschlufs des zu untersuchenden Auges. Vermutlich pr\u00e4gt sich auch die Erscheinung des zentralen Mangels dieses Ph\u00e4nomens Hand in Hand mit der weiterfortschreitenden Empfindlichkeitszunahme der adaptationsf\u00e4higen Netzhautperipherie mit immer gr\u00f6fserer Pr\u00e4gnanz aus.\nAdaptationsbreite.\nWas nun die Adaptationsbreite, d. i. das Mafs der Empfindlichkeitszunahme bei Dunkel auf enthalt betrifft, so differieren meine Zahlen um ganz enorme Betr\u00e4ge von denjenigen Auberts. Wenn letzterer findet, nach 2 st\u00fcndigem Dunkelaufenthalt betrage die gerade noch wahrnehmbare Lichtintensit\u00e4t 1 2/S5 von derjenigen, welche die Schwelle des gut helladaptierten Auges bildete, so sind dem Zahlen gegen\u00fcberzustellen, welche eine rund 100mal gr\u00f6fsere Empfindlichkeitszunahme nach zirka 1 st\u00fcndigem Dunkelaufenthalt angeben. Ich gebe in der folgenden Tabelle eine Zusammenstellung der Gr\u00f6fsen der Empfindlichkeitszunahme welche ich bei den verschiedenen untersuchten Personen feststellte, und schicke nur noch folgendes \u00fcber die Art der Berechnung voraus : berechnet man die Adaptationsbreite in der Weise, wie die fr\u00fcheren Autoren es taten, so erh\u00e4lt man nat\u00fcr-\n1\ty. Kries : \u00dcber die Wirkung kurzdauernder Lichtreize auf das Sehorgan. Zeitschr. f. Psychol. 12.\n2\tv. Kries u. Nagel: Weitere Mitteilungen \u00fcber die funktionelle Sonderstellung des Netzhautzentrums. Zeitschr. f. Psychol. 23.","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nH. Piper.\nlieh ganz verschiedene Werte je nach der Empfindlichkeitsstufe, mit der die Messungsreihe begonnen wurde; denn der Empfindlichkeitswert des anf\u00e4nglichen Adaptationszustandes galt ja bei dieser Art der Berechnung als Mafs-einheit. Mir lag daran, die Adaptationsbreiten verschiedener Individuen miteinander vergleichen zu k\u00f6nnen und ich habe, um dieses zu erreichen, die Werte s\u00e4mtlich als vielfaches einer bestimmten, f\u00fcr alle Personen gleich angenommenen Anfangsempfindlichkeit berechnet, n\u00e4mlich einer solchen, welche nach den oben gegebenen Auseinandersetzungen als ann\u00e4hernd extreme Mindestempfindlichkeit des helladaptierten Auges aufgefafst werden darf und als solche auch bei fast allen Versuchspersonen tats\u00e4chlich einmal festgestellt worden ist.\nEs ist klar, dafs bei dieser Art der Berechnung der individuell variable Faktor die maximale Dunkelempfindlichkeit ist, dafs also die Verschiedenheiten der Adaptationsbreite ausschliefs-lich durch die individuell verschieden hochgradige F\u00e4higkeit der Empfindlichkeitssteigerung bedingt sind.\nTabelle XIX.\nHerr H. Engelmann\t\t4111\n;i\tDr. Sch\u00e4fer\t2779\n55\tDr. Demaria\t2442\n51\tDr. Aeelsdorff\t3518\n51\tDr. Simon\t3898\n55\tDr. Piper\t4111\n51\tBleckwenn\t5496\n51\tDr. Feilchenfeld\t1418\n55\tDr. Durig\t1464\n55\tGeh.-R. Engelmann\t2082\nMrs.\tLadd - Franklin\t3044\nFrau\tProf. Nagel\t8393\nHerr\tProf. Schumann\t3050\n55\tDr. Guttmann\t3518\n55\tDr. Karplus\t2081\n55\tProf. Nagel\t5496\n55\tDr. Stolp\t2081\n55\tRosener\t3930\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\n55\nWichen meine quantitativen Resultate von denen Aubehts ganz erheblich ab, so liegen sie andererseits den Zahlen nicht","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Dunkel adaptation.\n191\nallzufern, welche v. Kries und Pertz anzuf\u00fchren haben. Nach V2 st\u00fcndiger Dunkeladaptation war mit einer Netzhautstelle 10\u00b0 nasal von der Fovea der 1457. Teil der Lichtintensit\u00e4t sichtbar, welche die foveale Schwelle bildete. Immerhin aber differieren auch diese Zahlen nicht unerheblich von den meinigen, was um so auff\u00e4lliger ist als ein Reizlicht von g\u00fcnstigerer Qualit\u00e4t bei den KRiEs-PERTZschen Versuchen verwendet wurde (blaues Licht). Ich lasse es dahingestellt, ob diese Unterschiede auf einer Differenz in der Mafseinheit beruht : d. h. auf einer im Laufe der halbst\u00fcndigen Adaptation miterfolgten geringen Empfindlichkeitssteigerung der Fovea, oder ob die Adaptation noch nicht bis zum Abschlufs vorgeschritten war oder endlich ob die viel geringere Winkelgr\u00f6fse des verwendeten Lichtreizes zur Erkl\u00e4rung heranzuziehen ist. Bez\u00fcglich der Empfindlichkeitszunahme der Fovea bei Dunkelaufenthalt d\u00fcrften jetzt messende Untersuchungen ganz besonders erw\u00fcnscht sein; ich halte es durch die Untersuchungen von Nagel und v. Kries f\u00fcr bindend bewiesen, dafs eine Adaptation sensu strictiori, d. h. eine solche mit Verschiebung der relativen Reizwerte im Spektrum die Fovea centralis nicht betrifft. Dagegen halte ich es f\u00fcr nicht ganz ausgeschlossen, dafs eine Empfindlichkeitszunahme ohne Ver\u00e4nderung der relativen Reizwerte der verschiedenwelligen Spektrallichte sich wird nachweisen lassen.\nII.\nEin Blick auf die Kurven (Tafelfigur) zeigt, dafs sowohl hinsichtlich der Adaptationsgr\u00f6fse, d. i. der H\u00f6he der extremen Dunkelempfindlichkeit als auch der Adaptationszeit ganz erhebliche Verschiedenheiten zwischen den einzelnen untersuchten Personen nachweisbar1 sind. Man\n1 Es erschien w\u00fcnschenswert, dafs die in vielen aufeinanderfolgenden Sitzungen festgestellten, individuellen Unterschiede des Adaptationsverlaufest und der maximalen Dunkelempfindlichkeit nach einem anderen Modus der Beobachtung kontrolliert und nach gepr\u00fcft w\u00fcrden. Die Versuche wurden in folgender Weise angestellt: In einem schwarzwandigen Baum wurde an einer Wand ein weifses Kartonblatt angebracht, \u00fcber dessen Sichtbarkeit oder Mchtsichtbarkeit immer 6\u20148 in etwa 3 m Abstand befindliche Beobachter sich gleichzeitig zu \u00e4ufsern hatten. Das Blatt wurde durch eine Gl\u00fchlampe beleuchtet, welche in einem Blechkasten mit vorderer \u00d6ffnung angebracht und gegen die Beobachter nat\u00fcrlich mit allen Kautelen abgedeckt war. Die Intensit\u00e4t des vom Beizobjekt (Papierblatt) reflektierten","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nPC. Piper.\nkann im allgemeinen, wenn man so will, eine Gruppierung um zwei Extreme finden und demgem\u00e4fs zwei Typen des Adaptationsverlaufes unterscheiden, von denen der eine durch eine sehr schnelle und meistens auch sehr hochgradige Empfindlichkeitszunahme, der andere durch langsame und in der Regel weniger ausgiebige Adaptation ausgezeichnet ist. Das charakteristische Merkmal der Kurve des ersten Typus ist Steilheit, das des zweiten flacher Verlauf. Zwar schliefsen sich die meisten untersuchten Personen hinsichtlich ihres Adaptationsverlaufes dem einen oder anderen Extrem mehr oder weniger deutlich an und stellen sich demnach als Repr\u00e4sentanten des einen oder des anderen Typus mit einiger Sicherheit dar; doch kommen auch alle m\u00f6glichen \u00dcbergangsformen zwischen beiden vor, bei denen es nicht m\u00f6glich ist, sie ohne weiteres der einen oder anderen Gruppe zuzuweisen.\nIn gleicher Weise unterscheidet auch Tschekmak1 zwei Typen\nLichtes konnte durch eine geeignete Blendenvorrichtung, welche an der vorderen \u00d6ffnung des Lichtkastens angebracht war, nach Bedarf reguliert werden.\nDiese Versuchsanordnung hatte den Vorzug, dafs erstens hei voller Bewegungsfreiheit des Kopfes und der Augen, also unter ganz nat\u00fcrlichen Bedingungen beobachtet werden konnte und zweitens, dafs immer 6\u20148 Personen zugleich Parallelbeobachtungen machen und sich \u00fcber Auftauchen und Verschwinden des Lichtreizes \u00e4ufsern konnten. Der Vergleich zwischen den einzelnen Personen gewann unter diesen Umst\u00e4nden nat\u00fcrlich aufser-ordentlich an Anschaulichkeit.\nDie oben angef\u00fchrten Resultate wurden mit dieser Methode vollst\u00e4ndig best\u00e4tigt: Wer bei Anstellung jener Messungen eine vergleichsweise geringe Endempfindlichkeit erreichte, bedurfte auch jetzt einer .grofsen Blendenweite, um das Blatt sehen zu k\u00f6nnen und blieb erheblich an Empfindlichkeit hinter denen zur\u00fcck, welche sich auch bei fr\u00fcheren Versuchen als hochgradig adaptationsf\u00e4hig erwiesen hatten. Auch die Unterschiede in der Geschwindigkeit des Adaptationsverlaufes machten sich im gleichen Sinne geltend, wie bei den obiger Darstellung zu Grunde liegenden Versuchen, z. B. erreichte Herr H. Engelmann eine hohe Empfindlichkeit, bedurfte aber dazu erheblich l\u00e4ngerer Zeit als z. B. ich, was vollst\u00e4ndig dem fr\u00fcher festgestellten Kurvenverlauf entspricht. Ich brauche kaum hervorzuheben, dafs f\u00fcr diese Parallelbeobachtungen durch geeignete Vorbereitungen ein f\u00fcr alle Personen m\u00f6glichst gleicher Helladaptationszustand hergestellt worden ist.\n1 Tschekmak : Beobachtungen \u00fcber die relative Farbenblindheit im indirekten Sehen. Pfl\u00fcgers Archiv 82. 1900. \u2014 Ders.: \u00dcber physiologische und pathologische Anpassung des Auges. (Vortrag.) Leipzig 1900.","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber JJ\u00eeinke la dap talion.\n193\n\u2022des Adaptationsverlaufes, von denen der eine durch schnelle und ausgiebige, der andere durch langsame und geringe Empfindlichkeitszunahme ausgezeichnet ist. Er bleibt aber nicht bei der einfachen Konstatierung dieser Tatsache stehen, sondern geht einen sehr bedeutungsvollen Schritt weiter, indem er Beobachtungen mitteilt dahingehend, dafs diese beiden Typen der Adaptation mit den von Hering gefundenen Typenverschiedenheiten des normalen Farbensinnes und vermutlich auch der Farbenblindheit in engster Beziehung stehen derart, dafs einerseits der Typus der schnellen und ausgiebigen Adaptation mit dem der relativen Gelbsichtigkeit des normalen Farbensinnes und der Farbenblindheit (Gr\u00fcnblindheit), andererseits der Typus der langsamen und geringen Adaptation mit dem der relativen Blausichtigkeit des normalen Farbensinnes und der Farbenblindheit (Rotblindheit) zusammenfallen w\u00fcrde.\nAm eingehendsten und in einigermafsen bestimmter Form \u00e4ufsert sich Tschermak in seinem j\u00fcngst erschienen Referat1 \u00fcber diese Frage. Er sagt: \u201eSystematische Versuche hier\u00fcber2 haben Birch-Hirscheeldt und Tschermak unternommen; nach diesen scheint es, dafs bez\u00fcglich der Geschwindigkeit und Gr\u00f6fse der Adaptation zwei Typen unter den Farbent\u00fcchtigen bestehen, welche mit den von Lord Rayleigh, Donders, Hering, K\u00f6nig und Dieterici, J. v. Kries bereits unterschiedenen zwei Typen \u2014 \u201eGelbsichtige\u201c und \u201eBlausichtige\u201c nach Hering \u00fcbereinstimmen. F\u00fcr die ersteren, welche im Helladaptationszustande die Strahlungen geringerer Wellenl\u00e4nge schlechter aus werten wie die letzteren, scheinen umgekehrt im Dunkeladaptationszustande dieselben Strahlungen einen gr\u00f6fseren Reiz wert zu besitzen, so dafs sie bei Pr\u00fcfung mit solchem oder mit gemischtem farblosen Lichte eine raschere und ausgiebigere Empfindlichkeitssteigerung w\u00e4hrend des Dunkelaufenthaltes auf weisen.\"\nAuf S. 798 steht \u201edie Verschiedenheit der beiden Typen unter den Farbent\u00fcchtigen, und die tats\u00e4chlich ganz\n1\tTschermak : Die Hell - Dunkeladaptation des Auges und die Funktion der St\u00e4bchen und Zapfen. Ergebnisse der Physiologie. Wiesbaden 1902.\n2\t\u00dcber individuelle Verschiedenheiten der Adaptationsgeschwindigkeit.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie Bl.\t13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"194\nH. Piper.\nanaloge Typenteilung unter den Rotgr\u00fcnblinden also die Differenz der sogen. Rot- und der sogen. Gr\u00fcnblinden\u201c in Rede und weiterhin (S. 799) heifst es: \u201eEine einwandfreie Begr\u00fcndung der Typendifferenz1 ist m. E. heute noch nicht zu geben.\u201c \u201eEinen Fingerzeig nach der Richtung hin, in welcher eine neue Erkl\u00e4rung zu suchen sein wird, k\u00f6nnte das anscheinend verschiedene Verhalten der Dunkeladaptation bei den Typen der Earbent\u00fcchtigen wie der Rotgr\u00fcnblinden abgeben.\u201c An anderer Stelle derselben Arbeit erscheint die behauptete, den beiden Typen unter den Farbent\u00fcchtigen \u201etats\u00e4chlich ganz analoge Typenteilung unter den Rotgr\u00fcnblinden\u201c wieder in zweifelhafterem Lichte; es heifst (S. 751): \u201eOb etwa auch bez\u00fcglich des Verhaltens der Dunkeladaptation, speziell ihrer Geschwindigkeit und Gr\u00f6fse, eine Analogie der beiden Typen der Rotgr\u00fcnblinden und der beiden Typen der Farbent\u00fcchtigen besteht, mufs erst die weitere Untersuchung lehren: bez\u00fcglich der Abh\u00e4ngigkeit der Gleichungen vom Adaptationszustande ist schon heute zwischen den beiden ersteren, bez\u00fcglich der Geschwindigkeit und Gr\u00f6fse der Dunkeladaptation zwischen den beiden letzteren eine typische Differenz zu vermuten.\u201c Wenige Zeilen\n(S. 751) weiter folgt dann: \u201eWir finden demnach........in der\n-\t\u2022 \u2022\nwesentlichen \u00dcbereinstimmung w\u00e4hrend des Zustandes ab-soluter Dunkeladaptation eine volle Analogie zwischen den beiden Typen der Farbent\u00fcchtigen, den relativ Gelbsichtigen und relativ Blausichtigen, und den beiden Typen der Rotgr\u00fcnblinden, den sog. Gr\u00fcnblinden oder relativ gelbsichtigen und den sog. Rotblinden oder relativ blausichtigen Rotgr\u00fcnblinden. Die relativ gelbsichtigen Farbent\u00fcchtigen und Rotgr\u00fcnblinden sind n\u00e4mlich w\u00e4hrend des Helladaptationszustandes durch die (erheblich) bessere Auswertung der langwelligen und die (erheblich) schlechtere Auswertung der kurzwelligen Strahlungen, w\u00e4hrend des Dunkeladaptationszustandes nicht erheblich und zwar anscheinend umgekehrt durch die nunmehr etwas bessere Auswertung der kurzwelligen Strahlungen, typisch verschieden von den relativ blausichtigen Farbent\u00fcchtigen und Rotgr\u00fcnblinden.\u201c\nTscheemak abstrahiert diese seine Schl\u00fcsse, in denen er einen typischen Unterschied bez\u00fcglich der Hell-Dunkeladaptation\n3\nunter den Farbenblinden.","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\nUber Dunkeladaptation.\n195\nzwischen \u201erelativ Blausichtigen\u201c und Kotblinden einerseits und \u201erelativ Gelbsichtigen\u201c und Gr\u00fcnblinden andererseits feststellt, im wesentlichen, wie man sieht, aus Beobachtungen an Gleichungen, welche nach seiner Ansicht bei beiden Gruppen in typisch verschiedener Weise durch die Dunkeladaptation beeinflufst werden. Bez\u00fcglich der Frage, ob die Typen der Farbenblinden ebenso wie die sonst \u201eganz analogen\u201c Typen der Farbent\u00fcchtigen, typische Unterschiede in Geschwindigkeit und Gr\u00f6fse der Hell-Dunkeladaptation werden erkennen lassen, ist er der Ansicht, dafs dieselbe unabh\u00e4ngig von der Frage des Verhaltens der Gleichungen zu studieren sei und meint, die Unabh\u00e4ngigkeit dieser beiden Probleme sei besonders deutlich illustriert durch die typische Totalfarbenblindheit, bei welcher Geschwindigkeit und Gr\u00f6fse der Dunkeladaptation anscheinend ungest\u00f6rt sei, w\u00e4hrend eine adaptative Gleichungsalteration fehle.\nDie h\u00f6chst bemerkenswerten neuen Beziehungen, welche Tscheemak zwischen den Eigent\u00fcmlichkeiten des Farbensinnesund denen der Adaptation findet, wonach also die Typendifferenzen der einen Funktion des Sehorgans mit ganz bestimmten, typisch sich sondernden Eigenschaften der anderen gesetz-m\u00e4fsig verkn\u00fcpft erscheinen, m\u00fcssen das gr\u00f6fste theoretische Interesse erregen. Meint doch Tscheemak selbst, dafs in seinen Beobachtungen ein neuer Fingerzeig nach der Richtung gegeben sei, in welcher eine neue Erkl\u00e4rung f\u00fcr die Typendifferenzen unter den Farbenblinden zu suchen sei. In Anbetracht der Tatsache ferner, dafs nach weitaus den meisten bisher bekannt gewordenen einschl\u00e4gigen Beobachtungen dem Adaptationsapparat des Auges eine sehr weitgehende Selbst\u00e4ndigkeit gegen\u00fcber dem Hell- und Farbenapparat zuzukommen scheint und dieser dementsprechend eine sehr selbst\u00e4ndige Rolle in den neueren Theorien der Gesichtsempfindungen zugewiesen erhalten hatte, darf wohl die von Tscheemak gefundene Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung beider Apparate als ein h\u00f6chst frappanter und ganz unerwarteter Befund bezeichnet werden und fordert zu Untersuchungen in gleicher Richtung sehr energisch auf.\nIch lasse hier nun die Frage ganz unber\u00fchrt und offen, ob es berechtigt oder \u00fcberhaupt m\u00f6glich\nist, die von Heeing gefundenen Typen des normalen\n13*","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nH. Piper.\nFarbensinnes, relative Gelb- und Blau sichtigkeit, mit den von Donders, Lord Rayleigh, K\u00f6nig und v. Kries festgestellten Typen der normalen und anomalen Trichromaten in der Weise, wie Tschermak es will, zu identifizieren.\n120000\nlOOOOO\n80000\n\u00dfOOOO\n20000\nFig. 3.\nnormale Trichromaten\n-----------anomale\nProtanopen\n-----------Deuteranopen.\nStellt man sieh auf den Standpunkt, dafs jene Identifikation begr\u00fcndet ist, so l\u00e4fst sich ohne Schwierigkeiten nachweisen, dafs die Typendifterenzen der Farbent\u00fcchtigen sich nicht in der von Tschermak gefundenen oder \u201evermuteten\u201c Weise mit denen des Adaptationsverlaufes decken.\nMan h\u00e4tte nach Tschermak zweifellos zu erwarten, dafs die anomalen Trichromaten (relativ-Gelbsichtige) durch eine besonders rasche und ausgiebige Adaptation, d. h. durch Steilheit des Verlaufes und grofse Ordinatenh\u00f6he der Endstrecke der Kurve gegen\u00fcber den normalen Trichromaten (rela-","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Dunkeladaptation.\n197\ntiv-Blausichtige) ausgezeichnet w\u00e4ren. Das ist nun, wie aus Fig. 3 ersichtlich, durchaus nicht der Fall; die beiden von anomalen Trichromaten herr\u00fchrenden Kurven zeigen keines von den erwarteten charakteristischen Merkmalen : die eine nimmt einen ziemlich indifferenten Platz unter den \u00fcbrigen ein, die zweite zeigt schon einen ausgesprochen flachen Verlauf und schliefst sich demnach gerade dem entgegengesetzten Typus an, als nach Tschermak anzunehmen w\u00e4re. Zum Vergleich habe ich aufser den von Farbenblinden erhaltenen Kurven, auf die ich sogleich zur\u00fcckkommen werde, zwei Kurven von normalen Trichromaten in die Figur 3 \u00fcbernommen. Die steil und zur gr\u00f6fsten Ordinatenh\u00f6he aufsteigende Kurve ist nach Messungen des \u201eBlausichtigsten\u201c von allen untersuchten Individuen konstruiert, zeigt also wiederum ein den TscHEEMAxschen Angaben strikte widersprechendes Verhalten. Die zwTeite sehr niedrig und flach verlaufende Kurve eines normalen Farbent\u00fcchtigen (Blausichtigen) geht entsprechend der von Tschermak angegebenen Regel.\nAus den angef\u00fchrten Tatsachen ergibt sich der Schlufs, dafs der Verlaufstypus der Adaptation, ihre Geschwindigkeit und Gr\u00f6fse, als vollst\u00e4ndig unabh\u00e4ngig von den Typendifferenzen des Farbensinnes zu betrachten sind. Normale wie anomale Trichromaten k\u00f6nnen ebensogut dem Typus der schnellen und ausgiebigen, wie der langsamen und geringen Adaptation angeh\u00f6ren: Durch die Zugeh\u00f6rigkeit zum einen oder anderen Typus des Farbensinnes ist der Typus des Adaptationsverlaufes absolut nicht bestimmt. Sollte die HERiNosche Schule sich auch weiterhin auf den Standpunkt stellen, dafs die Typen der \u201erelativen Gelb- und Blausichtigkeit\u201c tats\u00e4chlich mit denen der normalen und anomalen Trichromaten identisch sind, so erstreckt sich die eben ausgesprochene Schlufs-folgerung nat\u00fcrlich auch auf die Hering\u2019sehen Typen.\nIch f\u00fcge hier ein, dafs die Diagnose des anomalen trichro-matischen Systems am HELMHOLTzschen Farbenmischapparat mit Hilfe einer Gleichung zwischen Natriumgelb und einem Gemisch aus Lithiumrot und Thalliumgr\u00fcn gemacht wurde; bei der Einstellung nehmen bekanntlich die anomalen Trichromaten ganz erheblich mehr Gr\u00fcn und weniger Rot als die normalen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen normalen Trichromaten","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nH. Piper.\nbewegten sich in recht geringem Spielr\u00e4ume, so dafs ein Winkelunterschied von 4\u00b0 in der Nikoleinstellung (zwischen 56 und 60\u00b0) die Extreme kennzeichnete; bei den anomalen handelte es sich um sehr viel gr\u00f6fsere Abweichungen; im einen Fall (Dr. G.) wurde auf 44 \u00b0, im anderen sogar auf 33 0 eingestellt.\nIch bin ferner in der Lage \u00fcber einige Beobachtungen an Dichromaten berichten zu k\u00f6nnen. Auch diese Befunde berechtigen zu gewissen Schlufsfolgerungen in der Frage, ob der von Tschermak behauptete Konnex zwischen den Typenverschiedenheiten des Farbensinnes und denen des Adaptationsverlaufes besteht. Wenn auch Tschermak die Ansicht \u00e4ufsert, dafs die Frage nach Geschwindigkeit und Gr\u00f6fse der Adaptation bei den Farbenblinden unabh\u00e4ngig von der nach dem Verhalten der Gleichungen zu pr\u00fcfen sei, so ist doch daran zu erinnern, dafs er selbst beide Fragen bei den Farbent\u00fcchtigen im einheitlichen Sinne gel\u00f6st findet, derart dafs Adaptationsverlauf, sowie Gr\u00f6fse und Einflufs auf Gleichungen sich bei dem einen Typus so, bei dem anderen entgegengesetzt gestaltet. Auch stellt er doch eine \u201etats\u00e4chlich vollst\u00e4ndige Analogie\u201c zwischen den Typen der Farbent\u00fcchtigen und denen der Farbenblinden fest, speziell bez\u00fcglich der Hell-Dunkeladaptation. Man kommt naturgem\u00e4fs zu dem Schlufs, auf den auch Tschermak hinaus m\u00f6chte, dafs sich diese Analogie auch auf alle nach Tschermak gesetzm\u00e4fsig mit einem bestimmten Typus verkn\u00fcpften Eigent\u00fcmlichkeiten der Adaptation erstrecken mufs, dafs also der Gr\u00fcnblinde (relativ gelbsichtige Rotgr\u00fcnblinde) sich stets schnell und ausgiebig, der Rotblinde (relativ blausichtige Rotgr\u00fcnblinde) dagegen langsam und wenig adaptiert.\nMeine Beobachtungen an Farbenblinden zeigen, dafs diese Folgerung so wenig wie der entsprechende Satz Tschermaks \u00fcber die Typen der Farbent\u00fcchtigen aufrecht erhalten werden kann. In Fig. 3 (auch Tafelfigur) sind die Kurven des Adaptationsverlaufes von 3 Gr\u00fcnblinden eingetragen, von denen einer sich so wie nach Tschermak zu erwarten schnell und ausgiebig adaptiert, zwei dagegen im Gegenteil sehr niedrige Empfindlichkeitswerte und flachen Kurvenverlauf auf weisen. Ein Rotblinder schliefst sich den beiden letzterw\u00e4hnten Gr\u00fcnblinden an.\nIch komme also bez\u00fcglich der TscHERMAKschen S\u00e4tze kurz","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n199\nzusammengefafst zu folgenden Schl\u00fcssen: Entweder es besteht Identit\u00e4t der Hering sch en Typen der Farbent\u00fcchtigen mit den Typen der anomalen und normalen Trichromat en und eine vollst\u00e4ndige Analogie mit den Typen der Farbenblinden: dann fallen diese Typen keineswegs mit den Typen des Adaptationsverlaufes zusammen; das habe ich f\u00fcr die Typen der Trichromaten wie der Dichromaten erwiesen.\nOder die Hering sehen Typen fallen mit denen des Adaptationsverlaufes zusammen: dann besteht weder Identit\u00e4t mit den Typen der Trichromaten noch eine vollst\u00e4ndige Analogie mit den Typen der Farbenblinden. Denn die beiden letztgenanten Typenunterschiede fallen nicht mit denen des Adaptationsverlaufes zusammen.\nEine weitere Frage, \u00fcber die systematische Untersuchungen erw\u00fcnscht w\u00e4ren, ist die ob der Verlauf der Adaptation in verschiedenen Lebensaltern typische Eigent\u00fcmlichkeiten hinsichtlich der Geschwindigkeit und des Wertes der maximalen Dunkelempfindlichkeit erkennen l\u00e4fst. Tschermak 1 vermutet, dafs vielleicht das Lebensalter einen gewissen Einflufs in der Weise habe, dafs die Adaptationsbreite in der Jugend gr\u00f6fser ist als im Alter.\nIch verf\u00fcge in diesem Punkte \u00fcber keine beweisenden Erfahrungen , da ich nur zwei Personen vorger\u00fcckteren Alters (zwischen 50 und 60 Jahren; Tabelle No. 10 und 11 und die entsprechenden Kurven auf der Tafelfigur) und zum Vergleich nur zwei jugendlichere Personen (15-\u201420 Jahre) untersuchen konnte. (Tabelle Nr. 1 und 12 und die zu Tabelle 1 geh\u00f6rige Kurve auf der Tafelfigur). Immerhin kann man den Messungen entnehmen, dafs die j\u00fcngeren eine h\u00f6here Endempfindlichkeit erreichten als die \u00e4lteren und kann in diesem Umstande eine Best\u00e4tigung der TscHERMAKschen Vermutung erblicken. Nat\u00fcrlich ist es aber auch m\u00f6glich, dafs die beiden \u00e4lteren Versuchspersonen von je an ein geringeres Adaptationsverm\u00f6gen besafsen, dafs sich dieses also nicht erst als Altersver\u00e4nderung eingestellt hat. Sie w\u00fcrden dann von je an dem Typus der lang-\n1 1. c. Pf l\u00fcg er s Archiv 1900.","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nH. Piper.\nsam en und geringen Empfindlichkeitszunahme angeh\u00f6rt haben. Das umgekehrte k\u00f6nnte wenigstens bez\u00fcglich der Adaptations-gr\u00f6fse bei den beiden j\u00fcngeren Personen der Fall sein; die Geschwindigkeit ist bei der einen (I) eine recht geringe : die Kurve erreicht zwar eine betr\u00e4chtliche Ordinatenh\u00f6he, aber in ausgesprochen flacher Steigung.\nSelbst wenn man nun annimmt oder als festgestellt betrachtet dafs der Wert der Endschwelle im Laufe des Lebens zur\u00fcckgeht, so kann man noch nicht ohne weiteres auf eine Einbufse der Netzhautempfindlichkeit schliefsen. Es kommen auch andere Umst\u00e4nde in Betracht, welche f\u00fcr den R\u00fcckgang der Endschwelle von nicht geringer Bedeutung sein k\u00f6nnen: die im Alter engere Pupille l\u00e4fst weniger Licht zum Augenhintergrund gelangen, ferner absorbieren die im Alter st\u00e4rker pigmentierten brechenden Medien einen gr\u00f6fseren Bruchteil des durchtretenden Lichtes; speziell die gelblich gef\u00e4rbte Linse w\u00fcrde gerade die f\u00fcr das dunkeladaptierte Auge besonders wirksamen Strahlen, die gr\u00fcnen und blauen, selektiv absorbieren.\nIII.\nW\u00e4hrend bei allen bisher mitgeteilten Versuchsreihen die bei binokularem Sehen g\u00fcltigen Schwellenwerte auf-gesucht worden waren, wurde durch weitere Messungen Auf-schlufs dar\u00fcber gesucht, ob die bei monokularer Beobachtung festzustellenden Schwellen sich in ihren Werten von den vorigen unterscheiden. Die Aufgabe gliederte sich nach Mafsgabe der einzuhaltenden Versuchsbedingungen in zwei Abschnitte : erstens waren Messungsreihen bei binokularer Dunkeladaptation, aber monokularer Beobachtung durchzuf\u00fchren und zweitens war zu untersuchen ob der so f\u00fcr ein bestimmtes Auge festgestellte Adaptationsverlauf einer Beeinflussung dadurch zug\u00e4nglich ist, dafs das andere Auge im Zustand der Helladaptation erhalten wird.\nAuf die Frage ob und wie sich die binokularen Schwellen von den monokularen unterscheiden, erh\u00e4lt man am besten eine anschauliche Antwort, wenn man in einer Sitzung immer je drei Bestimmungen unmittelbar nacheinander macht, n\u00e4mlich jedesmal die f\u00fcr beide Augen zusammen und die f\u00fcr jedes","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n201\neinzelne Ange g\u00fcltige. In dieser Weise sind die in der folgenden Tabelle niedergelegten Messungen angestellt. Ehe ich zur Besprechung der Resultate \u00fcbergehe, m\u00f6chte ich noch hervorheben, dafs gegen die Methode der drei aufeinanderfolgenden Beobachtungen im vorliegenden Fall kaum Einw\u00e4nde vorgebracht werden k\u00f6nnen: ich habe analoge Versuchsreihen, die ich nicht s\u00e4mtlich in extenso mitteilen will, in der Weise angestellt, dafs die Reihen der Schwellenwerte f\u00fcr die binokulare Beobachtung und f\u00fcr jedes Auge einzeln in verschiedenen Sitzungen festgelegt w\u00fcrden; nie hat sich ein Unterschied gegen die bei Sukzessivbeobachtung erhaltenen Messungen gezeigt. Auch konnte die Reihenfolge innerhalb der Gruppe der drei Einzelbeobachtungen beliebig gewechselt werden, ohne dafs das Resultat dadurch modifiziert wurde.\nTabelle XX.\nBeobachter : Herr Prof. Nagel.\nBinokular\t\tRechtes Auge\t\tLinkes Auge\t\nZeit\tEmpfindlich-\tZeit\tEmpfindlich-\tZeit\tEmpfindlich-\nMin.\tkeit\tMin.\tkeit\tMin.\tkeit\n0\t85,62\tV,\t111,05\ti i\t111,05\n31/\u00bb\t272,05\t!\t4 Va\t498,0\t5\t498,0\n8 V\u00bb\t2 723,7\t91/\u00bb\t2 914,0\tio1/\u00bb\t3 419,7\n14 V\u00bb\t11815\t!\t15 Va\t13 521\t16\t14 516\n20 V.\t41 649\t21 V*\t27 778\t22%\t22 957\n27 %\t65 746\t28 Va\t38 447\t! 30\t33 058\n37\t81 632\t39 Vs\t40 000\t! 40\t36 982\n52 V*\t97 656\t56\t40 000\t57\t41649\t\u2018\n59\t97 656\t\t\t\u00cf\t\nDieses Resultat ist nun h\u00f6chst interessant und beachtenswert. Es stellt sich n\u00e4mlich heraus, dafs die Empfindlichkeit beider Augen zusammen bei vorgeschrittener Dunkeladaptation einen sehr viel h\u00f6heren Wert hat als die jedes einzelnen Auges und zwar betr\u00e4gt der binokulare Empfindlichkeitswert stets ann\u00e4hernd das Doppelte des monokularen. Bei Beobachtung mit beiden Augen im Zustande vorgeschrittener Dunkeladaptation summieren sich also die beiden jedes einzelne Auge treffende Lichtreize.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nH. Piper.\nDabei ist zu betonen, dafs diese Erscheinung erst nach etwa 15 Minuten dauernden Dunkelaufenthalt hervortritt, dafs also der Satz der binokularen Reizaddition f\u00fcr das helladaptierte Auge nicht gilt. Diese Tatsachen sind besonders anschaulich durch die in Fig. 4 abgebildeten Kurven illustriert, bei deren Konstruktion die Messungen der Tabelle XX zu Grunde lagen : erst nach einem etwa 15 Minuten Adaptationszeit entsprechenden Abszissenintervall trennt sich die Binokular-von den beiden Monokularkurven, mit denen sie bis dahin kongruierte.\n120000\nlOOOOO\n80000\n80000\n\u2014---x H\n20000\nFig. 4.\n\u2014 binokular\n-----------X linkes Auge\n----------II rechtes Auge.\nAusdr\u00fccklich soll darauf aufmerksam gemacht werden, dafs die eben mitgeteilten Erscheinungen bisher nur festgestellt worden sind bei Einwirkung von Lichtintensit\u00e4ten, welche der jeweiligen Schwelle des dunkeladaptierten Auges nahe liegen;","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Uber Dunkeladaptation.\n203\nob und wie weit eine additive Mischung der beiden Monokularerregungen auch bei Lichtwerten stattfindet, die von der Schwelle mehr oder weniger abliegen, mufs weiterer Untersuchung Vorbehalten werden.\nWie verhalten sich nun diese Tatsachen zu dem sonst ziemlich allgemein angenommenen Gesetz, dafs man mit beiden Augen die Dinge nicht heller sieht, als mit einem? So gut die am hell adaptierten Auge gewonnenen Messungsresultate damit im Einklang sind, so sehr stehen die bei Bestimmung der Dunkelschwellen erzielten Ergebnisse dazu im Widerspruch.\nIn der Tat scheint es, als ob wir es hier mit einer neuen Eigent\u00fcmlichkeit zu tun haben, in der sich die Funktionsweise des dunkeladaptierten Sehorganes sehr wesentlich gegen das Sehen mit helladaptiertem Auge unterscheidet. Diese Sonderfunktion hat allerdings nicht wie wahrscheinlich die meisten bereits bekannten Eigent\u00fcmlichkeiten des \u201eDunkelapparates\u201c ihren Sitz im peripheren Endorgane, sondern mufs wohl in mehr zentralen Teilen des Gesamtsehapparates lokalisiert sein.\nSucht man sich eine Vorstellung von dem Nervenmechanis-mus zu machen, der die Funktion der Reizaddition vermittelt, so bieten sich, wenn man die Frage f\u00fcr sich ohne Beziehungen zu den Erscheinungen der binokularen Reizmischung bei Helladaptation betrachtet, keine allzugrofsen Schwierigkeiten. Man hat sich nur vorzustellen, dafs s\u00e4mtliche monokular unter-, dagegen binokular \u00fcberschwelligen Reize unter allen Umst\u00e4nden, auch wenn sie bei monokularer Beobachtung keine Empfindung auszul\u00f6sen verm\u00f6gen, vom Endorgan aus weiter geleitet werden und zwar sicher bis zu dem Punkte, wo sie mit den Leitungen vom anderen Auge in gemeinsame Bahnen einm\u00fcnden. Addiert sich an dieser Stelle eine Erregung vom andern Auge, so entsteht eine Empfindung, bleibt ein solcher Zuschufs von seiten des anderen Auges aus, so erlischt die Erregung auf der Strecke, welche durch die Stelle des Zusammentreffens mit den Bahnen des anderen Auges und dem Ort der Entstehung der bewufsten Gesichtsempfindung begrenzt ist.\nSehr schwierig wird aber die Sachlage, wenn man sich Rechenschaft dar\u00fcber zu geben sucht, wie die beiden verschiedenen Arten der Sehfeldvereinigung, n\u00e4mlich einerseits der Mechanismus der additiven Binokularmischung bei Dunkel-","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nH. Piper.\nadaptation und andererseits der binokularen Mischung ohne Summation der Monokularreize bei Helladaptation, in ihren gegenseitigen Beziehungen zu denken sind. Soll man sich vorstellen, dafs der Dunkel- und der Hellapparat jeder vollst\u00e4ndig von einander geschiedene zentrale Bahnen hat, durch deren Besonderheiten die Eigenart jeder Funktion hinsichtlich der Sehfeldvereinigung fest garantiert ist? Oder soll man annehmen,\ndafs durch eine Art Umschaltung in den beiden Apparaten ge-\n\u2022 \u2022 _\nmeinsamen zentralen Bahnen die \u00dcberf\u00fchrung des einen Modus der Sehfeldvereinigung in den anderen erm\u00f6glicht ist, dafs also die gleichen Bahnen nur anders verbunden dem Hell- wie dem Dunkelapparat angeh\u00f6ren? Schon der Mechanismus der Sehfeldvereinigung bei Helladaptation f\u00fcr sich, stellt allen Erkl\u00e4rungsversuchen die gr\u00f6fsten Schwierigkeiten entgegen und die Verh\u00e4ltnisse liegen hier in der Tat \u00e4ufserst kompliziert, wie besonders durch die mit Recht sogenannten \u201eparadoxen^ Versuche Feciiners 1 illustriert wird, bei denen sich zeigt, dafs bei binokularer Mischung zweier verschiedener, je einem Auge gebotener Helligkeiten nichts weniger als eine Summation der Reize eintritt, sondern im Gegenteil eine Beeintr\u00e4chtigung der vom einen Auge vermittelten gr\u00f6fseren Helligkeitsempfindung.\nBei dieser Sachlage w\u00e4re es m\u00fcfsig, die Spekulation \u00fcber das Problem der Sehfeldvereinigung hier weiter auszuspinnen und die obigen Andeutungen m\u00f6gen gen\u00fcgen, um zu zeigen, in welcher Richtung ich der neuen Beobachtung Bedeutung beizumessen geneigt bin.\nHier m\u00f6chte ich nur noch kurz die Tatsache der binokularen Reizaddition unter anderem Gesichtspunkt beleuchten. Sie l\u00e4fst sich n\u00e4mlich auch als ein spezieller Fall der von Aubert und Treitel angegebenen Regel betrachten, dafs der Reizwert eines lichtaussendenden Objektes mit dessen Winkelgr\u00f6fse anw\u00e4chst \u2014 was \u00fcbrigens nach Treitel f\u00fcr die Schwellen des dunkeladaptierten Auges in weit h\u00f6herem Mafse als f\u00fcr die des helladaptierten der Fall zu sein scheint. Nur w\u00fcrde der Satz nach Einbeziehung meiner\n1 Fechner: \u00dcber einige Verh\u00e4ltnisse des binokularen Sehens. Abhdl. d. Kgl. S\u00e4chs. G-esellsch. d. Wissenseh. 7.\t1860.\nAubert: Physiologie der Netzhaut. Breslau 1865.\nHering: Der Raumsinn und die Bewegungen des Auges. In Herrmanns Handbuch Bd. Ill, S. 591 ff.\nSchenk: Einiges \u00fcber binokulare Farbenmischung. Marburg 1901.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n205\nBeobachtung pr\u00e4ziser dahin zu formulieren sein, dafs die Zunahme des Reizwertes mit dem Anwachsen der Summe der Fl\u00e4chen-gr\u00f6fsen beider Netzhau tb il der erfolgt.\nDurch weitere Versuche galt es festzustellen, ob der Verlauf der Adaptation eines Auges irgendeine Beeinflussung von seiten des anderen Auges dadurch erf\u00e4hrt, dafs das letztere w\u00e4hrend der Versuchsreihe im Zustande der Helladaptation erhalten wird. Hering \u00e4ufsert sich so zur Sache : \u201eEin dauernd adaptiertes Auge verh\u00e4lt sich in gewissen Beziehungen verschieden, je nachdem das andere Auge gleichzeitig in derselben Weise dunkeladaptiert oder aber helladaptiert ist\u201c. Ob sich diese Unterschiede speziell im Verlauf der Adaptation bemerklich machen sollen oder was sonst gemeint ist, ist leider aus diesen wenigen Worten nicht ersichtlich. Treitel fand, dafs die Adaptation jedes einzelnen Auges ganz unabh\u00e4ngig von der des anderen verl\u00e4uft.\nBei dem Interesse, welches derartig durchgef\u00fchrte Versuche und Beobachtungen f\u00fcr die Kenntnis der Lokalisation des Adaptationsvorganges haben, war es angezeigt, die Frage von neuem einer systematisch messenden Untersuchung zu unterziehen. Dabei konnte dann zugleich Aufschlufs dar\u00fcber gesucht werden, ob die Schwellenwerte verschieden ausfallen je nachdem das helladaptiert bleibende Auge mitbeobachtet oder verdeckt wird. Die letztere Feststellung hat insofern vielleicht einiges Interesse, als man ein gewisses Urteil dadurch gewinnen kann, ob etwa f\u00fcr die Unterschiede der binokularen und monokularen Schwellen irgendwelche, bei Bedeckung eines Auges zwangsm\u00e4fsig und unbewufst sich einstellende psychische Einfl\u00fcsse mitverantwortlich sind.\nBei den Messungen wurde folgendermafsen verfahren : ein Auge wurde w\u00e4hrend der ganzen Versuchsreihe im Zustand ziemlich hochgradiger Helladaptation dadurch erhalten, dafs es in den Zeiten zwischen den Schwellenbestimmungen durch das von weifsen Kartonfl\u00e4chen reflektierte Licht einer Bogenlampe belichtet wurde. W\u00e4hrend dessen wurde das andere Auge durch einen geeigneten Verband gegen jede Belichtung gesch\u00fctzt. Alle 5\u20146 Minuten wurden dann je zwei Schwellenbestimmungen gemacht, einmal bei binokularer Beobachtung und einmal bei alleiniger Benutzung des Dunkelauges. Die erhaltenen Kurven","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nH. Piper.\nHH \u00ab\nX g X fi\n<X>\nCD\nr\u00db\nc\u00f4\nEh\nH\n\u00a9\n4-3\nrfl\nO\nc3\nfl2\nO\n\u00a9\nPQ\nfl\nO\n\u2022 rH\n-h\nc3\n\u2022+\u25a0=>\nSD\nfl\nfl\n+3\nrfl\nO\nP c3\nc3\n\"fl\n<!\n\u00a9\nH\no3\nP\nrfl\nO\nfl\n\u2022 rH\nPQ\nrO\nO\nCD\nPQ\n\u00a9\nH\no3\n^\u201cH\nfl\nrfl\nO\nfl\n\u2022 rH\nPQ\nfl\no\n\u2022 rH\nc$\nPh\no3\n\"fl\n<1\n\u00a9\n5h\nc3\nr\u2014H\nP\n.A\no\nP\no\ns\nW)\nfl\nfl\n-M\nrfl\nCD\nA\nP\nO\n\u00a9\nPQ\n\u00a9\nH\nc\u00e2\nI1 I\nfl\nPi\no\nfl\n\u2022 rH\nPQ\nfl\no\n\u2022 r-l \u25a04-3\n<3\n-1-3\n&JD\nfl\nfl\n-4-3\nrfl\nO\nPi 03\ncS\n\"fl\nfl!\nO\n<ri \u00ae ^ PQ\n\u00a9\nH\nA\nr\u2014H\nfl\nrfl\nO\nfl\nO\n\u00a9\nH\ncS\nr-H\nfl\nrfl\nO\nfl\no\nSD\nfl fl\n4-3 rfl\nI \u00a9\n\u00dbJ A\n\u00ab rp\n*0 P\n5 \u00ae\nfl\nO\n\u2022r-l\n4-3\no3\n4-3\n\u00a9\nH\nc3\nr\u2014I\nfl\nrfl\nO\nfl\n\u2022 rH\nPQ\nPQ\n\u00a9\nH\no3\n3\nPd\no\nfl\no\n\u00a9\nrfl\nrfl\n\u00a9\n\u2022 rH r-H\n\"fl\nfl\n\u00abfl\nP\na\nPQ\n\u2022fl \u00f6\n\u2022 r-H\nN g\n\u00a9\nrfl\nrfl\n\u00a9\n\u2022 rH\n\"fl\nfl\n\u00abfl\nP\na\nPQ\n43\n<\u00a9 .a\nN g\n\u00a9\nPi\nrfl\n\u00a9\n\u2022 rH\n\"fl\nfl\n\u00abfl\nP\na\nPQ\n\u2022\u25a0fl fl\n\u00ae *r-J\nN g\n\u00a9\nrfl\nrfl\n\u00a9\n\u2022 rH r\u2014-H\n\"fl\nfl\n\u00abfl\nP\na\nPQ\n\u2022p \u00f6\n\u00ae\t\u2022 r-H\ntsa g\nCO\tCO\tfl\t\t\t\t\t\t\t\nCM^\tco^\t\u2022H\t(M\t00\t\t\t\t\t\n-r-T\tfl\"\tCm\"\t03\"\t03\"\tO\too\t03\t03\t\nfl\tfl\tCO\tCO\t\u2022H\t00\tCO\tcO\tCO\tD-\n\t\ttH\t-H\tH<\tCM\tCO\tGM\tco\t(M\n\t\t\trH\tCO\tco\tco\tfl\tco\tO*\n\t\t\t\t\ttH\tCM\t'H\tfl\tco\n(M I> t> t> O HH HH H* CM O O O\n03 CO CO CO \u00abfl C- t> t>\n\u00a9 CM O GO 03 D\u2014 00\nO\tCO\t03\t00\tCO\t03\ttH\nN\t(M\t(M\tCO\tH\t^\tiO\n-H O rs CO\ttH *> tH\tfl\t\to\tCO\tCO\nCO\tCO\tt*H\tHl\to\to\tO\n\tCQ\to\tH\to\tHH\tHH\n\ttH\tco\t00\to\tco\tco\n\t\tGM\tCO\tHH\tHH\tHH\n\u00a9 C\u2014 \u00a93 CO I>- 03 O H (M CO H \u00a9\ntH \u00bb\\ fl\tIH \u2022s co\t00\tO\t03\t03\t03\nco\tCM\tO*\tO\tco\tCO\tCO\n\t03\tD-\to\tCM\tCM\tCM\n\trH\t[>*\to\t\u25a0\u00bbo\tfl\tfl\n\t\tCM\tHH\t\u25a0HH\tHH\tHH\nrH 00\n\u00a9 00 CO -H CM (M (M -H lO CO\nCO CO 03 CO\n_ \u00abN\t*\\\n03\t03\ntH \u2022N\tCO^ tH\tHH \u2022N co\t00\tC\u2014\tco\t00\tco\nco\ta\ta\tA\tO*\tCM\tA\to\n03\ttH\tl>\tA\tCM\tt>\to\tHH\nGM\tC0\t00\tHH\tCM\tC3\tco\tco\n\t\t\tiH\tCM\tCM\tco\tHH\nO O\nO HH 00\t03 r-l\nCO\tO\t\u00bbO\t03\tO\t00\tC0\ntH\tCM\t(M\t(M\tHH\tHH","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"I\u00ab\n\u00fcber Dunkeladaptation.\n207\nwaren dann unter sich und mit der bei binokularer Adaptation, aber monokularer Beobachtung erzielten zu vergleichen.\n80000\n50000\niOOOO\n20000\nFig. 5.\n------------ binokulare Adaptation und Beobachtung (IV)\n-----------\u2014 rechtes Auge beobachtet, beide sind adaptiert (I)\n------------rechtes Auge dunkel-, linkes helladaptiert, nur rechtes beobachtet\n------------rechtes Auge dunkel-, linkes helladaptiert, beide Augen beobachten.\nTabelle XXI gibt die von meinem rechten Auge erhaltenen Empfindlichkeitswerte und Figur 5 die entsprechenden Kurven bei der dreimal verschiedenen Art der Beobachtung wieder. Die Kurven kongruieren fast vollst\u00e4ndig und dieses Resultat habe ich bei mehrfacher Wiederholung der Versuche auch bei anderen Personen stets wieder erhalten. Beachtet man zun\u00e4chst die Kongruenz der Kurven 1 und 2, von denen Kurve 1 den Verlauf der Empfindlichkeitssteigerung bei binokularer Adaptation, aber monokularer Beobachtung, Kurve 2 bei aus-schliefslicher Dunkeladaptation des rechten Auges und Beobachtung mit diesem allein veranschaulicht, so ergibt sich der Schlufs, dafs die Adaptation jedes Auges sich vollst\u00e4ndig unabh\u00e4ngig von der des anderen voll-","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nH. Piper.\nzieht.1 Diese Beobachtung steht also vollst\u00e4ndig im Einklang mit der auch sonst wohl begr\u00fcndeten Annahme, dafs die Empfindlichkeitszunahme bei Dunkelaufenthalt sich im Endorgan selbst, also vermutlich in der Netzhaut, abspielt.\nEine Beeinflussung der Adaptation des Dunkelauges von seiten des Hellauges habe ich nie finden k\u00f6nnen; es w\u00e4re h\u00f6chstens zu erw\u00e4hnen, dafs die Nachbilder des Hellauges sich dann und wann, \u00fcbrigens in auffallend geringem Mafse, bei Bestimmung der Schwelle des Dunkelauges st\u00f6rend bemerkbar machen.\nAus der Tatsache, dafs die Schwellen bei monokularer Adaptation dieselben bleiben, gleichg\u00fcltig ob das Hellauge mitbeobachtet oder nicht, wie die Kurven 2 und 3 lehren, (Fig. 5) ist zu schliefsen, dafs die unterschwelligen Erregungen des Hellauges nicht soweit geleitet werden, um mit denen des Dunkelauges verschmelzen und sie verst\u00e4rken zu k\u00f6nnen. Die Addition bleibt aus und der Empfindungseffekt ist quantitativ ganz der gleiche, als ob das linke Auge allein beobachtete.\nEs ergibt sich weiter, dafs die geringeren Werte der monokularen Empfindlichkeit, verglichen mit den f\u00fcr das Binokularsehen bei Dunkeladaptation g\u00fcltigen, wohl kaum auf Einflufs irgend welcher durch die Bedeckung eines Auges hervorgerufener\n1 Man beobachtet manchmal, dafs ein Auge dem anderen w\u00e4hrend des Adaptationsvorganges dauernd etwas an Empfindlichkeit voraus ist und seine Endschwelle fr\u00fcher erreicht; schliefslich wird dann die Empfindlichkeit beider Augen meistens doch noch gleich. Eine \u201eBeschleunigung\u201c der Dunkeladaptation in dem einen Auge ist wohl nur scheinbar vorhanden : In den F\u00e4llen, in denen ich ein solches Verhalten feststellen konnte, handelte es sich stets um Personen, welche beim Aufenthalt im Hellen die Lider eines Auges einer mehr oder minder hochgradigen Lichtscheu wegen halb zu schliefsen pflegen, und jedesmal wrar es dieses Auge, welches dem anderen an Lichtempfindlichkeit voraus war. Das Plus an Empfindlichkeit d\u00fcrfte in diesen F\u00e4llen wohl daher r\u00fchren, dafs wegen der geringeren voraufgegangenen Belichtung bereits eine gewisse Strecke des Adaptationsverlaufes von diesem Auge zur\u00fcckgelegt ist, die das andere noch zu durchlaufen hat. In derselben Weise erkl\u00e4rt sich Nagel (Zeitschr. f. Augenheilkunde 8 Jahresbericht) die von Uhthofe in einigen F\u00e4llen beobachtete \u201eBeschleunigung\u201c der Adaptation bei Total - Farbenblinden gegen\u00fcber Normalen. Auch hier d\u00fcrfte die bei Total - Farbenblinden in der Regel recht ausgepr\u00e4gte Lichtscheu und das damit verbundene Zusammenkneifen der Augenlider den Grund f\u00fcr die scheinbar schnellere Empfindlichkeitszunahme abgeben.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n209\npsychischer Faktoren zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann; spielte ein solcher oder vielleicht die von Br\u00fccke und Br\u00fcckner1 als \u201eAbblendungsgef\u00fchl\u201c bezeichnete und als \u201eOrgangef\u00fchl\u201c des Auges aufgefafste Erscheinung eine Bolle, so w\u00e4re aufserdem zu erwarten, dafs sich diese Einwirkungen bei Bestimmung der Hellschwellen im gleichen Sinne bemerklich machen, wie bei den Dunkelschwellen, was wie oben gezeigt, nicht der Fall ist.\nIV.\nBei Besprechung einiger weiterer Erscheinungen, m\u00f6chte ich, indem ich zugleich auf meine bez\u00fcglichen kurzen Angaben auf S. 174 verweise, an die folgende Bemerkung von A. E. Fick2 ankn\u00fcpfen. \u201eWenn man mit adaptiertem Auge einen Gegenstand bei einer eben gen\u00fcgenden Beleuchtung bemerkt hat und nun die Beleuchtung etwas abschw\u00e4cht, so verschwindet der Gegenstand nicht, mit anderen Worten, er wird bei geringerer Beleuchtung erkannt als zuvor (Butz , I. - D. Dorpat 1883, und Charpentier, 1. c. M\u00e4rz-April 1886 Kap. VII). Man hat also die Wahl, ob man diejenige Beleuchtung, bei welcher der Gegenstand sichtbar wird, oder aber diejenige, bei welcher er wieder verschwindet, bestimmen und als Mafs der Empfindlichkeit verwenden will. Nun habe ich aber bemerkt, dafs diese Erscheinung auch noch wahrzunehmen ist, wenn das Auge nach dem Erblicken des Gegenstandes geschlossen und erst wieder ge\u00f6ffnet wird, nachdem die Beleuchtung abgeschw\u00e4cht ist. Auch jetzt, nachdem das Auge wieder 10\u201420 Sek. in absoluter Dunkelheit gewesen, wirkt jener schwache Lichtreiz noch nach, und zwar nicht etwa, wie man erwarten sollte, im Sinne einer Erm\u00fcdung, sondern gerade umgekehrt als Steigerung der Empfindlichkeit. Ich lasse es g\u00e4nzlich dahingestellt, ob wir es hier mit rein psychischen Vorg\u00e4ngen oder aber mit \u201eTr\u00e4gheit der Netzhaut\u201c zu tun haben. Vielmehr beschr\u00e4nke ich mich auf die Bemerkung, dafs das Auffinden der wirklichen Grenze f\u00fcr eine Lichtempfindung durch jenen Umstand ohne Zweifel sehr erschwert ist.\u201c\n1\tBr\u00fccke u. Br\u00fcckner: \u00dcber ein scheinbares Organgef\u00fchl des Auges.\nPfl\u00fcgers Archiv 91. 1902.\n2\tE. A. Fick: Studien \u00fcber Licht- und Farbenempfindung. Pfl\u00fcgers Archiv 48. 1888.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 31.\n14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nH. Piper.\nSchon Aubert 1 teilt eine \u00e4hnliche Beobachtung mit ; er sagt, es sei ihm mehrmals so vorgekommen, als ob bei seinen Versuchen kurze Zeit nach dem Leuchten einer glimmenden Zigarre die Empfindlichkeit f\u00fcr einige Sekunden zu-, dann aber wieder abgenommen h\u00e4tte, denn er habe f\u00fcr kurze Zeit den gl\u00fchenden Draht deutlich leuchten gesehen, bald aber sei er wieder verschwunden und erst nach vielen Minuten wieder zum Vorschein gekommen.\nCharpentier 2 fand, dafs die Schwelle des Erscheinens und die des Verschwindens minimaler Lichtreize stets verschiedene Werte haben. Er fafst die fragliche Erscheinung als eine Tr\u00e4gheit der Netzhaut auf und stellt die Regel auf, dafs diese \u201einertie r\u00e9tinienne\u201c verschieden grofs ist je nach der Brechbarkeit des einwirkenden Lichtes; je gr\u00f6fser die Brechbarkeit desto gr\u00f6fser der Unterschied zwischen Schwellenwert des Erscheinens und des Verschwindens.\nMeine, diese Frage ber\u00fchrenden Beobachtungen erstrecken sich auf folgendes: 1. Vermehrt man bei vorgeschrittener Adaptation von unterschwelligen Werten ausgehend allm\u00e4hlich die Intensit\u00e4t des leuchtenden Objekts, so gelangt man zu einer Helligkeit, welche ziemlich pl\u00f6tzlich und sogleich auffallend hell im Gesichtsfeld auftaucht. Man kann nun auf sehr viel geringere Lichtwerte zur\u00fcckgehen, ehe das Objekt wieder verschwindet. Gelangt man an die Schwelle des Verschwindens, so ist diese in der Regel aufserordentlich scharf festzustellen derart, dafs an meinem Apparat bei Vergr\u00f6fserung und Verringerung des Blendendurchmessers im Spielr\u00e4ume von wenigen Millimetern das Objekt wechselweise gesehen wird und verschwindet. Voraussetzung ist nat\u00fcrlich, dafs keine subjektiven Lichterscheinungen die Messung gerade st\u00f6ren.\n2. Begibt man sich maximal dunkeladaptiert aus dem v\u00f6llig dunklen in einen m\u00e4fsig hellen Raum und setzt das Auge f\u00fcr 3\u20144 Minuten dem von schwarz gestrichenen W\u00e4nden reflektierten Licht einer 25 kerzigen Gl\u00fchlampe aus, und bestimmt nunmehr nach 1\u20142 Minuten langem Dunkelaufenthalt von neuem die Schwelle, so zeigt diese regel m\u00e4fsig eine betr\u00e4chtlich h\u00f6here\n1\tAubert: Physiologie der Netzhaut. Breslau 1865.\n2\tCharpentier : L\u2019inertie r\u00e9tinienne et la th\u00e9orie des perceptions visuelles. Archives P Ophthalmologie 6. 1886.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber D\u00f9nkelad\u00e0ptation.\n211\nEmpfindlichkeit an, als die nach 1 st\u00fcndigem Dunkelaufenthalt gefundene und zwar betr\u00e4gt das Plus an Empfindlichkeit etwa 1/'3 des fr\u00fcheren Wertes. Nach wenigen Minuten erfolgt ein R\u00fcckgang der Empfindlichkeit auf den alten Wert.\n3. Hat man sich l\u00e4ngere Zeit (1 Stunde) in einem wenig lichterf\u00fcllten Raum aufgehalten \u2014 bei meinen Versuchen z. B. als Gehilfe in dem Raum in welchem die Lichtquelle stand und in dem die Ablesungen (bei Gl\u00fchlampenlicht) besorgt wurden \u2014 und l\u00e4fst dann die Schwelle feststellen, so zeigt sich, dafs die zeitweise nicht unerhebliche Belichtung die Adaptation so gut wie gar nicht aufgehalten hat, im Gegenteil man erreicht manchmal einen geringeren Schwellenwert, als den nach einst\u00fcndigem absolutem Dunkelaufenthalt festgestellten.\nBez\u00fcglich der theoretischen Auffassung der Erscheinungen spricht sich Charpentier wie erw\u00e4hnt dahin aus, dafs sie ihm auf eine Tr\u00e4gheit der Netzhautreaktion zu deuten scheinen; Fick l\u00e4fst es dahingestellt sein, ob diese Ansicht berechtigt ist oder nicht vielmehr an psychische Ursachen zu denken sei.\nIch m\u00f6chte darauf hinwreisen, dafs zur Erkl\u00e4rung der von Exner geschaffene Begriff der \u201eBahnung\u201c herangezogen werden kann. Man h\u00e4tte sich danach vorzustellen, dafs der \u00fcberschwellige Lichtreiz in den beschriebenen F\u00e4llen die Widerst\u00e4nde in den Nerven und Ganglienzellen zeitweise zu verringern oder zu beseitigen vermag und so den Weg f\u00fcr die folgenden minderen Reize \u201ebahnen\u201c w\u00fcrde.\nAndererseits soll nicht bestritten werden, dafs auch die von Charpentier ge\u00e4ufserte Auffassung, es handle sich um eine gewisse Tr\u00e4gheit der Reaktion der Netzhaut selbst, manches f\u00fcr sich hat. In diesem Falle m\u00f6chte ich weniger annehmen, dafs die Reizbarkeit der Nervenendigungen eine variable ist und durch \u00fcberschwellige Reize erh\u00f6ht wird, sondern eher vermuten, dafs die Ursache der Empfindlichkeitszunahme nach Lichtreiz in Erh\u00f6hung derZersetzbarkeit der photochemischen Substanzen zu suchen ist. Der \u00fcberschwellige Lichtreiz resp, gewisse in seinem Gefolge auftretende chemische Substanzen w\u00fcrden sich dann als Katalysatoren bet\u00e4tigen und bewirken, dafs die Reaktion fr\u00fcher, d. h. bei Einwirkung sonst unterschwelliger Lichtreize einsetzt. Sind diese katalytisch wirksamen Stoffe resorbiert oder einer weiteren Ver\u00e4nderung anheim\ngefallen, so kommt nat\u00fcrlich das Plus an Empfindlichkeit in\n14*","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nH. Piper.\nWegfall Wenn der Sehpurpur als die in Frage kommende photochemische Sehsnbstanz betrachtet wird, so ist die Hypothese der durch Lichtreiz aktivierten Katalysatoren dieses K\u00f6rpers vielleicht einer chemisch - experimentellen Pr\u00fcfung zug\u00e4nglich.\nKoch beim Vortrag der Ergebnisse dieser Untersuchung in der Berliner physiologischen Gesellschaft wies Herr Cowl auf ein Experiment hin, das vielleicht eine gewisse Analogie mit den in den photochemischen Netzhautsubstanzen vermuteten Prozessen erkennen l\u00e4fst: will man n\u00e4mlich die Entwicklung einer unterbelichteten photographischen Platte beschleunigen und mehr aus derselben \u201eherausbringen\u201c, so wird geraten, in etwa l1/* bis 2 m Entfernung ein Streichholz abzubrennen. Diese Belichtung wirke ausgezeichnet anregend auf den chemischen Prozefs der Entwicklung. Auch hier \u00fcbt also ein gr\u00f6fserer Lichtreiz oder irgendwelche von ihm erzeugte chemische Substanzen eine katalysierende Wirkung auf die Reaktion der photochemischen Substanzen aus.\nAnhangsweise m\u00f6ge jetzt noch einiger Versuche Erw\u00e4hnung getan werden, durch welche man vielleicht hoffen durfte, noch weitere Einblicke in das Wesen des Adaptations Vorganges zu gewinnen. Es handelte sich haupts\u00e4chlich darum, zu versuchen, ob vielleicht der Adaptationsverlauf irgendwie k\u00fcnstlich beein-flufst werden k\u00f6nnte. Es lag nahe zu diesem Zwecke einige Gifte anzuwenden und zwar in erster Linie solche, von denen bekannt ist, dafs sie die Gesichtsempfindungen hochgradig zu alterieren verm\u00f6gen oder auf die Nervenendigungen im Auge selbst spezifische Wirkungen auszu\u00fcben. Zun\u00e4chst wurde Santonin versucht. Es gelang indessen nicht, eine nachweisbare Einwirkung auf den Gang der Adaptation zu erzielen; selbst wenn Dosen genommen wurden, die sehr intensives Gelbsehen und starke Allgemeinerscheinungen ausl\u00f6sten, verlief die Empfindlichkeitszunahme anscheinend ganz ebenso wie unter normalen Verh\u00e4ltnissen. In diesem Punkte kann ich also der Ansicht Filehxes 1 nicht beipflichten, dafs das Santonin die Dunkeladaptation erschwere und die Adaptationszeit stark verl\u00e4ngere.\n1 Filehne: \u00dcber die Einwirkung des Santonins und des Amylnitrits auf den Sehakt. Pf l\u00fcg er s Archiv 80.\nHippel: \u00dcber die Wirkung des Strychnins auf das normale und kranke Auge. Berlin 1873.","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber Dunkeladaptation.\n213\nVersuche mit Strychnin sind noch nicht ausgef\u00fchrt, aber in Aussicht genommen ; im Hinblick auf die Erfahrungen, welche zuletzt von Filehne 1 \u00fcber die Wirkung des Strychnins auf das Sehorgan \u2014 Erweiterung des Gesichtsfeldes, Erh\u00f6hung der Empfindlichkeit des dunkeladaptierten Auges \u2014 mitgeteilt sind, erscheinen diese Versuche lohnend.\nV.\nWenn ich jetzt zum Schlufs noch einmal darauf zur\u00fcckkomme, die Bedeutung der beigebrachten Tatsachen f\u00fcr die Theorien der Gesichts - Empfindungen und -Wahrnehmungen zu ber\u00fchren, so darf ich mich wohl ganz kurz und m\u00f6glichst pr\u00e4gnant fassen, indem ich bez\u00fcglich der n\u00e4heren Begr\u00fcndung auf das bei Besprechung der Versuche Gesagte verweise.\nIn erster Linie sei hervorgehoben, dafs die s\u00e4mtlichen hier mitgeteilten Beobachtungen sehr wohl in Einklang stehen mit einer Theorie, welche dem Adaptation sapparat eine sehr weitgehende Selbst\u00e4ndigkeit und Sonderstellung gegen\u00fcber dem Hell- und Farbe nappa rat zuerkennt. Die Behauptung Tschee-maks, dafs eine engere Verkn\u00fcpfung beider Funktionen des Sehorgans best\u00e4nde, derart, dafs die Typendifferenzen der einen mit bestimm ten Typeneigent\u00fcmlichkeiten der anderen gesetzm\u00e4fsig verbunden w\u00e4ren, findet in meinen Versuchen keine St\u00fctze.\nAuf der anderen Seite konnte daraufhingewiesen werden, dafs vermutlich die Vereinigung der Sehfelder einerseits bei Hell-, andererseits bei Dunkeladaptation nach wesentlich differentem Prinzip erfolgt: beim Binokularsehen mit dunkeladaptierten Sehorganen findet eine Addition der jedes Einzelauge treffenden Schwellen reize statt, f\u00fcr die helladaptierten Augen trifft das nicht zu. Diese Tatsache spricht sehr eindringlich daf\u00fcr, dafs f\u00fcr die Verwertung der Lichtreize bei Dunkeladaptation\n1 Filehne: Zur Beeinflussung der Sinne, insbesondere des Farbensinnes, und der Beflexe durch Strychnin. Pfl\u00fcgers Archiv 88.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0214\nH. Piper.\nzentrale Nervenmechanismen in Aktion welche nach anderem Modus funktionieren bei Helladaptation in Betracht kommenden.\nEs ist mir eine angenehme Pflicht Herrn Professor Nag-el f\u00fcr die Anregung zu dieser Untersuchung, wie f\u00fcr die vielfach gew\u00e4hrte Hilfe und das freundliche Interesse, mit dem er meine Studien begleitete und f\u00f6rderte, an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank auszusprechen.\nIch danke ferner allen Damen und Herren, welche ihre Zeit f\u00fcr die manchmal m\u00fchsamen und anstrengenden Untersuchungen in freundlichster Weise zur Verf\u00fcgung stellten.\ntreten, als die\n(Eingegangen am 16. December 1902.)","page":214},{"file":"p0214s0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"Zeitschrift f\u00fcr Psycholog. u.Physiol.d.Sinnesorg. Bei 31.\nTaf.l.\n120000\n.normale Trichromaten .anormale, Trickromalen, Deuterajiopen Pro t anop en\nHO 000\n100000\n90000\n80000\n70000\n60000\n50000\n\u00eaOOOO\nsum) E'C\u00ae\n30000\n20000\n10000\nH.Piper.","page":0}],"identifier":"lit32940","issued":"1903","language":"de","pages":"161-214","startpages":"161","title":"\u00dcber Dunkeladaptation","type":"Journal Article","volume":"31"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:44:34.457766+00:00"}