Open Access
{"created":"2022-01-31T16:26:41.657481+00:00","id":"lit33021","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Platzhoff-Lejeune, Ed.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 236-237","fulltext":[{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"23.6\nLiteraturbericht.\nder f\u00fcr den wachen Zustand angenommenen physiologischen Vorg\u00e4nge geschlossen werden kann. Ref. weist daher den Vorwurf, dafs seine bez\u00fcglichen Traumuntersuchungen verfr\u00fcht seien, zur\u00fcck. Giessler (Erfurt).\nA. Forel u. H. Dufour. \u00dcber die Empfindlichkeit der Ameisen f\u00fcr Ultraviolett und R\u00f6ntgen sehe strahlen. Zoolog. Jahrb., Abt. f. Systematik etc., 17 (2), 335\u2014338. 1902.\nLubbock hat zuerst (1882) nachgewiesen, dafs die Ameisen f\u00fcr ultraviolette Strahlen empfindlich sind. Vitus Gr\u00e4ber hat dann im Biologischen Centralblatt 1883\u20141885 \u00e4hnliche Experimente mit anderen Tieren angestellt und dabei gefunden, dafs sie die ultravioletten Strahlen haupts\u00e4chlich mit der Haut perzipieren. Forel selbst zeigte 1886 (Recueil zool. suisse; auch Rivista di Science biol. 2 (9), 1900) mittels Anwendung von \u00c4skulin, welches das Ultraviolett v\u00f6llig absorbiert, und Firnissen der Augen, dafs die Ameisen das Ultraviolett, vor dem sie fliehen, mit den Augen wahrnehmen. F\u00fcr die hier vorliegende Untersuchung wurde das Spektrum benutzt. Die unter Beobachtung aller Vorsichtsmafsregeln ausgef\u00fchrten Versuche verliefen bei Lasius flavus resuitatlos, gelangen dagegen zweimal ganz gut bei Formica sanguinea mit Sklaven (F. fusca) und Puppen, so dafs nunmehr wohl an dem Sehen des Ultraviolett seitens der Ameisen nicht mehr zu zweifeln ist. Die Experimente mit R\u00f6ntgenstrahlen hatten ein durchaus negatives Ergebnis.\tSchaefer (Berlin).\nMarc Thury. Observations sur les moeurs de Phirondelle domestique (Hirundo Rustica Linn\u00e9). Archives de psychologie 2, fase. 1, (5), 1\u201419. 1902.\nWarum soll eine psychologische Zeitschrift nicht auch einmal mit der Schwalbenseele sich befassen, zumal wenn es in so liebensw\u00fcrdiger Weise geschieht, wie hier? Der greise Genfer Naturforscher begegnete eines Abends in seinem Schlafzimmer einer Schwalbe, behielt sie die Nacht, liefs sie am Morgen fliegen und traf sie am Abend wieder auf seinem Gesims, in Gesellschaft. Im n\u00e4chsten Jahre nisteten sich die Jungen ein und mit der Zeit war unser Vogelfreund gen\u00f6tigt, seinen Lieblingen drei Zimmer einzur\u00e4umen. Von den w\u00e4hrend langer Jahre angestellten Beobachtungen k\u00f6nnen hier nur die wichtigsten mitgeteilt werden.\nDie Schwalben kehren abends nach Sonnenuntergang heim und fliegen morgens zwischen 4 und 6 Uhr aus. Sie wecken den Schl\u00e4fer, der ihnen das Fenster zu \u00f6ffnen hat, mit leichtem Fl\u00fcgelschlag, begn\u00fcgen sich auch mit einer kleinen, ge\u00f6ffneten Scheibe und belehren die Jungen \u00fcber diesen Ausweg, w\u00e4hrend fremde Schwalben an die Scheiben stofsen. Vor dem Schlaf befinden sie sich in einem halbwachen Zustand, in dem sie, falls man sie scheucht, sich h\u00f6chst ungeschickt benehmen. Die Schwalbe tr\u00e4umt und singt leise im Traum. \u2014 Der Nesterbau ist bekannt. Die Brutzeit dauert etwa 3 Wochen; die Zahl der Jungen schwankt zwischen vier und f\u00fcnf. Verwandte werden zur Besichtigung der Jungen eingeladen. M\u00e4nnchen und Weibchen sorgen f\u00fcr Nahrung und bedienen der Reihe nach die ge\u00f6ffneten M\u00e4uler. Das Nest ist von peinlicher Sauberkeit. Die Jungen werden gelehrt, die Exkremente aufserhalb des Nestes an dessen Rand","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n237\nsie sich setzen und umkehren, fallen zu lassen, und die Alten tragen sie aus dem Fenster. Die Schwalbennester sind stark von Parasiten heimgesucht und werden, wenn die Reinigung unm\u00f6glich ist, verlassen und zerst\u00f6rt. Aus dem gleichen Grunde wird das Gefieder t\u00e4glich eine Stunde lang geputzt. \u2014 Die Jungen bleiben bei den Alten bis zur n\u00e4chsten Brut, die oft schnell, manchmal viel sp\u00e4ter erfolgt. \u00c4ltere Junge, fremde Schwalben etc. werden von beiden Schwalben, \u201eKebsweiber\u201c nur von der beleidigten Gattin vertrieben. Ende September beginnen die Flug\u00fcbungen \u2014 Einzelexerzieren und Bataillonsexerzieren \u2014 von den Telegraphendr\u00e4hten aus. Zu schwache und sp\u00e4t geborene Junge werden get\u00f6tet. Im April kehren sie wieder, meist das M\u00e4nnchen zuerst zur Wiederherstellung oder zum Neubau des Nestes.\nDie Schwalbe unterscheidet zwischen fremden und bekannten Personen im Zimmer, l\u00e4fst sich aber nicht fangen und wird im eigentlichen Sinne nie zutraulich.\nEine Erg\u00e4nzung dieser Beoachtungen, wom\u00f6glich unter anderen Umst\u00e4nden und in anderen Gegenden, w\u00e4re jedenfalls von Interesse. Dafs sie an den grolsen Z\u00fcgen der von Thury so sorgf\u00e4ltig angestellten und liebevoll ausf\u00fchrlich mitgeteilten Beobachtungen nichts \u00e4ndern wird, ist wohl anzunehmen.\tEd. Platzhoff - Lejeune [Tour-de-Peilz (Schweiz)].\nTscherning. Optique physiologique. Paris, G. Carr\u00e9 et C. Naud, 1898. 335 S.\nJedem, der sich mit physiologischer Optik besch\u00e4ftigt, mufs es auffallen, dais im Vergleich zu der fast un\u00fcbersehbaren beinahe allj\u00e4hrlich in wachsender Procession steigenden Anzahl von Einzelschritten und Abhandlungen (\u2014 bis jetzt mehr als 10 000 \u2014) es nur sehr wenig zusammenfassende Lehr- und Handb\u00fccher dieses Gebietes giebt. Wenn wir von einem solchen Lehr- und Handbuche mit Recht verlangen, dafs es von einem Verfasser nach einheitlichem Gesichtspunkte geschrieben ist, so besitzt die physiologische Optik nur zwei derartige Darstellungen: die erste Auflage des HELMHOLTz\u2019schen \u201eHandbuchs\u201c (1856\u20141867) und dann die \u201eGrundz\u00fcge der Physiologischen Optik\u201c welche H. Aubert (1874) f\u00fcr das Graefe - S\u00c4Miscn\u2019sche Sammelwerk geschrieben hat. Das kleine \u201eCompendium\u201c von Kaiser (1872) kommt aus mehreren Gr\u00fcnden hier nicht in Betracht, ebensowenig aber auch die (1885\u201495) erschienene 2. Auflage des HELMHOLTz\u2019schen Handbuches, die anf\u00e4nglich nichts weiter sein sollte, als ein nur in den wesentlichsten Punkten berichtigten und erg\u00e4nzten Abdruck der 1. Auflage, im Laufe ihres Erscheinens aber dieses Programm durchaus nicht festhielt. Der Grund f\u00fcr die seltsame Erscheinung, dafs in unserer doch wahrlich nicht arbeits- und schreibfaulen Zeit, ein Vierteljahrhundert ohne das Erscheinen eines gr\u00f6fsern Lehrbuches f\u00fcr ein so emsig bearbeitetes Wissenschaftsgebiet vergehen konnte, liegt ohne Zweifel in der ungemein grofsen Vielseitigkeit, die der Autor eines solchen Buches besitzen mufs. Nicht nur Anatomie und Physiologie mufs er beherrschen, nicht nur in weiten Gebieten der Mathematik und Physik bewandert sein, sondern er mufs zu gleicher Zeit und nicht zum Wenigsten auch Psychologe","page":237}],"identifier":"lit33021","issued":"1903","language":"de","pages":"236-237","startpages":"236","title":"Marc Thury: Observations sur les moeurs de l'hirondelle domestique (Hirundo Rustica Linn\u00e9). Archives de psychologie 2, fasc. 1, (5), 1-19. 1902","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:41.657487+00:00"}