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{"created":"2022-01-31T16:25:01.323016+00:00","id":"lit33002","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Busse, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 153-157","fulltext":[{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n153\nGrad der Verantwortlichkeit richtet sich nach dem Grade dieser Freiheit, also nach der Gr\u00f6fse des Umfanges der Pers\u00f6nlichkeit, der in dem Verhalten zum Ausdruck kommt.\nDie so verstandene Freiheit vertr\u00e4gt sich nicht nur mit dem Determinismus, sondern schliefst ihn in sich. Ein Akt, der nicht durch die Pers\u00f6nlichkeit determiniert w\u00e4re, w\u00e4re nicht frei.\nFreiheit im Sinne des totalen oder partiellen Indeterminismus hebt dagegen ganz oder teilweise die Verantwortlichkeit auf. F\u00fcr den Indeterminismus gibt es \u00fcberhaupt keine logischen, wissenschaftlichen oder moralischen Gr\u00fcnde. Freilich, so meint der Verf., ist auch der Determinismus nicht absolut gewifs, sondern blofs wahrscheinlich. Aber wie wir in der Physik den Determinismus als gewifs annehmen, so seien wir auch berechtigt, in der Psychologie die G\u00fcltigkeit desselben vorauszusetzen.\nA. Pf\u00e4nder (M\u00fcnchen).\nEdmund Husserl. Logische Untersuchungen. Erster Teil: Prolegomena zur reinen Logik. Halle, Memeyer, 1900. VIII u. 257 S. Mk. 6.\u2014. Zweiter Teil: Untersuchungen zur Ph\u00e4nomenologie und Theorie der Erkenntnis.\nHalle, Xiemeyer, 1901. XVI u. 718 S. Mk. 16.\u2014.\nMeine Berichterstattung \u00fcber das HussERLsche Werk wird von vornherein durch zwei Umst\u00e4nde notwendig eingeschr\u00e4nkt. Das Thema des Buches bilden, wie ja sein Titel auch schon zu erkennen gibt, in erster Linie logisch-erkenntnistheoretische Fragen; eine ausf\u00fchrliche Er\u00f6rterung der sich hierauf beziehenden Darlegungen des Verf. erscheint aber in einer der Psychologie und der Physiologie der Sinnesorgane gewidmeten Zeitschrift nicht recht am Platze. Und dann w\u00fcrde es im .Rahmen des mir hier zur Verf\u00fcgung stehenden Raumes \u00fcberhaupt nicht m\u00f6glich sein, auf die von H. auf nahezu 1000 Seiten er\u00f6rterten Fragen n\u00e4her einzugehen. Ich mufs mich daher auf die Hervorhebung einiger vom psychologischen Standpunkt aus besonders wichtigen Punkte beschr\u00e4nken.\nIn dieser Hinsicht ist nun vor allem hervorzuheben H.s Abschwenken vom Psychologismus, den er in seiner \u201ePhilosophie der Arithmetik\u201c vertreten hatte, zu einem Standpunkte, den man als Logismus oder als transzendentalphilosophischen bezeichnen kann. Logik und Erkenntnistheorie sind nicht auf die Psychologie zu basieren, sondern gr\u00fcnden in Voraussetzungen, deren Geltung unabh\u00e4ngig ist sowohl von der Psychologie als auch von der Metaphysik. Die Unabh\u00e4ngigkeit der Logik von der Psychologie ergibt sich aus der Evidenz und dem objektiven Geltungswert ihrer konstitutiven Elemente. Die Gesetze und Kategorien des Denkens w\u00fcrden ihren eigentlichen Charakter als g\u00fcltige Prinzipien aller Erkenntnis verlieren, wenn sich ihr Wesen darin ersch\u00f6pfte, bestimmte, durch die psychische Kausalit\u00e4t hervorgebrachte und durch unsere psychophysische Organisation bedingte psychische Zust\u00e4nde oder Aktionen zu sein. Der Psychologismus f\u00fchrt, in welcher Form er auch auftreten mag, unweigerlich zu einem Relativismus, Probabilismus und Subjektivismus, d. h. zum Skeptizismus. Um seiner Idealit\u00e4t, Apriorit\u00e4t und Objektivit\u00e4t willen kann also das Logische nicht psychologisch begr\u00fcndet werden. Die \u201ereine Logik\u201c, welche","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nLiteraturbericht.\nH. in dieser von Metaphysik und Psychologie gleich unabh\u00e4ngigen Weise in dem vorliegenden Werke vorbereiten will, ist nun eine Wissenschaftslehre in dem Sinne, dafs sie von den reinen Bedeutungskategorien (Begriff, Satz, Wahrheit, Wesen der konjunktiven, disjunktiven und hypothetischen Verkn\u00fcpfung, Subjekt- und Pr\u00e4dikatformen), den formalen gegenst\u00e4ndlichen Kategorien (Gegenstand, Einheit, Vielheit, Anzahl, Beziehung, Verkn\u00fcpfung) und ihren gesetzlichen Komplikationen sowie von den in diesen gr\u00fcndenden Gesetzen und Schl\u00fcssen (Theorie der Schl\u00fcsse, Vielheitslehre, Anzahlenlehre) handelt. Und endlich hat sie als allgemeine Theorienlehre die wesentlichen Arten der Theorien selbst, die Begriffe und Gesetze, welche zur Idee der Theorie konstitutiv geh\u00f6ren, festzustellen, diese Ideen zu differenzieren und die m\u00f6glichen Theorien a priori zu erforschen. So ist die reine Logik ein reine Mannigfaltigkeitslehre, die sich an der mathematischen Mannigfaltigkeitslehre orientiert, aber zugleich \u00fcber sie hinausf\u00fchrt, indem sie die Typen m\u00f6glicher Theorien \u00fcberhaupt (und somit auch den der mathematischen Mannigfaltigkeitslehre selbst) ausgestaltet.\nDer Versuch H.s, die Logik von der Psychologie unabh\u00e4ngig zu machen, fordert naturgem\u00e4fs den Widerspruch der Psychologisten heraus und wird auch bei den Lesern dieser psychologischen Zeitschrift vielfach auf Widerstand stofsen. Ich selbst halte den von H. eingenommenen prinzipiellen Standpunkt an sich f\u00fcr richtig; meine Bedenken richten sich nur gegen die Begr\u00fcndung und Durchf\u00fchrung, die er bei ihm gefunden hat. H. hat ihn nach meinem Daf\u00fcrhalten weder gen\u00fcgend begr\u00fcndet noch konsequent durchgef\u00fchrt, er f\u00e4llt selbst immer wieder in die von ihm abgelehnte psychologische Auffassung zur\u00fcck. Die ph\u00e4nomenologischen Untersuchungen, die er zwecks Vorbereitung und Kl\u00e4rung der reinen Logik anstellt und welche einen grofsen Teil des zweiten Bandes f\u00fcllen, tragen den Charakter psychologischer Analysen. Sie beruhen auf ganz bestimmten Voraussetzungen \u00fcber das Wesen des Psychischen und des Ich, das als eine reale Erlebniskomplexion, als die Verkn\u00fcpfungseinheit der Erlebnisse selbst gefafst wird. Mit diesen Erlebnissen (Akten), die verschiedene Weisen des Bewufstseins darstellen und sich zu einer Einheit verkn\u00fcpfen, hat es die ph\u00e4nomenologische, die reine Logik vorbereitende Analyse zu tun. Aus den Quellen, welche sie erschliefst, entspringen die idealen Gesetze der Logik (II, 4), in den psychischen Erlebnissen nehmen die Bedeutungsarten ihren Ursprung (II, 322), \u201ein diesen Akten liegt die Quelle all der Geltungseinheiten, die als Denk- und Erkenntnisobjekte oder als deren erkl\u00e4rende Gr\u00fcnde und Gesetze, als deren Theorien und Wissenschaften dem Denkenden gegen\u00fcberstehen. In diesen Akten liegt also auch die Quelle f\u00fcr die zugeh\u00f6rigen allgemeinen und reinen Ideen, deren idealgesetzliche Zusammenh\u00e4nge die reine Logik heraussteilen und deren Kl\u00e4rung die Erkenntniskritik vollziehen will\u201c (II, 473;.\nWenn dem aber so ist, so folgt doch, dafs alle Wahrheiten, alle Gesetze und alle Notwendigkeit zun\u00e4chst als im Flufs des psychischen Geschehens auftauchende und psychologisch bedingte Erlebnisinhalte und damit als subjektive und individuelle Erlebnisse auftreten. Wie kommen wir nun von diesen subjektiven und individuellen Erlebnissen zu allgemeing\u00fcltigen und objektiven Wahrheiten und Gesetzen? Was H. hier geltend","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Literatur b er ich t.\n155\nmacht, um aus der Sph\u00e4re des blofs Psychologischen und Subjektiven herauszukommen, f\u00fchrt nicht zu dem erstrebten Ziel. Wenn er von der Erkenntnistheorie sagt, dafs sie nicht psychologisch erkl\u00e4ren, sondern den idealen Sinn der spezifischen Zusammenh\u00e4nge, in welchem sich die Objektivit\u00e4t der Erkenntnis dokumentiert, verstehen wolle (II, 21), so wird der Psychologist einwenden, dafs diese Objektivit\u00e4t zun\u00e4chst doch nur f\u00fcr irgend ein Bewufstsein, das einer Erkenntnis Objektivit\u00e4t zusehreibt, als seine psychologisch bedingte Auffassung vorhanden ist, ihr Anspruch auf Allgemeing\u00fcltigkeit aber noch dahinsteht. G-ewils will, wer da sagt, dafs sich die drei H\u00f6hen eines Dreiecks in einem Punkte schneiden, damit nicht nur ein subjektives momentanes Urteil ausdr\u00fccken, sondern eine objektive Wahrheit (II, 48/44), \u2014 aber damit ist noch nicht gesagt, dafs sein Urteil eine solche Wahrheit ist: k\u00f6nnte es nicht auch lediglich eine auf unserer psycho-physischen Organisation beruhende, vielleicht bei allen Menschen in gleicherweise sich einstellende, uns freilich unvermeidliche Art und Weise die Sache anzusehen sein? Ja, alles was H., um diese Auffassung abzuwehren, zugunsten der Objektivit\u00e4t der Elemente der reinen Logik anf\u00fchrt: die objektiv identische Bedeutung, die ideale Einheit (Spezies) und Wahrheit, die Schrankenlosigkeit der Vernunft, die Evidenz, die Idealgesetze, welche den Zusammenhang der idealen M\u00f6glichkeiten und Unm\u00f6glichkeiten regeln und nach ihm zu den Kategorien im objektiven Sinne geh\u00f6ren \u2014 sind doch zun\u00e4chst nur Ansichten, Gedanken, \u00dcberzeugungen im Geiste H.s, die als Ergebnisse eines bestimmten, individuell gestalteten psychologischen Kausalzusammenhanges anzusehen sind und als solche von der Psychologie im Prinzip erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnen \u2014 erkl\u00e4rt vielleicht als unter dem Zwang bestimmter bei ihm vorhandener psychophysischer Bedingungen notwendig eintretende T\u00e4uschungen. So bleiben wir in der Sph\u00e4re des Subjektiv-Psychologischen stecken. Der Psychologismus, dem H. entrinnen will, beh\u00e4lt das letzte Wort. Dies Ergebnis ist lehrreich, es zeigt, wie unm\u00f6glich es ist, einen direkten Beweis daf\u00fcr zu erbringen, dafs die Gesetze des logischen Denkens eine objektive und allgemeine, von der kausalen Gesetzlichkeit unserer Psyche unabh\u00e4ngige G\u00fcltigkeit besitzen. Die Tatsache, dafs alle Erkenntnis aller Wahrheit und ihrer Geltung ein psychischer, bewufstseinsimmanenter Vorgang ist, l\u00e4fst sich eben nicht ableugnen. Der Psychologismus und der mit ihm unvermeidlich verbundene Subjektivismus kann nur auf indirektem Wege widerlegt werden, indem man zeigt, dafs seine Voraussetzungen und Konsequenzen in sich widerspruchsvoll sind und mit jeder allgemeing\u00fcltigen Wahrheit auch die des Psychologismus selbst aufheben. Einen derartigen polemischen Beweis habe ich in meinem Buche : Philosophie und Erkenntnistheorie (1893) zu f\u00fchren gesucht. H. hat, wie schon oben angedeutet, dieses Verfahren auch angewandt (namentlich in den Prolegomena) und seine darauf bez\u00fcglichen Ausf\u00fchrungen ber\u00fchren sich zum Teil sehr eng mit den meinigen, die er nicht gekannt zu haben scheint : aber er macht diese Argumentationsweise nicht mit gen\u00fcgender Sch\u00e4rfe als die allein durchschlagende geltend und f\u00fchrt sie nicht konsequent durch. Es lenkt selbst vielmehr in psychologistische Vorstellungsweisen zur\u00fcck, aus denen er sich dann in der geschilderten Weise vergeblich loszumachen strebt.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nLiteraturb er icht.\nMacht man nun mit der Unabh\u00e4ngigkeit des Logischen vom Psychologischen wirklich ernst, so wird man aber weit\u00e8r auch nicht mit H. sagen k\u00f6nnen: \u201eInwiefern die logischen Gesetze . . auch eine psychologische Bedeutung beanspruchen, und inwiefern auch sie den Lauf des faktischen psychischen Geschehens regeln, ist ohne weiteres klar\u201c (II, 670). Vielmehr wird man dann gerade hierin eine grofse Schwierigkeit erblicken und sich zu dem Eingest\u00e4ndnis bequemen m\u00fcssen, dafs die logischen Gesetze nicht zugleich auch als Naturgesetze des Denkens in naturgesetzlicher Weise das den logischen Gesetzen entsprechende Ergebnis herbeif\u00fchren \u2014 wie das H. an dem Beispiele der Rechenmaschine (I, 68) darzulegen versucht. Stimmte das Beispiel, so w\u00e4re unser Geist nichts besseres als eine Rechen* und Denkmaschine, nicht aber ein denkendes, d. h. mit Bewufstsein Gesetze, die es als notwendige erkennt, in seinem Denken befolgendes Wesen. Die Konsequenz der Unabh\u00e4ngigkeit des Logischen vom Psychologischen n\u00f6tigt uns, einzugestehen, dafs die Art und Weise, wie die Normen der Wahrheit sich im Denken durchsetzen und Anerkennung erzwingen, nicht durch den naturgesetzlichen Zusammenhang der psychischen Vorg\u00e4nge erkl\u00e4rt werden kann, dafs logische Gesetze keine Naturgesetze sind und dafs die Anerkennung des transzendentalphilosophischen Standpunktes zugleich eine Einschr\u00e4nkung der Dom\u00e4ne der empirischen Psychologie und ihrer Erkl\u00e4rungen bedeutet: die letzteren reichen an das spezifisch Logische und seine Geltung und Wahrheit nicht heran. Auch dieser Gesichtspunkt fehlt nicht ganz bei H., er tritt aber nur gelegentlich auf (z. B. II, 670/671), es \u00fcberwiegt das Bem\u00fchen, beide, den transzendentalphilosophischen und den psychologisierenden Standpunkt, zugleich festzuhalten \u2014 was doch nicht m\u00f6glich ist.\nEndlich wird, wer mit H. die objektive und absolute Geltung des Logisch-Notwendigen anerkennt, auch nicht umhin k\u00f6nnen, ihm einen ontologischen Charakter zuzuerkennen, es als einen unentbehrlichen Zug der metaphysischen Struktur der Wirklichkeit zu betrachten, der darum auch f\u00fcr unser Denken verbindlich ist. In diesem Sinne hatte ich die denknotwendigen analytischen Wahrheiten als \u201ePrinzipien\u201c, d. h. als denknotwendige Z\u00fcge aller Wirklichkeit \u00fcberhaupt den blofs tats\u00e4chlichen Z\u00fcgen unserer Welt gegen\u00fcbergestellt und sie damit zu einem metaphysischen Grundfaktor der Wirklichkeit gemacht. H. aber weicht aller Metaphysik \u00e4ngstlich aus ; die Erkenntnistheorie, die er im Sinne hat, soll vor der Metaphysik und vor der Psychologie liegen (II, 21). Aber hier gibt es, meine ich, nur zwei M\u00f6glichkeiten. Entweder man sucht die logischen Gesetze und Notwendigkeiten psychologisch zu begr\u00fcnden und sich mit den Konsequenzen dieses Standpunktes so gut es geht abzufinden, oder man interpretiert sie ontologisch und bringt die Erkenntnistheorie in einen Zusammenhang mit der Metaphysik. Der Versuch, zwischen Psychologie und Metaphysik eine selbst\u00e4ndige Region der reinen Logik einzuschieben, hat nach meiner, durch das Studium des H.sehen Werkes noch verst\u00e4rkten \u00dcberzeugung doch nur den Erfolg, dafs man sich mit viel Umst\u00e4ndlichkeit und einem grofsen Aufwand von Dialektik zwischen zwei St\u00fchle setzt. Die Notwendigkeit, sich an Voraussetzungen metaphysischer Art anzulehnen, wenn man die psychologische Begr\u00fcndung des Logischen ver-","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n157\nschm\u00e4ht, macht sich denn auch bei H. tats\u00e4chlich \u00fcberall geltend. Schon die Annahme, dafs es aufser dem eigenen Ich noch andere Subjekte des Erkennens gebe, f\u00fcr welche dieselben Denkgesetze verbindlich und mafs-gebend sind, ist eine auf H.s prinzipiellem Standpunkte unerlaubte dogmatisch-metaphysische Voraussetzung, durch die er den logischen Gesetzen bereits eine Art ontologischer G\u00fcltigkeit vindiziert. Es bedarf nur noch eines weiteren, nunmehr nicht mehr zu untersagenden Schrittes, um sie zu metaphysischen Weltgesetzen zu machen, eine Konsequenz, die auch bei H. gelegentlich zum Durchbruch kommt, z. B. wenn er die logischen Gesetze zur essenziellen Ausstattung des Seienden geh\u00f6ren l\u00e4fst (II, 670).\nAuf die logisch - erkenntnistheoretischen Einzelheiten (ich kann hier ungeachtet der prinzipiellen Verschiedenheit unserer Standpunkte H. doch in vielem beistimmen) kann ich, wie gesagt, nicht eingehen; die hier von H. verfochtenen Ansichten m\u00fcssen sich ohnehin in der Bearbeitung der Logik selbst, welche das vorliegende Werk vorbereiten will, erst bew\u00e4hren, ehe ein endg\u00fcltiges Urteil \u00fcber sie gef\u00e4llt werden kann. Zum Schlufs sei bemerkt, dais es H. dem Leser nicht eben leicht macht, in seine Ansichten und Absichten einzudringen. Eine bei allem \u2014 oft recht spintisierenden \u2014 Scharfsinn ziemlich schwerf\u00e4llige und bei aller Umst\u00e4ndlichkeit und Breite doch nicht selten recht undurchsichtige Darstellung, dazu eine zum Teil neue, vielfach nicht eben gl\u00fccklich gew\u00e4hlte Terminologie erh\u00f6ht die schon in der Natur der behandelten verwickelten Probleme selbst liegenden Schwierigkeiten des Verst\u00e4ndnisses betr\u00e4chtlich und stellt die Geduld des Lesers, der sich durch die zwei B\u00e4nde, namentlich durch den zweiten durchzuarbeiten bem\u00fcht, des \u00f6fteren auf eine harte Probe.\nL. Busse (K\u00f6nigsberg i. Pr.).\n0. M. Giessler. Die Grundtatsachen des Traumzustandes. Allgemeine Zeitschrift f\u00fcr Psychiatrie 58, 164\u2014182.\nDas Charakteristische im Seelenleben des Traumes ist der Zustand der Passivit\u00e4t, der den Willen des Tr\u00e4umenden bei den Szenen und Ereignissen des Traumes ausschaltet.\nEs f\u00e4llt uns zun\u00e4chst ein Zerfall und P\u00fcckgang aller komplizierten Gebilde im Traume auf; der Zerfall bei der Bildung einzelner Vorstellungen zeigt sich besonders darin, dafs bei der Reproduktion die Synthesis der Einheitlichkeit fehlt. W\u00e4hrend im wachen Zustande die wesentlichen Merkmale von Vorstellungen gegen\u00fcber den unwesentlichen in den Vordergrund treten, miteinander verschmelzen und so dem Vorstellungskomplex das charakteristische Gepr\u00e4ge geben, f\u00e4llt im Traume der Unterschied zwischen wesentlichen und unwesentlichen Merkmalen fort, oft treten letztere an die Stelle der ersteren, oft schwinden die Merkmale bis auf einige wenige ganz, unwesentliche Merkmale treten f\u00fcreinander ein und so bekommen die Vorstellungen ganz andere Bedeutungen.\nAuch der Traumleib unterscheidet sich wesentlich von dem Leibe im wachen Zustande. Die Grundlagen des Traumleibes bilden in abnormem Zustande befindliche Organe und kleine Komplexe merklich erregter, peripherer Organe. An diesen reduzierten Leib werden nun vom Tr\u00e4umen-","page":157}],"identifier":"lit33002","issued":"1903","language":"de","pages":"153-157","startpages":"153","title":"Edmund Husserl: Logische Untersuchungen. Erster Teil: Prolegomena zur reinen Logik. Halle, Niemeyer, 1900. VIII u. 257 S. / -. Zweiter Teil: Untersuchungen zur Ph\u00e4nomenologie und Theorie der Erkenntnis. Halle, Niemeyer, 1901. XVI u. 718 S.","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:01.323021+00:00"}