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{"created":"2022-01-31T16:26:39.212328+00:00","id":"lit32953","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00f6nig, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 28: 136-137","fulltext":[{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nLiteraturbericht.\nStoffe. Es ist interessant, zu sehen, dafs die Namen Roth, Gelb, Blau und Gr\u00fcn so alt sind, dafs sie ihre urspr\u00fcngliche Bedeutung g\u00e4nzlich einge-b\u00fcfst haben, w\u00e4hrend die Namen der dazwischen liegenden Glieder der Reihe, \u201eorange, olive, peacock, violet\u201c, sich sofort als Producte der Neuzeit vorstellen. Man darf gegen die Anerkennung jener vier Hauptfarben nicht pin wenden, dafs Violet von Blau so verschieden ist wie Gelb von Roth. Es handelt sich hierbei gar nicht um den Grad, sondern um die Art der Verschiedenheit. Eskimos zeigen nach Rivers wenig Interesse an farbiger Kleidung, d\u00fcrften daher in der psychologischen Gruppirung der Farben wenig durch relative Bekanntschaft mit verschiedenen Farbstoffen beein-flufst sein. Ihre gew\u00f6hnlich gebrauchten Farbnamen sind in der That die folgenden sechs: Roth, Gelb, Gr\u00fcn, Blau, Schwarz und Weifs. Mehrere nannten Purpur bl\u00e4ulich-roth, und einer nannte Violet r\u00f6thlich-blau. Es folgen dann einige interessante Bemerkungen \u00fcber die merkw\u00fcrdige Stellungnahme Helmholtz\u2019, der die innere Anschauung \u201eein tr\u00fcgerisches Mittel\u201c nannte, weil Goethe und Brewster in Gr\u00fcn das Gelb und Blau zu sehen glaubten. Dieser Irrthum beweist jedoch weiter nichts, als dafs selbst hervorragende Denker einer lebhaften Suggestion manchmal nicht widerstehen k\u00f6nnen. Fast noch merkw\u00fcrdiger aber als der Irrthum jener M\u00e4nner ist es, dafs Helmholtz selber w\u00e4hrend seines langen Lebens sich der Thatsache vollst\u00e4ndig verschliefsen konnte, dafs Niemand sich Vort\u00e4uschen kann, in Orange das Gr\u00fcnelement zu sehen, dafs er nach Helmholtz\u2019 Theorie dort sehen m\u00fcfste. Der Artikel schliefst mit einer Vergleichung der HELMHOLTz\u2019schen und der Hering\u2019sch en Theorie und einem Hinweis auf die Punkte, in denen diese Theorien sich gegenseitig erg\u00e4nzen.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nA. Neisser. Stereoskopischer medicinischer Atlas. Lieferung 44. [Ophthalmologie redigirt von W. Uhthoff. 4. Folge. Aus der Universit\u00e4ts-Augenklinik zu Breslau mitgetheilt von Dr. Heine.] Leipzig, Joh. Ambr. Barth. 1901.\nDas grofse berechtigte Aufsehen, welches vor mehreren Jahrzehnten die Erfindung des Stereoskops und einige Zeit sp\u00e4ter durch die Photographie erm\u00f6glichte leichte Anfertigung von Stereoskopenbilder erregte, ist bald einer fast allgemeinen Interesselosigkeit gewichen. Die photographische Kunst wendete sich immer mehr der Herstellung von Bildern in grofsem Formate oder der Aufnahme schnell bewegter Objecte zu. Erst seit etwa 10 Jahren hat die Stereoskopie den Kreis ihrer Freunde wieder vergr\u00f6fsert und fast hat es den Anschein, als ob die sogenannte Amateurphotographie nach mannigfachen Schwankungen in den zu bevorzugenden Richtungen nun mehr bald eine stereoskopische Aera er\u00f6ffnen wollte.\nDieses neuerwachte Interesse an den stereoskopischen Darstellungen ist u. a. auch dem medicinisch-klinischen Unterrichte zu Gute gekommen. Wandtafeln und Projectionsbilder k\u00f6nnen wohl von vielen Dingen in einer Minute eine Anschauung geben, die durch w\u00f6rtliche Beschreibung in der 20 fachen Zeit nicht zu erzielen ist ; sobald aber die Plastik der behandelten Gegenst\u00e4nde in Frage kommt, versagt auch das fl\u00e4chenhafte Bild und nur das Stereoskop kann die richtige Anschauung \u00fcbermitteln. Es ist daher ein gl\u00fccklicher Gedanke von A. Neisser gewesen, einen grofsen \u201estereos-","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturb er i eh t.\n137\nkopisch-medicinischen Atlas\u201c herauszugeben, der den ganzen Bereich der Medicin umfassen soll und von dem 44 Lieferungen (zu je 12 Tafeln) bereits vor uns liegen. Wenn wir die neueste Lieferung hier besprechen, so ist das durch den Umstand veranlafst, dafs sie u. a. einige Tafeln enth\u00e4lt, die nicht nur f\u00fcr den Mediciner, sondern auch f\u00fcr den Physiologen von Bedeutung sind. So zeigt uns u. a. Tafel 517 drei menschliche Bulbi (1. des Neugeborenen, 2. des emmetropischen Erwachsenen und 3. eines Myopen von 12 Dioptrien). Tafel 518 zeigt dieselben Bulbi in aufgeschnittenem, halbirtem Zustande, so dafs wir den Innenraum mit vollendetster Plastik zu sehen bekommen.\nDie technische Ausf\u00fchrung aller Tafeln ist als vortrefflich zu bezeichnen; doch verdienen diejenigen, welche die Gegenst\u00e4nde in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6fse oder in Verkleinerung darstellen, unseres Erachtens den Vorzug vor denen, bei welchen das Object eine Vergr\u00f6fserung erforderte.\nZum Schl\u00fcsse m\u00f6chten wir noch die Bitte aussprechen, dafs auch auf der Bildseite der Tafeln sich irgend eine gedruckte Zeile bef\u00e4nde, damit man sofort ersieht, wo oben und unten ist. Bei vielen Tafeln ist dieses zur unmittelbaren Orientirung sehr erw\u00fcnscht.\tArthur K\u00f6nig.\nGrasset. Le vertige: \u00c9tude physiopathologique de la fonction d\u2019orientation et d\u2019\u00e9quilibre. Rev. philos. 51 (3), 225\u2014251; (4), 385\u2014402. 1901.\nDer Schwindel ist ein subjectives Bewufstseinsph\u00e4nomen, das zur Classe der T\u00e4uschungen geh\u00f6rt. Das erste seiner Elemente ist die Empfindung einer Deplacirung (Rotation) der umgebenden Objecte oder aber des eigenen K\u00f6rpers in Bezug auf die Umgebung; das zweite der scheinbare Verlust des Gleichgewichtes. Zwecks besserer Verst\u00e4ndlichkeit dieser Definitionen f\u00fchrt Verf. aus, dafs wir einen besonderen nerv\u00f6sen Apparat f\u00fcr die Aufnahme uns orientirender Eindr\u00fccke und einen anderen f\u00fcr die Erhaltung des Gleichgewichts besitzen. Die Function des ersteren .ist centripetal, die des letzteren centrifugal. Wird jene gest\u00f6rt, erhalten wir die Scheinbewegungen, wird diese gest\u00f6rt, so entsteht das Bewufstsein der Unf\u00e4higkeit, das Gleichgewicht zu erhalten. Erst beides zusammen macht den Begriff des Schwindels aus.\nDer zweite Theil der Abhandlung besch\u00e4ftigt sich mit den Begleiterscheinungen des Schwindels und der Classificirung seiner einzelnen Arten nach Ursache und Sitz der initialen L\u00e4sion. Den Schlufs bildet eine Ueber-sichtstafel. Psychologisch Bemerkenswerthes oder Neues enth\u00e4lt die Arbeit so gut wie gar nicht.\tSchaefer (Gr.-Lichterfelde).\nHeine. Die Unterscheidbarkeit rechts\u00e4ugiger und links\u00e4ngiger Wahrnehmungen und deren Bedeutung t\u00fcr das k\u00f6rperliche Sehen. Klm. Monatsbl. f. Augen-lieilk., August 1901, 615\u2014620.\nH. konnte bei Fixation eines in der Medianebene vor ihm gelegenen leuchtenden Punktes, wenn eines der Augen durch einen Geh\u00fclfen im absolut dunklen Raume abgeblendet wurde, stets entscheiden, ob die Wahrnehmung mit dem rechten oder linken Auge gemacht wurde. Da der","page":137}],"identifier":"lit32953","issued":"1902","language":"de","pages":"136-137","startpages":"136","title":"A. Neisser: Stereoskopischer medicinischer Atlas. Lieferung 44. (Ophthalmologie redigirt von W. Uhthoff. 4. Folge. Aus der Universit\u00e4ts-Augenklinik zu Breslau mitgetheilt von Dr. Heine.) Leipzig, Joh. Ambr. Barth. 1901","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:39.212333+00:00"}