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A. Forel: Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen und einiger anderer Insecten; mit einem Anhang über die Eigenthümlichkeiten des Geruchsinnes bei jenen Thieren. München, Ernst Reinhardt, 1901. 57 S

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{"created":"2022-01-31T16:33:09.178547+00:00","id":"lit33089","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 56-57","fulltext":[{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nLiteraturbericht.\nA. Fokel. Die psychischen F\u00e4higkeiten der Ameisen und einiger anderer In--secten ; mit einem Anhang \u00fcber die Eigenth\u00fcmlichkeiten des Geruchssinnes bei jenen Thieren. M\u00fcnchen, Ernst Reinhardt, 1901. 57 S. Mk. 1,50.\nBekanntlich sind in letzter Zeit von verschiedenen Seiten, besonders von Bethe und Uexk\u00fcll, psychische F\u00e4higkeiten der wirbellosen Thiere geleugnet worden ; diese Autoren glaubten, eine mechanische Gesetzm\u00e4fsig-keit der Handlungen bei den wirbellosen Thieren beweisen zu k\u00f6nnen, welche sie daher als Reflexmaschinen ansprechen, und sie sind der Ansicht, dafs man erst bei Wirbelthieren von einer Seele sprechen k\u00f6nne.\nDer durch seine vielfachen und interessanten Beobachtungen und Forschungen an Ameisen bekannte Fokel war sicherlich der Berufene, die Stichhaltigkeit der von jenen Autoren vorgebrachten Gegengr\u00fcnde zu\npr\u00fcfen, und in vorliegender Arbeit setzt er sich mit seinen Gegnern auseinander.\nFolgendes m\u00f6ge von der lesenswerthen Arbeit hier hervorgehoben werden. Die Insecten haben nachweislich Gesichts-, Geruchs-, Geschmacksund Tastsinn. Es ist zweifelhaft, ob sie einen Geh\u00f6rsinn haben; es ist m\u00f6glich, dafs ein auf feine Ersch\u00fctterungen abgestimmter Tastsinn ihn vort\u00e4uscht. Einen sechsten Sinn gelingt es nirgendwo nachzuweisen. Ameisen sehen das Ultraviolette mit ihren Augen. Sie k\u00f6nnen mittels des Geruchssinnes nicht nur bei directem Contact die chemischen Eigenschaften eines K\u00f6rpers erkennen, sondern auch den Raum und die Form seiner Objecte sowie auch die Form der eigenen Spur erkennen und unterscheiden ; Verf. spricht daher geradezu von einem topochemischen Geruchssinn. (Insecten verm\u00f6gen Sinneseindr\u00fccke in ihrem Gehirn aufzuspeichern und sp\u00e4ter zu verwerthen.) Vor Allem speichern sie Gesichts- und topo-chemische Geruchsbilder auf und combiniren sie zu Wahrnehmungen; sie associiren Wahrnehmungen verschiedener Sinne, um Raumbilder zu gewinnen. Durch mehrfache Wiederholung einer Th\u00e4tigkeit bilden sich bei ihnen Gewohnheiten aus.\nDiese verschiedenen psychischen Th\u00e4tigkeiten folgen den gleichen Grundgesetzen wie bei uns. Interessant sind die Experimente, die die F\u00e4higkeit zu instinctiven Analogieschl\u00fcssen aus individuellen Erfahrungen darthun. Daneben giebt es auch dumme Insecten, die unf\u00e4hig sind zu lernen und zu behalten. Auch eine entsprechend einfachere Form des Willens d. h. der Durchf\u00fchrung individueller, modificirbarer Entschl\u00fcsse giebt es, wobei gerade die Nachahmung eine grofse Rolle spielt, sowie auch verschiedene Arten von Lust- und Unlustaffecten. Auffallend ist, wie einseitig und stark bei den Handlungen der Insecten die Th\u00e4tigkeit der Aufmerksamkeit in den Vordergrund tritt; sie macht das Thier vor\u00fcbergehend blind f\u00fcr andere Sinneseindr\u00fccke.\nVerf. kommt zu dem Schlufs, dafs er die gelegentlich seiner Habilitation vor fast 25 Jahren auf gestellte These: \u201eS\u00e4mmtliche Eigenschaften der menschlichen Seele k\u00f6nnen aus Eigenschaften der Seele h\u00f6herer Thiere abgeleitet werden\u201c aufrecht erh\u00e4lt; nur f\u00fcgt er noch hinzu: \u201eund s\u00e4mmt-liche Eigenschaften h\u00f6herer Thiere lassen sich aus denjenigen niederer Thiere ableiten.\u201c","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n57\nIn dem nicht minder lesenswerthen Anhang er\u00f6rtert er, dafs bei den Landinsecten, im Gegensatz zu den h\u00f6heren Thieren, Geruchswahrnehmungen und topographisch associirte Erinnerungen eines betasteten und per Duft percipirten Weges, also ein Geruchsbild des n\u00e4chsten Raumes, zu Stande kommt. Deshalb ist die Ameise im Stande, auf welchen Theil ihres Pfades man sie auch setzt, zu erkennen, was rechts, links, vorne und hinten ist, folglich welcher Richtung sie folgen will, je nachdem sie nach Hause oder umgekehrt will. Einer von Bethe angenommenen Polarisation der Ameisenspur bedarf es somit nicht. Aus den mitgetheilten Beobachtungen erhellt zur Gen\u00fcge, welch\u2019 wichtiger Schl\u00fcssel zur Ameisenpsychologie uns in dem topochemischen Geruchssinn in Verbindung mit der starken Entwickelung des Grofshirns gegeben ist.\nErnst Schultze (Andernach).\nW. Strohmayer. Anatomische Untersuchung der H\u00f6rsph\u00e4re beim Menschen.\nMonatsschr. f. Psychiatrie u. Neurologie 10 (3), 172\u2014185. 1901.\n[Verf. beklagt erst, dafs weder Thierversuche noch anatomische Untersuchung pathologischer einschl\u00e4giger F\u00e4lle die H\u00f6rsph\u00e4re scharf zu umgrenzen vermochten. Genauer localisirt sie Flechsig, der sie nach Beobachtungen an jungen Kindern auf die Mitte der ersten Temporalwindung verlegt.]\nVerf. hatte das Gl\u00fcck, das Gehirn einer congenital taubstummen alten Dame untersuchen zu k\u00f6nnen, welchem der nervus cochlearis beiderseitig fehlte ; er ging darauf aus, durch systematische mikroskopische Untersuchung der Schl\u00e4fenrinde desselben und Vergleich der so gewonnenen Resultate mit den an entsprechenden Theilen eines gesunden Gehirns erhobenen Befunden die centrale Endstation des H\u00f6rnerven zu finden.\nMakroskopisch fiel Verf. auf Schmalheit der beiderseitigen ersten Temporalwindung, Kleinheit der Inseln (bes. links) sowie der hinteren Zweih\u00fcgel und inneren Knieh\u00f6cker. Aus letzterer Thatsache schliefst er auf eine Betheiligung der hinteren Zweih\u00fcgel am H\u00f6ract und best\u00e4tigt so die anatomisch bekannte Thatsache ihrer Verbindung mit dem Schl\u00e4fenlappen.\nDie mikroskopische Untersuchung ergab, dafs gleichm\u00e4fsig im ganzen Bereiche der ersten Temporalwindung das Stratum zonale der tauben Rinde stark verschm\u00e4lert war.* Auch die Zahl und Anordnung der Zellen wies bedeutende Abweichungen auf. Dieselben zeigten sich dichter angeordnet, verkleinert und in Haufen gelagert. Besonders in der Mitte der Rinde (4. Schicht Hammerberg\u2019s) zeigten die kleinen multipolaren und K\u00f6rnerzellen, nach Golgi sensibler Natur \u2014 also vielleicht die h\u00f6renden Elemente \u2014 auffallende Ver\u00e4nderungen. Die 2. Schl\u00e4fenwindung liefs nur unbedeutende Abweichungen \u00e4hnlichen Charakters erkennen; doch machte sich eine geringe Ausbildung der grofsen Pyramidenzellen der 2. und 3. Schicht bemerklich (Golgi\u2019s I. Typus, Associationszellen).\nVerf. verlegt nach diesem Befunde die H\u00f6rsph\u00e4re in die ganze erste Schl\u00e4fenwindung; die h\u00f6renden Elemente sucht er daselbst in der 4. Schicht Hammerberg\u2019s ; die Betheiligung der 2. Windung ist nach ihm keine directe, sondern nur associative.","page":57}],"identifier":"lit33089","issued":"1902","language":"de","pages":"56-57","startpages":"56","title":"A. Forel: Die psychischen F\u00e4higkeiten der Ameisen und einiger anderer Insecten; mit einem Anhang \u00fcber die Eigenth\u00fcmlichkeiten des Geruchsinnes bei jenen Thieren. M\u00fcnchen, Ernst Reinhardt, 1901. 57 S","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:33:09.178552+00:00"}

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