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{"created":"2022-01-31T16:31:56.299241+00:00","id":"lit33049","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 382-383","fulltext":[{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nLiteraturbericht.\ngeltend gemacht, welche B. den Anschlufs an eine dieser Theorien bedenklich erscheinen lassen.\nDas Schlufskapitel bringt in K\u00fcrze einige Daten \u00fcber den assoziativen Zusammenhang zwischen visuellen Raumvorstellungen und solchen, welche auf sensible Erregungen und auf Wahrnehmung und Beurteilung von Bewegungen der H\u00e4nde, der Beine und des K\u00f6rpers etc. basiert sind. Von Interesse ist es da, dafs Blindgeborene die Geometrie lernen k\u00f6nnen, ohne eine visuelle Vorstellung von den planimetrischen Figuren zu besitzen und dafs andererseits Menschen, welche jegliches Muskelgef\u00fchl, \u00fcberhaupt die Sensibilit\u00e4t verloren haben, unter Kontrolle der Augen einigermafsen korrekte Bewegungen im Raume ausf\u00fchren k\u00f6nnen. Wie mannigfache Experimente lehren, sind Modifikationen im assoziativen Zusammenhang gewisser visueller Raumvorstellungen, z. B. der Richtungsempfindung und normalerweise daran gekn\u00fcpfter sensibler und Bewegungsvorstellungen ohne Schwierigkeiten zu bewirken.\nMan wird aus dieser \u00dcbersicht ersehen, dafs das Buch eine F\u00fclle neuer Experimente bringt und dafs der Verf. w\u00e4hrend er einerseits mit grofser Umsicht und Kritik die Ergebnisse fr\u00fcherer Forscher w\u00fcrdigt, auf der anderen Seite fast in jeder Frage sehr beachtenswerte originelle Ansichten vortr\u00e4gt. Da B. es verstanden hat, mit einer knappen und \u00fcbersichtlichen Darstellung die angenehme Eleganz des Stiles, welche die franz\u00f6sischen B\u00fccher fast typisch auszeichnet, zu verbinden, so kann das Buch zu eingehendem Studium nicht genug empfohlen werden. Jeder aber, der selbst auf dem Gebiete der visuellen Raumwahrnehmung zu arbeiten beabsichtigt, wird die experimentellen Ergebnisse B.s und seine theoretischen Folgerungen aufs genaueste zu ber\u00fccksichtigen haben.\tH. Piper (Berlin).\nR. MacDougall. The Subjective Horizon. Psychol. Rev., Mon. Sup. 4; Harvard Psych. Studies 1, 145\u2014166. 1903.\nDer Beobachter safs vor einem senkrechten Streifen schwarzen Holzes, 7 Fufs hoch und V2 Fufs breit und bewegte eine weifse Scheibe von 1 cm Durchmesser auf und ab, bis er sie genau in Augenh\u00f6he glaubte. In diesem Falle war eine Abweichung nach unten zu bemerken. Um die Wirkung des Gesichtsbildes des Zimmers auszuschliefsen, wurden die Versuche im Dunkelzimmer wiederholt, wo nichts als die weifse Scheibe sichtbar war. In diesem Falle waren gr\u00f6fsere Schwankungen des Urteils bemerkbar als im vorhergehenden Fall. Die konstante Abweichung nach unten war bedeutend gr\u00f6fser. Verf. weist darauf hin, dafs Signallichter auf hoher See gew\u00f6hnlich viel h\u00f6her erscheinen als sie in Wirklichkeit sind. In einer weiteren Versuchsreihe mufste der Beobachter im Dunkelzimmer zun\u00e4chst seine Augen horizontal einstellen, und dann an einer pl\u00f6tzlich erleuchteten Skala die H\u00f6he des subjektiven Horizonts ablesen. In diesem Falle wurde eine betr\u00e4chtliche Abweichung nach oben festgestellt. Verf. betont als einen wahrscheinlich wichtigen Faktor, dafs die Augenachsen unter diesen Umst\u00e4nden nahezu parallel gerichtet sind. Die stereoskopische Funktion der Augen scheint jedoch einflufslos zu sein, da die Ergebnisse dieselben waren, wenn nur ein Auge ge\u00f6ffnet war. Ferner wurde festgestellt, dafs ungew\u00f6hnliche Lagen des K\u00f6rpers das Urteil beeinflussen,","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n383\naber in sehr unregelm\u00e4fsiger Weise. Wenn die Augen vor dem Urteil einige Zeit nach oben oder unten gerichtet waren, so fand eine entsprechende Abweichung des subjektiven Horizonts statt. Wenn Gegenst\u00e4nde, die die Aufmerksamkeit auf sich zogen, sich oben oder unten vor den Augen befanden, so veranlafsten sie eine Abweichung des Horizonts in gleichem Sinne. Dies ist z. B. die Wirkung einer aufsteigenden oder, absteigenden Ebene vor dem Beobachter. Verf. erkl\u00e4rt hieraus die Tatsache, dafs man die H\u00f6he eines H\u00fcgels zu untersch\u00e4tzen pflegt, wenn man sich am Fufse des H\u00fcgels befindet. Max Meyer (Columbia, Missouri).\nHeine. Scheinbewegungen in Stereoskopbildern. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 2, 369\u2014372. 1902.\nBei den jetzt in den Handel gekommenen Stereographen (Rotgr\u00fcn-\u2022Stereogramme mit zugeh\u00f6riger Rotgr\u00fcn-Brille) machen die bei binokularer Betrachtung vorn erscheinenden Gegenst\u00e4nde bei seitlichen Kopfbewegungen eine gleichgerichtete Bewegung mit, wT\u00e4hrend der Hintergrund sich scheinbar in entgegengesetzter Richtung bewegt.\nH. erkl\u00e4rt das Auftreten dieser Scheinbewegungen dadurch, dafs wir k\u00f6rperlich zu sehen glauben, aber die bei k\u00f6rperlicher Wahrnehmung und Kopfbewegungen eintretenden parallaktischen Verschiebungen ruhender Gegenst\u00e4nde vermissen. Mit der Wahrnehmung der parallaktischen Verschiebung der Gegenst\u00e4nde bei seitlichen Bewegungen des Beobachters ist die Empfindung der Ruhelage jener verbunden; wenn die parallaktische Verschiebung unter scheinbar gleichen Bedingungen ausbleibt, verbindet sich mit den Bewegungen des Beobachters die Empfindung der Bewegung der beobachteten Gegenst\u00e4nde.\tG. Abelsdorff.\nR. MacDouuall. The Affective duality of Auditory Rhythm in its Relation to Objective Forms. Psychol. Rev. 10 (1), 15\u201436. 1903.\nDie Rhythmen in der Musik und in der Poesie unterscheiden sich -haupts\u00e4chlich durch die Empfindungselemente, in denen die Rhythmen ausgedr\u00fcckt sind. Dies erkl\u00e4rt die Tatsache, dafs die formalen Bedingungen des Rhythmus in der Musik streng beobachtet werden, nicht aber in der Poesie. (Richtiger w\u00e4re es wohl zu sagen: in der Musik strenger als in der Poesie.) Verf. unternimmt nun, die objektiven Bedingungen des Rhythmus, die die Ursache der \u00e4sthetischen Befriedigung sind, zu klassifizieren und zu beschreiben.\nDie Geschwindigkeit der Aufeinanderfolge ist ein wichtiger Faktor. Doch kann man nicht sagen, dafs ein Rhythmus um so wohlgef\u00e4lliger ist, je schneller die Aufeinanderfolge. Das Verh\u00e4ltnis ist komplizierter. Assoziierte Vorstellungen spielen jedoch hierbei keine erw\u00e4hnenswerte Rolle. Intensit\u00e4t ist ein weniger einflufsreicher Faktor. Doch ist ein Rhythmus in schwachen, unterdr\u00fcckten T\u00f6nen sehr verschieden von einem Rhythmus in starken T\u00f6nen. Die Gem\u00fctsstimmung ist sehr wuchtig, besonders r\u00fccksichtlich der Geschwindigkeit der Aufeinanderfolge der Empfindungselemente. Die Anzahl der Elemente in einer Gruppe macht sich in dieser Weise bemerkbar: je gr\u00f6fser die Anzahl, je heiterer ist der Eindruck; je kleiner die Anzahl, je ernster der Eindruck. Analyse der Struktur einer","page":383}],"identifier":"lit33049","issued":"1903","language":"de","pages":"382-383","startpages":"382","title":"R. MacDougall: The Subjective Horizon. Psychol. Rev., Mon. Sup. 4; Harvard Psych. Studies 1, 145-166. 1903","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:56.299247+00:00"}