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{"created":"2022-01-31T16:24:19.990214+00:00","id":"lit33046","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Piper, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 368-370","fulltext":[{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nLiteraturbericht.\nzwischen den Querdisparationen und Gesichtswinkeln aufstellt, dafs dabei aber die wirklichen Werte der gesehenen Entfernungen ganz in suspenso bleiben. Nimmt man an, dafs es gerade die gesehene Entfernung ist, die (neben dem Gesichtswinkel) den Gr\u00f6fseneindruck bestimmt, so wird man sagen d\u00fcrfen, dafs hierdurch der Aufstellung des Verf. zun\u00e4chst noch eine gewisse Unvollst\u00e4ndigkeit oder Undurchsichtigkeit anhaftet. Vielleicht ist aber an der von H. gefundenen Gesetzm\u00e4fsigkeit gerade das beachtenswert, dafs zwischen jenen beiden physiologischen Momenten (Zunahme des Gesichtswinkels und der Quer disparation) eine einfache Beziehung stattfindet, trotz der viel verwickelteren Art, in der der Wert der gesehenen Entfernung sich bestimmt.\tv. Keies (Freiburg i. B.).\nFeank Allen. Persistence of Vision in Color-Blind Subjects. Physical Review 15 (4), 193\u2014225.\nIn fr\u00fcheren, an normalen Augen vorgenommenen Versuchen hatte Allen gefunden, dafs die Flimmerwerte verschiedenfarbiger Lichter sich in gesetzm\u00e4fsiger Weise mit der Wellenl\u00e4nge im Spektrum \u00e4ndern, so zwTar, dafs die Lichter der beiden Enden des Spektrums erheblich geringerer Beizzahl pro Sekunde bed\u00fcrfen, um eine kontinuierliche Lichtempfindung zu erzeugen, als die des mittleren Spektralabschnittes. Wird die Zeiteinheit (Sekunde) durch die Zahl der Lichtreize dividiert, wrelche gerade n\u00f6tig ist, um den Eindruck einer ununterbrochenen Netzhautbelichtung hervorzurufen, so erh\u00e4lt man den Flimmerwert des betreffenden Lichtes, und tr\u00e4gt man diese f\u00fcr die einzelnen verschiedenfarbigen Lichter erhaltenen Werte als Funktion der Wellenl\u00e4nge in ein System rechtwinkliger Koordinaten ein, so ergibt sich eine glatte Kurve, welche f\u00fcr das normale Auge bis 560 uy, f\u00e4llt und dann wieder ansteigt.\nDie gleichen Untersuchungen, an 26 farbenblinden Individuen wiederholt, ergaben sehr bemerkenswerte Abweichungen von diesem normalen Kurventypus. Allen unterscheidet nach den Flimmer Wertbestimmungen 6 verschiedene Typen unter den Farbenblinden: 1. solche mit abnorm grofsen Flimmerwerten am roten Spektralende, sonst aber normalem Kurvenverlauf. 2. Solche mit abnorm grofsen Werten im mittleren (gelbgr\u00fcn bis blaugr\u00fcn) Teile des Spektrums. 3. Kurven, welche durch zu grofse Flimmerwerte im Bot und dann noch einmal im Gr\u00fcn von der Norm abwTeichen (Kombination von Typus 1 und 2). 4. Eine Modifikation des vorigen: die Kurven fallen im ganzen Bot und Gr\u00fcn auseinander. 5. Abnorm grofse Flimmerwerte im Bot und Violett, Mitte normal. 6. Abnorm grofse Flimmerwerte im Gr\u00fcn und Violett, rotes Spektralende normal. 7. Die s\u00e4mtlichen Flimmerwerte sind gr\u00f6fser als die des normalen Auges; die Kurven laufen parallel, die des Farbenblinden liegt aber auf gr\u00f6fserer Ordinatenh\u00f6he als die des Normalen. Ein 8. Typus ist nicht beobachtet, wird aber theoretisch postuliert : die Flimmerwerte w\u00fcrden nur am violetten Ende des Spektrums von der Norm abweichen, im mittleren und roten Teil aber mit denen des normalen Auges \u00fcbereinstimmen.\nEine exakte Pr\u00fcfung der Farbenblinden auf Typendifferenzen ist nicht vorgenommen worden und die knappen Angaben \u00fcber die Besultate der HoLMGEENSchen Wollproben reichen nicht aus, um ein Urteil in diesem","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n369\nPunkte zu gestatten. Allen versucht nun, ohne die Bedeutung dieses Mangels zu verkennen, seine Ergebnisse zu sehr interessanten, aber auch sehr anfechtbaren theoretischen Schl\u00fcssen zu verwerten. Er argumentiert so: der Elimmerwert eines Lichtes h\u00e4ngt nur von dessen Intensit\u00e4t, nicht aber von der Qualit\u00e4t ab; je heller die Lichtreize, eine desto gr\u00f6fsere Zahl pro Sekunde ist n\u00f6tig, um eine kontinuierliche Lichtempfindung auszul\u00f6sen ; wenn die verschiedenwelligen Spektrallichter verschiedene Flimmer-werte haben, so liegt das nur daran, dafs sie verschieden hell sind, gelb, gelbgr\u00fcn und orange am hellsten (kleinste Flimmerwerte), rot, blau und violett dunkler (gr\u00f6fsere Flimmerwerte).\nDie Untersuchungen der Farbenblinden zeigen nun, dafs die Abweichungen von der Norm (abgesehen vom 7. Typus) stets an einer oder zwei von drei bestimmten Stellen des Spektrums zu finden sind, im rot, gr\u00fcn und violett. Typus 1 zeigt im Rot, Typus 2 im Gr\u00fcn abnorm grofse Flimmerwerte (ein weiterer theoretisch postulierter, aber nicht von A. beobachteter Typus w\u00fcrde sie im Violett zeigen). Bei Typus 3 und 4 wreichen die Werte im Rot und Gr\u00fcn, bei Typus 5 im Rot und Violett und bei Typus 6 im Gr\u00fcn und Violett von der Norm ab.\nUnter Zugrundelegung der Young-HELMHOLTzschen Farbentheorie vermutet nun Allen, dafs diese Typen als Ausfallserscheinungen entweder einer oder zweier der drei farbenempfindlichen Sehsubstanzen aufzufassen sind. Mit der HERiNGschen Theorie, welche nur 2 Typen partieller Farbenblindheit je nach dem Ausfall der Rot, Gr\u00fcn- oder der Gelb-Blau-Substanz und die totale Farbenblindheit als m\u00f6glich erscheinen l\u00e4fst, findet Allen seine Befunde in absolutem Widerspruch.\nImmerhin aber kommt Allen auch unter Annahme der Young-\u00dcELMHOLTzschen Theorie, abgesehen von der Konstruktion einer so grofsen Zahl von Farbenblinden-Typen, auch noch in anderer Beziehung zu eigenartigen Schl\u00fcssen. Die Annahme, dafs die Flimmerwerte sich nur mit der Helligkeit des Lichtes, nicht mit der Farbe \u00e4ndern, f\u00fchrt A. zu dem Satz, dafs die Farbigkeit einer Empfindung sich stets als ein Plus \u00fcber eine Helligkeitsempfindung lagert und dafs, wenn der farbige Anteil in Wegfall kommt, wie es bei Partiell-Farbenblinden stellenweise der Fall ist, immer noch die unterliegende Weifs- oder Helligkeitsempfindung \u00fcbrig bleibe. Dafs die nicht ausgefallenen farbigen Sehsubstanzen ihre Wirksamkeit auch auf das Spektralgebiet der ausgefallenen Komponente erstrecken k\u00f6nnen und nach den Untersuchungen K\u00f6nigs u. a. auch wohl erstrecken, wird von A. nicht ber\u00fccksichtigt. Die wichtigste St\u00fctze f\u00fcr seine hypothetische Weifsbasis findet A. vor allem in seinen Beobachtungen an einem Total-Farbenblinden (Typus 7). Dieser zeigte einige der charakteristischen sekund\u00e4ren Merkmale der fraglichen Abnormit\u00e4t: Lichtscheu, mangelhafte Sehsch\u00e4rfe, leichte Erm\u00fcdbarkeit der Netzhaut; nicht aber fand sich die sonst typische Verlagerung des Helligkeitsmaximum nach dem brechbaren Spektralende, jene theoretisch so wichtige Erscheinung, in welcher die Total-Farbenblinden sich verhalten wie die Normalsichtigen im D\u00e4mmerungssehen. Die Bestimmung der Flimmerwerte ergab, dafs dieselben im ganzen Spektrum gr\u00f6fsere Werte hatten, als die des Normalen. In-Zeitschrift f\u00fcr Psychologie 33.\t24","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nLiteraturbericht.\nteressanterweise liefs sich vom Normalen eine fast identische Kurve gewinnen, wenn das Auge vor den Messungen stark erm\u00fcdet war. Aber auch diese Argumente f\u00fcr die Existenz einer den Farbenempfindungen zugrunde liegenden weifsen Helligkeitsempfindung verlieren ihre Beweiskraft im Hinblick auf die wohlbegr\u00fcndete und durch zahlreiche Experimente bewiesene, wie es scheint aber von Allen nicht gen\u00fcgend gew\u00fcrdigte Theorie, welche die farblose Helligkeitsempfindung im D\u00e4mmerungssehen des Normalen und das Sehen des Total-Farbenblinden als eine Funktion des St\u00e4bchenapparates betrachtet und die Farbenempfindungen und die aus diesen gemischte, nicht aber dazu addierte Weifsempfindung beim Sehen im Hellen als Zapfenfunktion auffafst. Im Lichte dieser Theorie w\u00fcrden sich die Ergebnisse Allens in manchen Punkten wesentlich anders ausnehmen und vielfach zu anderer theoretischer Verwertung gelangen; vor allen Dingen aber w\u00e4re zu verlangen, dafs bei Flimmerwertmessungen ganz feste Bedingungen bez\u00fcglich des Adaptationszustandes des Auges eingehalten w\u00fcrden und dafs \u00fcber diesen Punkt bestimmte Angaben bei Beschreibung der Versuche angef\u00fcgt w\u00fcrden: denn nach den Untersuchungen Polimantis, welche Allen unbekannt zu sein scheinen, wechseln die Flimmerwerte nicht nur mit der Intensit\u00e4t des Reizlichtes, dem von Allen ber\u00fccksichtigten Faktor, sondern auch in typischer Weise mit der Adaptation des Auges. Bei dem Fehlen bez\u00fcglicher Angaben mufs der Wert der ALLENsehen Ergebnisse eine erhebliche Einschr\u00e4nkung erfahren. H. Pipeb (Berlin).\nH. J. Pearce, \u00fcber den Einflufs von Nebenreizen auf die Raumwahrnelmmng.\nDiss. W\u00fcrzburg 1903. 81 S. Auch : Arch. f. d. ges. Psychol. 1 (1), 31\u2014109. 1903.\nDas Hauptproblem der vorliegenden Arbeit l\u00e4fst sich allgemein dahin formulieren: Welchen Einflufs auf die normale r\u00e4umliche Auffassung eines gegebenen Hauptreizes oder einer durch eine Anzahl solcher Reize be-zeichneten Strecke haben andere gleichzeitig damit gegebene, gleichartige Reize, sogenannte Nebenreize? Die Methode zur Bestimmung dieses Einflusses ist die der Vergleichung: Zun\u00e4chst wird ohne Einwirkung von Nebenreizen die gegenseitige Lage zweier in bestimmter Entfernung voneinander sukzessiv applizierter Druckreize bzw. das Gr\u00f6fsenverh\u00e4ltnis zweier nacheinander gegebener Strecken von bestimmter Ausdehnung beurteilt. Dann erfolgt die Wiederholung des Versuchs unter Anwendung von gleichzeitig mit dem zweiten Eindruck einwirkenden Nebenreizen. Die Ver\u00e4nderung des Urteils ergibt den gesuchten Einflufs. Der Apparat, welcher zun\u00e4chst gebraucht wird, um die Reize zu geben, ist nach den Angaben von Prof. K\u00fclpe konstruiert und besteht aus zwei Zirkeln, so verbunden, dafs der eine um den anderen gedreht werden kann.\nDie wichtigsten Resultate der mit diesem Apparat ausgef\u00fchrten Versuchsreihen sind folgende: W\u00e4hrend an den ben\u00fctzten Hautstellen (der Volarseite des Unterarms) ohne Einwirkung von Nebenreizen eine Distanz zweier Druckreize von mindestens 1 cm mit Sicherheit richtig beurteilt wird, zeigt sich der Einflufs von Nebenreizen in einer derartigen F\u00e4lschung des Urteils, dafs namentlich in dem besonderen Fall, wo der Vergleichsreiz unter dem Normalreiz (d. h. nach dem Handgelenk zu), der Nebenreiz oberhalb des Normalreizes ein wirkt, noch bei einer Entfernung der Haupt-","page":370}],"identifier":"lit33046","issued":"1903","language":"de","pages":"368-370","startpages":"368","title":"Frank Allen: Persistence of Vision in Color-Blind Subjects. Physical Review 15 (4), 193-225","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:24:19.990219+00:00"}