Open Access
{"created":"2022-01-31T15:02:32.463758+00:00","id":"lit33067","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Meyer, Max","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 33: 462-463","fulltext":[{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nLiteraturbericht.\nJ. H. Bair. The Practice Curve. A Study ia the Formation of Habits. Psychol Review, Mon. Suppl. 5 (2), Nr. 19. 70 S. 1902.\ny erf. gibt eine kurze geschichtliche Darstellung des Problems. Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Gesetze der \u00dcbung sind zu finden in den Ged\u00e4chtnisuntersuchungen von Ebbinghaus und M\u00fcller und Schumann, in M\u00fcnsterbergs Untersuchung der Umlernung einfacher automatisch gewordener Handlungen, Bergstroms Arbeit \u00fcber Assoziationen, die nach einer etwas \u00e4hnlichen Methode angestellt sind wie die des Yerf., in der Untersuchung von Bryan und Harter \u00fcber die Aneignung der Telegraphensprache, etc. Die vom Verf. angewandte Methode bestand darin, dafs eine Eeihe von Eeizen dargeboten wurde, worauf in bestimmter Weise zu reagieren war, dafs dann die Eeihe ge\u00e4ndert wurde, dann die urspr\u00fcngliche Eeihe wieder aufgenommen wurde, und so fort. Eine Blickensderfer Schreibmaschine war so eingerichtet, dafs beim Niederdr\u00fccken der Tasten eine Eeihe von Farben oder Buchstaben hinter einem Schlitz sich vorbeibewegte, so dafs zu jeder Zeit eine einzige Farbe oder ein Buchstabe exponiert war. Auf die Tasten der Maschine waren Kappen aufgesetzt, die die entsprechenden Farben oder Buchstaben trugen. Die Aufgabe bestand darin, auf eine Eeihe von Eeizen, wie sie in dem Schlitz erschienen, schnell und korrekt durch Niederdr\u00fccken der entsprechenden Tasten zu antworten.\nEin wichtiges Ergebnis der Untersuchung ist, dafs die Ein\u00fcbung einer Eeihe nicht hindernd auf die Ein\u00fcbung einer neuen Eeihe einwirkt, wie es von Bergstrom behauptet worden war. In den Versuchen wurde eine Eeihe ebenso leicht erlernt, wenn eine andere Eeihe vorher gelernt war, als wenn dies nicht der Fall war. Wenn eine Eeihe von Eeaktionen nur ein einziges Mal oder wenige Male ge\u00fcbt worden ist, so wirkt dies allerdings hindernd auf die Erlernung einer neuen Eeihe ein. Wenn jedoch eine betr\u00e4chtliche Ein\u00fcbung der ersten Eeihe stattgefunden hat, so ist ein negativer Einflufs auf die Erlernung einer neuen Eeihe nicht festzustellen. Im Gegenteil macht fortgesetzte spezielle \u00dcbung das Individuum zur schnellen Erlernung verschiedener T\u00e4tigkeiten derselben Art f\u00e4higer. Die Ergebnisse Bergstroms erkl\u00e4rt Yerf. durch Hinweis auf die Tatsache, dafs wir neue T\u00e4tigkeiten einer gewissen Art nur ungern lernen, nachdem wir","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n463\neinmal andere T\u00e4tigkeiten derselben Art erlernt haben; die Vermehrung der Fehler ist daher verursacht durch Indisposition der Versuchsperson.\nVerf. weist hin auf die \u00dcbereinstimmung seiner Versuche mit den Erfahrungen des t\u00e4glichen Lebens, z. B. die Aneignung verschiedener Rollen durch einen Schauspieler, die Gew\u00f6hnung an g\u00e4nzlich verschiedene Sitten im Falle eines Reisenden, der oft mit verschiedenen Nationalit\u00e4ten zusammenkommt, etc. Schliefslich sucht er diese Tatsachen mit den Gesetzen der Funktion des Nervensystems in \u00dcbereinstimmung zu bringen, so weit dies gegenw\u00e4rtig m\u00f6glich ist.\nMax Meyer (Columbia, Missouri).\nM. Gallemaerts. Les centres corticaux de la vision apr\u00e8s r\u00e9nnel\u00e9ation ou l\u2019atrophie du globe oculaire. Bulletin de l\u2019acad. roy. de m\u00e9d. de Belgique, 1\u201449. Bruxelles 1902.\nVerf. hat in f\u00fcnf F\u00e4llen Gelegenheit gehabt, die Hirnrinde von Menschen nach der Enukleation oder der Atrophie eines Augapfels histologisch zu untersuchen. Die geringste Zeit, die zwischen dem Verlust des Auges und der Untersuchung des Gehirns verstrichen war, betrug allerdings 8 Jahre.\nNach einseitiger Enukleation war die Zahl der Rindenzellen in bestimmten Partien des Hinterhauptslappens (die gleich im einzelnen zu nennen sein werden) auf beiden Hirnseiten vermindert, was Verf. im Sinne der Annahme partieller Optikuskreuzung gegen v. Michel verwertet. Entsprechend der meist gr\u00f6fseren St\u00e4rke des gekreuzten Faserzuges ist die Sch\u00e4digung der gekreuzten Seite erheblicher.\nDie Untersuchungen des Verf. gestatten eine Einengung der zum Sehakt wahrscheinlich in Beziehung stehenden Rindenpartien. Lobus fusiformis und Gyrus angularis lassen sich auf diese Weise aus der \u201eSehsph\u00e4re\u201c ausschliefsen. Im Gyrus angularis waren nur in einem vereinzelten Fall Ver\u00e4nderungen nachweisbar.\nDie deutlichsten und konstanstesten Atrophieerscheinungen finden sich im Lobus lingualis und im Cuneus, und zwar besonders deutlich in der Nachbarschaft der Fissura calcarina. Da diese wie die RoLANDOsche und SYLViussche Furche eine prim\u00e4re Furche ist, sieht Verf. in seinem Befunde der Einengung der Sehsph\u00e4re um die Fissura calcarina eine Best\u00e4tigung des HENSCHExschen Satzes, dafs alle sensorischen Regionen der Hirnrinde in und an den prim\u00e4ren Furchen liegen, so wie die H\u00f6rsph\u00e4re um die F. Sylvii und die F\u00fchlsph\u00e4re um die Zentralfurche.\nUm den Einwand zu entkr\u00e4ften, dafs diese Lokalisation f\u00fcr eine so wichtige Funktion eine zu enge sei, weist Verf. darauf hin, dafs die an jenen Stellen mefsbare Oberfl\u00e4che immerhin 18 cm2 betr\u00e4gt, ungerechnet die feineren F\u00e4ltelungen ; die Retinafl\u00e4che mifst dagegen nur 750 mm2.\nDie Zellen, die bei den in Rede stehenden Entartungsvorg\u00e4ngen am meisten leiden, sind die der \u00e4ufseren Schicht benachbarten der oberfl\u00e4chlichen \u201emolekularen\u201c Schicht. Die kleinen Pyramidenzellen verschwinden in grofser Zahl, weniger die grofsen, noch weniger die mittleren Pyramidenzellen. Immer ist die Zahl der Zellen in der vierten (dritten Monakowsehen)","page":463}],"identifier":"lit33067","issued":"1903","language":"de","pages":"462-463","startpages":"462","title":"J. H. Bair: The Practice Curve. A Study in the Formation of Habits. Psychol. Review, Mon. Suppl. 5 (2), Nr. 19. 70 S. 1902","type":"Journal Article","volume":"33"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:02:32.463764+00:00"}