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{"created":"2022-01-31T16:29:32.821602+00:00","id":"lit33095","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Merzbacher","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 60-61","fulltext":[{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nLiteraturbericht.\nCarlo Ceni e Guglielmo de Pastrovich. Adattamento della cellala nervosa all* iperattivit\u00e0 funzionale. Rivista sperimentale di freu. 27, S.858\u2014866. 1901.\nDie Verff. haben zwei Reihen von Versuchen gemacht. Sie setzten Kaninchen je eine, Hunde acht Stunden sehr starken faradischen Str\u00f6men aus, sodafs diese andauernd starke tetanische Zuckungen im ganzen K\u00f6rper hervorriefen. Mit diesen Thieren verglichen sie solche, hei denen die Stromst\u00e4rke von Tag zu Tag gesteigert wurde. W\u00e4hrend die erste Gruppe unmittelbar nach Beendigung des Experimentes halbtodt waren, \u00fcberstanden die allm\u00e4hlich an den Eingriff gew\u00f6hnten Thiere die schwere Ersch\u00fctterung des K\u00f6rpers sehr viel besser, auch wenn die starke Faradi-sirung l\u00e4ngere Stunden fortgesetzt wurde. Die Hunde waren sehr viel widerstandsf\u00e4higer als die Kaninchen.\nDie erste Gruppe der Thiere zeigte bei Anwendung der NissL\u2019schen Methode schwere Ver\u00e4nderungen der Nervenzellen und der Protoplasmaforts\u00e4tze fast aller oder des gr\u00f6fsten Theiles der Nervenzellen des R\u00fcckenmarks; bei der zweiten Gruppe waren nur wenige Zellen ver\u00e4ndert. Aus denVersuchen ergiebt sich, dafs die Nervenzellen des Hundes und Kaninchens sich einer funetionellen Ueberanstrengung, die durch den Inductionsstrom hervorgebracht werden, anzupassen verm\u00f6gen. Aschaffenburg (Halle).\nH. Sachs. Die Entwickelung der Gehirnphysiologie im 19. Jahrhundert. Zeitschrift f. p\u00e4dag. Psychol, u. Pathol. 3 (4), 255\u2014280. 1901. Auch separat erschienen als Heft III des: Vortragscyklus der Psycholog. Gesellschaft zu Breslau \u00fcber die Entwickelung der Psychol, etc. im 19. Jahrhundert. Berlin, Walther, 1902.\nS. schildert in knapper aber zur Orientirung sehr geeigneter Form den eigenth\u00fcmlichen Spiralengang, den die Gehirnforschung im 19. Jahrhundert zur\u00fcckgelegt hat, von der Loealisationslehre der Phrenologen (Gall, Carus etc.), die durch Abbildung einer phrenologischen B\u00fcste veranschaulicht wird \u2014 durch den \u201eUnitarismus\u201c Flourens\u2019, der das Grofshirn in allen seinen Theilen als ein gleichwerthiges Organ betrachtet \u2014 zu erneuter Loeali-sationstheorie, die durch klinische (Broca, Wernicke), physiologische (Hitzig, Goltz, Munk) und anatomische Einsichten einen immer vollkommeneren Ausbau erhalten, aber neuesten in Flechsig\u2019s Lehre, wie Sachs meint, ihm berechtigten Grenzen \u00fcberschritten hat.\tW. Stern (Breslau).\nO. Kalischer. Weitere Mittheilung zur Grofshirnlocalisation bei den V\u00f6geln.\nSitzungsberichte der k. Akad. der Wissensch. zu Berlin 19, 428\u2014439. 1901.\nIn dieser 3. Mittheilung (cfr. diese Zeitschr. 26, H. 5 u. 6) kommen allgemeinere Gesichtspunkte zur Geltung und beanspruchen ein ganz besonderes Interesse f\u00fcr die vergleichende Physiologie und Anatomie des Grofshirns der Wirbelthiere.\n1. Streckt der Verf. seine Untersuchungen, gest\u00fctzt auf die Ergebnisse der Forschungen am Papageigehirne, auch auf andere V\u00f6gel aus und findet, dafs bei Tauben, H\u00fchner und Enten, ganz bestimmt abgrenzbare Centren angesprochen werden k\u00f6nnen, und zwar eine Extremit\u00e4tenregion (f\u00fcr die Bewegungen des Fufses und der Zehen), die sich ganz medial und vorne auf der Hemisph\u00e4re befindet, eine Zunge-und Kiefer-","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturberich t.\n61\nregion \u2014 vorne und lateral; drittens: eine Sehsph\u00e4re. Augen- und Fl\u00fcgelbewegungen konnten nicht mit voller Bestimmtheit localisirt werden. Was die Sehsph\u00e4re betrifft, die beinahe die ganze H\u00e4lfte je einer Hemisph\u00e4re in Anspruch nimmt, so begn\u00fcgt sich der Verf. mit der Angabe, ihre Existenz durch Exstirpationsversuche festgestellt zu haben. Wenn man weifs, wie schwer es ist bei Thieren und namentlich bei V\u00f6geln ein sicheres Kriterium f\u00fcr das Sehen und nicht Sehen aufzustellen, w\u00e4ren detailirtere Angaben \u00fcber die St\u00f6rung eines der Sehsph\u00e4re beraubten Vogels sehr erw\u00fcnscht. Bemerkenswerth ist auch die St\u00e4rke des angewandten elektrischen Stromes, um vom Gehirne aus motorische Effecte durch Reizung zu veranlassen. Der Rollenabstand betrug durchschnittlich 8-12 cm.\n2. Konnte der Verf. bestimmte corticofugale Bahnen nach-weisen,\na)\tden t r actus septo-mesencephalicus, der in der Median wand der Hemisph\u00e4ren verl\u00e4uft und dessen isolirte Abtrennung nur die Bewegungen der Extremit\u00e4ten alterirte, w\u00e4hrend die Zungen- und Kieferbewegung in gleicher Weise den elektrischen Reiz beantworteten;\nb)\teinen Theil der Tractus strio-thalamicus dorsalis, einen B\u00fcndel, welcher von den vorderen lateralen Theilen der Grofshirnhemi-sph\u00e4ren aus mitten durch das Stammganglion zum Thalamus opticus verl\u00e4uft.\nDie Resultate an den verschiedenen Vogelarten unter sich verglichen, ergeben bemerkenswerthe Unterschiede, die Analogien in den functionellen und anatomischen Unterschieden zwischen h\u00f6heren und niederen S\u00e4ugethier en wiederspiegeln. Die Lage der Vorgefundenen Centren ist bei Taube, Huhn und Kaninchen analog, hier wie dort wird bei Reizung nicht streng die getrennte Seite zur Function veranlafst ; hingegen findet man beim Hunde, Affen und Papagei eine gekreuzte Anordnung. Ferner k\u00f6nnen Tauben ebenso gut wie etwa das Kaninchen gr\u00f6fsere Gehirnverluste ohne sichtbare motorische St\u00f6rung ertragen, beim Papagei hingegen geben kleine Gehirnverluste wohl bemerkbare St\u00f6rungen entsprechend dem Verhalten der h\u00f6heren S\u00e4ugethiere z. B. des Hundes oder Affen.\nMerzbacher, (Strafsburg i. E.).\nW. v. Bechterew. Ueber das corticale Sehcentrum. Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurolog. 10 (6), 432\u2014435. 1901.\nIm Gegensatz zu H. Munk, welcher bekanntlich das corticale Sehcentrum in einem bestimmten Theil der \u00e4ufseren Fl\u00e4che des Hinterhauptlappens findet, weist Verf. auf Grund seiner langj\u00e4hrigen Untersuchungen nach, dafs \u201edie Gegend der dorsolateralen Fl\u00e4che der Grofshirnrinde, deren Abtragung Sehst\u00f6rungen herbeif\u00fchrt, \u00fcberaus umfangreich ist, indem sie sich \u00fcber den ganzen hinteren Theil der Hemisph\u00e4renoberfl\u00e4che und \u00fcber die Parietalregion bis an den sulcus cruciatus erstreckt\u201c.\nAuch die genauere Localisation Munk\u2019s \u2014 nach aufsen von der Stelle des deutlichsten Sehens liege der laterale Theil des gleichseitigen Auges, innen, vorn resp. hinten der innere, obere resp. untere Abschnitt des entgegengesetzten Auges \u2014 vermochte Verf. nicht zu best\u00e4tigen: nie begeg-","page":61}],"identifier":"lit33095","issued":"1902","language":"de","pages":"60-61","startpages":"60","title":"O. Kalischer: Weitere Mittheilung zur Gro\u00dfhirnlocalisation bei den V\u00f6geln. Sitzungsberichte der k. Akad. der Wissensch. zu Berlin 19, 428-439. 1901","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:32.821608+00:00"}