Open Access
{"created":"2022-01-31T16:26:55.842819+00:00","id":"lit33009","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 223-225","fulltext":[{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\nA. Tschermak. Studien \u00fcber das Biaokularseben der Wirbeltiere. Einleitende\nMitteilung. Pfl\u00fcgers Archiv 91, 1\u201420. 1902.\nNach T. ist eine Sonderung der physiologischen Frage nach dem Zusammenarbeiten beider Augen und der anatomischen der Chiasmakreuzung notwendig, und auch durch das Ergebnis, dafs einige Wirbeltiere bei totaler Optikuskreuzung einen binokularen Gesichtsraum besitzen, gerechtfertigt. Zur n\u00e4heren Bestimmung von Winkel\u00f6ffnung und Scheitelpunkt des binokularen Gesichtsraums wurden an frischpr\u00e4parierten Sch\u00e4deln die Hinterfl\u00e4chen der Aug\u00e4pfel freigelegt und die Netzhautbildchen einer bewegten Lichtquelle beobachtet. Untersucht wTurden: Kaninchen (Albino), Batte (Albino), Huhn, Taube, Frosch, Karpfen. Bei beiden letzteren mufsten Sklera und Chorioidea gefenstert werden. Alle untersuchten Tiere besitzen einen binokularen Gesichtsraum verschiedener Querausdehnung. Der Scheitelpunkt desselben f\u00e4llt entweder mit der Schnauzenspitze zusammen (Batte, Frosch) oder liegt etwas vor der Schnauzen- bezw. Schnabelspitze (Kaninchen, Huhn, Taube, Karpfen). Beim Futterpicken ziehen Huhn und Taube den Kopf soweit zur\u00fcck (Pickh\u00f6he), dafs das Objekt schon gut im Bereich des binokularen Gesichtsraums liegt. Ein Vergleich des menschlichen Auges mit dem der Wirbeltiere ergibt, dafs das Auge eines Teiles derselben durch frontale Lage und die bei Grundstellung ann\u00e4hernd parallele Richtung der Augenachsen dem menschlichen Auge n\u00e4her steht, bei welchem die Mitte des binokularen Netzhautfeldes nahe der Achse liegt. Bei den meisten Wirbeltieren weisen aber die Augen bei seitlicher Lage bedeutende Divergenz der Augenachsen auf, der Mittelpunkt des binokularen Netzhautfeldes liegt weit von der Achse entfernt. Aus den Schlufsbetrachtungen \u00fcber das binokulare Sehen der Tiere sei folgendes hervorgehoben. Es ist wahrscheinlich, dafs auch beim Wirbeltier die binokularen Netzhautteile korrespondent sind, sowie dafs die Grundstellung der Augen ebenfalls die ist, bei welcher ein in der L\u00e4ngsachse der Kopfes gelegenes fernes Objekt auf den korrespondenten Mitten der Binokularfelder zur Abbildung kommt. Bei etwa g\u00e4nzlich fehlendem binokularem Gesichtsraum ist nicht anzunehmen, dafs die Eindr\u00fccke blofs alternierende Verwertung f\u00e4nden oder ein Wettstreit der Eindr\u00fccke statth\u00e4tte; vielmehr kann zwischen den beiden Achsenpolen keine Beziehung sein. Die Tiere w\u00fcrden sonst weit getrennte Aufsendinge am gleichen Orte sehen. Bei Grundstellung werden nur ferne Objekte des binokularen Gesichtsraumes korrespondent abgebildet, n\u00e4here \u201edisparat\u201c. Dadurch erhalten die Tiere wahrscheinlich auch stereoskopische Eindr\u00fccke von nahen Objekten.\nWh Trendelenburg (Freiburg i. Br.).\nO. Siv\u00e9n und v. G. Wendt. \u00dcber die physiologische Bedeutung des Sehpurpurs. Ein Beitrag zur Physiologie des Gelb-Yiolettsehens. Skandinav. Arch. f. Physiol 14, 196\u2014223. 1903.\nDie Verff. finden in Versuchen am santoninvergifteten Auge Aufkl\u00e4rung \u00fcber die Bedeutung des Sehpurpurs. Sie haben an sich selbst und an Tieren Versuche \u00fcber die Santoninwirkung gemacht und sich dabei in erster Linie folgende Fragen vorgelegt: 1. Wie wird unsere Auffassung der Farben ver\u00e4ndert? 2. Lassen sich w\u00e4hrend der Santoninvergiftung","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nLiteraturbericht.\nfunktionelle Ver\u00e4nderungen an der Eetina nachweisen? 3. Lassen sich diese funktionellen Ver\u00e4nderungen mit der St\u00f6rung der Farben Wahrnehmung in Zusammenhang bringen?\nVon den Erfahrungen, die die Verff. machten, wenn sie sich selbst mit Santonin vergifteten, sei erw\u00e4hnt, dafs sie (wie Eef.) prim\u00e4res Violettsehen niemals beobachteten, auch kein Farbensehen im Dunkeln. Sehr auff\u00e4llig und von allen bisher beobachteten abweichend ist die Angabe der Verff., dafs sie im \u201eHalbdunkeln\u201c gelbe und orangefarbene Objekte violett sehen, \u201ealso im Halbdunkel v\u00f6llig gelb-orangeblind\u201c sind, w\u00e4hrend im Hellen der Farbensinn sich bei Untersuchungen mit HoLMGRENSchen Wollen als durchaus normal funktionierend erwies. Dieser Punkt d\u00fcrfte einer eingehenderen Pr\u00fcfung w^ert sein.\nMit den Erfahrungen anderer Beobachter stimmen die Verff. wieder darin \u00fcberein, dafs sie auch im hellen Eaum die Schatten und dunklen Gegenst\u00e4nde violett sehen.\nViolettblindheit, oder \u201eVerk\u00fcrzung des Spektrums am violetten Ende\u201c konnten die Verff. nicht beobachten, sondern nur ein flackerndes, grauliches Aussehen des Violett. Eine Versuchsperson dagegen wurde im Santoninrausch violettblind.\nWiederum in schwer verst\u00e4ndlichem Widerspruch mit den Beobachtungen anderer Autoren (auch des Eef., dessen Arbeit den Verff. entgangen ist) steht die Angabe, dafs das Gelbsehen nur in der Uetzhautperipherie vorkomme, in der Fovea aber fehle.\n\u201eEin gelb - orangefarbener Papierbogen erscheint im Halbdunkel rosaviolett. Wird dieses Papier pl\u00f6tzlich mit weifsem Bogenlicht beleuchtet, so nimmt es nicht unmittelbar seine richtige Farbe an. Die violette Farbe klingt gleichsam ab.\u201c\nIn sp\u00e4teren Versuchen mit Verwendung eines neuen Santoninpr\u00e4parates erzielten die Verff. dann auch bei sich selbst \u201eViolettblindheit\u201c, d. h. das Violett des Spektrums erschien ihnen nicht mehr violett, sondern farblos, grau. Der Ausdruck \u201eViolettblindheit\u201c ist also sehr cum grano salis zu nehmen. Das \u00e4ufserste Eot erschien purpurfarben.\nDie Verff sind nun der Ansicht, dafs die Erscheinungen, die sie bei Santoninvergiftung beobachteten, sich weder mit der HELMHOLTzschen noch der HERiNGschen Farbentheorie erkl\u00e4ren lassen. Sie nehmen vielmehr an, der Sehpurpur sei die Sehsubstanz, durch die normalerweise das Sehen vom violetten Licht vermittelt wird. Das Santonin sch\u00e4digt diese Substanz. Die Verff. zitieren bei dieser Gelegenheit die Versuche Filehnes, die zeigen sollten, dafs beim santoninvergifteten Frosch die Degeneration des Seh purpurs langsamer und unvollst\u00e4ndiger vor sich gehe, als in derNorm. Die Verff. sagen, dafs sie Filehnes Versuche im wesentlichen best\u00e4tigen k\u00f6nnten, doch haben sie wie Filehne dem Frosch die gleiche absolute Dosis Santonin gegeben, wie sie beim Menschen n\u00f6tig ist, um starke Vergiftung zu erzeugen, f\u00fcr die Gewichtseinheit dem Frosch also etwa die tausendfache Dosis ! Auch haben sie ebensowenig wie Filehne den (vom Eef. angestelltenj Versuch ausgef\u00fchrt, die Santoninvergiftung beim Menschen sich im vollkommenen Dunkel entwickeln zu lassen, wrobei keine Sehpurpurbleichung durch Licht stattfindet und doch im ersten Moment beim Einfall weifsen","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n225\nLichtes intensives Gelbsehen eintritt. Dieser Versuch schon macht die ganze Argumentation der Verff. illusorisch; auch in anderen Punkten bietet dieselbe Anlafs zu sehr nahe liegenden Einw\u00e4nden, die schwer zu widerlegen sein d\u00fcrften.\nErw\u00e4hnt sei, dafs die Namen Knies und v. Keies in der Arbeit fortw\u00e4hrend in einer sehr st\u00f6renden Weise verwechselt sind.\nW. A. Nagel (Berlin).\nLevinsohn. \u00dcber die Beziehungen zwischen \u00dfrofshirnrinde und Pupille. Zeitschrift f. Augenheilk. 8 (5), 518.\nAn 4 Affen, 5 Katzen und 4 Hunden wurde, nach vorausgegangener Resektion des Sympathikus resp. des obersten Cervicalganglion in Chloroform-Alkohol-Narkose die Hirnrinde durch Trepanation freigelegt, nach Wiedererwachen faradisch gereizt und dabei die Pupille beobachtet. Da Verengerung nur sehr selten und inkonstant auftrat, kam als Pupillenwirkung nur Erweiterung in Frage. Diese ist bei starken Str\u00f6men von der ganzen Rinde ausl\u00f6sbar, mit schwachen nur von einigen Bezirken, n\u00e4mlich dem Gyrus angularis, Oecipitallappen und \u2014 beim Affen besonders empfindlich: der Nackensph\u00e4re, d. h. Gegend des Sulcus praecentralis. Alle diese als \u25a0wirksam befundenen Partien wurden nachher exstirpiert, ohne dafs jedoch dauernde Ausfallerscheinungen an der Pupille sich erzeugen liefsen.\nDaraus folgt schon, dafs die Wirkung auf die Pupille durch Reizung jener Rindenpartien nur sekund\u00e4r ist, wof\u00fcr \u00fcbrigens auch das Fortbestehen der Pupillenerweiterung durch sensible sowie akustische Reize, sowie die am Auge sonst noch eintretenden Ver\u00e4nderungen (Protrusion, assoziierte Muskelreizungen) sprechen. Verf. fafst die Wirkung auf als eine indirekt sensible Erweiterung, d. h. vermittelt einerseits durch die bei jeder Rindenreizung eintretenden Muskelkontraktionen, die auf Nervenendigungen wirken, andererseits durch Wirkung auf kortikale sensible Zentren. Da die Sympathikusresektion nur eine geringe Herabsetzung der Pupillenerweiterung durch Rindenreizung bewirkt, Okulomotoriusdurch-trennung jedoch das Ph\u00e4nomen aufhebt, so folgert Verf., dafs die Rindenreizung zweierlei Mechanismen gleichzeitig ausl\u00f6st, Erschlaffung des Okulo-motorius und Reizung des Sympathikus. Der M. sphincter pupillae und der M. dilatator pupillae sind also beide, wenn auch in entgegengesetzter Weise, von der Hirnrinde abh\u00e4ngig.\tDr. Cezellitzer (Berlin).\nG\u00f6tz Martius. \u00dcber die Dauer der Lichtempfmdungen. Beitr\u00e4ge zur Psychologie und Philosophie, hrsg. v. G. Martius, 1 (3), 275\u2014367. 1902.\nVerf. leitet seine umfangreiche Experimentaluntersuchung mit einer Kritik fr\u00fcherer Untersuchungen \u00fcber die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der Lichtempfindung ein ; er konstatiert, dafs in diesen h\u00e4ufig nicht oder nicht scharf genug zwischen der wirklichen Dauer der Lichte mp f indun g und der Dauer der physiologischen Erregungsprozesse in Retina, Sehnerv und Sehzentrum oder gar der physikalischen Reizursache unterschieden worden ist. So k\u00f6nnen beispielsweise nach M. die Verschmelzungstatsachen, wrelehe Gegenstand des TALBOTSchen Gesetzes sind, keine Art von R\u00fcek-schlufs auf die Dauer der Lichtempfindung erm\u00f6glichen.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 33.\t15","page":225}],"identifier":"lit33009","issued":"1903","language":"de","pages":"223-225","startpages":"223","title":"O. Siv\u00e9n und v. G. Wendt: \u00dcber die physiologische Bedeutung des Sehpurpurs. Ein Beitrag zur Physiologie des Gelb-Violettsehens. Skandinav. Arch. f. Physiol. 14, 196-223. 1903","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:55.842825+00:00"}