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R. Manno: Die Voraussetzungen des Problems der Willensfreiheit. Zeitschrift für Philosophie und philos. Kritik 117 (2) , 210-223. 1901

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{"created":"2022-01-31T16:31:13.358947+00:00","id":"lit33110","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kalischer, Edith","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 76-77","fulltext":[{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nLiteraturbericht.\nTragischen in den anderen K\u00fcnsten wird nicht eingegangen \u2014 stellt sich dem Yerf. als eine Spaltung der Pers\u00f6nlichkeit dar. Die ethische Pers\u00f6nlichkeit wird zermalmt, w\u00e4hrend die \u00e4sthetische jubilirt. Der Genufs an der Trag\u00f6die wird nur dadurch m\u00f6glich, dafs wir eine Seite unseres Wesens \u2014 hier die ethische \u2014 verschliefsen k\u00f6nnen, um eine andere auf-zuthun.\u201c Die Frage nach dem Vergn\u00fcgen an tragischen Gegenst\u00e4nden wird also nicht gel\u00f6st, sondern dadurch umgangen, dafs das Tragische in der Trag\u00f6die geleugnet wird. Die Tragik soll in der Trag\u00f6die nicht voll \u201ezu Worte kommen\u201c. \u201eAm Tragischsten wirkt vielleicht ein Extrablatt oder ein geschichtlich berichtetes, tragisches Geschick. Die Tragik der Trag\u00f6die macht sich erst geltend, wenn wir sie nicht mehr sehen.\u201c \u201eDer tragische Schlufs ist nichts anderes, als die Forderung, dafs das St\u00fcck mit dem Accord und in der Tonart endige, auf die alle F\u00fchrung der Stimmen und alle Modulationen hinwiesen.\u201c \u2014 Trotz vieler geistvoller Bemerkungen und psychologischer Einblicke, welche auch dieser zweite Theil der Arbeit bietet, bleibt hier doch das Problem, der Genufs an der Trag\u00f6die, ungel\u00f6st. Das Wesentliche ist, dafs das Tragische einmal als Gegenstand k\u00fcnstlerischer Behandlung erkannt ist. Mifsverstandener Formalismus aber ist es, wenn man die Frage, wie ein Gegenstand durch k\u00fcnstlerische Behandlung genufsreich wird, dadurch zu l\u00f6sen sucht, dafs man den Genufs uaf die formalen Elemente schiebt, den Gegenstand aber seiner eigensten Charakteristik durch die k\u00fcnstlerische Behandlung verlustig gehen l\u00e4fst. \u2014\tEdith Kalischer (Berlin).\nD. Irons. Natural Selection in Ethics. Philos. Review 10 (3), 271\u2014287. 1901.\nI. unterzieht die Theorien, welche die Ethik aus den biologischen Momenten der nat\u00fcrlichen Auslese ableiten wollen, einer eindringenden Kritik. Er weist einerseits nach, dafs aus dem supponirten rein egoistischen Naturzust\u00e4nde des Kampfes aller gegen alle niemals, wie Darwin u. a. behaupten, durch zuf\u00e4llige Variation und nat\u00fcrliche Zuchtwahl Sympathie h\u00e4tte entstehen k\u00f6nnen; und er f\u00fchrt andererseits aus, dafs nicht indifferente Selbsterhaltung, sondern die innere Verpflichtung, sich dem Ideal zu n\u00e4hern, Ziel alles ethischen Thuns sei; an diesen Inhalt reicht aber die Kategorie des Ueberlebens des Angepafstesten \u00fcberhaupt nicht heran.\nW. Stern (Breslau).\nR. Manno. Die Voraussetzungen des Problems der Willensfreiheit. Zeitschrift f\u00fcr Philosophie und philos. Kritik 117 (2), 210\u2014223. 1901.\nVerf. hat in seiner Schrift: Heinrich Hertz \u2014 f\u00fcr die Willensfreiheit? (Leipzig, Engelmann, 1900) die M\u00f6glichkeit der Willensfreiheit darzuthun gesucht. Vorliegender Aufsatz giebt sich nur als Plan, gleichsam als Programm zu dieser Schrift. Es sei daher auf die hier g\u00e4nzlich unzureichende Beweisf\u00fchrung nicht eingegangen, sondern nur der Standpunkt des Verf.\u2019s kurz gekennzeichnet. \u2014 Wesentlich ist, dafs die M\u00f6glichkeit der Willensfreiheit als Problem der ph\u00e4nomenalen Welt betrachtet wird. \u201eKann die Mechanik, als die Wissenschaft von der Ordnung und den Eigenschaften der Ph\u00e4nomene, die freie Bewegung der Massen zulassen, so","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n77\nist die M\u00f6glichkeit der Willensfreiheit begr\u00fcndet.\u201c In der Untersuchung, welche sich aus dieser Fragestellung ergiebt, steht Verf. auf Mach-Hertz-schem Boden. Die mechanischen Principien sollen auf ihren erkenntnifs-theoretischen Werth hin gepr\u00fcft werden. Das Resultat wird vorweg-genommen: die mechanistische Denkweise ist von dem angemaafsten absoluten auf ihren relativen Werth herabzusetzen, den mechanischen Principien mufs der constitutive Werth, die universale G\u00fcltigkeit, abgesprochen werden. \u2014 Constitutiver Werth wird auch dem Begriff des Mechanismus selbst abgesprochen, den Yerf. einer eingehenderen Analyse unterzieht. Das eine Moment, durch welches der Begriff charakterisirt wird, ist die eindeutig gebundene Zuordnung der Synthesenglieder A und B untereinander (die angreifende und die ausgel\u00f6ste Function). Diese Bestimmung trifft mit dem Causalbegriff zusammen, sofern man mit Kant unter causalem Geschehen ein solches versteht, in dem B auf A nach einer Regel folgt. Nach dem Yerf. ist diese Fassung des Causalbegriffes bereits mechanistisch gef\u00e4rbt und daher nur von regulativer Geltung. Der urspr\u00fcngliche, dem Willensph\u00e4nomen entnommene Causalbegriff stehe mit der Annahme des willk\u00fcrlichen Handelns nicht in Widerspruch. \u2014 Als zweites Moment, das in dem Begriff des Mechanismus enthalten ist, wird die in sich zur\u00fccklaufende cyklische Folge der Ver\u00e4nderungen genannt. Dies Moment wird von dem Einzelmechanismus auf den Totalmechanismus der Welt \u00fcbertragen und die LAPLACE\u2019sche Weltformel f\u00fcr eine periodische Function erkl\u00e4rt. Die entgegenstehenden Bedenken, welche dieser Folgerung aus dem CARNOT-CLAUSius\u2019schen Princip erwachsen, werden in der oben citirten Schrift zwar erw\u00e4hnt, hier aber g\u00e4nzlich \u00fcbergangen. Dagegen glaubt Yerf. durch diese ihre scheinbare Consequenz die mechanische Weltauffassung ad absurdum gef\u00fchrt zu haben. Die Periodicit\u00e4t der Welt wird aus ethischen Gr\u00fcnden, und als zu \u201etrostlos\u201c abgelehnt. \u2014 Es sei hier an Nietzsche erinnert der die Lehre von der ewigen Wiederkehr gerade als ein ethisches Postulat aufgenommen hat! Edith Kalischer (Berlin).\nA. Grohmann. Ernstes und Heiteres aus meinen Erinnerungen im Verkehr mit Schwachsinnigen. Z\u00fcrich, Verlag Melusine. 1901. 183 S. Frcs. 3,25.\nYerf. will mit vorliegender Arbeit, Nichtsachverst\u00e4ndige \u00fcber einige Gebiete des Seelenlebens, besonders des kranken Seelenlebens aufkl\u00e4ren und sie zum Nachdenken animiren. Er behandelt hier insbesondere den Schwachsinn in seinen verschiedenen Formen, je nach dem Verhalten der Intelligenz, der Moral, des Gem\u00fcthslebens, je nachdem ob der Schwachsinnige auf dem Lande, in der Stadt, unter Armen oder Reichen aufgewachsen ist, und f\u00fchrt eine Reihe von verschiedenen Typen vor, indem er \u00fcber seine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen berichtet und Bemerkungen mehr allgemeinen Inhalts anschliefst.\nIst schon die Schreibweise des Verf.\u2019s eine anregende, ja, oft urw\u00fcchsige, so mufs noch mehr die \u00fcberall sich geltend machende feine Beobachtungsgabe, nicht nur den Kranken^ sondern auch den Gesunden gegen\u00fcber, hervorgehoben werden; und dabei ein Humor, eine nimmer versagende Arbeitsfreudigkeit, um die man ihn nur beneiden k\u00f6nnte.","page":77}],"identifier":"lit33110","issued":"1902","language":"de","pages":"76-77","startpages":"76","title":"R. Manno: Die Voraussetzungen des Problems der Willensfreiheit. 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