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{"created":"2022-01-31T16:27:59.565824+00:00","id":"lit33112","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 78-79","fulltext":[{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nLitera turberich t.\nRef. versteht es schon, wenn man geneigt ist, Yerf. einen geborenen Psychiater zn nennen, wenn man so sagen darf; umso mehr Anerkennung verdient es, dafs Yerf. immer wieder und wieder auf den Psychiater als den allein maafsgebenden Sachverst\u00e4ndigen in der Beurtheilung psycho-pathologischer Zust\u00e4nde hinweist.\nDie Schrift, die die weiteste Verbreitung verdient, wird dazu beitragen, dafs, wenn auch nur ganz allm\u00e4hlich, eine zutreffendere Beurtheilung der Grenzgebiete zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit Platz greift ; ein praktischer Fortschritt wird insbesondere dann zu verzeichnen sein, wenn auch die Juristen ihre Belehrung aus solchen, aus dem Leben gegriffenen B\u00fcchern sch\u00f6pfen wollten.\nDie Absicht des Verf.\u2019s, noch andere Geisteskrankheiten und psycho-pathologische Zust\u00e4nde, die f\u00fcr den nicht \u00e4rztlich gebildeten Leser von Bedeutung sind, mit besonderer Ber\u00fccksichtigung der socialen Beziehungen zu schildern, ist nur zu billigen ; und nach den bisherigen Arbeiten des Yerf.\u2019s darf man auch hiervon nur das Beste erwarten.\nErnst Schultze (Andernach).\nA. Alber. Atlas der Geisteskrankheiten im Anschlufs an Sommer\u2019s Diagnostik der Geisteskrankheiten. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. R. Sommer. Mit 110 Illustrationen. Berlin u. Wien, Urban & Schwarzenberg, 1902. 127 S.\nWie schon seinerzeit in dem in dieser Zeitschrift erschienenen Referat von Sommer\u2019s Lehrbuch der psychopathologischen Untersuchungsmethoden hervorgehoben ist, kann man das, was man vom Kranken sieht, seine Gesichtsz\u00fcge, seine Bewegungen und Haltungen, zwar beschreiben, besser aber noch photographisch fixiren.\nEine Auswahl dessen, was sich hierbei w\u00e4hrend einer f\u00fcnfj\u00e4hrigen Th\u00e4tigkeit an der psychiatrischen Klinik zu Giefsen angesammelt hat, giebt Yerf. in dem vorliegenden Buche. Er will aber nicht nur physio-gnomische und mimische Gesichtsz\u00fcge bei den verschiedenen Seelenst\u00f6rungen bildlich darstellen, sondern auch die technischen Besonderheiten bei den photographischen Aufnahmen ber\u00fccksichtigen, die den Re-productionen zu Grunde liegen. Dafs Yerf. bei den technischen Operationen die von Sommer in dem genannten Lehrbuche auf gestellten Forderungen beachtet hat, ist selbstverst\u00e4ndlich.\nIn der Gruppirung der Portr\u00e4ts ist Yerf. im Grofsen und Ganzen der Eintheilung der Geisteskrankheiten gefolgt, wie sie Sommer in seiner Diagnostik durchgef\u00fchrt hat.\nEinen grofsen Raum nehmen nat\u00fcrlich die durch grobe Hirnerkrankungen bedingten St\u00f6rungen ein, unter diesen in erster Linie die progressive Paralyse; auch eine jugendliche Paralyse gelangt zur Darstellung. Daneben sind noch eingehend ber\u00fccksichtigt die Epilepsie und die St\u00f6rungen, die Kr\u00e4pelin unter dem Kamen der dementia praecox zusammen-fafst. Besonders lehrreich sind die Abbildungen einer Person in den verschiedenen Stadien; bei den Periodikern glaubt der Psychiater manchem alten Bekannten zu begegnen.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Li teraturbericht.\n79\nDen Portr\u00e4ts der Kranken sind kurze erl\u00e4uternde Krankheitsgeschichten beigegeben mit einem besonderen Hinweis auf den jeweiligen Zweck der Abbildung. Daneben finden sich noch einige Illustrationen von Sch\u00e4deln (mit partieller Verwachsung der N\u00e4hte) und Gehirnen (bei Poren-kephalie).\nKlinische Psychiatrie durch Abbildungen zu erl\u00e4utern ist man gerade in den letzten Jahren mehr bestrebt. Hier wird zum ersten Male der umgekehrte Versuch gemacht, und das Hauptgewicht auf die bildliche Darstellung gelegt. Dafs hierbei die fortgeschrittene Reproductionstechnik h\u00fclfreiche Hand geleistet hat, verdient noch hervorgehoben zu werden.\nErnst Schultze (Andernach).\nR. Sommer. Diagnostik der Geisteskrankheiten f\u00fcr praktische Aerzte und Studierende. Zweite, umgearb. u. vermehrte Aufl. Mit 39 Illustrationen. Berlin u. Wien, Urban & Schwarzenberg, 1901. 408 S.\nSeit Spielmann\u2019s Diagnostik der Geisteskrankheiten (1855) ist keine Arbeit erschienen, welche die Diagnose der Geistesst\u00f6rungen monographisch behandelt.\nDas erscheint schon begreiflich, wenn man die Schwierigkeiten einer solchen Aufgabe erw\u00e4gt. Die Psychiatrie des vorigen Jahrhunderts liefs sich zuerst gar zu sehr durch die herrschenden philosophischen Richtungen leiten, und damit wurde sie ein wenig dankbares und angreifbares Object f\u00fcr die Diagnostik. Sp\u00e4ter, nachdem die klinische Psychiatrie mit Griesinger entstanden w^ar, wurde so eifrig gearbeitet, dafs fast jedes Lehrbuch andere Anschauungen vertrat. Vielfach spielte auch wohl bei den Diagnosen ein gewisses Gef\u00fchl des Diagnosticirenden eine mehr oder minder wichtige Rolle, ein Gef\u00fchl, das durch langj\u00e4hrige Erfahrung zu erwerben und in seiner Bedeutung dann nicht zu untersch\u00e4tzen ist, das aber durch blofse Beschreibung einem anderen nicht gut \u00fcbermittelt werden kann.\nDas l\u00e4fst es denn schon, abgesehen von weiteren Momenten, begreiflich erscheinen, dafs keiner sich, man kann geradezu sagen, daran wTagte, ein auf der Hand liegendes und f\u00fcr die Praxis so ungemein bedeutungsvolles Thema zu bearbeiten, wie es nun einmal eine Diagnostik der Geistesst\u00f6rungen ist. Und wenn Sommer diesen Versuch muthig wagte, so hat schon der \u00e4ufsere Umstand, dafs nach 6 Jahren eine zweite Auflage noth-wendig wurde, die Berechtigung des Unternehmens hinreichend erwiesen.\nBei seiner Darstellung geht S. von dem Grundsatz aus, dafs der Geisteskranke ein Object der Naturwissenschaft ist und nur als solcher angesehen werden darf. Daraus ergeben sich einerseits die Beziehungen zur inneren Medicin und insbesonders zur Neurologie, andererseits zur analytischen und experimentellen Psychologie.\nDie Arbeit zerf\u00e4llt in einen allgemeinen und einen speciellen Theil.\nDer allgemeine Theil beginnt mit der Untersuchung des k\u00f6rperlichen Zustandes ; und gelegentlich der Besprechung der morphologischen Abnormit\u00e4ten macht Verf. die Abh\u00e4ngigkeit des Wachsthums der Sch\u00e4delknochen von der entgegengesetzten Gehirnh\u00e4lfte wahrscheinlich, wie er denn \u00fcberhaupt versucht, die Formen als Resultate von Bewegungsvorg\u00e4ngen mechanischer und trophischer Art physiologisch zu analysiren.","page":79}],"identifier":"lit33112","issued":"1902","language":"de","pages":"78-79","startpages":"78","title":"A. Alber: Atlas der Geisteskrankheiten im Anschlu\u00df an Sommer's Diagnostik der Geisteskrankheiten. Mit einem Vorwort von Prof. Dr. R. Sommer. Berlin u. Wien, Urban & Schwarzenberg, 1902. 127 S","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:27:59.565829+00:00"}