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{"created":"2022-01-31T16:25:40.510915+00:00","id":"lit33034","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner, M.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 316-317","fulltext":[{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nLiteraturbericht.\nder, dais die K\u00e4ltenerven oberfl\u00e4chlicher als die W\u00e4rmenerven endigen.\u201c Verf. nimmt aufserdem an, dafs die K\u00e4ltenervenenden nach der Vorerw\u00e4rmung f\u00fcr W\u00e4rmereize reizbarer geworden sind.\nWas nun die Ursachen der Entstehung einer \u00fcberwiegenden Schmerzempfindung bei einer gewissen W\u00e4rmereizung betrifft, so werden diese in einer oberfl\u00e4chlicheren Lage der schmerz-perzipierenden Elemente vermutet, die zur Hervorbringung der Erscheinung notwendigen hochgradigen aber d\u00fcnnen Reizlamellen sind eben ganz besonders geeignet, die oberfl\u00e4chlichsten Schichten der Haut besonders kr\u00e4ftig zu reizen. Die fernerhin notwendige Abk\u00fchlung der Haut soll die Reizbarkeit der W\u00e4rme- und K\u00e4lteapparate so herabsetzen, dafs von ihnen bei dieser Art oberfl\u00e4chlicher Reizung h\u00f6chstens die W\u00e4rmeapparate als die empfindlicheren ansprechen.\nNach des Verf. Annahme liegen demnach die Schmerznervenenden am oberfl\u00e4chlichsten und sind f\u00fcr W\u00e4rmereize am wenigsten reizbar, es folgen dann die K\u00e4lteapparate als reizbarer f\u00fcr W\u00e4rme, aber tiefer gelegen und schliefslich die W\u00e4rmeapparate, die am tiefsten angeordnet, f\u00fcr W\u00e4rme aber am reizbarsten sind.\nVerf. verwertet nun seine Annahme f\u00fcr die Erkl\u00e4rung der verschiedenen Apperzeptionszeiten der hier in Frage kommenden Sinnesapparate.\nIn dem 2. Abschnitt der Arbeit erhebt Verf. die Frage: \u201eIst die W\u00e4rme ein ad\u00e4quates Reizmittel f\u00fcr die K\u00e4lteendorgane?\u201c\nBevor an die Beantwortung der Frage herangetreten wird, sucht Verf. den Beweis zu erbringen, dafs es sich in den Versuchen des 1. Abschnitts der Arbeit nicht um Reizung der mit den K\u00e4lteapparaten in Verbindung stehenden Nerven handelt, sondern um Reizung der K\u00e4lteapparate selbst. Das gehe schon daraus hervor, dafs bei W\u00e4rmereizen K\u00e4ltesensationen ohne Schmerzgef\u00fchl erhalten werden und Schmerzgef\u00fchl m\u00fcfste doch zun\u00e4chst auftreten, da die Schmerznerven am oberfl\u00e4chlichsten liegen. Aufserdem hat Verf. in einer fr\u00fcheren Arbeit nachgewiesen, dafs der Schmerz schon durch so geringe W\u00e4rme hervorgerufen wird, dafs es sich hier unm\u00f6glich um Nervenreizung handeln kann. Es mufs daher die W\u00e4rme auf die K\u00e4lteapparate selbst wirken und zwar liegt nach des Verf. Versuchen die untere Grenze f\u00fcr das Auftreten der isolierten K\u00e4lteempfindung auf W\u00e4rmereiz, nach Abk\u00fchlung der Haut bei 35\u00b0, eine obere Grenze existiert nicht, es k\u00f6nnen auch die h\u00f6chsten Temperaturen, soweit sie anwendbar sind, die Erscheinung deutlich hervorrufen.\nDafs W\u00e4rme also die K\u00e4lteapparate reizt, ist Verf. nicht mehr zweifelhaft, ob es sich aber dabei um einen ad\u00e4quaten Reiz handelt mit dem Nutzen, durch die gleichzeitig auftretende K\u00e4lteempfindung den Grad der W\u00e4rmeempfindung besser zum Bewufstsein zu bringen, diese Frage l\u00e4fst Verf. zun\u00e4chst noch offen.\tK. B\u00fcrker (T\u00fcbingen).\nH. R. Marshall. The Unity of Process in Consciousness. Mind, N. S. 11 (44),\n.\t470\u2014502. 1902.\nVerf. setzt sich zur Aufgabe, die Ergebnisse vorzuf\u00fchren, zu denen man gelangt, wenn man bei Betrachtung des Verh\u00e4ltnisses zwischen Leib und","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n317\nSeele konsequent den Standpunkt des die physische Seite betrachtenden Biologen inneh\u00e4lt und dann den Standpunkt des ausschliefslich das Psychische betrachtenden Psychologen. Das Endresultat ist, dafs man keine nerv\u00f6se T\u00e4tigkeit im K\u00f6rper annehmen kann ohne auch eine gleichzeitige psychische Erscheinung anzunehmen. Diese nie fehlenden parallel-laufenden psychischen Vorg\u00e4nge k\u00f6nnen unter bestimmten Umst\u00e4nden das werden, was wir Bewufstsein nennen, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen unbewufst bleiben und als Reflexe sich entladen. Damit ist ein durchg\u00e4ngiger Zusammenhang der physischen wie der psychischen Reihe der Erscheinungen gegeben. Von diesem Standpunkt aus gewinnt Verf. das Verst\u00e4ndnis der Reflex- und Instinkthandlungen und f\u00fcr das vernunftgem\u00e4fse Handeln, deren Wesen er kurz bespricht.\tM. Offnee (Ingolstadt).\nW. G. Smith. Antagonistic Reactions. Mind, N. S. 12 (45), 47\u201458. 1903.\nBei Reaktionsversuchen hat sich gezeigt, dafs manche Personen bei H\u00f6ren des Signales unbewufst anfangs eine der geforderten Bewegung entgegengesetzte ausf\u00fchren und erst dann die richtige. Diese Reaktion nennt S. antagonistische. Unter 33 Versuchspersonen fand er sie bei 5 als regel-m\u00e4fsige, bei 5 als gelegentliche Erscheinung. Mit Alter, Geschlecht, Temperament lassen sich keine Beziehungen erkennen. Zwei Tabellen geben Genaueres \u00fcber die Reaktionsversuche auf Lautsignale, die mit sechs dieser Versuchspersonen angestellt wurden. Als mittlere Reaktionszeit fand Sm. 4\u20145 Hundertstel-Sekunden. Diese antagonistische Reaktion wird man bei k\u00fcnftigen Reaktionsversuchen wohl im Auge behalten m\u00fcssen. Am Schl\u00fcsse versucht Verf. diese Erscheinung mit den feststehenden Ergebnissen der Physiologie in Einklang zu bringen wie mit jenen der Psychologie, ohne sich aber f\u00fcr eine der Erkl\u00e4rungsweisen zu entscheiden.\nM. Offnee (Ingolstadt).\nM. H\u00fcttnee. Zur Psychologie des Zeitbewufstseins bei kontinuierlichen Lichtreizen. Beitr\u00e4ge zur Psychologie und Philosophie, herausgeg. v. G. Maetius, 1 (3), 367-410. 1902.\nVerf. fafst die Ergebnisse seiner Untersuchung in folgende S\u00e4tze zusammen :\n1.\tDie wirkliche Zeitsch\u00e4tzung lehnt sich \u00fcberall an bestimmte Empfindungstatsachen und Vorstellungen an. Eine Auffassung der Zeit als solcher gibt es ebensowenig als eine Sch\u00e4tzung derselben.\n2.\tEine gegebene Vorstellung von gewisser Dauer k\u00f6nnen wir nur innerhalb der Zeit von 0,5 bis 2 Sek. unmittelbar mit einer zweiten ihrer Dauer nach wirklich exakt vergleichen. In diesem Gebiete gelten die allgemeinen Gesetze des Vergleichens zweier Sinneseindr\u00fccke, so dafs die Zahlen der relativen Unterschiedsschwelle dem WEBEESchen Gesetze im allgemeinen entsprechen.\n3.\tBei k\u00fcrzeren und l\u00e4ngeren Zeiten treten verschiedene besondere Empfindungsverh\u00e4ltnisse ein, an welche das Zeiturteil sich anlehnt.\na) Bei kurzen Lichtreizen treten die Erscheinungen des An- und Abklingens so hervor, dafs das Zeiturteil sich auf diese im Verh\u00e4ltnis zu den Reizen viel l\u00e4ngeren Empfindungsvorg\u00e4nge bezieht und durch deren Unbestimmtheit ung\u00fcnstig beeinflufst wird. Kurze, durch kein Intervall ge-","page":317}],"identifier":"lit33034","issued":"1903","language":"de","pages":"316-317","startpages":"316","title":"H. R. Marshall: The Unity of Process in Consciousness. Mind, N. S. 11 (44), 470-502. 1902","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:25:40.510921+00:00"}