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{"created":"2022-01-31T16:25:59.514618+00:00","id":"lit33011","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 225-227","fulltext":[{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht\n225\nLichtes intensives Gelbsehen eintritt. Dieser Versuch schon macht die ganze Argumentation der Verff. illusorisch; auch in anderen Punkten bietet dieselbe Anlafs zu sehr nahe liegenden Einw\u00e4nden, die schwer zu widerlegen sein d\u00fcrften.\nErw\u00e4hnt sei, dafs die Namen Knies und v. Keies in der Arbeit fortw\u00e4hrend in einer sehr st\u00f6renden Weise verwechselt sind.\nW. A. Nagel (Berlin).\nLevinsohn. \u00dcber die Beziehungen zwischen \u00dfrofshirnrinde und Pupille. Zeitschrift f. Augenheilk. 8 (5), 518.\nAn 4 Affen, 5 Katzen und 4 Hunden wurde, nach vorausgegangener Resektion des Sympathikus resp. des obersten Cervicalganglion in Chloroform-Alkohol-Narkose die Hirnrinde durch Trepanation freigelegt, nach Wiedererwachen faradisch gereizt und dabei die Pupille beobachtet. Da Verengerung nur sehr selten und inkonstant auftrat, kam als Pupillenwirkung nur Erweiterung in Frage. Diese ist bei starken Str\u00f6men von der ganzen Rinde ausl\u00f6sbar, mit schwachen nur von einigen Bezirken, n\u00e4mlich dem Gyrus angularis, Oecipitallappen und \u2014 beim Affen besonders empfindlich: der Nackensph\u00e4re, d. h. Gegend des Sulcus praecentralis. Alle diese als \u25a0wirksam befundenen Partien wurden nachher exstirpiert, ohne dafs jedoch dauernde Ausfallerscheinungen an der Pupille sich erzeugen liefsen.\nDaraus folgt schon, dafs die Wirkung auf die Pupille durch Reizung jener Rindenpartien nur sekund\u00e4r ist, wof\u00fcr \u00fcbrigens auch das Fortbestehen der Pupillenerweiterung durch sensible sowie akustische Reize, sowie die am Auge sonst noch eintretenden Ver\u00e4nderungen (Protrusion, assoziierte Muskelreizungen) sprechen. Verf. fafst die Wirkung auf als eine indirekt sensible Erweiterung, d. h. vermittelt einerseits durch die bei jeder Rindenreizung eintretenden Muskelkontraktionen, die auf Nervenendigungen wirken, andererseits durch Wirkung auf kortikale sensible Zentren. Da die Sympathikusresektion nur eine geringe Herabsetzung der Pupillenerweiterung durch Rindenreizung bewirkt, Okulomotoriusdurch-trennung jedoch das Ph\u00e4nomen aufhebt, so folgert Verf., dafs die Rindenreizung zweierlei Mechanismen gleichzeitig ausl\u00f6st, Erschlaffung des Okulo-motorius und Reizung des Sympathikus. Der M. sphincter pupillae und der M. dilatator pupillae sind also beide, wenn auch in entgegengesetzter Weise, von der Hirnrinde abh\u00e4ngig.\tDr. Cezellitzer (Berlin).\nG\u00f6tz Martius. \u00dcber die Dauer der Lichtempfmdungen. Beitr\u00e4ge zur Psychologie und Philosophie, hrsg. v. G. Martius, 1 (3), 275\u2014367. 1902.\nVerf. leitet seine umfangreiche Experimentaluntersuchung mit einer Kritik fr\u00fcherer Untersuchungen \u00fcber die zeitlichen Verh\u00e4ltnisse der Lichtempfindung ein ; er konstatiert, dafs in diesen h\u00e4ufig nicht oder nicht scharf genug zwischen der wirklichen Dauer der Lichte mp f indun g und der Dauer der physiologischen Erregungsprozesse in Retina, Sehnerv und Sehzentrum oder gar der physikalischen Reizursache unterschieden worden ist. So k\u00f6nnen beispielsweise nach M. die Verschmelzungstatsachen, wrelehe Gegenstand des TALBOTSchen Gesetzes sind, keine Art von R\u00fcek-schlufs auf die Dauer der Lichtempfindung erm\u00f6glichen.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 33.\t15","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturb er ich t\nDiese Kritik ist gewifs f\u00fcr manche F\u00e4lle zutreffend, und die reinliche Scheidung des Empfindungsvorgangs von den objektiv nachweisbaren Erregungsprozessen in der Arbeit von M. sehr anzuerkennen, um so mehr, da bei sinnesphysiologischen Arbeiten von psychologischer Seite nicht selten ein Irrtum sich geltend macht, der dem vom Yerf. bei den Physiologen ger\u00fcgten gewissermafsen entgegengesetzt ist, der Irrtum n\u00e4mlich, dafs aus der Natur der Empfindungen mafsgebliche Schl\u00fcsse \u00fcber die Empfindlichkeitsverh\u00e4ltnisse, z. B. die Komponentengliederung, der Sinnesorgane zu ziehen w\u00e4ren, was bekanntlich nicht den Tatsachen entspricht. In einem oder dem anderen Punkte h\u00e4tte \u00fcbrigens auch der MARTiusschen Untersuchung eine weitergehende Ber\u00fccksichtigung physiologischer Erfahrungen zum Vorteil gereicht; auf einen dieser Punkte komme ich weiter unten noch zu sprechen.\nYerf. behandelt kritisch haupts\u00e4chlich die bekannte ExNERSche Arbeit \u201e\u00dcber die zu einer Gesichtswahrnehmung n\u00f6tige Zeit\u201c. Das von Exner seinerzeit verwendete Verfahren zur Erzeugung beliebig langer und in beliebiger Sukzession wiederkehrender Lichtreize hat M. bedeutend vervollkommnet und zur Konstruktion eines h\u00f6chst komplizierten aber auch, wie es scheint, sehr leistungsf\u00e4higen Apparates verwendet, dessen Beschreibung im Referat ausgeschlossen ist. Auch die mannigfachen, zum Teil sehr interessanten Beobachtungen k\u00f6nnen nicht im einzelnen wiedergegeben werden, da sie in kurzer Darstellung nicht leicht zu behandeln sind. Doch seien einige vom Verf. hervorgehobene Schlufsfolgerungen aus seinen Versuchen hier angef\u00fchrt.\nAus einer Reihe von Nachbildversuchen mit dem neuen Apparat geht hervor, dafs in weiten Grenzen sowohl die Dauer des positiven Nachbildes, wie die zwischen ihrem Eintreten und dem Auf h\u00f6ren des Reizes verstreichende Zeit mit der Reizdauer zunimmt. Dauern die Reize \u00fcber mehrere Sekunden an, so tritt wieder eine Verk\u00fcrzung sowmhl der Nachbilder selbst, wie dieser Zwischenzeit ein. Bei st\u00e4rkeren und l\u00e4ngeren Reizen wiederholen sich die Nachbilder (wie bekannt) mehrmals,, indem zugleich ihre Dauer abnimmt, w\u00e4hrend die Pausen zunehmen. Was zuerzt von den positiven Nachbildern nach kurzer Reizung der Netzhaut festgestellt ist, dafs das positive Nachbild von dem Ende des \u201eReizes\u201c (gemeint ist \u201eder prim\u00e4ren Empfindung\u201c) zeitlich durch eine Pause getrennt ist (entdeckt von Purkinje, nicht von Hess, wie Verf. zitiert), gilt allgemein f\u00fcr alle Reize.\nDiese letzte Angabe ist nicht zutreffend. Der Irrtum erkl\u00e4rt sich aus der ungen\u00fcgenden Ber\u00fccksichtigung der Adaptationsverh\u00e4ltnisse und der Differenzen im Verhalten verschiedener Netzhautteile. Die Angabe, dafs zwischen prim\u00e4rer Empfindung und erstem positiven (Purkinjesehern) Nachbild stets ein dunkles Intervall sich einschiebe, trifft f\u00fcr das dunkeladaptierte Sehorgan nicht zu, wie v. Kries bewiesen hat; f\u00fcr dieses geht schon bei sehr m\u00e4fsigen Helligkeiten das prim\u00e4re Bild direkt in ein langes Nachbild \u00fcber, ohne jede L\u00fccke. Es erscheint einigermafsen \u00fcberraschend,, wenn nach den heutigen doch schon reichlichen Erfahrungen \u00fcber die Bedeutung des Adaptationszustandes f\u00fcr den Sehakt eingehende Untersuchungen \u00fcber so subtile Fragen angestellt werden, in denen die Ein-","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nhaltung eines bestimmten Adaptationszustandes unterlassen wird, obgleich das Versuchsverfahren keineswegs dazu zwingt. Es mufs betont werden, dafs die s\u00e4mtlichen Ergebnisse der MARTiusschen Arbeit aus diesem Grunde nur mit Vorbehalt verwertbar sind.\nDoch zur\u00fcck zu den vom Verf. formulierten Resultaten: Die Geschwindigkeit, mit welcher Reize verschiedener Intensit\u00e4t ihre Maximalwirkung erreichen, ist um so gr\u00f6fser, je st\u00e4rker der Reiz ist; die zur Maximalwirkung n\u00f6tige Zeit (\u201eMaximalzeit\u201c) w\u00e4chst aber langsamer als die Intensit\u00e4ten.\n\u201eDer einzelne Erregungsvorgang verl\u00e4uft zuerst schneller und dann langsamer und zwar um so mehr, je geringer die Intensit\u00e4t ist.\u201c\nDie Dauer der Empfindungen ist einerseits abh\u00e4ngig von den Reizungsdauern, andererseits von den Intensit\u00e4ten der Reize. Je l\u00e4nger die Dauer der Reize einerseits und je h\u00f6her die Intensit\u00e4t andererseits, um so k\u00fcrzer ist die Empfindungsdauer oder um so k\u00fcrzer ist das Weiterbestehen der Empfindung \u00fcber die Reizdauer hinaus, und zwar nimmt die Empfindungsdauer bei allen Intensit\u00e4ten mit der Reizdauer sehr schnell, dann immer langsamer ab. Bei der gr\u00f6fsten vom Verf. verwendeten (\u00fcbrigens immer noch recht m\u00e4fsigen) Lichtintensit\u00e4t bedurfte es einer Zeit von 0,012 Sek. zur Maximalwirkung ; nach einer Reizdauer von 0,1 Sek. erfolgte eine Verl\u00e4ngerung der Empfindungsdauer um nur 0,001 Sek.\nNach der Anschauung des Verf. f\u00fchrt schon die einfachste Lichtwahrnehmung drei verh\u00e4ltnism\u00e4fsig selbst\u00e4ndige Prozesse mit sich, f\u00fcr welche die periphere Wirkung des Reizes nur die Veranlassung ist: den eigentlichen zentralen (prim\u00e4ren) Erregungsvorgang und die Prozesse des positiven und negativen Nachbildes. Die bekannten Erscheinungen des sog. Purkinjeschen Nachbildes fafst Verf. so auf, dafs die hierbei zu beobachtende Sukzession von verschiedenen Stadien positiver und negativer Nachbilder nur eine durch die Versuchsbedingungen zur Gleichzeitigkeit gebrachte Projektion jener drei Prozesse sei. Das PurkinjESche Bild (recurrent vision) ist nichts anderes als eine Kombination des positiven Helligkeitsnachbildes mit dem negativen farbigen Nachbild. Die \u201eabnorme Dunkelheit\u201c Bidwells ist das negative Helligkeitsnachbild.\nDiese Dinge denkt sich Verf. doch offenbar etwas zu einfach. Seine Beobachtungen, die in dieser Frage interessieren w\u00fcrden, leiden ebenso wie diejenigen \u00fcber das \u201eFlimmern\u201c an dem oben erw\u00e4hnten Mangel, dafs der bei ihnen vorhandene Adaptationszustand nicht bekannt ist und auch die Gr\u00f6fse des gereizten Netzhautbezirkes (f\u00fcr den Leser) nicht erkenntlich ist, was auf diesem Gebiete als unerl\u00e4fslich bezeichnet werden mufs.\nW. A. Nag-el (Berlin).\nM. W. Calkins. Theorien \u00fcber die Empfindungen farbiger und farbloser Lichter. Arch. f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., Suppl. 1902, S. 244.\nMiss Calkins h\u00e4lt es f\u00fcr w\u00fcnschenswert, dafs von \u201eunbefangener Seite\u201c von Zeit zu Zeit \u00fcber Gebiete, wie das der Farbentheorien, \u00dcberblicke zu geben. So gibt sie denn einen solchen \u00dcberblick; unbefangen ist die Verf. insofern, als sie sich nicht auf Grund eigener wissenschaftlicher Untersuchungen f\u00fcr die eine oder andere der bekannt gewordenen Theorien ent-\n15*","page":227}],"identifier":"lit33011","issued":"1903","language":"de","pages":"225-227","startpages":"225","title":"G\u00f6tz Martius: \u00dcber die Dauer der Lichtempfindungen. Beitr\u00e4ge zur Psychologie und Philosophie, hrsg. v. G. Martius, 1 (3), 275-367. 1902","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:59.514624+00:00"}