Open Access
{"created":"2022-01-31T16:26:56.313965+00:00","id":"lit32993","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 139-140","fulltext":[{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n139\nR. Seyfert. \u00dcber die Auffassung einfachster Raumformen. Philos. Studien 18 (2), 189-214. 1902.\nDie Arbeit ist eine Fortsetzung der unter gleichem Titel in Band XIV der gleichen Zeitschrift vom Verf. ver\u00f6ffentlichten Untersuchung. W\u00e4hrend der Verf. in der ersten Abhandlung die subjektiven Faktoren der Formenauffassung und ihre Bedeutung f\u00fcr die Gesichtswahrnehmung untersucht, hat die vorliegende die objektiven und die Regelm\u00e4fsigkeit der vorkommenden Fehler zum Gegenstand. Als objektive Faktoren betrachtet der Verf. die Umrifslinien und die markanten Punkte r\u00e4umlicher Gebilde, wie ferner ihre Gr\u00f6fse, ihre Entfernung vom Beobachter, ihre Farbe und die Beleuchtung, in der sie gesehen wTerden. Die Versuchsobjekte waren auch hier typische Dreiecksformen mit verschieden grofsen Basiswinkeln. In diesem ersten Teile der Arbeit gelangte der Verf. zu folgenden Ergebnissen, die wir im Auszuge mit seinen eigenen Worten wiedergeben :\n\u201e1. Eine kr\u00e4ftige, deutliche Umrifslinie ist f\u00fcr die Auffassung wichtig. Bei schwachen Konturen w\u00e4chst die Fehlerzahl.\n2.\tEine exakte Auffassung der Dreiecke ist schon durch die Markierung der Eckpunkte gesichert. Auf jeden Fall verbessert die Hervorhebung der Eckpunkte die sonst ung\u00fcnstige Auffassung bei schwachen Konturen.\n3.\tGr\u00f6fse und Entfernung der Dreiecke m\u00fcssen sich so entsprechen, dafs das ganze Xetzhautbild in den gelben Fleck f\u00e4llt, diesen wom\u00f6glich deckt. Liegen die Umrifslinien und die markanten Punkte des Netzhaut-; bildes aufserhalb des gelben Fleckes, so ist die Auffassung sehr ungenau. Nahezu ebenso ungenau ist sie auch, wenn das Netzhautbild sehr klein und infolgedessen die Bewegungsempfindung minimal ist.\n4.\tDie Orientierungsempfindlichkeit der Netzhautpunkte ist am gr\u00f6fsten zwischen den Punkten des gelben Fleckes und hier wieder innerhalb eines Grenzbezirkes; sie ist weniger grofs zwischen einem Punkt innerhalb und einem aufserhalb, am geringsten zwischen zwei Punkten, die aufserhalb des gelben Fleckes liegen.\n5.\tDie F\u00e4rbung der Dreiecke beg\u00fcnstigt im allgemeinen die Auffassung.\n6.\tWichtiger als die Farbenqualit\u00e4t ist f\u00fcr die Genauigkeit der Auffassung der Helligkeitsunterschied zwischen der Farbe und dem Hintergr\u00fcnde.\n7.\tUnmittelbar sich ber\u00fchrende Farbenkontraste sind f\u00fcr die Auffassung ung\u00fcnstig.\n8.\tMangelhafte Beleuchtung beeintr\u00e4chtigt die Genauigkeit der Auffassung dermafsen, dafs die Fehlerzahl bis auf das Doppelte der normalen Zahl anwachsen kann.\n9.\tErm\u00fcdung verringert die Sch\u00e4rfe der Auffassung.\n10.\t\u00c4sthetisches Gefallen erh\u00f6ht, \u00e4sthetisches Mifsfallen verringert die Exaktheit der Auffassung.\u201c\nWas den zweiten Teil der Arbeit, die Regelm\u00e4fsigkeit der begangenen Fehler, betrifft, so sei aus den Resultaten hervorgehoben, dafs der Verf. bei feinen Versuchspersonen eine gr\u00f6fse \u00dcbereinstimmung in der Art der Fehler konstatieren konnte, so grofs auch sonst die individuellen Unterschiede in den Fehlersummen waren. Die Regelm\u00e4fsig-","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nLiteraturbericht.\nkeit in den begangenen Fehlern erstreckte sich besonders auf eine Verk\u00fcrzung der H\u00f6hen der gezeichneten Dreiecke, auf Untersch\u00e4tzung der spitzen und \u00dcbersch\u00e4tzung der stumpfen Basiswinkel, auf Verschiebungen der Dreiecksspitzen, wie endlich auf eine Bevorzugung und Vernachl\u00e4ssigung bestimmter Formen. Der Verf. hebt endlich nochmals hervor, dafs die bevorzugten Formen \u00e4sthetisch wohlgef\u00e4llige sind und er schliefst die Abhandlung damit, dafs er den Grund f\u00fcr die \u00dcbereinstimmung in dem Urteil \u00fcber die wohlgef\u00e4lligen oder mifsf\u00e4lligen Formen ebenfalls in den Bewegungsgesetzen der Augen sieht. Eine beigegebene Tafel erleichtert das Verst\u00e4ndnis der Ausf\u00fchrungen.\tKiesow (Turin).\nVaschide et Vurpas. Le vertige psychique. Bev. de m\u00ead. 22 (5), 480\u2014484. 1902.\nUnter den Namen Schwindel werden die verschiedensten Ph\u00e4nomene zusammengefafst. Verf. bezeichnen als vertige psychique folgenden Zustand : gewisse Menschen werden, sobald sie aus einer gewissen H\u00f6he nach unten blicken, von einem allgemeinen Unbehagen befallen ; sie k\u00f6nnen, solange sie den erh\u00f6hten Standpunkt einnehmen und .herabblicken, nichts anderes denken, als dafs sie selbst herabfallen, und m\u00fcssen sich dabei in einem fort ausmalen, wie sie unten ankommen, blut\u00fcberstr\u00f6mt, mit gebrochenem Sch\u00e4del, herausfliefsendem Gehirn u. s. w. Dieselbe Empfindung haben sie auch, wenn sie einen anderen in der H\u00f6he sehen, im Luftballon, auf dem Trapez oder dergl. Dabei ist ihr Gesichtssinn nicht, wie sonst beim gew\u00f6hnlichen Schwindel, alteriert. Die Gegenst\u00e4nde um sie herum behalten den ihnen zukommenden Platz in Baum, bewegen sich nicht in vertikaler oder horizontaler Ebene, wie man es sonst beim Schwindel zu sehen meint. \u2014 Es handelt sich in solchen F\u00e4llen um Degenerierte. Das Ph\u00e4nomen geh\u00f6rt zur Klasse der psychischen Stigmata; eine \u00fcberm\u00e4chtige Idee beherrscht pl\u00f6tzlich das ganze Bewufstsein. \u00c4hnlich also wie bei der Agarophobie.\tUmpfenbach.\nFe. Lindig. \u00dcber den Einflufs der Phasen auf die Klangfarbe. Ann. d. Physik (4.), 10, 242. 1903.\nDie Frage, ob beim Zusammenklingen mehrerer T\u00f6ne deren gegenseitiger Phasenunterschied die Klangfarbe beeinflufst, ist zum ersten Male von H. von Helmholtz aufgeworfen worden. Er entschied die Frage bez\u00fcglich der Klangfarbe der Vokale, indem er eine Beihe elektrisch erregter Stimmgabeln mit davorstehenden Besonatoren gleichzeitig t\u00f6nen liefs. Phasenverschiebung erreichte er durch Schw\u00e4chung der Besonatoren oder schwache Verstimmung der Stimmgabeln und kam zu dem Besultat, dafs die Phasenverschiebung der Tonkomponenten ohne Einflufs auf die Klangfarbe ist. Gegen die HELMHOLTzschen Versuche wurde eingewendet, dafs die Empfindlichkeit der Methode nicht ausreichend sei. Hierauf untersuchte B. K\u00f6nig die Phasenwirkung mit einer Wellensirene, indem er dem Band einer Metallscheibe die Form einer Sinuskurve gab, gegen den Band derselben einen Luftstrom durch einen Spalt blies und die Scheibe in Botation versetzte. Wurden gleichzeitig zwei Scheiben angeblasen, und standen die Tonh\u00f6hen beispielsweise im Verh\u00e4ltnis der Quinte zum Grundton,, so zeigte sich, dafs durch Verschieben des die zweite Scheibe anblasenden","page":140}],"identifier":"lit32993","issued":"1903","language":"de","pages":"139-140","startpages":"139","title":"R. Seyfert: \u00dcber die Auffassung einfachster Raumformen. Philos. Studien 18 (2), 189-214. 1902","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:56.313971+00:00"}