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{"created":"2022-01-31T16:25:59.001898+00:00","id":"lit32973","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 28: 280-282","fulltext":[{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"280\nLiteraturbericht.\nheilst \u201eVererbung und die kulturhistorischen Stufen\u201c, in welchem B. zum Resultate kommt, dafs die psychische Vererbung direct gegen diese Stufen spreche.\nWenn das Buch eine Neuauflage erlebt, werden diese kleinen Fehler zu bessern sein. Dann wird das Buch bedingungslos jedem Lehrer als gut lesbare und klare Einf\u00fchrung in die neue Psychologie dienen k\u00f6nnen.\nMax Brahn (Leipzig).\nHeinrich Laehr. Die Literatur der Psychiatrie, Neurologie und Psychologie von 1459\u20141799. Mit Unterst\u00fctzung der K\u00f6nigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 3 Bde. Berlin, G. Reimer. 1900. 751, 1131 u. 271 S.\nIn den stattlichen drei B\u00e4nden liegt ein Werk vor uns, auf das stolz zu sein die deutsche Psychiatrie ein Anrecht hat. Ihr Nestor hat am Abende seines Lebens den Muth gehabt, ein solches Werk zu unternehmen, und das Gl\u00fcck, es zu vollenden, und was das besagen will, erhellt daraus, dafs nicht weniger als 16396 Schriften von 8565 Autoren angef\u00fchrt sind, und bei 2778 eine Angabe des Inhaltes beigef\u00fcgt ist. Das Ziel, das ihm vorgeschwebt, eine quellenm\u00e4fsige Geschichte der Psychiatrie der fr\u00fcheren Jahrhunderte zu schreiben, hat er zwar nicht erreicht, wohl aber hat er die Bausteine zu diesem Riesenwerke herbeigetragen, und damit jedem sp\u00e4teren Forscher seine Aufgabe wesentlich leichter gemacht.\nLaehr w\u00e4hlte in seiner Arbeit den chronologischen Weg, um den jeweiligen Culturzustand in einer gewissen Reihenfolge zur Kenntnifs zu bringen und die M\u00f6glichkeit eigener Erg\u00e4nzung zu erleichtern. Dabei hat er den Dissertationen eine besondere Beachtung geschenkt, weil sie den Zustand des jedesmaligen Gegenstandes zu ihrer Zeit am treusten Wiedergaben, und der damaligen Sitte folgend auch deren Literatur mitzutheilen pflegten.\nDer dritte Band enth\u00e4lt lediglich die Register, durch deren sorgf\u00e4ltige Ausarbeitung die Uebersichtlichkeit des Werkes wesentlich erh\u00f6ht und seine Benutzung sehr erleichtert wird.\nDie Ausstattung der drei B\u00e4nde ist eine vorz\u00fcgliche und, nach Art der englischen, \u00fcber das bei uns Gewohnte hinausgehende.\nPelman (Bonn).\nL. Bianchi. Die Psychotopographie des Hirnmantels und die Flechsig\u2019sehe Theorie. (Deutsch von Dr. Jentsch.) Centralblatt f\u00fcr Nerverheilkunde u. Psychiatrie 13 (130), 644\u2014664. 1900.\nWenn Bianchi es versucht, gest\u00fctzt auf Erfahrungen experimenteller Versuche, auf Beobachtungen am Krankenbette, auf entwickelungsgeschichtliche und anatomische Thatsachen, der bekannten Theorie Flechsig\u2019s von der Existenz der drei Associationsfelder entgegenzutreten, empfinden wir, dafs die Lehre Flechsig\u2019s gewifs nicht ein wandsfrei ist. Wenn aber der Verf. sich anschickt, selbst eine Hirnkarte vom Standpunkte des Psychologen aus zu entwerfen, so sind wir auch nicht im Stande, uns direct ihm anzuschliefsen. Die Begriffe, mit denen beide Forscher arbeiten, entziehen sich einer objectiven Betrachtungsweise und ihre eben dadurch bedingte Elasticit\u00e4t gestattet es, sie bald diesem, bald jenem Gehirntheile anzu-","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"Literatiirbericht.\n281\ngliedern, dessen Function wir selbst wieder nur grob erkannt zu haben glauben. Die Abhandlung enth\u00e4lt eine Menge fesselnder Aper\u00e7us, geistreicher Deductionen und geschickter Definitionen, die im Original nachgelesen werden m\u00fcssen ; uns interessirt vorz\u00fcglich der gegen Flechsiges Lehre gerichtete kritische Theil. Die Thatsachen, die er gegen die Lehre von den bestimmt abgrenzbaren Associationsfeldern zu Felde f\u00fchrt, sind in der Hauptsache folgende:\n1.\tDas grofse Associationscent rum Flechsig\u2019s ist lediglich ein Sehcentrum, daf\u00fcr sprechen anatomische, klinische, experimentelle Erfahrungen.\n2.\tHistologisch m\u00fcfsten die Associationscentren einen complicirteren Aufbau zeigen gegen\u00fcber jenen Theilen, die nur \u201eperceptiven\u201c oder \u201eejectiven\u201c Functionen entsprechen \u2014 thats\u00e4chlich zeigen aber die Flechsig-schen Associationscentren keine complicirtere histologische Structur.\n3.\tW\u00fcrde man der Eintheilung Flechsig\u2019s folgen und nur drei eircum-scripte Associationscentren zugeben, so w\u00fcrde eine specifische Function hohen intellectuellen Werthes \u2014 dieSprache (nicht blos als phonetischer Bestandtheil des Wortes) \u2014 in einem Primordial- und Intermedialgebiet localisirt bleiben, d. h. in Gebieten, die nach Flechsig, aufserhalb der Associationscentren liegen.\n4.\tDie motorische Zone, die ebenfalls aufserhalb des Associationscentrum zu liegen kommt, ist functionell eine Associationszone und trotzdem erh\u00e4lt sie zuerst Markscheiden \u2014 ein Kriterium das bekanntlich nach Flechsig gegen die Associationszone spricht. Besonders wichtig zur W\u00fcrdigung der functioneilen Bedeutung dieser Zone ist der Umstand, dafs dieselbe das Schreibcentrum einschliefst. Die Beth\u00e4tigung dieses Centrum ohne weitgehende associative Th\u00e4tigkeit ist undenkbar.\n5.\tDafs die Beziehungen zwischen My\u00e9linisation, Function und Werthigkeit nicht im Sinne Flechsig\u2019s bestehen, l\u00e4fst sich an folgendem einfachen Beispiel veranschaulichen : die Zone der willk\u00fcrlichen Gehbewegungen entwickelt sich beim Kinde vor der f\u00fcr das Wortgeh\u00f6r, thats\u00e4chlich aber tritt letztere lang vor ersterer in Function. (Die Richtigkeit dieses Satzes scheint Ref. anfechtbar. Die willk\u00fcrlichen Bewegungen k\u00f6nnten deshalb scheinbar ausfallen, weil der motorische Apparat [Muskel und Knochen] nicht die nothwendige Festigkeit und Leistungsf\u00e4higkeit erlangt hat und weil ferner das Zusammenwirken der Muskelgruppen erst erlernt werden mufs. Ueberhaupt ist es schwierig zu entscheiden, ob der S\u00e4ugling seine Bewegungen willk\u00fcrlich ausf\u00fchrt oder seinen Reflexgesetzen unterthan ist \u2014 hier liegt schon eine der grofsen Schwierigkeiten vor, auf die in den ersten S\u00e4tzen dieses Referates aufmerksam gemacht worden ist. Wann das Wortgeh\u00f6r in Function tritt, ist auch eine Frage, \u00fcber deren Entscheidung man verschiedener Ansicht sein kann.) Der Entwickelungsplan ist nach B. ein anderer. Er spielt sich in dorsoventraler Richtung ab, in dem Sinne, dafs zun\u00e4chst einfache motorische oder sensorische Functionen (z. B. einfache Greif- und Abwehrbewegungen) in gewissen Hirntheilen localisirt werden und phylogenetisch zu immer complexeren Functionen vorr\u00fccken bis schliefslich als Ausdruck der h\u00f6chsten functioneilen Entwickelung das Sprach centrum und als ein noch complexeres","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nLiteraturbericht.\ndas S ehr eibcentrum an der Grenze der motorische bezw. der Sehsph\u00e4re sich bildet. Letzteres w\u00fcrde, folgt man dem von Flechsig aufgestellten Gang der Entwickelung, zeitlich dem Sprachcentrum vorangehen, eine Annahme, die manches Bedenken hervorruft.\n6. Die Frontallappen werden von Bianchi beschrieben als Sitz der Intelligenz, des Bewufstseins, der Aufmerksamkeit, der socialen Triebe, als das Organ \u201edes sich Zurechtfindens im socialen und kosmischen Milieu\u201c \u2014 kurz als der Ort, wo die \u201epsychischen Synthesen\u201c aus den verschiedenen sensoriellen Zonen ablaufen. Die einzelnen genannten psychischen Qualit\u00e4ten werden definirt und zu einander in Verbindung gesetzt, ihr objectiver Zusammenhang mit dem Stirnlappen durch klinische und experimentelle Erfahrungen nachgewiesen \u2014 und diese Erfahrungen sind es, welche die Psychotopographie der Gehirnrinde unter einem anderen Bilde erscheinen lassen als die Ausf\u00fchrungen Flechsig\u2019s \u00fcber dasselbe Capitel.\nMerzbacher (Strafsburg i. E ).\nA. Pick. Ueber die Bedeutung des akustischen Sprachcentrums als Hemmungsorgan des Sprachmechanismus. Wien. Hin. Wochenschrift (37). 1800.\nDer bei sensorisch Aphasischen und bei Paralytikern nicht selten zu beobachtende Drang zu ununterbrochenem paraphasischen Reden wird von Wernicke, v. Monakow u. A. als eine Reizerscheinung des linken Schl\u00e4felappens oder auch der BnocA\u2019schen Windung aufgefafst. Pick ist nicht dieser Ansicht, sondern erblickt im Anschlufs an Kussmaul und Collins die Ursache jener paraphasischen Logorrhoe und ebenso der ihr verwandten Echolalie in dem Fortfall einer von dem akustischen Sprachcentrum auf das motorische in der Norm ausge\u00fcbten Hemmung. Seine Gr\u00fcnde sind u. a. diese. 1. Die Erscheinung ist niemals zur Beobachtung gekommen in F\u00e4llen von ausschliefslicher L\u00e4sion der BROCA\u2019schen Windung, auch nicht in F\u00e4llen, die, wie Tumoren, vor Allem zu Reiz Wirkungen Veranlassung geben. Ja, es gen\u00fcgt nicht einmal die Mitbetheiligung des Schl\u00e4felappens, um sie hervorzurufen, sondern sie ist ein reines Schl\u00e4felappensymptom. 2. Auch bei Affeetionen des Schl\u00e4felappens aber sind es nicht Reiz Wirkungen, die die Erscheinung bedingen. Alles was man klinisch von solchen weifs, liegt in der Richtung von Hallucinationen des Geh\u00f6rs, Geruchs, Geschmacks. Bei entsprechend localisirten Tumoren fehlt Logorrhoe durchweg, und wenn gelegentlich etwas Entsprechendes, wie Echolalie, zur Beobachtung kam, liefs sich nachweisen, dafs dies im Stadium der L\u00e4hmung geschah.\tEbbinghaus.\nH. Dennert. Akustische Untersuchungen \u00fcber Mitt\u00f6nen und die Helmholtz\u2019sehe Lehre von der Tonempfindung. Archiv f\u00fcr Ohrenheilkunde 53, 26\u201436 und: Verhandlungen der deutschen otol. Ges. auf der zehnten Versammlung in Breslau 1901. Jena 1901.\nD. kn\u00fcpft an seine fr\u00fcheren Untersuchungen (Verh. d. Deutschen otol. Ges. W\u00fcrzburg 1898) \u00fcber die Mittheilung des Schalls t\u00f6nender K\u00f6rper an andere, gleich abgestimmte, an. Es gelang D. damals leicht, eine Stimmgabel durch eine andere, gleich gestimmte zum Mitschwingen zu bringen,","page":282}],"identifier":"lit32973","issued":"1902","language":"de","pages":"280-282","startpages":"280","title":"L. Bianchi: Die Psychotopographie des Hirnmantels und die Flechsig'sche Theorie. (Deutsch von Dr. Jentsch.) Centralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde u. Psychiatrie 13 (130), 644-664. 1900","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:59.001903+00:00"}