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{"created":"2022-01-31T16:25:00.707727+00:00","id":"lit32975","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Hinsberg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 28: 282-284","fulltext":[{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nLiteraturbericht.\ndas S ehr eibcentrum an der Grenze der motorische bezw. der Sehsph\u00e4re sich bildet. Letzteres w\u00fcrde, folgt man dem von Flechsig aufgestellten Gang der Entwickelung, zeitlich dem Sprachcentrum vorangehen, eine Annahme, die manches Bedenken hervorruft.\n6. Die Frontallappen werden von Bianchi beschrieben als Sitz der Intelligenz, des Bewufstseins, der Aufmerksamkeit, der socialen Triebe, als das Organ \u201edes sich Zurechtfindens im socialen und kosmischen Milieu\u201c \u2014 kurz als der Ort, wo die \u201epsychischen Synthesen\u201c aus den verschiedenen sensoriellen Zonen ablaufen. Die einzelnen genannten psychischen Qualit\u00e4ten werden definirt und zu einander in Verbindung gesetzt, ihr objectiver Zusammenhang mit dem Stirnlappen durch klinische und experimentelle Erfahrungen nachgewiesen \u2014 und diese Erfahrungen sind es, welche die Psychotopographie der Gehirnrinde unter einem anderen Bilde erscheinen lassen als die Ausf\u00fchrungen Flechsig\u2019s \u00fcber dasselbe Capitel.\nMerzbacher (Strafsburg i. E ).\nA. Pick. Ueber die Bedeutung des akustischen Sprachcentrums als Hemmungsorgan des Sprachmechanismus. Wien. Hin. Wochenschrift (37). 1800.\nDer bei sensorisch Aphasischen und bei Paralytikern nicht selten zu beobachtende Drang zu ununterbrochenem paraphasischen Reden wird von Wernicke, v. Monakow u. A. als eine Reizerscheinung des linken Schl\u00e4felappens oder auch der BnocA\u2019schen Windung aufgefafst. Pick ist nicht dieser Ansicht, sondern erblickt im Anschlufs an Kussmaul und Collins die Ursache jener paraphasischen Logorrhoe und ebenso der ihr verwandten Echolalie in dem Fortfall einer von dem akustischen Sprachcentrum auf das motorische in der Norm ausge\u00fcbten Hemmung. Seine Gr\u00fcnde sind u. a. diese. 1. Die Erscheinung ist niemals zur Beobachtung gekommen in F\u00e4llen von ausschliefslicher L\u00e4sion der BROCA\u2019schen Windung, auch nicht in F\u00e4llen, die, wie Tumoren, vor Allem zu Reiz Wirkungen Veranlassung geben. Ja, es gen\u00fcgt nicht einmal die Mitbetheiligung des Schl\u00e4felappens, um sie hervorzurufen, sondern sie ist ein reines Schl\u00e4felappensymptom. 2. Auch bei Affeetionen des Schl\u00e4felappens aber sind es nicht Reiz Wirkungen, die die Erscheinung bedingen. Alles was man klinisch von solchen weifs, liegt in der Richtung von Hallucinationen des Geh\u00f6rs, Geruchs, Geschmacks. Bei entsprechend localisirten Tumoren fehlt Logorrhoe durchweg, und wenn gelegentlich etwas Entsprechendes, wie Echolalie, zur Beobachtung kam, liefs sich nachweisen, dafs dies im Stadium der L\u00e4hmung geschah.\tEbbinghaus.\nH. Dennert. Akustische Untersuchungen \u00fcber Mitt\u00f6nen und die Helmholtz\u2019sehe Lehre von der Tonempfindung. Archiv f\u00fcr Ohrenheilkunde 53, 26\u201436 und: Verhandlungen der deutschen otol. Ges. auf der zehnten Versammlung in Breslau 1901. Jena 1901.\nD. kn\u00fcpft an seine fr\u00fcheren Untersuchungen (Verh. d. Deutschen otol. Ges. W\u00fcrzburg 1898) \u00fcber die Mittheilung des Schalls t\u00f6nender K\u00f6rper an andere, gleich abgestimmte, an. Es gelang D. damals leicht, eine Stimmgabel durch eine andere, gleich gestimmte zum Mitschwingen zu bringen,","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n283\nwenn sich beide im selben Medium, Luft oder Fl\u00fcssigkeit, befanden. Bei Versuchen, eine in Fl\u00fcssigkeit getauchte Stimmgabel durch eine zweite, in Luft schwingende zum Mitt\u00f6nen zu bringen, mufste zun\u00e4chst der Einflufs der Fl\u00fcssigkeit auf die Schwingungsverh\u00e4ltnisse der in derselben schwingenden K\u00f6rper festgestellt werden. D. fand, dafs der Ton der im Wasser schwingenden Stimmgabel um 1\u2014ll;2 T\u00f6ne tiefer ist als der derselben Gabel, wenn sie in der Luft t\u00f6nt. Zwei K\u00f6rper in verschiedenen Medien erregen sich am besten zum Mitschwingen, wenn sie von ,,ad\u00e4quater'\u00a3 Abstimmung sind, d. h., wenn der erregende, unter der Einwirkung des einen Mediums stehende K\u00f6rper mit derselben Schwingungszahl schwingt, wie der zu erregende unter dem Einflufs des anderen Mediums stehende.\nD. konnte eine in einem Wassergef\u00e4fs befindliche Stimmgabel durch eine in Luft schwingende erregen, wenn er den Stiel der Letzteren mit dem der Ersteren, oder mit der Fl\u00fcssigkeit oder mit der Wand des Gef\u00e4fses in Verbindung setzte. Nach D.\u2019s Ansicht ist diese Versuchsanordnung der H\u00f6rpr\u00fcfung durch die feste Leitung analog.\nBei seinen fr\u00fcheren Versuchen wTar es D. nicht gelungen, die im Wasser befindliche Stimmgabel zum Mitt\u00f6nen zu bringen, wenn die erregende Stimmgabel ohne jede feste oder fl\u00fcssige Verbindung mit der ersten frei in der Luft schwingend t\u00f6nte. Um die Uebertragung der Luftschwingungen auf die Fl\u00fcssigkeit zu erleichtern, brachte D. verschiedene Membranen mit der Oberfl\u00e4che des Wassers in Contact, ohne dadurch ein Mitt\u00f6nen der Wasserstimmgabel zu erreichen. Eine schwache Resonanz wurde erzielt, wenn D. einen Schalltrichter, der an einem Ende mit einer Membran \u00fcberzogen war, mit diesem in die Fl\u00fcssigkeit tauchte und einen sehr starken Schall in den Trichter leitete.\nLeicht gelang die Uebertragung des Schalls auf den im Wasser befindlichen Resonator auf folgende Weise. Man w\u00e4hlt zwei ad\u00e4quate Stimmgabeln, z. B. a\u2018 und fis*. Am freien Rande der einen Branche der (tiefen) /?\u2018s'-Gabel wird eine kurze Columella, d. h. ein feines St\u00e4bchen aus Holz, Knochen oder ein feiner Draht, angebracht, der eine kleine Platte aus Gummi, Wachs oder dergl. tr\u00e4gt. Die a'-Gabel wird wagerecht in eine flache Wasserschale gehalten, die fis1-Gabel in der Luft so, dafs die Platte an der Columella in Contact ist mit der einen Branche der A-Gabel, w\u00e4hrend der gr\u00f6fsere Theil der Columella sich aufserhalb der Fl\u00fcssigkeit befindet. Dann wird durch eine gleichgestimmte Stimmgabel oder Signalhuppe die /A'-Gabel zum Mitt\u00f6nen gebracht, dadurch erfolgt eine Erregung der ins Wasser getauchten \u00ab'-Gabel. Entfernt man sie aus der Fl\u00fcssigkeit, so h\u00f6rt man sie noch deutlich nachschwingen.\nStatt der in der Luft befindlichen Stimmgabel kann man einen kleinen Schalltrichter nehmen, der am Boden eine Gummimembran tr\u00e4gt, die ebenfalls mit einer Columella armirt ist. Bei analoger Versuchsanordnung (Columella in Contact mit der im Wasser befindlichen Gabel, Trichter in der Luft), wird beim Anschl\u00e4gen einer ad\u00e4quaten Stimmgabel die im Wasser liegende zum Mitt\u00f6nen gebracht. Die Uebertragung erfolgt durch die transversalen Schwingungen der Stimmgabelbranchen, bei Kopfknochenleitung durch die longitudinalen des Stimmgabelstiels.\nD. vergleicht seine Versuchsanordnung mit dem H\u00f6rmechanismus der","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nLiteraturbericht.\nh\u00f6heren Thiere : Schalltrichter-Geh\u00f6rgang, Membran-Trommelfell, Columella-Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette, Platte der Columella-Stapes.\nDie Ergebnisse seiner Untersuchungen h\u00e4lt D. f\u00fcr geeignet, eine weitere St\u00fctze der HELMHOLTz\u2019schen Theorie zu bilden.\tHinsberg (Breslau).\nG. Zimmermann. Die Mechanik des H\u00f6rens und ihre St\u00f6rungen. Wiesbaden, Bergmann, 1900. 110 S. Mit 4 Abbildungen.\nZ. stellt in der voliegenden Arbeit, die eine Zusammenfassung und Erg\u00e4nzung fr\u00fcherer Ver\u00f6ffentlichungen bildet, eine neue Theorie \u00fcber die Function des Trommelfells und der Geh\u00f6rkn\u00f6chelchen auf, welche die bisher g\u00fcltigen ersetzen soll. Seine Hypothese l\u00e4fst sich in folgenden S\u00e4tzen zusammenfassen: Das Trommelfell mit der Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette dient nicht zur Uebertragung der Schallwellen zum Labyrinth. \u201eEs schwingt vielmehr beim Schall, wie jeder schallleitende K\u00f6rper, lediglich in fortschreitenden Wellen, und gerade bei den allerzartesten, an der Grenze der H\u00f6rbarkeit liegenden Schallen, deren Schwingungsamplituden Millionstel eines Millimeters betragen, ohne Ver\u00e4nderung seiner relativen Stellung im Raum nicht im Ganzen, sondern nur in Spannungs- und Lagerungsver\u00e4nderungen seiner Molek\u00fcle. Deshalb bekommt auch die Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette keine Impulse, die bei ihr Massenschwingungen hervorrufen k\u00f6nnten, und eine molekulare Uebertragung durch die Kette und von da aufs Labyrinthwasser ist durch die Construction derselben so gut wie unm\u00f6glich.\u201c Das Trommelfell l\u00e4fst vielmehr die Schallwellen \u201emolekul\u00e4r durchpassiren\u201c, im Mittelohr treffen sie aufs Promontorium, das die Schallimpulse aufnimmt und aufs Labyrinth \u00fcbertr\u00e4gt. Das Labyrinthwasser theilt dieselben den Fasern der Membrana basilaris mit, f\u00fcr deren Function Z. die HELMiioLTz\u2019sche Theorie anerkennt. Jeder Ton versetzt also die auf ihn abgestimmte Faser der Membran in Mitschwingung. Das Labyrinthwasser mufs nun \u201eden schwingenden Fasern durch Ausweichen irgendwo erst die Schwingungsm\u00f6glichkeit verschaffen, weil der umgebende Knochen als absolut unnachgiebig zu betrachten ist\u201c. Die Ausweichstelle des Labyrinthwassers ist das Schneckenfenster. \u201eDie Steigb\u00fcgelplatte bleibt bei der gew\u00f6hnlichen Schallleitung, wto ihr weder nennenswerthe molekulare noch gar irgendwelche Massenschwingungen von der Kette mitgetheilt werden, mefsbar unbewegt wie der Knochen der Schneckencapsei, in welche sie eingef\u00fcgt ist.\u201c \u2014 Die Function der Schnecke ist an die Beweglichkeit der Membran des runden Fensters gebunden, sobald die letztere aufgehoben ist, tritt Taubheit ein.\nF\u00fcr die Fortleitung des Schalles ist also, wie aus dem Gesagten hervorgeht, nach Z.\u2019s Ansicht das Trommelfell mit den Geh\u00f6rkn\u00f6chelchen nicht nothwendig. Dieselben dienen vielmehr zur Accommodation. Bei starken T\u00f6nen r\u00fcckt die Stapesplatte nach einw\u00e4rts, der intra-labyrinth\u00e4re Druck w\u00e4chst, die Membran des Schneckenfensters wird \u00fcber-m\u00e4fsig belastet, ihre Federkraft paralysirt, so dafs sie dem Druck nicht mehr ausweichen kann. \u201eDamit ist die Grundbedingung f\u00fcr das Zustandekommen stehender Schwingungen aufgehoben.\u201c \u201eEs ist dieser Vorgang ein exquisiter und nothwendiger Schutz f\u00fcr das Ohr, indem die Wirkung st\u00e4rkster Schallschwingungen, die die zarten labyrinth\u00e4ren Fasern gewalt-","page":284}],"identifier":"lit32975","issued":"1902","language":"de","pages":"282-284","startpages":"282","title":"H. Dennert: Akustische Untersuchungen \u00fcber Mitt\u00f6nen und die Helmholtz'sche Lehre von der Tonempfindung. Archiv f\u00fcr Ohrenheilkunde 53, 26-36 und: Verhandlungen der deutschen otol. Ges. auf der zehnten Versammlung in Breslau 1901. Jena 1901","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:00.707733+00:00"}