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{"created":"2022-01-31T16:23:44.739072+00:00","id":"lit32971","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Brahn, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 28: 279-280","fulltext":[{"file":"p0279.txt","language":"de","ocr_de":"279\nLiteraturbericht.\nK. 0. Beetz. Einf\u00fchrung in die moderne Psychologie. I. Allgemeine Grundlegung. Osterwieck, A. W. Zickfeldt, 1900.\t424 S. (Zweiter Band aus\n,,Der B\u00fccher sch\u00e4tz des Lehrers\u201c.)\nEin erfahrener Lehrer will in psychologischen Fragen die Aufmerksamkeit seiner Berufsgenossen auf diejenigen Fragen lenken, welche das Interesse des P\u00e4dagogen erregen und seine Berufsth\u00e4tigkeit unterst\u00fctzen. Das ist Beetz f\u00fcr den allgemeinen Theil der Psychologie gegl\u00fcckt. In sehr anschaulicher, lebendiger Form l\u00e4fst er die geschichtlichen, begrifflichen, psychophysischen Grundlagen der Disciplin sich selbst entwickeln, mehr discutirend als entscheidend, stets anregend, fast nie dogmatisch. Grunds\u00e4tzlich geht die Meinung durch, die experimentelle Psychologie sei der gr\u00f6fste Fortschritt und die einzige Hoffnung \u2014 ein gesundes Gegengewicht so gegen die noch herrschende Herb art\u2019s che p\u00e4dagogische Psychologie bildend. Dafs hier und da in Kleinigkeiten, Ungenauigkeiten und Irrth\u00fcmer unterlaufen, ist nicht zu vermeiden \u2014 eine p\u00e4dagogische Psychologie, welche Einsicht und volle Kenntnifs beider Gebiete vereinigt, wird nur aus der Vereinigung zweier Fachleute erwachsen k\u00f6nnen.\nDie historische Einleitung orientirt ganz gut, wenn auch manche gerade in des Verf. Gesichtskreis stehende Psychologen \u00fcber Geb\u00fchr behandelt wTerden. Wundt wird in seiner sch\u00f6pferischen Bedeutung erkannt und mit Geschick ausf\u00fchrlich behandelt. Die begriffliche Bedeutung der Psychologie ist geschickt in kenntnifsreicher Weise dargestellt, l\u00e4fst aber erkenntnifstheoretisch zu w\u00fcnschen \u00fcbrig und wird manchmal etwas dogmatisch. In der psychophysischen Darlegung, wTelche durch eine gen\u00fcgende Zahl ganz guter, wenn auch stark schematisirter Bilder unterst\u00fctzt wird, kann sich selbst der Laie gut zurechtfinden und findet eine allseitige Discussion s\u00e4mmtlicher Fragen in den drei Kapiteln \u201edas psychophysische Organ, der Leib\u201c, \u201edie psychophysischen Erscheinungen\u201c, \u201eZusammenhang zwischen Leib und Seele\u201c (S. 191\u2014424). Einzelheiten sind hier ungenau. Die Muskeln kann man nicht bedingungslos \u201eSitz der Kraft\u201c nennen; dafs der Nerv erm\u00fcdet, ist von Mosso nicht nachgewiesen. Dafs beim Hautsinne dieselben Nerven ganz verschiedene Reize aufnehmen und weiterleiten, l\u00e4fst sich heut nicht mehr sagen. Vermieden m\u00fcfsten vor allen Dingen so allgemeine Angaben verwirrender Art werden, wie die Fabel von der Minorit\u00e4t des weiblichen Gehirns. Einer der besten Theile des Buches","page":279},{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nLiteraturbericht.\nheilst \u201eVererbung und die kulturhistorischen Stufen\u201c, in welchem B. zum Resultate kommt, dafs die psychische Vererbung direct gegen diese Stufen spreche.\nWenn das Buch eine Neuauflage erlebt, werden diese kleinen Fehler zu bessern sein. Dann wird das Buch bedingungslos jedem Lehrer als gut lesbare und klare Einf\u00fchrung in die neue Psychologie dienen k\u00f6nnen.\nMax Brahn (Leipzig).\nHeinrich Laehr. Die Literatur der Psychiatrie, Neurologie und Psychologie von 1459\u20141799. Mit Unterst\u00fctzung der K\u00f6nigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 3 Bde. Berlin, G. Reimer. 1900. 751, 1131 u. 271 S.\nIn den stattlichen drei B\u00e4nden liegt ein Werk vor uns, auf das stolz zu sein die deutsche Psychiatrie ein Anrecht hat. Ihr Nestor hat am Abende seines Lebens den Muth gehabt, ein solches Werk zu unternehmen, und das Gl\u00fcck, es zu vollenden, und was das besagen will, erhellt daraus, dafs nicht weniger als 16396 Schriften von 8565 Autoren angef\u00fchrt sind, und bei 2778 eine Angabe des Inhaltes beigef\u00fcgt ist. Das Ziel, das ihm vorgeschwebt, eine quellenm\u00e4fsige Geschichte der Psychiatrie der fr\u00fcheren Jahrhunderte zu schreiben, hat er zwar nicht erreicht, wohl aber hat er die Bausteine zu diesem Riesenwerke herbeigetragen, und damit jedem sp\u00e4teren Forscher seine Aufgabe wesentlich leichter gemacht.\nLaehr w\u00e4hlte in seiner Arbeit den chronologischen Weg, um den jeweiligen Culturzustand in einer gewissen Reihenfolge zur Kenntnifs zu bringen und die M\u00f6glichkeit eigener Erg\u00e4nzung zu erleichtern. Dabei hat er den Dissertationen eine besondere Beachtung geschenkt, weil sie den Zustand des jedesmaligen Gegenstandes zu ihrer Zeit am treusten Wiedergaben, und der damaligen Sitte folgend auch deren Literatur mitzutheilen pflegten.\nDer dritte Band enth\u00e4lt lediglich die Register, durch deren sorgf\u00e4ltige Ausarbeitung die Uebersichtlichkeit des Werkes wesentlich erh\u00f6ht und seine Benutzung sehr erleichtert wird.\nDie Ausstattung der drei B\u00e4nde ist eine vorz\u00fcgliche und, nach Art der englischen, \u00fcber das bei uns Gewohnte hinausgehende.\nPelman (Bonn).\nL. Bianchi. Die Psychotopographie des Hirnmantels und die Flechsig\u2019sehe Theorie. (Deutsch von Dr. Jentsch.) Centralblatt f\u00fcr Nerverheilkunde u. Psychiatrie 13 (130), 644\u2014664. 1900.\nWenn Bianchi es versucht, gest\u00fctzt auf Erfahrungen experimenteller Versuche, auf Beobachtungen am Krankenbette, auf entwickelungsgeschichtliche und anatomische Thatsachen, der bekannten Theorie Flechsig\u2019s von der Existenz der drei Associationsfelder entgegenzutreten, empfinden wir, dafs die Lehre Flechsig\u2019s gewifs nicht ein wandsfrei ist. Wenn aber der Verf. sich anschickt, selbst eine Hirnkarte vom Standpunkte des Psychologen aus zu entwerfen, so sind wir auch nicht im Stande, uns direct ihm anzuschliefsen. Die Begriffe, mit denen beide Forscher arbeiten, entziehen sich einer objectiven Betrachtungsweise und ihre eben dadurch bedingte Elasticit\u00e4t gestattet es, sie bald diesem, bald jenem Gehirntheile anzu-","page":280}],"identifier":"lit32971","issued":"1902","language":"de","pages":"279-280","startpages":"279","title":"K. O. Beetz: Einf\u00fchrung in die moderne Psychologie . I. Allgemeine Grundlegung. Osterwieck, A. W. Zickfeldt, 1900. 424 S. (Zweiter Band aus \"Der B\u00fccherschatz des Lehrers\")","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:44.739078+00:00"}