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{"created":"2022-01-31T16:17:41.458944+00:00","id":"lit33101","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kiesow","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 67-69","fulltext":[{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n67\nendlich einen Versuch, die ophthalmoskopischen Befunde zu phylogenetischen Speeulationen zu verwerthen, die vielfach eine erfreuliche Uebereinstimmung mit den Resultaten zeigen, die auf anderen Wegen gewonnen sind.\tPutter (Breslau).\nKleinschmidt. Ueber die Schallleitung zum Labyrinthe durch die demselben vorgelagerte Luftkammer (geschlossene Paukenh\u00f6hle). Zeitschr. f. Ohrenheilkunde 39 (3), 200-209. 1901.\n\u2014 Die physikalische Begr\u00fcndung der Theorie von der Leitung der tiefen T\u00f6ne zum Labyrinth durch die Paukenluft. Ebenda (4), 352\u2014379. 1901.\nVerf. kommt zu dem Resultat, dafs die tiefen T\u00f6ne durch die Paukenh\u00f6hle als acustische Kammer auf das Labyrinthwasser \u00fcbertragen werden, wobei das runde Fenster als Eintritts\u00f6ffnung dient. Die hohen T\u00f6ne, welche schwer oder gar nicht direct aus Luft auf Wasser \u00fcbergehen, gelangen durch Knochenleitung zur Basilarmembran. Die Geh\u00f6rkn\u00f6chelchen werden nur bei Einwirkung st\u00e4rkeren Schalles vom Trommelfell aus in Schwingungen versetzt; \u201edann annulliren sie durch die In- und Excursionen der Stapesfufsplatte die von der Fen. rotunda herkommenden st\u00e4rkeren Stofswellen des Labyrinthwassers\u201c. Der Kn\u00f6chelchenapparat kann auch noch durch die Binnenmuskeln in Bewegung gesetzt werden und wirkt hierbei als Schutzvorrichtung gegen zu starken Schall. Verf. motivirt seine Auffassung von der Function des Mittelohres theils durch rein theoretische theils durch experimentell begr\u00fcndete Ueberlegungen. Seine Ausf\u00fchrungen sind nicht durchweg klar und jedenfalls unzul\u00e4nglich. Die Experimente wurden mit H\u00fclfe einer der Paukenh\u00f6hle nachgebildeten Luftkammer, welche zwischen das Ohr und die Schallquelle eingeschaltet wurde, ausgef\u00fchrt.\tSchaefer (Gr.-Lichterfelde).\nGino Melati. Ueber binaurales H\u00f6ren. Philos. Studien 17 (3), 431\u2014461. 1901.\nDie vorliegende Abhandlung kn\u00fcpft an die bekannte Arbeit Scripture\u2019s {Philos. Stud. 7, S. 631) und die gegen sie erhobenen Einw\u00e4nde an. Der Verf. giebt zun\u00e4chst einen historischen Ueberblick \u00fcber die auf diesem Gebiete ver\u00f6ffentlichten Arbeiten (von Dov\u00e9, Repertorium der Physik III, S. 494, 1839 bis Nagel und Samoijloff, Arch. f. Physiologie 1898) und beschreibt dann in einem zweiten Theile seine eigenen Versuche.\nDiese wurden im psychologischen Institut zu Leipzig ausgef\u00fchrt. Die Versuchsanordnung vertheilte sich auf drei nebeneinanderliegende Zimmer, von denen das mittlere, das sogen. Stillezimmer f\u00fcr die Beobachtungen und die beiden anderen zur Aufstellung der Tonquellen dienten. Diese letzteren waren Stimmgabeln, die ohne Laufgewichte 500 Schwingungen ausf\u00fchrten und elektrisch erregt wurden. Um st\u00f6rende Tonverst\u00e4rkungen und Nebenger\u00e4usche auszuschliefsen, waren sie durch Watte und Filzbl\u00e4ttchen isolirt. Die erzeugten T\u00f6ne wurden von Schalltrichtern aufgefangen und durch mit Watte umwickelte weite und geradlinige Messingr\u00f6hren in das Stillezimmer geleitet. Eine Abschw\u00e4chung der Tonst\u00e4rken konnte durch in die Leitung eingeschaltete Rheostaten wie durch die besondere Vorrichtung eines Platincontactes bewirkt werden. Um bei objectiv\n5*","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nLiteraturbericht.\ngleicher Tonst\u00e4rke die M\u00f6glichkeit der Variation und der Vergleichung bei verschiedener Intensit\u00e4t zu beiden Seiten offen zu erhalten, wurden die T\u00f6ne den Ohren des Beobachters aus den Messingr\u00f6hren durch verschiebbare Glasr\u00f6hren zugef\u00fchrt. Der Verf. giebt an, dafs seine Versuchsanordnung alles das leistete, was f\u00fcr die Fragestellung erforderlich war. \u201eDie Tonst\u00e4rke konnte zuverl\u00e4ssig so weit abgeschw\u00e4cht werden, dafs jederzeit durchaus auf jeder Seite monotisches H\u00f6ren stattfand, der Ton konnte auf jeder beliebigen H\u00f6he, wie durch die subjective Beobachtung immer controllirt wurde, genau in der St\u00e4rke constant gehalten werden, und die Intensit\u00e4t war um den Bereich der Schwelle continuirlich abstuf-bar.\u201c Die eine Schwingungszahl der Stimmgabeln wurde durch Laufgewichte nach dem Appux\u2019schen Tonmesser bestimmt. Es wurde weiter besonders darauf geachtet, dafs die \u00fcebertragung durch Luft und Knochenleitung von einem Ohr zum anderen ausgeschlossen war. Der Verf. giebt an, dafs der Ausschlufs der Luft\u00fcbertragung relativ leicht herzustellen war, da die T\u00f6ne so schwach waren, \u201edafs, wenn die Glasr\u00f6hre sich nicht genau am oder im \u00e4ufseren Geh\u00f6rgang befand, kein Ton mehr weder auf dieser Seite noch nat\u00fcrlich auf der entgegengesetzten geh\u00f6rt wurde, selbst die Schalltrichterwirkung der Ohrmuschel gen\u00fcgte nicht, um einen Ton h\u00f6rbar zu machen, wenn die Oeffnung der Glasr\u00f6hre sich einer Stelle ihr gegen\u00fcber befand.\u201c Der Verf. giebt weiter an, dafs binaurale Schwebungen durch Verschlufs des Geh\u00f6rganges mit dem Finger oder durch Zur\u00fcckschieben der Glasr\u00f6hre zum Verschwinden gebracht werden konnten. Das Versuchs verfahren war stets ein unwissentliches.\nBei einer ersten Gruppe von Versuchen waren die T\u00f6ne noch merklich oberhalb der Schwelle, doch aber so leise, dafs, wie Controllversuche nach dem Verf. ergaben, Luft\u00fcbertragung und Knochenleitung ausgeschlossen waren. Wir \u00fcbergehen die interessanten Einzelheiten, die sich in der Beschreibung der ersten Versuchsgruppen befinden und beschr\u00e4nken uns auf die Wiedergabe der allgemeinen Resultate, wie sie der Verf. selbst zusammengestellt hat:\n\u201eI. Die Intensit\u00e4t der binaural geh\u00f6rten T\u00f6ne erf\u00e4hrt nur bei den geringsten Intervallen eine leichte Verst\u00e4rkung. Bei den grofsen Intervallen k\u00f6nnte man vielleicht eher von einer Abschw\u00e4chung sprechen.\nII.\tDie zwei T\u00f6ne haben bei kleinen Intervallen einen Charakter ausgedehnterer Localisation.\nIII.\tDer Grad der Verschmelzung der zwei T\u00f6ne ist viel kleiner als monotisch und nimmt schnell ab mit zunehmender H\u00f6hendifferenz der zwei T\u00f6ne.\nVI. a) Die binaural geh\u00f6rten Schwebungen sind viel weniger deutlich als die monaural geh\u00f6rten. \u2014 Das Maximum der Deutlichkeit liegt bei den Intervallen, wo die H\u00f6hendifferenz zwischen den zwei T\u00f6nen von 10 zu 20 Schwingungen per Secunde variirt.\nb)\tDie Vorstellung der Schl\u00e4ge ist immer deutlicher, getrennt von derjenigen der T\u00f6ne und verschieden localisirt (in einer cerebralen Zwischenlage).\nc)\tDie binauralen Schwebungen erscheinen wellenf\u00f6rmig, im Unterschied von den monotischen, welche eckig klingen.","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n69\nd)\tDie binauralen Schwebungen sind schw\u00e4cher als die monauralen. Das Maximum ihrer St\u00e4rke liegt bei den kleinsten Intervallen (1\u20142---4\u20148).\ne)\tDie Grenze ihrer Wahrnehmbarkeit liegt niedriger bei den binaural geh\u00f6rten Intervallen (50 Schwingungen in der eingestrichenen Octave).\nf)\tW\u00e4hrend die T\u00f6ne continuirlich erscheinen, zeigen die Schwebungen zwei Formen von Schwankungen: 1. Perioden von Absteigen und Sinken in einem vollst\u00e4ndigen Rhythmus der Schl\u00e4ge; 2. Schwankungen in den Elementen selbst des Rhythmus. Diese letzteren sind regelm\u00e4fsiger und deutlicher bei den langsamen Rhythmen; bei den schnellen nehmen sie gewissermaafsen die Form einer Spirale an.\nV.\tDie Empfindung der Rauhigkeit ist viel weniger stark als im monauralen H\u00f6ren und verschwindet bei Intervallen \u00fcber 30 Schwingungen ganz.\nVI.\tDas Gef\u00fchl der Dissonanz erh\u00e4lt sich, wenn auch in schw\u00e4cherer Weise, auch wo die Empfindung der Rauhigkeit nicht bemerkbar ist.\u201c\nIn einer letzten Versuchsreihe suchte der Verf. die Frage zu l\u00f6sen, \u201eob bei einer minimalen, eben die Schwelle erreichenden Intensit\u00e4t der T\u00f6ne die binauralen Schwebungen noch bemerkbar seien. Aus den hieraus resultirenden Befunden sei noch Folgendes hervorgehoben:\nJede Form von Schwebungen blieb aus, wenn einer der beiden T\u00f6ne nicht bemerkbar war.\nBei T\u00f6nen, die eben auf der Schwelle lagen, stellten sich in Folge der Schwankungen leicht Illusionen ein. \u201eDem Beobachter war sozusagen die Idee einer Unterbrechung suggerirt und er neigte sehr oft dazu, sich eine Serie von St\u00f6fsen vorzustellen\u201c. Im Allgemeinen hatte bei der Illusion \u201ejeder Beobachter einen constanten subjectiven Rhythmus der Unterbrechung, welcher sich auf die Intervalle jeder Art bezog.\u201c\nDer Verf. schliefst, \u201edafs das Ph\u00e4nomen des binauralen H\u00f6rens specifische und subjective Charaktere hat, durch die es sich von dem Ph\u00e4nomen des monauralen H\u00f6rens unterscheidet\u201c. Die Versuche mit T\u00f6nen, welche eben die Schwelle erreichten und bei denen die binauralen Schwebungen wegen der eintretenden subjectiven Rhythmisirung unsicher wurden oder verschwanden, h\u00e4lt der Verf. f\u00fcr die vorliegende Frage aber nicht mehr f\u00fcr entscheidend.\tKiesow (Turin).\nK Ach. Ueber die Otolithenfunction und den Labyrinthtonus. (Physiol. Institut Strafsburg.) Archiv f\u00fcr die gesammte Physiologie 86, 122\u2014146. 1901.\nVach Mach, Bbeuer und Ceum Brown ist der Otolithenapparat als Sinnesorgan der Lage und der Progressivbewegung aufzufassen. Da trotz verschiedener experimenteller Untersuchungen ein wandsfreie Beweise f\u00fcr die Richtigkeit dieser Annahme noch nicht erbracht sind, unternahm A. die erneute Pr\u00fcfung der Frage auf experimentellem Wege.\nAls Versuchsthiere dienten Fr\u00f6sche, die Otolithen wurden in Anlehnung an die von Schrader und Ewald zur Labyrinthexstirpation angegebene Methode von der Rachenh\u00f6hle aus entfernt. Bei den otolithen-losen Fr\u00f6schen fand A. folgende Unterschiede gegen\u00fcber den normalen.\n1. Der Stirnreflex, der sich normalerweise nur selten und schwer hervorrufen l\u00e4fst, ist beim otolithenlosen Thier stets, und zwar bedeutend","page":69}],"identifier":"lit33101","issued":"1902","language":"de","pages":"67-69","startpages":"67","title":"Gino Melati: Ueber binaurales H\u00f6ren. Philos. Studien 17 (3), 431-461. 1901","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:41.458950+00:00"}