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{"created":"2022-01-31T16:29:14.626082+00:00","id":"lit33134","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Hillebrand","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 29: 140-141","fulltext":[{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nLiteraturberich t.\nwenn man einen Punkt eines K\u00f6rpers monocular fixirt, bleibt dadurch freilich unerkl\u00e4rt, und aufserdem darf man, selbst wenn man der mitgetheilten Annahme von dem verschiedenen Tiefenwerth der durch verschiedene Netz-hautstellen vermittelten Bildpunkte beistimmt, wohl eine n\u00e4here Erkl\u00e4rung dar\u00fcber w\u00fcnschen, wie durch blofse Accommodations\u00e4nderungen Verschiebungen im Netzhautbilde eintreten k\u00f6nnen, so dafs dadurch vorher central gelegene Theile in die Peripherie r\u00fccken und umgekehrt. Der zweite angef\u00fchrte Grund soll haupts\u00e4chlich erkl\u00e4ren, warum nicht immer mit Ver\u00e4nderungen des Netzhautbildes Ver\u00e4nderungen in der r\u00e4umlichen Auffassung Zusammengehen.\nAufser diesen Bemerkungen zur Theorie der optischen T\u00e4uschungen theilt Verf. noch Untersuchungen mit \u00fcber die Geschwindigkeit, mit der sich die \u201einversion purement illusoire\u201c vollzieht. Er findet, dafs dieselbe der Pulsfrequenz nahe kommt, ohne jedoch eine Function derselben zu sein. Bei der \u201einversion r\u00e9elle-illusoire\u201c constatirt er eine l\u00e4ngere Dauer der T\u00e4uschung, solange das Object monocular gesehen wird. Uebrigens soll auch bei der ersteren Art der Inversion der rasche Wechsel der Auffassungen dann nicht eintreten, wenn die Aenderungen des Accommodations-zustandes und die Augenbewegungen mit einem gewissen Zwang unterdr\u00fcckt werden. Aufser den mit der Inversion verbundenen Ver\u00e4nderunsen von Helligkeit und Farbe einzelner Theile des Objectes besch\u00e4ftigen unseren Autor besonders noch die Scheinbewegungen, welche die Inversion begleiten oder auch dann eintreten, wenn die Augen passiv durch Bewegung des allm\u00e4hlich in eine derart ver\u00e4nderte Tage zu dem Beobachtungsobject gebracht werden, dafs zwar eine Umkehrung der r\u00e4umlichen Auffassung noch nicht eintritt, aber die perspectivische Deutung bereits merklich sich verschiebt. Da aber hierbei die verschiedenen Netzhautbilder, die nach einander von demselben Gegenstand erzeugt werden, einander nicht geometrisch \u00e4hnlich sind, so beweisen diese Beobachtungen kaum etwas f\u00fcr die Annahme des verschiedenen Tiefenwerth.es peripherer und centraler Theile des Netzhautbildes, stehen also in keiner engeren Beziehung zu der mitgetheilten Theorie.\tD\u00fcrr (Leipzig).\nOskar Zoth. Bemerkungen zu einer alten \u201eErkl\u00e4rung\u201c und zu zwei neuen Arbeiten, betreffend die scheinbare Gr\u00f6fse der Gestirne und Form des Himmelsgew\u00f6lbes. Pfl\u00fcger\u2019s Archiv f\u00fcr die ges. Physiol. 88, 201\u2014224. 1901.\nDie Arbeit ist ein Nachtrag zu der gr\u00f6fseren Abhandlung \u201eUeber den Einflufs der Blickrichtung auf die scheinbare Gr\u00f6fse der Gestirne und die scheinbare Form des Himmelsgew\u00f6lbes\u201c, welche Zoth im Jahre 1899 in Pfl\u00fcg e r\u2019s Archiv ver\u00f6ffentlicht hat und \u00fcber welche in dieser Zeitschrift (25, S. 139 f.) referirt wurde. Verf. wendet sich zuerst gegen einen \u00e4lteren, rein physikalischen Erkl\u00e4rungsversuch von O. Destefano (1865), setzt sich hierauf mit Zehenders (in dieser Zeitschr. vertretenen) Ansicht auseinander, der zufolge die fragliche T\u00e4uschung auf die Zwangsvorstellung von der Kugelgestalt des ganzen Weltalls zur\u00fcckzuf\u00fchren ist, bespricht ferner die Mittheilung desselben Autors, dafs ihm der Himmel \u00fcberhaupt gar keine Gestalt zu haben scheint, und erwidert schliefslich auf die Einw\u00e4nde, welche","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n141\nE. Reimann in einer ausf\u00fchrlichen Programmschrift des Hirschberger Gymnasiums (Ostern 1901) gegen Zoth\u2019s Erkl\u00e4rungsversuch erhoben hat.\nNach dem Titel, den Zoth dieser seiner zweiten Arbeit gegeben hat, m\u00f6chte man wohl glauben, ihr Inhalt sei mit der Polemik gegen die drei genannten Autoren ersch\u00f6pft. Nach meinem ganz pers\u00f6nlichen Daf\u00fcrhalten liegt hingegen der Schwerpunkt in der L\u00f6sung eines Bedenkens, das mir \u2014 und vielleicht auch Anderen \u2014 trotz eingehenden Studiums von Zoth\u2019s erster Abhandlung immer wieder in den Weg getreten war.\nBekanntlich hat Zoth beide Erscheinungen, die Calottenform des Himmels und die scheinbare Vergr\u00f6fserung der Gestirne am Horizont \u2014 von mitbeeinflufsenden Nebenumst\u00e4nden abgesehen \u2014 auf die Neigung der Blickebene gegen die Prim\u00e4rlage zur\u00fcckgef\u00fchrt. Er hat durch eine Reihe scharfsinnig erdachter Versuche gezeigt, dafs diese Neigung sowohl Aenderungen der scheinbaren Gr\u00f6fse wie auch der scheinbaren Entfernung hervorrufen kann und dafs ferner bei Verwendung relativ naher Objecte eine Art complement\u00e4ren Verh\u00e4ltnisses zwischen beiden Erscheinungen besteht, so dafs die Gr\u00f6fsen\u00e4nderung sozusagen in dem Maafse hervortritt als die Entfernungs\u00e4nderung zur\u00fccktritt, wobei aber die Entfernungst\u00e4uschung im Allgemeinen pr\u00e4dominirt. Bei weit entfernten Objecten (Gestirnen) spielt die Gr\u00f6fsent\u00e4uschung die Hauptrolle und ruft erst secund\u00e4r eine Entfernungst\u00e4uschung hervor: der Horizont-Mond erscheint bei aufrechter Stellung des Beschauers und daher gerader Blickrichtung gr\u00f6fser als der mit erhobener Blickrichtung betrachtete Zenith-Mond und erst secund\u00e4r (als Folge der verschiedenen scheinbaren Gr\u00f6fse) erscheint er ersterenfalls n\u00e4her, letzterenfalls weiter.\nMit dieser Erkl\u00e4rung steht die Thatsache in scheinbarem Widerspruch, dafs der Himmel im Horizont weiter, im Zenith n\u00e4her zu liegen scheint, dafs also der Horizont-Mond vor dem Himmelsgew\u00f6lbe zu schweben, und nicht an dasselbe angeheftet zu sein scheint. Zoth hat diesen Schein eines Widerspruchs, wie ich glaube, gl\u00fccklich behoben. Ein und derselbe Gesichtswinkel hat bei gerader Blickrichtung immer einen gr\u00f6fseren Werth als bei erhobener. Die prim\u00e4re psychische Wirkung dieses Umstandes kann die scheinbare Gr\u00f6fse, kann aber auch die scheinbare Entfernung betreffen; sie thut das Erstere, wenn \u00fcberhaupt ein begrenztes Object vorliegt (Mond), weil nur bei einem begrenzten Object von einer Gr\u00f6fsent\u00e4uschung die Rede sein kann; sie thut das Letztere bei unbegrenzten Objecten (Himmel). Mit dieser prim\u00e4ren Wirkung hat es beim Himmels gew\u00f6lbe sein Bewenden, beim Mond aber nicht. Vielmehr kommt beim Mond zu der prim\u00e4ren (hier also die Gr\u00f6fse betreffenden) Wirkung eine secund\u00e4re Wirkung hinzu: der Mond im Horizont erscheint, weil er gr\u00f6fser gesehen wdrd, zugleich auch n\u00e4her, wie ja auch sonst ein und dasselbe Object uns nur dann gr\u00f6fser erscheint, wenn es n\u00e4her r\u00fcckt.\nHillebrand (Innsbruck).\nHanns Oertel. On the Association of Numerals. Amer. Journ. of Philology 22 (3) 261\u2014267. 1902.\nDer Verf. zeigt seinen Versuchspersonen 5 Secunden lang einzelne deutlich gedruckte Worte und l\u00e4fst sie hinterher angeben, was f\u00fcr Vor-","page":141}],"identifier":"lit33134","issued":"1902","language":"de","pages":"140-141","startpages":"140","title":"Oskar Zoth: Bemerkungen zu einer alten \"Erkl\u00e4rung\" und zu zwei neuen Arbeiten, betreffend die scheinbare Gr\u00f6\u00dfe der Gestirne und Form des Himmelsgew\u00f6lbes. Pfl\u00fcger's Archiv f\u00fcr die ges. Physiol. 88, 201-224. 1901","type":"Journal Article","volume":"29"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:29:14.626087+00:00"}