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{"created":"2022-01-31T16:22:54.093465+00:00","id":"lit32976","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Hinsberg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 28: 284-285","fulltext":[{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nLiteraturbericht.\nh\u00f6heren Thiere : Schalltrichter-Geh\u00f6rgang, Membran-Trommelfell, Columella-Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette, Platte der Columella-Stapes.\nDie Ergebnisse seiner Untersuchungen h\u00e4lt D. f\u00fcr geeignet, eine weitere St\u00fctze der HELMHOLTz\u2019schen Theorie zu bilden.\tHinsberg (Breslau).\nG. Zimmermann. Die Mechanik des H\u00f6rens und ihre St\u00f6rungen. Wiesbaden, Bergmann, 1900. 110 S. Mit 4 Abbildungen.\nZ. stellt in der voliegenden Arbeit, die eine Zusammenfassung und Erg\u00e4nzung fr\u00fcherer Ver\u00f6ffentlichungen bildet, eine neue Theorie \u00fcber die Function des Trommelfells und der Geh\u00f6rkn\u00f6chelchen auf, welche die bisher g\u00fcltigen ersetzen soll. Seine Hypothese l\u00e4fst sich in folgenden S\u00e4tzen zusammenfassen: Das Trommelfell mit der Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette dient nicht zur Uebertragung der Schallwellen zum Labyrinth. \u201eEs schwingt vielmehr beim Schall, wie jeder schallleitende K\u00f6rper, lediglich in fortschreitenden Wellen, und gerade bei den allerzartesten, an der Grenze der H\u00f6rbarkeit liegenden Schallen, deren Schwingungsamplituden Millionstel eines Millimeters betragen, ohne Ver\u00e4nderung seiner relativen Stellung im Raum nicht im Ganzen, sondern nur in Spannungs- und Lagerungsver\u00e4nderungen seiner Molek\u00fcle. Deshalb bekommt auch die Geh\u00f6rkn\u00f6chelchenkette keine Impulse, die bei ihr Massenschwingungen hervorrufen k\u00f6nnten, und eine molekulare Uebertragung durch die Kette und von da aufs Labyrinthwasser ist durch die Construction derselben so gut wie unm\u00f6glich.\u201c Das Trommelfell l\u00e4fst vielmehr die Schallwellen \u201emolekul\u00e4r durchpassiren\u201c, im Mittelohr treffen sie aufs Promontorium, das die Schallimpulse aufnimmt und aufs Labyrinth \u00fcbertr\u00e4gt. Das Labyrinthwasser theilt dieselben den Fasern der Membrana basilaris mit, f\u00fcr deren Function Z. die HELMiioLTz\u2019sche Theorie anerkennt. Jeder Ton versetzt also die auf ihn abgestimmte Faser der Membran in Mitschwingung. Das Labyrinthwasser mufs nun \u201eden schwingenden Fasern durch Ausweichen irgendwo erst die Schwingungsm\u00f6glichkeit verschaffen, weil der umgebende Knochen als absolut unnachgiebig zu betrachten ist\u201c. Die Ausweichstelle des Labyrinthwassers ist das Schneckenfenster. \u201eDie Steigb\u00fcgelplatte bleibt bei der gew\u00f6hnlichen Schallleitung, wto ihr weder nennenswerthe molekulare noch gar irgendwelche Massenschwingungen von der Kette mitgetheilt werden, mefsbar unbewegt wie der Knochen der Schneckencapsei, in welche sie eingef\u00fcgt ist.\u201c \u2014 Die Function der Schnecke ist an die Beweglichkeit der Membran des runden Fensters gebunden, sobald die letztere aufgehoben ist, tritt Taubheit ein.\nF\u00fcr die Fortleitung des Schalles ist also, wie aus dem Gesagten hervorgeht, nach Z.\u2019s Ansicht das Trommelfell mit den Geh\u00f6rkn\u00f6chelchen nicht nothwendig. Dieselben dienen vielmehr zur Accommodation. Bei starken T\u00f6nen r\u00fcckt die Stapesplatte nach einw\u00e4rts, der intra-labyrinth\u00e4re Druck w\u00e4chst, die Membran des Schneckenfensters wird \u00fcber-m\u00e4fsig belastet, ihre Federkraft paralysirt, so dafs sie dem Druck nicht mehr ausweichen kann. \u201eDamit ist die Grundbedingung f\u00fcr das Zustandekommen stehender Schwingungen aufgehoben.\u201c \u201eEs ist dieser Vorgang ein exquisiter und nothwendiger Schutz f\u00fcr das Ohr, indem die Wirkung st\u00e4rkster Schallschwingungen, die die zarten labyrinth\u00e4ren Fasern gewalt-","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberi ch t.\n285\nsam zertr\u00fcmmern k\u00f6nnte, dadurch unm\u00f6glich gemacht werden.\u201c In zweiter Linie dient die durch das Einw\u00e4rtsdr\u00fccken der Stapesplatte bedingte Druckerh\u00f6hung im Labyrinth zur D\u00e4mpfung der tiefen T\u00f6ne, d. h. sie verhindert die Nachschwingung der in gr\u00f6fseren Amplituden schwingenden, l\u00e4ngeren Fasern der Basilarmembran an der Schneckenspitze, die ja bei den tiefen T\u00f6nen mitschwingen. Das Einw\u00e4rtsr\u00fccken des Trommelfells kann ausgel\u00f6st werden 1. \u201epassiv durch die Schallwirkung auf rein mechanischem Wege, und 2. activ durch Reize vom Centralorgan, meist auf reflectorischem Wege\u201c. Im ersten Fall treiben die Schallwellen das Trommelfell nach einw\u00e4rts und die Steigb\u00fcgelplatte ins Labyrinth, \u201enoch ehe die Schwingungen durch die Luft des Mittelohrs und die Schneckenkapsel Zeit gehabt haben, sich den Labyrinthfasern mitzutheilen\u201c. Als Beweis f\u00fcr die Richtigkeit dieser Anschauungen f\u00fchrt Zimmermann den GELL\u00c9\u2019schen Versuch an (bei Luftverdichtung im \u00e4ufseren Geh\u00f6rgang wird der Ton einer Stimmgabel schw\u00e4cher geh\u00f6rt). Ein functionsf\u00e4higes Trommelfell ist f\u00fcr diesen Mechanismus Voraussetzung.\nIm zweiten Fall dr\u00fcckt der reflectorisch, nur selten activ sich con-trahirende Tensor Tympani die Steigb\u00fcgelplatte einw\u00e4rts. Das Trommelfell braucht f\u00fcr diesen Fall nicht unbedingt intact zu sein, \u201ees gen\u00fcgt das Vorhandensein einer ausreichenden Balancirung des Hammers und seiner freien Beweglichkeit im Axenband\u201c.\nVermittelst dieser Hypothesen sucht Z. eine Reihe von pathologischen Erscheinungen zu erkl\u00e4ren (subjective Ger\u00e4usche, W EBER\u2019scher und ScHWABACH\u2019scher Versuch, Paracusis Willisii u. A.), die er andererseits auch als Beweise f\u00fcr die Richtigkeit seiner Anschauungen anf\u00fchrt.\nIch habe mich im Vorstehenden auf eine rein sachliche Wiedergabe des Hauptinhaltes der Z.\u2019sehen Arbeit beschr\u00e4nkt. Eine eingehende Kritik ist im Rahmen eines kurzen Referates nicht m\u00f6glich. Ich m\u00f6chte nur bemerken, dafs Z. exacte Beweise f\u00fcr die Richtigkeit seiner Anschauung, die nur auf experimentellem Wege erbracht werden k\u00f6nnep, noch nicht geliefert hat.\tHinsberg (Breslau).\nR. Kayser. Ueber akustische Erscheinungen in fl\u00fcssigen Medien. Zeitschr. f.\nOhrenheilkunde 37 (2 u. 3), 217\u2014234. 1900.\nDa alle aus der Luft in unser Ohr gelangenden Schallschwingungen, ehe sie eine Empfindung ausl\u00f6sen k\u00f6nnen, auf die Labyrinthfl\u00fcssigkeit \u00fcbergehen m\u00fcssen, so hat Verf. sich die Aufgabe gestellt, die Ver\u00e4nderungen des Schalles bei seiner Uebertragung von Luft auf Wasser zu studiren. Er combinirte zu diesem Zweck nach einigen Vorversuchen zwei Telephone, von denen das eine zur Schallaufnahme, das andere als H\u00f6rtelephon diente. Die Schallplatte des ersteren war von Wasser umgeben, das durch zwei, die beiden Paukenfenster repr\u00e4sentirende, L\u00f6cher am Grunde des Schalltrichters mit der Luft communicirte. Die mit diesem Apparat zun\u00e4chst angestellten Versuche ergaben, dafs eine unter Wasser befindliche schwingungsf\u00e4hige Platte aus der Luft kommende Schallschwingungen in erheblich abgeschw\u00e4chtem Maafse aufnimmt ; die T\u00f6ne der h\u00f6heren und tieferen Tonbezirke fallen ganz aus. Die Abschw\u00e4chung w\u00e4chst mit der H\u00f6he der die Platte bedeckenden Wasserschicht und nimmt ferner zu in","page":285}],"identifier":"lit32976","issued":"1902","language":"de","pages":"284-285","startpages":"284","title":"G. Zimmermann: Die Mechanik des H\u00f6rens und ihre St\u00f6rungen. Wiesbaden, Bergmann, 1900. 110 S. Mit 4 Abbildungen","type":"Journal Article","volume":"28"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:54.093473+00:00"}