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{"created":"2022-01-31T16:12:27.208882+00:00","id":"lit33064","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 398-399","fulltext":[{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"398\nLiteraturbericht.\nArt, sie ver\u00e4ndern das Wesen der Pers\u00f6nlichkeit nicht, aber oft findet der Arzt schon tieferliegende Abnormit\u00e4ten, wo der Laie nur von Laune spricht. So k\u00f6nnen wir denn unter Laune im weitesten Sinne verstehen: \u201eGeringf\u00fcgige Anomalien psychischer Vorg\u00e4nge oder ebensolche Ausfallserscheinungen von unbetr\u00e4chtlicher Tragweite, deren psychologisches Verst\u00e4ndnis mit unserer Erfahrung nicht oder nicht vollst\u00e4ndig vereinbar ist.\u201c\nVerf. spricht sodann von der Laune als Stimmungshintergrund, d. h. einer eigent\u00fcmlichen Stimmung, einer bestimmten Gef\u00fchlsqualit\u00e4t, in der sich manche Personen \u00fcberwiegend befinden, in die sie zur\u00fcckkehren, sobald sie durch \u00e4ufsere Einfl\u00fcsse aus ihr entfernt werden.\nEine andere Form der Laune ist der rasche und h\u00e4ufige Stimmungswechsel, der sich h\u00e4ufig bei neuro- und psychopathisch veranlagten Individuen vorfindet.\nLen Schluls bilden Ratschl\u00e4ge zur Abhilfe der Laune, die ja in den meisten F\u00e4llen f\u00fcr die betreffende Person eine reiche Quelle von Unlust und Arger ist. Ganz zu verwerfen sind die oft empfohlenen Mittel, durch Ironie, Spott, Sarkasmus, bei Kindern durch Pr\u00fcgel die Laune zu beeinflussen. Man w\u00fcrde nur ein Unlustgef\u00fchl durch ein anderes verdr\u00e4ngen.\nAm meisten kann eine sachgem\u00e4fse Erziehung erreichen, die freilich die neuropathische Disposition, die wesentlichste Ursache der Laune, nicht beeinflussen kann.\nEs ist unm\u00f6glich, hier auf die F\u00fclle feiner Beobachtungen dieses Buches einzugehen, sie m\u00fcssen im Original nachgelesen werden.\nMoskiewicz (Breslau).\nJames Sully. Les th\u00e9ories du risible. Bev. philos. 5J (8), 113\u2014139. 1902.\nVerf. unterscheidet zwei Gruppen von Theorien \u00fcber das L\u00e4cherliche: Vach der ersten besteht die geheime Kraft des L\u00e4cherlichen in irgend etwas Unw\u00fcrdigem und Untergradigem, das wir am Objekt wahrnehmen. S. nennt diese Theorie die moralische. So bietet uns nach Aristoteles die Kom\u00f6die eine Nachahmung der Charaktere von inferiorem Typus : Das L\u00e4cherliche ist eine Unterabteilung des H\u00e4fslichen und besteht in irgend welcher Deformit\u00e4t, welche jedoch mit dem Schmerzhaften und Verderblichen nichts zu tun hat. Die Ansicht von Hobbes, dais noch das Gef\u00fchl der eigenen Superiorit\u00e4t hinzukommen m\u00fcsse, wird als auf viele F\u00e4lle nicht anwendbar verworfen. A. Bain f\u00fchrt das Lachen zur\u00fcck auf die Degradierung von irgend welcher Person oder von irgend welchem Interesse, welche f\u00fcr hoch gehalten werden unter Umst\u00e4nden, welche keine andere heftige Emotion erregen. Auch an dieser Theorie macht Verf. mannigfache Ausstellungen. \u2014 Der zweite Typus von Theorien \u00fcber das L\u00e4cherliche sucht den Grund daf\u00fcr in einem partiellen Effekt, welcher in unserem intellektuellen Mechanismus hervorgebracht wird, z. B. in der Negation dessen, was wir zu erwarten berechtigt waren. Der erste Repr\u00e4sentant dieser Theorie ist Kant. Nach Sully reizt jedoch z. B. das Bizarre, das beste Beispiel f\u00fcr die KANTsche Theorie, nicht deshalb zum Lachen, weil unsere Erwartung unterdr\u00fcckt wird, sondern als \u201eangenehme Neuigkeit\u201c. Er h\u00e4lt daher diese Theorie f\u00fcr ungen\u00fcgend. Nach Schopenhauer hat unser Lachen seinen Ursprung in einem Kontrast zwischen der","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n399\nPerzeption und Konzeption eines Objekts. Auch die Schopenhauers che Ansicht gen\u00fcgt nicht, weder f\u00fcr die von ihm angef\u00fchrten Beispiele, noch auch f\u00fcr andere Arten des Lachens. Vielmehr r\u00fchrt das Gef\u00fchl freudiger Genugtuung, welches wir beim Anblick von etwas Unschicklichem empfinden, zum gr\u00f6fsten Teile von dem Umstande her, dafs wfir das Dazwischenkommen von irgend einer Sache empfinden, welche mit der Situation nicht zusammenstimmt. Also auf den apperzeptiven Faktor kommt es an. \u2014 Beide Theorien sind miteinander kombiniert worden, z. B. durch Hazlitt, welcher das Komische als eine durch etwas Difformes oder Unschickliches get\u00e4uschte Erwartung auffafst (d. h. durch etwas dem Schicklichen und W\u00fcnschenswerten Entgegengesetztes). Hierher geh\u00f6ren auch die Definitionen von Spencer, Lipps und Fouill\u00e9e. Am leichtesten k\u00f6nnte man unter den verschiedenen Ansichten \u00fcber das L\u00e4cherliche dadurch \u00dcbereinstimmung erzielen, dafs man sagte, es sei immer eine Art von Fehler im Spiel, so dafs die l\u00e4cherlichen Dinge einem bestimmten Typus nicht entsprechen, z. B. demjenigen, welcher durch das Gesetz und die Gewohnheit bestimmt wird. Einige von den Dingen, welche unser Lachen erregen, stimmen mit dem Vergn\u00fcgen \u00fcberein, das ein Kind beim Anblick von etwas Neuem empfindet. Verf. f\u00fchrt drei Punkte der Aehn-lichkeit zwischen dem Lachen und der Freude an und gelangt zu dem Resultat, dafs bei beiden unsere sinnliche Disposition dieselbe ist. Aus diesem Grunde f\u00fchlt er sich berechtigt, die Freude als Fundamentalprinzip unserer Theorie des Lachens zu machen. Er sucht dies an einer Anzahl von Beispielen durchzuf\u00fchren, dafs immer die Freude den Hintergrund des Lachens bildet. \u2014\nDas L\u00e4cherliche geh\u00f6rt offenbar in das Gebiet des Komischen, also in die \u00c4sthetik. Hier hatte bekanntlich C. Groos durch Heranziehung des Begriffes der \u201einneren Nachahmung\u201c eine Ann\u00e4herung des \u00e4sthetischen Einf\u00fchlens an den Spieltrieb versucht. Indem nun Verf. eine Parallele zieht zwischen dem Lachen und dem Vergn\u00fcgen des Kindes \u00fcber neue Dinge, ber\u00fchrt er mit seiner Theorie die Idee von C. Groos.\nGiessler (Erfurt).\nH. Schwarz. Gefallen und Lust. Ein Beitrag zur Einteilung der seelischen Vorg\u00e4nge. Philos. Abhandl., B. Haym gewidmet, 407\u2014506. 1902.\nDen Gegenstand der Abhandlung bildet die Lehre vom Gefallen als einem von dem Lustgf\u00fchl zu unterscheidenden Willenselemente. Der Standpunkt des Verf.s ist aus seiner \u201ePsychologie des Willens\u201c (s. diese Zeitschrift, 27, S. 437) bereits bekannt. Inhaltlich weicht das hier Vorgetragene von der im Buche gegebenen Darstellung nur darin ab, dafs nicht mehr von allem Gefallen behauptet wird, dafs es Lust errege, sondern nur von dem satten oder sattwerdenden. \u201eUnsattes Gefallen erregt W\u00fcnschen, sattes Gefallen erregt Lust.\u201c Auf Grund der Unterscheidung von Gefallen und Lust wird ein Schema zur Einteilung der Gef\u00fchle gegeben und auf Grund der allgemeineren, ebenfalls aus der \u201ePsychologie des Willens\u201c bereits bekannten Unterscheidung von Akten und Zust\u00e4nden des Bewufstseins, ein solches zur Einteilung der seelischen Vorg\u00e4nge \u00fcberhaupt. Verf. ist bem\u00fcht, seine Lehre gewissermafsen als","page":399}],"identifier":"lit33064","issued":"1903","language":"de","pages":"398-399","startpages":"398","title":"James Sully: Les th\u00e9ories du risible. Rev. philos. 54 (8), 113-139. 1902","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:12:27.208888+00:00"}