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{"created":"2022-01-31T16:25:40.053060+00:00","id":"lit33012","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 227-228","fulltext":[{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nhaltung eines bestimmten Adaptationszustandes unterlassen wird, obgleich das Versuchsverfahren keineswegs dazu zwingt. Es mufs betont werden, dafs die s\u00e4mtlichen Ergebnisse der MARTiusschen Arbeit aus diesem Grunde nur mit Vorbehalt verwertbar sind.\nDoch zur\u00fcck zu den vom Verf. formulierten Resultaten: Die Geschwindigkeit, mit welcher Reize verschiedener Intensit\u00e4t ihre Maximalwirkung erreichen, ist um so gr\u00f6fser, je st\u00e4rker der Reiz ist; die zur Maximalwirkung n\u00f6tige Zeit (\u201eMaximalzeit\u201c) w\u00e4chst aber langsamer als die Intensit\u00e4ten.\n\u201eDer einzelne Erregungsvorgang verl\u00e4uft zuerst schneller und dann langsamer und zwar um so mehr, je geringer die Intensit\u00e4t ist.\u201c\nDie Dauer der Empfindungen ist einerseits abh\u00e4ngig von den Reizungsdauern, andererseits von den Intensit\u00e4ten der Reize. Je l\u00e4nger die Dauer der Reize einerseits und je h\u00f6her die Intensit\u00e4t andererseits, um so k\u00fcrzer ist die Empfindungsdauer oder um so k\u00fcrzer ist das Weiterbestehen der Empfindung \u00fcber die Reizdauer hinaus, und zwar nimmt die Empfindungsdauer bei allen Intensit\u00e4ten mit der Reizdauer sehr schnell, dann immer langsamer ab. Bei der gr\u00f6fsten vom Verf. verwendeten (\u00fcbrigens immer noch recht m\u00e4fsigen) Lichtintensit\u00e4t bedurfte es einer Zeit von 0,012 Sek. zur Maximalwirkung ; nach einer Reizdauer von 0,1 Sek. erfolgte eine Verl\u00e4ngerung der Empfindungsdauer um nur 0,001 Sek.\nNach der Anschauung des Verf. f\u00fchrt schon die einfachste Lichtwahrnehmung drei verh\u00e4ltnism\u00e4fsig selbst\u00e4ndige Prozesse mit sich, f\u00fcr welche die periphere Wirkung des Reizes nur die Veranlassung ist: den eigentlichen zentralen (prim\u00e4ren) Erregungsvorgang und die Prozesse des positiven und negativen Nachbildes. Die bekannten Erscheinungen des sog. Purkinjeschen Nachbildes fafst Verf. so auf, dafs die hierbei zu beobachtende Sukzession von verschiedenen Stadien positiver und negativer Nachbilder nur eine durch die Versuchsbedingungen zur Gleichzeitigkeit gebrachte Projektion jener drei Prozesse sei. Das PurkinjESche Bild (recurrent vision) ist nichts anderes als eine Kombination des positiven Helligkeitsnachbildes mit dem negativen farbigen Nachbild. Die \u201eabnorme Dunkelheit\u201c Bidwells ist das negative Helligkeitsnachbild.\nDiese Dinge denkt sich Verf. doch offenbar etwas zu einfach. Seine Beobachtungen, die in dieser Frage interessieren w\u00fcrden, leiden ebenso wie diejenigen \u00fcber das \u201eFlimmern\u201c an dem oben erw\u00e4hnten Mangel, dafs der bei ihnen vorhandene Adaptationszustand nicht bekannt ist und auch die Gr\u00f6fse des gereizten Netzhautbezirkes (f\u00fcr den Leser) nicht erkenntlich ist, was auf diesem Gebiete als unerl\u00e4fslich bezeichnet werden mufs.\nW. A. Nag-el (Berlin).\nM. W. Calkins. Theorien \u00fcber die Empfindungen farbiger und farbloser Lichter. Arch. f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., Suppl. 1902, S. 244.\nMiss Calkins h\u00e4lt es f\u00fcr w\u00fcnschenswert, dafs von \u201eunbefangener Seite\u201c von Zeit zu Zeit \u00fcber Gebiete, wie das der Farbentheorien, \u00dcberblicke zu geben. So gibt sie denn einen solchen \u00dcberblick; unbefangen ist die Verf. insofern, als sie sich nicht auf Grund eigener wissenschaftlicher Untersuchungen f\u00fcr die eine oder andere der bekannt gewordenen Theorien ent-\n15*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nLiteraturberich t.\nscheidet; eine gewisse Befangenheit k\u00f6nnte man jedoch vielleicht darin finden, dafs Verf. der \u201epsychologischen Analyse\u201c der Farbenempfindungen ein solches Gewicht beimifst, dafs daneben die Bedeutung physikalischer und physiologischer Gebiete verschwindet. Die subjektiven Eindr\u00fccke der Verf. m\u00f6gen f\u00fcr sie selbst sehr \u00fcberzeugend sein, f\u00fcr andere, z. B. den Referenten, reicht aber die \u00dcberzeugungskraft doch nicht aus, um die Fundamente der Dreifarbentheorie zu ersch\u00fcttern.\nDie wesentlichsten Folgerungen der Verf. sind folgende: Es ist festzuhalten, dafs es, auf Grund der psychologischen Analyse der Farbenempfindungen, vier, nicht drei, Grundfarben gibt : rot, gr\u00fcn, gelb und blau. Die farblose Lichtempfindung hat nicht als Misch-, sondern als Grundempfindung zu gelten. \u201eErkennt man dies als richtig an, so sind alle bez\u00fcglichen S\u00e4tze der Dreifarbentheorien von der Young - HELMHOLTzschen an zu verwerfen.\u201c\nUnzweifelhaft kann farblose Lichtempfindung, auch ohne dafs man farbige Reize mischt, erzielt werden. \u201eDiese Tatsache macht die Lehre der Young-HELMHOLTzschen Theorie, welche \u201efarblos\u201c als Mischung auffafst, auch physiologisch zu nichte.\u201c\nEine Mischung von rotem und gr\u00fcnem Lichte erzeugt nicht farblose Lichtempfindung. \u201eDieses Faktum ist unvereinbar mit der HEuiNGSchen Theorie und allen ihren Modifikationen.\u201c\nDie anatomische Struktur und die Netzhautverteilung der St\u00e4bchen spricht daf\u00fcr, dafs diese Gebilde nur farblose Lichtempfindung auszul\u00f6sen verm\u00f6gen.\nDer Umstand, dafs St\u00e4bchen und Zapfen urspr\u00fcnglich v\u00f6llig gleiche Gebilde sind, und dafs die Zapfen sich erst im Laufe der Entwicklung herausdifferenzieren, spricht mit gr\u00f6fster Wahrscheinlichkeit daf\u00fcr, dafs ein chemischer Prozefs, welcher sich in St\u00e4bchen und Zapfen in derselben Weise abspielt, farblose Lichtempfindung erzeugt; er spricht ferner daf\u00fcr, dafs verschiedenen Phasen oder Stadien dieses chemischen Prozesses in den Zapfen die Ursache f\u00fcr die Farbenempfindung abgeben. Die letzteren Annahmen bilden die wesentlichen Merkmale der Theorie der molekularen Dissoziationen von Mrs. Ladd - Franklin ; eine Farbentheorie von dieser Art scheint der Verf. \u201eam besten mit den Beobachtungen und den Ergebnissen der physiologischen Forschung in Einklang zu stehen und die gr\u00f6fste biologische Wahrscheinlichkeit zu besitzen.\u201c\tW. A. Nagel (Berlin).\nE. Wehrli. \u00dcber hochgradig herabgesetzten Farbensinn. Mitteil. d. Thurgauer Naturf. Gesellschaft (15). 1903.\nVerf. hat einen interessanten Fall hochgradiger Farbenschw\u00e4che bei einem jungen Postbeamten sorgf\u00e4ltig nach verschiedenen Methoden untersucht (Wollprobe, Stillings und des Ref. pseudoisochromatische Farbentafeln, Kontrastversuche, Farbenkreisel). Das Farbensystem zeigt starke Ann\u00e4herung an die Merkmale der Rotblinden (Protanopen) und zugleich auch der Blaublinden (Tritanopen), bei weniger genauer Pr\u00fcfung h\u00e4tte er als Totalfarbenblinder erscheinen k\u00f6nnen. D\u00e4mmerungssehen, Dunkeladaptationsverm\u00f6gen (\u201eLichtsinn\u201c) ist normal, und die Kennzeichen des D\u00e4mmerungssehens (starke Unterwertigkeit des Rot) treten anscheinend","page":228}],"identifier":"lit33012","issued":"1903","language":"de","pages":"227-228","startpages":"227","title":"M. W. Calkins: Theorien \u00fcber die Empfindungen farbiger und farbloser Lichter. Arch. f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., Suppl. 1902, S. 244","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:40.053066+00:00"}