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{"created":"2022-01-31T16:23:30.281969+00:00","id":"lit32997","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lobsien, Marx","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 142-144","fulltext":[{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nLiteraturbericht.\nwar, und zweitens, dafs alle Obert\u00f6ne entstehen bei Gleichpolsirenen, d. h. wenn alle Magnete nach der Peripherie hin die gleiche Polarit\u00e4t zeigen, dafs dagegen nur die ungeraden Obert\u00f6ne (wie bei gedeckten Pfeifen) entstehen hei Wechselpolsirenen, d. h. wenn die Polarit\u00e4t eine wechselnde ist. Eine eingehende theoretische Behandlung des Induktionsvorganges best\u00e4tigt die durch Beobachtung gefundenen Resultate.\nZur Untersuchung des Einflusses der Phasen auf die Klangfarbe wurden mehrere Telephonsirenen auf dieselbe Achse des Uhrwerkes gesetzt, so z. B. bei einem Versuche zwei Wechselpolsirenen, deren Magnetzahl im Verh\u00e4ltnis 3:2 stand. Der Versuch ergab, dafs der Zweiklang (Quinte) stumpfer wurde, sobald der Phasenunterschied der T\u00f6ne s/2 etc. betrug. Es liegt nun nahe, den Effekt auf die Obert\u00f6ne zu schieben. Nehmen wir als Einheit die halbe Schwingungszahl des Grundtones, so sind die Schwingungszahlen der Grund- und Obert\u00f6ne des Grundtones: 2, 4, 6, 8, 10, 12 und die Schwingungszahlen der Quinte 3, 6, 9, 12, 15, 18. Wie wir sehen, sind die fettgedruckten Schwingungszahlen 6 und 12 beiden T\u00f6nen gemeinsam. Verschieben wir die Phase um einen halben Phasenwinkel, so tritt Ausl\u00f6schung der beiden Obert\u00f6ne 6 und 12 ein und die Klangfarbe wird stumpf. Dafs dies der Grund ist, erhellt auch aus einem anderen Versuche des Verf., indem er die zweite Sirene durch eine Wechselpolsirene ersetzt, der nur die Obert\u00f6ne der Schwingungszahlen 3, 9, 15 zukamen. Grundton und Quinte haben keine Obert\u00f6ne gemeinsam und bei Verschieben der Phase tritt auch tats\u00e4chlich keine \u00c4nderung der Klangfarbe auf. Versuche dieser Art sind in grofser Zahl ausgef\u00fchrt.\nDie Versuche f\u00fchren zu folgendem Resultat: Verschiebt man zwei einfache T\u00f6ne oder zwei Kl\u00e4nge, die ein beliebiges Intervall bilden, in der Phase gegeneinander, so hat dies auf die Klangfarbe des Intervalles keinen Einflufs. Ein Einflufs der Phasenverschiebung tritt nur dann auf, wenn in den Kl\u00e4ngen gleich hohe Obert\u00f6ne vorhanden sind, die miteinander interferieren k\u00f6nnen.\tGaede (Freiburg i. Br.).\nHeemann Gutzmann. Die Sprachentwicklung des Kindes uni ihre Hemmungen.\nDie Kinderfehler 7 (5, 6), 193\u2014216. 1902.\nDer Verf. ver\u00f6ffentlicht in: Die Kinderfehler, Zeitschr. f. Kinderforschung einen Vortrag, den er vor der vorj\u00e4hrigen Versammlung des Vereins f\u00fcr Kinderforschung in Jena hielt.\nVerf. will \u00fcbersichtlich das zusammenstellen, wTas wir \u00fcber die erste Sprachentwicklung wissen und auf diejenigen Punkte aufmerksam machen, an denen Hemmungen dieser Entwicklung einen st\u00f6renden Einflufs auf die gesamte sp\u00e4tere Entwicklung des Kindes aus\u00fcben k\u00f6nnen.\nA. Die Sprachentwicklung vollzieht sich in vier Perioden. Die Schreiperiode hat f\u00fcr sie nur insofern Bedeutung als sie ein Porbild f\u00fcr den Typus der sp\u00e4teren Sprechatmung abgibt, sie zeigt den allm\u00e4hlichen \u00dcbergang von den ataktischen Bewegungen der Atmung zu den sp\u00e4teren koordinierten. Kurven offenbaren eklatant ein \u00dcberwiegen der kostalen Bewegung bei der Sprechatmung, f\u00fcr die Schreiperiode insbesondere, wie allm\u00e4hlich und langsam die anf\u00e4nglich ungeordneten Bewegungen in die","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n143\ngeordneten \u00fcbergehen, \u00fcberhaupt von vornherein eine \u00fcberwiegende Innervation des kostalen Atmungsapparats. Die rein reflektorische Lallperiode ist dadurch charakterisiert, dafs das Kind \u00e4ufserlich ruhiger geworden ist und als angeborene triebartige Bewegung, zwar noch ataktisch, aber doch von s\u00e4mtlichen Artikulationsstellen Laute hervorgebracht werden. Die wuchtigste Phase ist die Nachahmungsperiode, die, weil gleichsam der Reiz des durch die Aufmerksamkeit intensiveren Sinneseindrucks ein st\u00e4rkerer ist, recht wTohl als eine Art h\u00f6heren Reflexes angesehen werden kann. In der 4. Periode verwendet das Kind die W\u00f6rter selbst\u00e4ndig.\nIst denn ein grofser Unterschied zwischen jenen reflektorischen und diesen sogenannten willk\u00fcrlichen oder spontanen Bewegungen? Verf. st\u00fctzt sich in der Beantwortung dieser Frage auf die wichtige Beobachtung Heynes: Hier handelte es sich, im Gegensatz zu den Beobachtungen Duchennes und Stk\u00fcmpells, um eine \u00fcber den ganzen K\u00f6rper verbreitete An\u00e4sthesie. Es konnten alle willk\u00fcrlichen Bewegungen gut ausgef\u00fchrt werden, sobald die zu \u00fcberblickenden Teile mit dem Auge beobachtet werden konnten. Nun liegt aber der ganze stimmbildende Apparat aufser-halb des Bereiches unseres Gesichtskreises, w\u00e4hrend das Geh\u00f6r eine wichtige Rolle spielt. Der Kranke Heynes war nicht mehr im st\u00e4nde, einen Laut, geschweige ein Wort hervorzubringen, wenn man ihm beide Ohren zuhielt. Diese Beobachtung weist deutlich die wichtige Wahrheit auf: Ohne Reiz keine Bewegung, also auch keine Sprache. Alle Hemmungen der Sprache sind dennoch teils auf Ausfallserscheinungen, teils auf Steigerungen jener Reize zur\u00fcckzuf\u00fchren. Verf. zieht sie bei den drei grofsen Gebieten des gesamten Sprechapparats, bei den peripher-impressiven, bei den zentralen und den peripher-expressiven in n\u00e4here Betrachtung.\nB. Die Hemmungen: I. 1. Das Geh\u00f6r bildet sich bei neugeborenen Kindern erst allm\u00e4hlich. Durch St\u00f6rungen desselben wird, nach \u00fcbereinstimmenden Beobachtungen, die Schreiperiode nicht beeinflufst. Schon f\u00fcr die zweite Periode zeigen sich bei der gr\u00f6fseren Mehrzahl bedeutende Ausf\u00e4lle und f\u00fcr ganz seltene F\u00e4lle kommt noch die dritte Entwicklungsstufe zur Geltung. Hierbei handelt es sich nat\u00fcrlich um W\u00f6rter der beiden ersten Artikulationsgebiete. 2. Blindgeborene lernen im allgemeinen sp\u00e4ter sprechen als H\u00f6rende. 3. St\u00f6rungen des dritten peripher-impressiven Weges (Gef\u00fchl) sind noch nicht beobachtet worden.\nII. Weit zahlreicher und mannigfaltiger sind die Hemmungen der zentralen Prozesse. Seltener sind die F\u00e4lle, in denen das sensorische Sprachzentrum trotz guten Geh\u00f6rs nicht zur Entwicklung kommt, sehr viel h\u00e4ufiger die F\u00e4lle der H\u00f6rstummheit. Am h\u00e4ufigsten liegen hier rein psychische Hemmungen vor (Scham, Unlust). Rein psychische Hemmungen k\u00f6nnen auch von der Peripherie her ausgel\u00f6st werden. Verf. weist hin auf einen Fall aus seiner Praxis, da ein M\u00e4dchen nach gl\u00fccklicher Operation an einer angeborenen Gaumenspalte sich weigerte zu sprechen, weil es f\u00fchlte, dafs sein Sprechprodukt nicht richtig war. \u2014 Ist der Ein-flufs des akustischen Zentrums auf das motorische Sprachzentrum aufser-ordentlich grofs, so kommt es zur Echolalie. \u2014 Dafs aber die psychischen Hemmungen zur Erkl\u00e4rung der H\u00f6rstummheit nicht ausreichen, beweisen :","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLiteraturb ericht.\na) dafs nach Herausnahme adenoider Vegetationen in geradezu \u00fcberraschender Weise die spontane Entwicklung der bei f\u00fcnf- und sechsj\u00e4hrigen Kindern noch gehemmten Sprache eingeleitet wurde; b) auch entferntere Beize k\u00f6nnen Hemmungen aus\u00fcben (fehlerhafte Di\u00e4t). Verf. empfiehlt, h\u00f6rstumme Kinder, sofern rein psychische Hemmungen vorliegen, den Taubstummenanstalten zu \u00fcberlassen, die ohne Schwierigkeiten auf dem Wege der Artikulations\u00fcbungen vielleicht in einem Jahre die Aufnahme in die normale Schule m\u00f6glich machen. \u2014 Genau dieselben \u00dfeize k\u00f6nnen auch zu spastischen Erscheinungen Veranlassung geben (W\u00fcrmer). Diese werden ferner veranlafst durch ein zu grofses Mifsverh\u00e4ltnis zwischen Perzeptionszentrum und dem motorischen in der Sprachentwicklung, das erstere eilt dem letzteren voran; ferner Pr\u00e4dispositionen zur Nachahmung von Fehlern ; endlich angeborenen Hemmungen des motorischen Zentrums, die im allgemeinen gleichzusetzen sind der allgemeinen Unlust des Kindes an der Bewegung.\nIII. Hemmungen endlich der peripher-expressiven Wege treten in den Hintergrund. Zu bemerken ist im besonderen, dafs das verk\u00fcrzte Zungenb\u00e4ndchen sehr selten ein Hemmnis der Sprachentwicklung ist. Verf. verurteilt das vielfach \u00fcbliche Zungenl\u00f6sen als einen Unfug.\nMarx Lobsien (Kiel).\nE. W. Scripture. The Elements of Experimental Phonetics. New York, Scribner\u2019s Sons; London, Arnold; 1902. XVI und 627 S., mit 26 Tafeln und 360 Fig. im Text. 21 Shill.\nDie experimentelle Phonetik ist ein Arbeitsfeld, das gemeinsam von der Physik, der Physiologie, der Psychologie und der Sprachwissenschaft beackert wird. Jede der vier Wissenschaften hat ein Interesse daran, mit ihren Schwestern F\u00fchlung zu behalten, und wird deshalb ein Werk, das diesem Ziele dient, mit Freude begr\u00fcfsen. Der Verf. hat es meisterhaft verstanden, in klarer Darstellung die Probleme, um die es sich handelt, die Apparate, die Untersuchungsmethoden und die bis jetzt gewonnenen Eesultate zu schildern. Auch der den naturwissenschaftlichen Untersuchungen ferner stehende Philologe vermag ihm ohne M\u00fche zu folgen. Besonders geschickt ist die Gruppierung des Stoffes. Die vier grofsen Abschnitte zerfallen in 37 Kapitel (von 3 bis zu 30 Seiten), deren jedes einen abgerundeten Stoff behandelt und sowohl in den Fufsnoten als auch am Ende mit reichlichen Literaturangaben versehen ist.\nDer erste Abschnitt S. 1\u201475 (curves of speech) besch\u00e4ftigt sich mit den verschiedenen Methoden, die man zur graphischen Fixierung der beim Sprechen hervorgebrachten Luftschwdngungen angewendet hat. Es werden die verschiedenen Phonautographen oder Sprachzeichner, die manometrischen Flammen, der Phonograph und endlich das Grammophon beschrieben. \u00dcber eigene Untersuchungen mit dem letzteren Apparate hatte Scripture schon in zwei Aufs\u00e4tzen in den Studies from the Yale Psychological Laboratory VII (1899) und X (1902) berichtet; der Inhalt dieser beiden Aufs\u00e4tze ist samt den Tafeln und Abbildungen in zusammengedr\u00e4ngter Form in die \u201eElements\u201c \u00fcbernommen worden. Den Schlufs von I bildet eine kurze Anleitung zur Analyse der Kurven, fortgesetzt in dem zweiten Appendix.","page":144}],"identifier":"lit32997","issued":"1903","language":"de","pages":"142-144","startpages":"142","title":"Hermann Gutzmann: Die Sprachentwicklung des Kindes und ihre Hemmungen. Die Kinderfehler 7 (5, 6), 193-216. 1902","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:23:30.281975+00:00"}