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{"created":"2022-01-31T16:25:18.183409+00:00","id":"lit33024","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 307-308","fulltext":[{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\nT. Whittaker. A Compendious Classification of the Sciences. Mind, N. S. 12 (45), 21\u201434. 1903.\nIn seinem Schema der positiven Wissenschaften ordnet Combe die einzelnen Zweige derart, dafs auf die Mathematik die Astronomie folgt, dann die Physik, die Chemie, die Biologie, die Soziologie und endlich die Moral. Wh. schl\u00e4gt nun eine abweichende und zugleich erg\u00e4nzende Einteilung vor. Der Mathematik schickt er voraus die formale und materiale Logik. An die Psychologie des Menschen, die ihrerseits sich an die Soziologie schliefst, reiht er die Metaphysik als Erkenntnistheorie und Ontologie. Diese bildet ihm den \u00dcbergang zur Logik, so dafs Wh. einen Kreis gewinnt, w\u00e4hrend bei Combe die Leihe eine Gerade bildet. Dem genaueren Nachweis f\u00fcr die Berechtigung dieser Anordnung dient der Rest der Arbeit.\tM. Oeener (Ingolstadt).\nToulouse, Vaschide and Pieron. Classification of Psychical Phenomena for Experimental Research. Mind, N. S. 11 (44), 535\u2014546. 1902.\nVerff. betrachten es als eine Hauptaufgabe der Psychologie, festzustellen, worin das Charakteristische eines psychischen Ph\u00e4nomens liege. Als wesentliche Eigenschaften eines Bewufstseinszustandes erkennen sie\ndie Intensit\u00e4t (schwach \u2014 stark), die Affektivit\u00e4t (Lust---Unlustton), die\nObjektivation (als Tendenz, sich in Handlung umzusetzen, bei Bewegungsvorstellungen, bei sensorischen Vorstellungen als Gewifsheit, und zwar positiv gegen\u00fcber Lustbetonung, negativ gegen\u00fcber Schmerzbetonung), endlich die Affinit\u00e4t (als Streben nach Assoziation).\nDie Sinnesempfindung ist kein Letztes, sondern eine Synthesis von unterbewufsten Empfindungen. Die Sinnesempfindungen zerfallen in innere und \u00e4ufsere, f\u00fcr welche ein spezifisches Organ besteht; das Mittelglied zwischen beiden bilden die Tastempfindungen. Leben diese Sinnesempfindungen sp\u00e4ter wieder auf, so haben wir Erinnerungen ; die sich dabei abspielenden Vorg\u00e4nge bilden das Ged\u00e4chtnis. Sinnesempfindungen haben das Streben sich zusammenzuschliefsen und so entsteht die Perzeption eines Objektes (im Wahrnehmungsbild). Ihrer mehrere von verschiedenen Objekten vereinigen sich gleichfalls und es bildet sich ein Begriff (Konzeption, Idee). Eine bestimmte Synthese solcher Begriffe ist das Urteil. In der Synthesis mehrerer Urteile besteht die Vernunft (reason). Alle diese Ge-\n20*","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nLiteraturberichU\nbilde sind entstanden verm\u00f6ge der Affinit\u00e4t. Sie ist es, die auch jene besondere Form der Synthese begr\u00fcndet, welche wir als Pers\u00f6nlichkeit bezeichnen.\nEine Form der Intensit\u00e4t ist die Aufmerksamkeit, welche man geradezu als die pers\u00f6nliche Intensit\u00e4t eines Bewufstseinszustandes bezeichnen kann.\nPie Affektivit\u00e4t, von der \u00fcbrigens die Affinit\u00e4t ebenso bedingt ist wie von der Intensit\u00e4t, ist die qualitative Charakteristik eines Bewufstseinszustandes.\nBesondere Formen der Objektivation sind die Affirmation (Bejahung) und weiterhin unter der Einwirkung besonders der Affektivit\u00e4t Glauben, Gewifsheit, Verlangen und Wollen.\tM. Offner (Ingolstadt).\nJ. Babinski. Sur le role du cervelet dans les actes volitionnels n\u00e9cessitant une succession rapide de mouvements (Diadococin\u00e9sie). Revue neurologique 10 (21). 15. Nov. 1902.\nZur Erleichterung bei den Schwierigkeiten, die die Diagnose der Kleinhirnerkrankungen mit sich bringt, scheinen die Ausf\u00fchrungen des Verf. sehr willkommen zu sein. \u2014 Babinski hat schon fr\u00fcher darauf aufmerksam gemacht, dafs Leute mit L\u00e4sionen des Kleinhirnes eine merkw\u00fcrdige Sicherheit und Beherrschung ihrer Extremit\u00e4ten zeigen, wenn sie dieselben in der Ruhelage ausstrecken sollen, dagegen sofort grofse Unsicherheit offenbaren, wenn sie dieselben sukzessiven Bewegungen auszusetzen haben. So streckt ein Kleinhirnkranker auf dem R\u00fccken liegend seine Beine weit l\u00e4ngere Zeit und ohne jedes Zittern und Muskelzucken aus, im Gegensatz zum Gesunden, der fr\u00fcher erm\u00fcdet und bei dem sich bald kleine Oszillationen und Zuckungen auf verschiedenen Muskelgebieten namentlich des Oberschenkels, zeigen. Es tritt also in F\u00e4llen von Erkrankung des Kleinhirnes eine Erh\u00f6hung der Sicherheit im statischen Gleichgewicht ein und eine Verminderung derselben im kinetischen.\nLetztere Tatsache illustriert Verf. durch eine zweite Beobachtung. L\u00e4fst man Leute, die nachweislich kleinhirnkrank sind, mehrere Bewegungen schnell nacheinander ausf\u00fchren, so werden dieselben 2\u20143 langsamer zu Ende gef\u00fchrt als von einem normalen Individuum, obwohl jede Bewegung f\u00fcr sich eben so schnell wie vom normalen ausge\u00fcbt werden kann. Gut l\u00e4fst sich die Verlangsamung in der Sukzession der Bewegungen bei der Ausf\u00fchrung von Pronation und Supination veranschaulichen. Besonders eklatant war der Fall eines M\u00e4dchens, das nur an einer einseitigen Kleinhirnst\u00f6rung erkrankt war. Die Erscheinung erkl\u00e4rt sich Verf. so, dafs im Kleinhirn ein Organ zu suchen ist, in dem die notwendigen motorischen Gegenimpulse erteilt werden, oder jene Hemmungen, die eine einmal begonnene Bewegung zur richtigen Zeit aufhalten, um den ungest\u00f6rten Ablauf einer zweiten Bewegung zu erm\u00f6glichen. Es kann jede einzelne Bewegungskomponente eines komplexen Bewegungsaktes geordnet vor sich gehen und trotzdem durch St\u00f6rung der Verbindung der exzitomotorischen Erregung mit dem Hemmungsakte eine deutliche Sch\u00e4digung eintreten. \u2014 Alle willk\u00fcrlichen Bewegungen setzen als Bewegungssukzessionen den un-","page":308}],"identifier":"lit33024","issued":"1903","language":"de","pages":"307-308","startpages":"307","title":"Toulouse, Vaschide and Pieron: Classification of Psychical Phenomena for Experimental Research. Mind, N. S. 11 (44), 535-546. 1902","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:18.183414+00:00"}