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{"created":"2022-01-31T16:12:46.917724+00:00","id":"lit33090","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Peter","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 57-58","fulltext":[{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n57\nIn dem nicht minder lesenswerthen Anhang er\u00f6rtert er, dafs bei den Landinsecten, im Gegensatz zu den h\u00f6heren Thieren, Geruchswahrnehmungen und topographisch associirte Erinnerungen eines betasteten und per Duft percipirten Weges, also ein Geruchsbild des n\u00e4chsten Raumes, zu Stande kommt. Deshalb ist die Ameise im Stande, auf welchen Theil ihres Pfades man sie auch setzt, zu erkennen, was rechts, links, vorne und hinten ist, folglich welcher Richtung sie folgen will, je nachdem sie nach Hause oder umgekehrt will. Einer von Bethe angenommenen Polarisation der Ameisenspur bedarf es somit nicht. Aus den mitgetheilten Beobachtungen erhellt zur Gen\u00fcge, welch\u2019 wichtiger Schl\u00fcssel zur Ameisenpsychologie uns in dem topochemischen Geruchssinn in Verbindung mit der starken Entwickelung des Grofshirns gegeben ist.\nErnst Schultze (Andernach).\nW. Strohmayer. Anatomische Untersuchung der H\u00f6rsph\u00e4re beim Menschen.\nMonatsschr. f. Psychiatrie u. Neurologie 10 (3), 172\u2014185. 1901.\n[Verf. beklagt erst, dafs weder Thierversuche noch anatomische Untersuchung pathologischer einschl\u00e4giger F\u00e4lle die H\u00f6rsph\u00e4re scharf zu umgrenzen vermochten. Genauer localisirt sie Flechsig, der sie nach Beobachtungen an jungen Kindern auf die Mitte der ersten Temporalwindung verlegt.]\nVerf. hatte das Gl\u00fcck, das Gehirn einer congenital taubstummen alten Dame untersuchen zu k\u00f6nnen, welchem der nervus cochlearis beiderseitig fehlte ; er ging darauf aus, durch systematische mikroskopische Untersuchung der Schl\u00e4fenrinde desselben und Vergleich der so gewonnenen Resultate mit den an entsprechenden Theilen eines gesunden Gehirns erhobenen Befunden die centrale Endstation des H\u00f6rnerven zu finden.\nMakroskopisch fiel Verf. auf Schmalheit der beiderseitigen ersten Temporalwindung, Kleinheit der Inseln (bes. links) sowie der hinteren Zweih\u00fcgel und inneren Knieh\u00f6cker. Aus letzterer Thatsache schliefst er auf eine Betheiligung der hinteren Zweih\u00fcgel am H\u00f6ract und best\u00e4tigt so die anatomisch bekannte Thatsache ihrer Verbindung mit dem Schl\u00e4fenlappen.\nDie mikroskopische Untersuchung ergab, dafs gleichm\u00e4fsig im ganzen Bereiche der ersten Temporalwindung das Stratum zonale der tauben Rinde stark verschm\u00e4lert war.* Auch die Zahl und Anordnung der Zellen wies bedeutende Abweichungen auf. Dieselben zeigten sich dichter angeordnet, verkleinert und in Haufen gelagert. Besonders in der Mitte der Rinde (4. Schicht Hammerberg\u2019s) zeigten die kleinen multipolaren und K\u00f6rnerzellen, nach Golgi sensibler Natur \u2014 also vielleicht die h\u00f6renden Elemente \u2014 auffallende Ver\u00e4nderungen. Die 2. Schl\u00e4fenwindung liefs nur unbedeutende Abweichungen \u00e4hnlichen Charakters erkennen; doch machte sich eine geringe Ausbildung der grofsen Pyramidenzellen der 2. und 3. Schicht bemerklich (Golgi\u2019s I. Typus, Associationszellen).\nVerf. verlegt nach diesem Befunde die H\u00f6rsph\u00e4re in die ganze erste Schl\u00e4fenwindung; die h\u00f6renden Elemente sucht er daselbst in der 4. Schicht Hammerberg\u2019s ; die Betheiligung der 2. Windung ist nach ihm keine directe, sondern nur associative.","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nLitera turberi ch t.\nVerf. f\u00fcgt noch bei, dafs in dem Gehirn der Taubstummen die 3. linke Frontalwindung sehr einfach gestaltet war und erinnert daran, dafs E\u00fcdinger deren Bedeutung f\u00fcr die Sprache hervorhob. Peter (Breslau).\nA. Dunges. Das Problem des Todes. Vierteljahrsschrift f. Wissenschaftl. Philosophie 25 (1 u. 2), 1\u201418 u. 171\u2014189. 1901.\nDer Verf. beginnt mit einer Untersuchung des Problems des Todes vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus. Als naturwissenschaftlicher Standpunkt ist derjenige anzusehen, bei welchen die Frage, ob und inwieweit das Ding selber ein Subject der Erfahrung ist, aus der Er\u00f6rterung ausscheidet. Bei einzelligen Lebewesen ist der Tod das Ergebnifs der Selbstzersetzung der f\u00fcr die Fortdauer des Gleichgewichtszustandes un-erl\u00e4fslichen Grundbestandteile des organischen Gesammtmolek\u00fcls. Auch bei den vielzelligen Lebewesen kann der Tod als Desorganisation auf-gefafst werden. Die Betrachtung des Todes vom chemischen Standpunkt aus befriedigt nicht, weil sie das Wesen des Todes nicht ersch\u00f6pfend charakterisirt. Der bedeutsamste Unterschied zwischen Leblosen und Lebendigen besteht darin, dafs das Lebendige bef\u00e4higt ist, sich zu vollkommeneren Formen weiter zu entwickeln. Nach biologischer Auffassung erscheint der Tod als ein nicht wieder herzustellender Zerfall des Organismus in immer niedrigere Lebenseinheiten (Evolutionsstufen).\nDie Betrachtung des Todes vom philosophischen Standpunkt f\u00fchrt den Yerf. auf den Begriff der Individualit\u00e4t. Dieser Begriff kann nur vom psychophysischen Standpunkt aus mit voller Exactheit erfafst werden. Man ist \u00fcberhaupt nur dadurch dazu gekommen, den lebenden Organismus als eine untheilbare Einheit zu bezeichnen, weil wir in uns selbst jenes bei allen Ver\u00e4nderungen unseres Leibes immer gleichbleibende, untheilbare Ich finden, welches alle Erfahrungen des Lebens in sich aufnimmt und zusammenh\u00e4lt. Das Ich ist Gegenstand der inneren Erfahrung; es bildet den Brennpunkt, in dem sich alle Erfahrung zu einer einheitlichen zusammenschliefst. Der Individualit\u00e4t kann man so auch die Bezeichnung einer Erfahrungseinheit geben. Individualit\u00e4t ist im Principe auch den Thieren zuzugestehen. Aber es giebt schlechterdings keine untere Grenze, wo die Wesenseinheiten, die wir zum Thierreiche z\u00e4hlen, nicht mehr Erfahrungseinheiten w\u00e4ren. Man spricht bereits von einer Beseelung der Atome. Wenn nur ein Minimum von Beseelung in den Atomen vorhanden ist, dann mufs wenigstens in verschwindend kleinem Grade auch dasjenige in diesen vorhanden sein, was wir als Ichheit in uns finden. Sind die Atome als Ichheiten eines \u00e4ufserst niedrigen Grades anzusehen, so m\u00fcssen wir in den h\u00f6heren Ichheiten Zusammensetzungen aus vielen niederen Ichheiten erkennen. Nach dieser Auffassung erscheint der Tod als die Aufhebung einer Erfahrungseinheit und Aufl\u00f6sung in Erfahrungseinheiten niedrigerer Ordnung.\nDer zweite Theil der vorliegenden Untersuchungen enth\u00e4lt Aus f\u00fchrungen \u00fcber den k\u00fcnstlichen und nat\u00fcrlichen Tod, \u00fcber den Ursprung des Todes und \u00fcber die Ethik des Todes.\nDer k\u00fcnstliche Tod tritt ein, sobald die im Individuum gelegenen Be-","page":58}],"identifier":"lit33090","issued":"1902","language":"de","pages":"57-58","startpages":"57","title":"W. Strohmayer: Anatomische Untersuchung der H\u00f6rsph\u00e4re beim Menschen. Monatsschr. f. Psychiatrie u. Neurologie 10 (3), 172- 185. 1901","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:12:46.917729+00:00"}