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{"created":"2022-01-31T16:32:39.340069+00:00","id":"lit33056","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 386-387","fulltext":[{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nLiteraturb ericht.\nbeobachtung. Von vier Geschwistern, zwei weiblichen und zwei m\u00e4nnlichen, weisen Verf. und ihre Schwester, sowie die Tochter der letzteren das Ph\u00e4nomen auf. Es wurde von der Verf. schon in fr\u00fcher Kindheit vor dem Schulbesuche bemerkt. Die deutlichsten Farbenempfindungen treten beim H\u00f6ren von Vokalen und Diphthongen auf, A = Grau, E = Schnee-weifs, I = Rot, 0 = Braun, U = Schwarz. Diese Farbe wird nach dem spezifischen Charakter einzelner Laute abget\u00f6nt, so dafs o im englischen colonel z. B. stumpf erscheint und die vollt\u00f6nenden Vokale des Italienischen \u201edie \u00fcppigsten Farbenvorstellungen\u201c erwecken. Auch musikalische T\u00f6ne sind von Farbenempfindungen begleitet, z. B. das hohe Cis der Violine stellt sich als sch\u00f6n purpurrot, die T\u00f6ne der Fl\u00f6te als mattblau dar. Den Farben der T\u00f6ne, Ger\u00e4usche und Vokale ist gemeinsam, dafs sie mit abnehmender Intensit\u00e4t der Laute verblassen und niemals gr\u00fcn aus-sehen. Die Farben werden nicht nach aufsen projiziert, sondern \u201ein das Innere des Gehirns verlegt\u201c.\nAls eine noch unbewiesene aber haltbare Erkl\u00e4rung wird die bereits von anderen Autoren angenommene Verbindung zwischen optischen und akustischen Zentren zitiert und eine bei g\u00fcnstiger Gelegenheit vorzunehmende anatomische Untersuchung angeregt.\tG. Abelsdokff.\nC. H. Riebeb. Tactual Illusions. Psychol. Rev., Mon. Sup. 4; Harvard Psychol. Studies 1, 47\u201499. 1903.\nDie Versuche des Verf. beziehen sich auf Vergleichung einer leeren und einer ausgef\u00fcllten Strecke. Der benutzte Apparat enthielt eine Reihe senkrechter St\u00e4bchen, deren H\u00f6he so ge\u00e4ndert werden konnte, dafs sie alle gleichzeitig oder in beliebiger Aufeinanderfolge die Haut ber\u00fchrten. Ferner konnte das Gewicht jedes einzelnen St\u00e4bchens ver\u00e4ndert werden. Da der Ratur des Experiments nach die beiden Strecken verschiedenen Hautstellen dargeboten werden mufsten, so nahm Verf. nicht objektive Gleichheit der Strecken zum Mafsstab der Vergleichung, sondern subjektive Gleichheit: d. h. in die Versuche mit einer leeren und einer ausgef\u00fcliten Strecke wurden h\u00e4ufige Versuche mit zwei leeren Strecken eingestreut.\nDas erste Ergebnis war, dafs gr\u00f6fsere ausgef\u00fcllte Strecken \u00fcbersch\u00e4tzt werden, in \u00dcbereinstimmung mit der optischen T\u00e4uschung; dafs hingegen kleine ausgef\u00fcllte Strecken untersch\u00e4tzt werden. Verf. schlofs, dafs f\u00fcr diese Untersch\u00e4tzung ein besonderer Grund existieren m\u00fcsse, den er nun zu ermitteln suchte. Er \u00e4nderte das Gewicht der verschiedenen St\u00e4bchen und fand, dafs die Strecke untersch\u00e4tzt wurde, wenn der Druck in der Mitte gr\u00f6fser war als an den Enden ; dafs die Strecke \u00fcbersch\u00e4tzt wurde, wenn der Druck an den Endpunkten gr\u00f6fser war. Die objektiven Bedingungen sind im letzteren Falle eher vergleichbar mit den Bedingungen in der optischen T\u00e4uschung. Je deutlicher die Ber\u00fchrungspunkte innerhalb der Strecke als besondere Punkte wahrgenommen werden, um so betr\u00e4chtlicher ist die \u00dcbersch\u00e4tzung der Strecke. Wenn sie dagegen nicht deutlich als besondere Punkte wahrgenommen werden, so erfolgt Untersch\u00e4tzung. Gesichts Vorstellungen scheinen hierbei keine wesentliche Rolle zu spielen, da die T\u00e4uschung gr\u00f6fser war, wenn Gesichtsvorstellungen nach M\u00f6glichkeit ausgeschlossen wurden.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n387\nVerf. machte dann eine Reihe von Versuchen mit aktiver Ber\u00fchrung, w\u00e4hrend vorher passive Ber\u00fchrung stattgefunden hatte. D. h. der Beob? achter bewegte nun seinen Finger \u00fcber die zu vergleichenden Strecken. Das Ergebnis war hier umgekehrt: Kleine ausgef\u00fcllte Strecken wurden \u00fcbersch\u00e4tzt, grofse dagegen untersch\u00e4tzt. Yerf. erkl\u00e4rt sich dadurch, dafs nach einer Bewegung des Fingers \u00fcber einige Zentimeter die glatte Strecke, statt mit peripheren Empfindungen, mit zentral erregten organischen Vorstellungen ausgef\u00fcllt wird, und zwar mit einer gr\u00f6fseren Zahl als eine entsprechende rauhe Strecke. In Wirklichkeit ist daher, wenn der Finger sich \u00fcber gr\u00f6fsere Strecken bewegt, die glatte Strecke verh\u00e4ltnism\u00e4fsig als ausgef\u00fcllt, die rauhe als unausgef\u00fcllt zu betrachten. Verf. schliefst hieraus, dafs derartige Raumurteile nicht urspr\u00fcngliche Raumurteile sind, sondern auf Zeitsch\u00e4tzung beruhen und daher denselben T\u00e4uschungen unterliegen wie Zeitsch\u00e4tzungen. Max Meyer (Columbia, Missouri).\nA. Timmeemanns. L\u2019onomatop\u00e9e et la formation du langage. Bev. scient 19 (13), 395\u2014400. 1903.\nIm Anschl\u00fcsse an sein eigenes Buch \u201eEtymologie de mille et une expressions idiomatiques du langage fan\u00e7ais\u201c behandelt der Verf. in diesem kleinen Aufsatze das Problem, ob die Sprache yvoei oder d'taei (tpv%jj) entstanden sei. Dafs sich dar\u00fcber auf 5 Seiten nichts Ersch\u00f6pfendes und Neues sagen l\u00e4fst, ist ihm sicher selbst klar: allzu tief scheint er auch nicht in den Gegenstand eingedrungen zu sein. Die onomatopoetischen Benennungen sollen yvoec, alle anderen aber, da sie willk\u00fcrlich und stets unvollkommen sind, theoet gebildet sein: \u201ele principe de leur formation est \u25a0wvxfiy y\u00e7svi, parce que l\u2019\u00e2me, l\u2019intelligence ont trouv\u00e9 et approuv\u00e9 la propri\u00e9t\u00e9 de terme, quoiqu\u2019elle soit incompl\u00e8te. La langue existe yvxfj sur toute la ligne.\u201c Ganz witzig ist die Erkl\u00e4rung der Tatsache, dafs die beiden Kinder, die K\u00f6nig Psammetich ohne menschlichen Verkehr auf-ziehen liefs, dem ersten Menschen, den sie erblickten, \u00dfexos entgegen riefen : eine Ziege ern\u00e4hrte sie und ihr \u201eb\u00e4h\u201c (vgl. mit \u00dfex- unser \u201emek mek, meckern\u201c) war der einzige Laut, den die Kinder nachbilden konnten und in dem sich ihr ganzes Lebensinteresse zusammendr\u00e4ngte. Nur versteht es sich von selbst, dafs Herodot nicht eine wahre Geschichte, sondern eine geistreich erfundene Anekdote erz\u00e4hlt.\tHoffmann (Breslau).\nG\u00e9rard-Varet. La langage et la parole: Leurs facteurs sociologiques. Bev.\nphilos. 54 (10), 367\u2014390. 1902.\nInnerhalb eines Stammes war urspr\u00fcnglich keine Sprache n\u00f6tig, es gen\u00fcgten die Gesten, da dieselben Bed\u00fcrfnisse und Gewohnheiten bei allen Gliedern bestanden, und daher die gegenseitige Verst\u00e4ndigung ungemein leicht war. Erst die Begegnung eines Stammes mit einem anderen bildete den Stimulus f\u00fcr die Entstehung der Sprache. Eine Anzahl von \u00e4hnlichen Gesten wrerden wir bei beiden finden, mit denen \u00e4hnliche Objekte bezeichnet werden, aufserdem aber Gesten, welche ihnen neu sind, mit denen neue Objekte bezeichnet werden. Manche Gesten zur Bezeichnung derselben Objekte werden bei beiden verschieden sein. Dies bietet den ersten An-\n25*","page":387}],"identifier":"lit33056","issued":"1903","language":"de","pages":"386-387","startpages":"386","title":"C. H. Rieber: Tactual Illusions. Psychol. Rev., Mon. Sup. 4; Harvard Psychol. Studies 1, 47-99. 1903","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:39.340075+00:00"}