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Erklärung zu der vorstehenden und einer früheren Arbeit von C. Hess über totale Farbenblindheit

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{"created":"2022-01-31T16:29:12.910557+00:00","id":"lit33116","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Nagel, W. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 118-120","fulltext":[{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nErkl\u00e4rung\nzu der vorstehenden und einer fr\u00fcheren Arbeit von C. Hess \u00fcber totale Farbenblindheit.\nVon\nProf. W. A. Nagel in Berlin.\nWenn ich auf die vorstehende Arbeit von C. Hess mit ihren Angriffen gegen mich ebensowenig in extenso antworte, wie auf seine vorhergehende Publication im Archiv f\u00fcr Augenheilkunde1 oder auf etwaige weitere Ausf\u00e4lle in sp\u00e4teren Arbeiten, so bitte ich, darin nicht etwa Zustimmung zu den Huss\u2019schen Ausf\u00fchrungen sehen zu wollen. Ich beschr\u00e4nke mich auf die Con-statirung der Thatsache, dafs die beiden Arbeiten, ebenso wie die gegen v. Kries gerichteten, in einer eine geordnete Discussion fast ausschliefsenden Weise mit Unrichtigkeiten und Entstellungen gef\u00fcllt sind. So sucht Hess es jetzt so darzustellen, als ob zwischen den Anschauungen von v. Kries und mir bez\u00fcglich der Retinafunction wesentliche Unterschiede best\u00e4nden, u. A. bez\u00fcglich der Gr\u00f6fse des adaptationsfreien Bezirks, den ich in meiner Mittheilung \u00fcber totale Farbenblindheit2 3 kleiner angenommen hatte, als v. Kries in einer um mehrere Jahre zur\u00fcckliegenden Publication. Dabei ist es Hess genau bekannt, dafs jene \u00e4lteren Angaben von v. Kries auf Untersuchungen beruhten, die ausgesprochenermaafsen nur eine angen\u00e4herte Bestimmung des st\u00e4bchenfreien Bezirks erm\u00f6glichten, v. Kries selbst aber sp\u00e4ter mehrfach die kleinere Zahl 2 0 angegeben hat, und dafs die Untersuchung, auf Grund deren ich die noch etwas geringere Gr\u00f6fse jenes Bezirks (f\u00fcr meine Augen) angab, von v. Kries und mir gemeinsam\n1 C. Hess. Bemerkungen zur Lehre von den Nachbildern und der\ntotalen Farbenblindheit. Arch. f. Augenheilk. 44, S. 246.\n3 W. A. Nagel. Einige Beobachtungen an einem Falle von totaler Farbenblindheit. Arch. f. Augenheilk. 44, S. 153.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"Erkl\u00e4rung.\n119\nansgef\u00fchrt und ver\u00f6ffentlicht worden ist. Es ist bezeichnend f\u00fcr die HEss\u2019sche Methode der Polemik, wie er ans einem solchen Fortschritt in der Genanigkeit der Messnng \u201eWiderspr\u00fcche\u201c zn construiren sncht, dem Leser die verschiedenen Angaben vorf\u00fchrt nnter Yerschweignng der That-sache, dafs ihre Verschiedenheit auf einer Vervollkommnung der Messungsmethodik beruht, und die beiden in Betracht kommenden Autoren die neuere Messung gemeinsam ver\u00f6ffentlicht haben.1\nAls Beweis daf\u00fcr, dafs v. Kries allen st\u00e4bchenhaltigen Theilen der Netzhaut das gleiche Maafs von absoluter Empfindlichkeit zugeschrieben habe, f\u00fchrt Hess Stellen an, in denen v. Kries die peripheren und paracentralen St\u00e4bchen in einer ganz anderen Hinsicht einander gleichstellt, n\u00e4mlich hinsichtlich ihrer relativen Empfindlichkeit f\u00fcr die verschieden brechbaren Strahlenarten (Helligkeitsvertheilung im Spectrum). Sollte Hess diesen Unterschied wirklich nicht verstehen, er, der sich geb\u00e4rdet, als w\u00e4re die gesammte physiologisch - optische Literatur seinem Obergutachten unterstellt? Wie ereifert er sich doch sonst, wenn Stellen aus seinen Arbeiten ohne Hinweis auf den Zusammenhang citirt werden!\nDafs der Nystagmus und die Lichtscheu der Totalfarbenblinden auf dem Boden der St\u00e4bchenhypothese verst\u00e4ndlich werden, ist meines Erachtens so selbstverst\u00e4ndlich, dafs jedes weitere Wort dar\u00fcber \u00fcberfl\u00fcssig ist. Wer die Dinge mit Aufmerksamkeit und Kritik verfolgt, wird finden, dafs Hess diesen einfachen Sachverhalt, der ihm nicht pafst, nur durch die willk\u00fcrlichste Vertheilung der Beweislast hinwegdisputirt, ohne in Wahrheit zu \u00fcberzeugen.\nHess bem\u00e4ngelt auch in dem an ihm bekannten Ton eines Examinators, der die Pr\u00fcfungsarbeit eines Sch\u00fclers recensirt und corrigirt, meine Angaben \u00fcber den allgemeinen Befund bei den von mir untersuchten Totalfarbenblinden. Aus meiner Mittheilung geht wohl deutlich genug hervor, dafs ich einfach w\u00f6rtlich die mir von Herrn Prof. v. Hippel freundlichst zur Verf\u00fcgung gestellten Notizen aus seiner Statusaufnahme wiedergegeben habe, aus der Herr College v. Hippel in durchaus richtigem Verst\u00e4ndnifs der Sachlage die f\u00fcr die physiologische\n1 J. v. Kries und W. A. Nagel. Weitere Mittheilungen \u00fcber die functioneile Sonderstellung des Netzhautcentrums. Diese Zeitschr. 23, S. 161.","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nTF. A. Nagel.\nBeurtheilung des Falles unwichtigen Punkte weggelassen hatte (wenn er sie \u00fcberhaupt f\u00fcr sich zu notiren Veranlassung fand, was ich nicht weifs). Was hat das Alter des Patienten, was die objective Refractionsbestimmung, was die Pupillenerweiterung mit dem IVesen der er\u00f6rterten Frage zu thun? Spielen denn diese Daten in den von Hess selbst untersuchten F\u00e4llen eine Rolle? F\u00fcr mich ist es ja eigentlich nur am\u00fcsant, zu sehen, wie Hess hier dem Physiologen gegen\u00fcber den Ophthalmologen herauskehrt, der besser weifs, wie man einen Status aufnimmt.\nJeder wissenschaftlichen Hypothese ist gewifs die sch\u00e4rfste und eindringendste Kritik zu w\u00fcnschen, ja es wird im Allgemeinen der Vertiefung der Forschung nur f\u00f6rderlich sein k\u00f6nnen, wenn einer Hypothese von einer Anzahl von Forschern zun\u00e4chst mit Skepsis begegnet wird. Aber es ist ein Unterschied, ob dabei der gute Wille besteht, eine fremde Anschauung gerecht und objectiv zu w\u00fcrdigen, oder die Tendenz, systematisch Schwierigkeiten zu construiren; ein Unterschied, ob man jeden Satz des Gegners so auffafst, wie es durch den Sinn des von ihm vertretenen Gedankens gefordert wird, oder so, wie er etwa Gelegenheit zu irgend einer Bem\u00e4ngelung geben k\u00f6nnte; es ist ein Unterschied, ob man seine Stellung in der wissenschaftlichen Welt dadurch zu sichern und zu heben sucht, dafs man die eigenen Anschauungen begr\u00fcndet und mit Beweisen zu st\u00fctzen sich bem\u00fcht, oder dadurch, dafs man die Arbeit Anderer in den Augen der Leser mit allen Mitteln zu entwerthen sucht; es ist ein Unterschied zwischen ernster wissenschaftlicher Er\u00f6rterung und literarischer Klopffechterei.\nOb die Hess sehe Polemik noch der ersteren Kategorie zuzurechnen sei, den Zweifel wird Mancher mit mir theilen. Eine sp\u00e4tere Zeit mag beurtheilen, ob eine solche Tendenzpolemik der Kl\u00e4rung der Anschauungen f\u00f6rderlich oder nachtheilig, ob sie ein wissenschaftliches Verdienst oder das Gegentheil war. Darin aber glaube ich auch jetzt schon auf die Zustimmung jedes sachkundigen und unbefangenen Lesers rechnen zu d\u00fcrfen, dafs die Fortsetzung der Discussion in diesem Stil v\u00f6llig zwecklos w\u00e4re, auch wenn man sich dazu \u00fcberwinden wollte. Ueber Arbeiten, die eine derartige sachliche Incorrectheit mit einem deraitig anmaafsenden Tone verbinden, darf man zur Tagesordnung \u00fcbergehen.\n(Eingegangen am 2. Juni 1902.)","page":120}],"identifier":"lit33116","issued":"1902","language":"de","pages":"118-120","startpages":"118","title":"Erkl\u00e4rung zu der vorstehenden und einer fr\u00fcheren Arbeit von C. Hess \u00fcber totale Farbenblindheit","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:12.910562+00:00"}

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