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{"created":"2022-01-31T16:14:05.156477+00:00","id":"lit33111","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 77-78","fulltext":[{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n77\nist die M\u00f6glichkeit der Willensfreiheit begr\u00fcndet.\u201c In der Untersuchung, welche sich aus dieser Fragestellung ergiebt, steht Verf. auf Mach-Hertz-schem Boden. Die mechanischen Principien sollen auf ihren erkenntnifs-theoretischen Werth hin gepr\u00fcft werden. Das Resultat wird vorweg-genommen: die mechanistische Denkweise ist von dem angemaafsten absoluten auf ihren relativen Werth herabzusetzen, den mechanischen Principien mufs der constitutive Werth, die universale G\u00fcltigkeit, abgesprochen werden. \u2014 Constitutiver Werth wird auch dem Begriff des Mechanismus selbst abgesprochen, den Yerf. einer eingehenderen Analyse unterzieht. Das eine Moment, durch welches der Begriff charakterisirt wird, ist die eindeutig gebundene Zuordnung der Synthesenglieder A und B untereinander (die angreifende und die ausgel\u00f6ste Function). Diese Bestimmung trifft mit dem Causalbegriff zusammen, sofern man mit Kant unter causalem Geschehen ein solches versteht, in dem B auf A nach einer Regel folgt. Nach dem Yerf. ist diese Fassung des Causalbegriffes bereits mechanistisch gef\u00e4rbt und daher nur von regulativer Geltung. Der urspr\u00fcngliche, dem Willensph\u00e4nomen entnommene Causalbegriff stehe mit der Annahme des willk\u00fcrlichen Handelns nicht in Widerspruch. \u2014 Als zweites Moment, das in dem Begriff des Mechanismus enthalten ist, wird die in sich zur\u00fccklaufende cyklische Folge der Ver\u00e4nderungen genannt. Dies Moment wird von dem Einzelmechanismus auf den Totalmechanismus der Welt \u00fcbertragen und die LAPLACE\u2019sche Weltformel f\u00fcr eine periodische Function erkl\u00e4rt. Die entgegenstehenden Bedenken, welche dieser Folgerung aus dem CARNOT-CLAUSius\u2019schen Princip erwachsen, werden in der oben citirten Schrift zwar erw\u00e4hnt, hier aber g\u00e4nzlich \u00fcbergangen. Dagegen glaubt Yerf. durch diese ihre scheinbare Consequenz die mechanische Weltauffassung ad absurdum gef\u00fchrt zu haben. Die Periodicit\u00e4t der Welt wird aus ethischen Gr\u00fcnden, und als zu \u201etrostlos\u201c abgelehnt. \u2014 Es sei hier an Nietzsche erinnert der die Lehre von der ewigen Wiederkehr gerade als ein ethisches Postulat aufgenommen hat! Edith Kalischer (Berlin).\nA. Grohmann. Ernstes und Heiteres aus meinen Erinnerungen im Verkehr mit Schwachsinnigen. Z\u00fcrich, Verlag Melusine. 1901. 183 S. Frcs. 3,25.\nYerf. will mit vorliegender Arbeit, Nichtsachverst\u00e4ndige \u00fcber einige Gebiete des Seelenlebens, besonders des kranken Seelenlebens aufkl\u00e4ren und sie zum Nachdenken animiren. Er behandelt hier insbesondere den Schwachsinn in seinen verschiedenen Formen, je nach dem Verhalten der Intelligenz, der Moral, des Gem\u00fcthslebens, je nachdem ob der Schwachsinnige auf dem Lande, in der Stadt, unter Armen oder Reichen aufgewachsen ist, und f\u00fchrt eine Reihe von verschiedenen Typen vor, indem er \u00fcber seine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen berichtet und Bemerkungen mehr allgemeinen Inhalts anschliefst.\nIst schon die Schreibweise des Verf.\u2019s eine anregende, ja, oft urw\u00fcchsige, so mufs noch mehr die \u00fcberall sich geltend machende feine Beobachtungsgabe, nicht nur den Kranken^ sondern auch den Gesunden gegen\u00fcber, hervorgehoben werden; und dabei ein Humor, eine nimmer versagende Arbeitsfreudigkeit, um die man ihn nur beneiden k\u00f6nnte.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nLitera turberich t.\nRef. versteht es schon, wenn man geneigt ist, Yerf. einen geborenen Psychiater zn nennen, wenn man so sagen darf; umso mehr Anerkennung verdient es, dafs Yerf. immer wieder und wieder auf den Psychiater als den allein maafsgebenden Sachverst\u00e4ndigen in der Beurtheilung psycho-pathologischer Zust\u00e4nde hinweist.\nDie Schrift, die die weiteste Verbreitung verdient, wird dazu beitragen, dafs, wenn auch nur ganz allm\u00e4hlich, eine zutreffendere Beurtheilung der Grenzgebiete zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit Platz greift ; ein praktischer Fortschritt wird insbesondere dann zu verzeichnen sein, wenn auch die Juristen ihre Belehrung aus solchen, aus dem Leben gegriffenen B\u00fcchern sch\u00f6pfen wollten.\nDie Absicht des Verf.\u2019s, noch andere Geisteskrankheiten und psycho-pathologische Zust\u00e4nde, die f\u00fcr den nicht \u00e4rztlich gebildeten Leser von Bedeutung sind, mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der socialen Beziehungen zu schildern, ist nur zu billigen ; und nach den bisherigen Arbeiten des Yerf.\u2019s darf man auch hiervon nur das Beste erwarten.\nErnst Schultze (Andernach).\nA. Alber. Atlas der Geisteskrankheiten im Anschlufs an Sommer\u2019s Diagnostik der Geisteskrankheiten. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. R. Sommer. Mit 110 Illustrationen. Berlin u. Wien, Urban & Schwarzenberg, 1902. 127 S.\nWie schon seinerzeit in dem in dieser Zeitschrift erschienenen Referat von Sommer\u2019s Lehrbuch der psychopathologischen Untersuchungsmethoden hervorgehoben ist, kann man das, was man vom Kranken sieht, seine Gesichtsz\u00fcge, seine Bewegungen und Haltungen, zwar beschreiben, besser aber noch photographisch fixiren.\nEine Auswahl dessen, was sich hierbei w\u00e4hrend einer f\u00fcnfj\u00e4hrigen Th\u00e4tigkeit an der psychiatrischen Klinik zu Giefsen angesammelt hat, giebt Yerf. in dem vorliegenden Buche. Er will aber nicht nur physio-gnomische und mimische Gesichtsz\u00fcge bei den verschiedenen Seelenst\u00f6rungen bildlich darstellen, sondern auch die technischen Besonderheiten bei den photographischen Aufnahmen ber\u00fccksichtigen, die den Re-productionen zu Grunde liegen. Dafs Yerf. bei den technischen Operationen die von Sommer in dem genannten Lehrbuche auf gestellten Forderungen beachtet hat, ist selbstverst\u00e4ndlich.\nIn der Gruppirung der Portr\u00e4ts ist Yerf. im Grofsen und Ganzen der Eintheilung der Geisteskrankheiten gefolgt, wie sie Sommer in seiner Diagnostik durchgef\u00fchrt hat.\nEinen grofsen Raum nehmen nat\u00fcrlich die durch grobe Hirnerkrankungen bedingten St\u00f6rungen ein, unter diesen in erster Linie die progressive Paralyse; auch eine jugendliche Paralyse gelangt zur Darstellung. Daneben sind noch eingehend ber\u00fccksichtigt die Epilepsie und die St\u00f6rungen, die Kr\u00e4pelin unter dem Kamen der dementia praecox zusammen-fafst. Besonders lehrreich sind die Abbildungen einer Person in den verschiedenen Stadien; bei den Periodikern glaubt der Psychiater manchem alten Bekannten zu begegnen.","page":78}],"identifier":"lit33111","issued":"1902","language":"de","pages":"77-78","startpages":"77","title":"A. Grohmann: Ernstes und Heiteres aus meinen Erinnerungen im Verkehr mit Schwachsinnigen. Z\u00fcrich, Verlag Melusine. 1901. 183 S","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:05.156483+00:00"}