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{"created":"2022-01-31T14:43:38.842637+00:00","id":"lit33150","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 75-76","fulltext":[{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Litera turberich t.\n75\nAufgabe zufallen,als zweckm\u00e4fsiger Akkommodationsapparat den im Mittelohr herrschenden Druck zu regulieren, der im Ruhezust\u00e4nde, in welchem das Ohr auf alle Schallwellen akkommodiert ist, einen konstanten Wert besitzt. Der Verf. leugnet (eigentlich selbstverst\u00e4ndlich) die Leitf\u00e4higkeit der Knochensubstanz bis zu einem gewissen Grade durchaus nicht, aber nur auf die angegebene Weise ist es ihm, wTie er weiter ausf\u00fchrt, erkl\u00e4rlich, wie schon eine geringe Verletzung und Ver\u00e4nderung gerade dieses Akkommodationsapparates eine erhebliche Verminderung der Tonwahrnehmbarkeit nach sich ziehen kann. Hinzugef\u00fcgt sei noch, dafs der Verf. allen am Kadaver angestellten Versuchen nur einen geringen Wert beimifst, da sie nur unter durchaus anormalen Bedingungen ausgef\u00fchrt werden k\u00f6nnten.\nAls Kliniker legt der Verf. diesen Ergebnissen nat\u00fcrlich auch eine hohe klinische Bedeutung bei, aber es wird bereits aus dieser kurzen Widergabe der an Tatsachen und Illustrationen reichen Abhandlung zur Gen\u00fcge hervorgehen, dafs die Arbeit auch von hohem theoretischen Interesse ist. Es kann nicht die Aufgabe des Referenten sein, \u00fcber diese, den herrschenden Vorstellungen so stark entgegentretende Behauptung ohne vorher durchgef\u00fchrte Pr\u00fcfungen irgend welches Urteil abzugeben, aber so viel sei gesagt, dafs man die Arbeit nicht lesen kann, ohne auf Schritt und Tritt zum Nachdenken und zu neuen Fragestellungen angeregt zu werden. Man kann daher dem Verf. nur zustimmen, wenn er w\u00fcnscht, dafs seine, auf so lang ausgedehnte Studien und Erfahrungen gegr\u00fcndeten Anschauungen von der Spezialforschung in R\u00fccksicht gezogen oder, wo sie auf Widerstand stofsen, durch zwingende Tatsachen widerlegt werden m\u00f6chten.\nKiesow (Turin).\nA. Gkohmann. Geisteskrank. Bilder ans dem Verkehr mit Geisteskranken und ihren Angeh\u00f6rigen. F\u00fcr Laien. Leipzig, Verlag Melusine. 1902. 87 S.\nIn den ersten zwei Skizzen zeigt Verf., wie verschieden sich Laien .selbst aus den sog. besseren Kreisen Geisteskranken gegen\u00fcber verhalten; zum Vergleich teilt er seine in Mexico gemachten Beobachtungen mit, wo der Geisteskranke frei und ungebunden unter seinen gesunden Mitmenschen verkehrt und von diesen verst\u00e4ndig behandelt und zutreffend beurteilt wird.\nWird die flott geschriebene kleine Schrift in Laienkreisen viel gelesen, wird sie sicherlich besser als viele noch so guten Aufs\u00e4tze der Irren\u00e4rzte dazu beitragen, das Vorurteil gegen die Irrenanstalten und deren Arzte zu zerstreuen, und zwar deshalb, weil sie nicht von einem offiziellen Irrenarzte stammt. Seiner Mitarbeit d\u00fcrfen wir Berufsirren\u00e4rzte uns von Herzen freuen.\tErnst Schultze (Andernach).\nA. Grohmann. Die Kolonie Friedau, eine alkoholfreie Volksheilst\u00e4tte. Z\u00fcrich\n1902. 26 S.\nDie vorhandenen Anstalten f\u00fcr Nervenkranke sind f\u00fcr die Mehrzahl der Bev\u00f6lkerung zu teuer und zudem unzweckm\u00e4fsig, weil sie nicht alkoholfrei sind und nicht die M\u00f6glichkeit eines verst\u00e4ndigen Lebens mit nat\u00fcrlicher T\u00e4tigkeit gew\u00e4hren. Die Hilfe soll billiger und besser werden durch Schaffung einfacher nat\u00fcrlicher Lebensverh\u00e4ltnisse, und das zu bieten be-","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nLiteraturbericht.\nabsichtigt die geplante und unter \u00e4rztlicher Leitung zu stellende Kolonie Friedau; sie soll sozusagen ein verkl\u00e4rtes Landleben bieten. Wegen der strengen Durchf\u00fchrung der Abstinenz eignet sich die Anstalt auch f\u00fcr Alkoholisten, aber nur f\u00fcr solche, die noch nicht oder nicht mehr der Trinkerheilst\u00e4tte bed\u00fcrfen. Die Kolonie, die sich, auch durch Aufnahme Gesunder, selber unterhalten soll, wird aus Privatmitteln, durch Zeichnung von Anteilscheinen, gegr\u00fcndet.\nDas Institut, das unter der \u00c4gide von Fobel, Gbopimann, Moebius und Ringieb steht, ist nach seinem Ziel und Zweck, nach seiner Einrichtung und Gr\u00fcndung so eigen-, ja, einzigartig, dafs es das Interesse weitester Kreise verdient.\tEbnst Schultze (Andernach).\nN. Yaschide, et H. Pi\u00e9eon. L\u2019\u00e9tat mental d\u2019un xiphopage. Lev. scient. 17 (18), 555\u2014561; (19), 583-589. 1902.\nUnter Xiphopagen versteht die Medizin eine bestimmte Doppelmifs-bildung und zwar zwei aus einer Keimblase stammende Individuen, deren Verbindung sich auf eine schmale Br\u00fccke in der Gegend des sp\u00e4teren Nabels beschr\u00e4nkt. Das bekannteste Beispiel sind die sog. siamesischen Zwillinge. Verff. stellten die vorliegenden Beobachtungen an den chinesischen Zwillingen an, die Babnum und Bailey bei ihrer Tourn\u00e9e durch Europa mitf\u00fchrten.\nSie untersuchten das Verhalten der Respiration und der Zirkulation bei jedem Individuum im gew\u00f6hnlichen und bei psychischer Einwirkung. Interessant ist das Ergebnis, dafs das eine Individuum das andere, welches lebhafter, ernster, folgsamer, aufmerksamer und k\u00f6rperlich schwacher ist, viel mehr beeinfhifst als umgekehrt. In dem Verbindungsst\u00fcck der Zwillinge findet sich eine unempfindliche Zone ; geht man von da zur rechten oder zur linken, so f\u00fchlt nur das betreffende Individuum. Ber\u00fchrt man an einer anderen bestimmten Stelle zwei Punkte mit dem Tasterzirkel, so f\u00fchlen beide Individuen die zwei Ber\u00fchrungen. Die Gemeingef\u00fchle \u00e4ufsern sich meist gleichzeitig; das Schlafbed\u00fcrfnis ist nicht immer gleich. Beide sind mit der rechten Hand geschickter; das beweist, dafs die Rechtsh\u00e4ndigkeit mehr angeboren als anerzogen ist. Das gilt auch hinsichtlich der ganzen Charakteranlage, da beide Individuen die gleiche Erziehung genossen haben.\nDas eine Individuum f\u00fchrt, das andere wird geleitet; Streit gibt es daher nur selten bei ihnen.\tEbnst Schultze (Andernach).\nN. Vaschide et C. Vuepas. La vie biologique d\u2019un xiphopage. Nouvelle iconographie de la Salp\u00e9tri\u00e8re. Nr. 3 (Mai-Juni) 1902. 18 S. Paris, Marsan et Co.\nVerff. untersuchten des genaueren das Verhalten der Herzt\u00e4tigkeit, der Temperatur, der Respiration, der groben Muskelkraft und der Sensibilit\u00e4t bei den bekannten chinesischen Br\u00fcdern und fanden dabei erhebliche Differenzen, die darauf hinweisen, dafs die Gebr\u00fcder, trotzdem sie unter m\u00f6glichst \u00e4hnlichen Verh\u00e4ltnissen auf gewachsen sind, ihre eigene Individualit\u00e4t auch nach der Richtung hin haben.\nEbnst Schultze (Andernach).","page":76}],"identifier":"lit33150","issued":"1903","language":"de","pages":"75-76","startpages":"75","title":"A. Grohmann: Die Kolonie Friedau, eine alkoholfreie Volksheilst\u00e4tte. Z\u00fcrich 1902. 26 S.","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:43:38.842643+00:00"}