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{"created":"2022-01-31T16:31:50.015898+00:00","id":"lit33155","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schultze, Ernst","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 79-80","fulltext":[{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n79\nErw\u00e4hnen wir noch, dais Verf. kurz die zivilrechtliche Bedeutung der Aphasie, des genaueren die Prognose und Therapie bespricht, so haben wir eine kurze \u00dcbersicht gegeben. Genauer auf das Buch, das eine F\u00fclle von Beobachtungen in sich birgt, einzugehen, verbietet schon seine Natur. Die Arbeit Bastians sei bestens empfohlen. Die \u00dcbersetzung ist gut.\nErnst Schultze (Andernach).\nE. Bohn und H. H. Busse. Geisterschriften und Drohbriefe. Eine wissenschaftliche Untersuchung zum Fall Rothe. Mit 40 Handschriftenabbildungen und einer Bibliographie. M\u00fcnchen, Sch\u00fcler (Ackermanns Nachf.). 1902. 78 S. Mk. 2.\nDer eine der beiden Autoren hat sich bereits fr\u00fcher in einer in weitesten Kreisen bekannt gewordenen Brosch\u00fcre (Bohn. Der Fall Eothe. 1901. Breslau) mit dem ber\u00fchmtesten deutschen Medium der Neuzeit besch\u00e4ftigt und sie darin als Schwindlerin entlarvt. Inzwischen ist die Rothe, wie den Lesern bekannt ist, samt ihrem Impresario verhaftet worden ; nach Zeitungsnachrichten ist sie in der Charit\u00e9 auf ihren Geisteszustand beobachtet worden und als hysterisch erkannt.\nDie vorliegende, der Gesellschaft f\u00fcr psychische Forschung zu Breslau zugeeignete Brosch\u00fcre gibt eine graphologische Untersuchung der Geisterschriften, eines der Hauptph\u00e4nomene des Spiritismus. Verff. sammelten alles, was sie von Rothes Geisterschriften erhalten konnten, und bilden die Originale zum grofsen Teile in dankenswerterweise ab. Auch diese Untersuchung f\u00fchrte zu dem Ergebnis, dafs die Geisterschriften auf Schwindel zur\u00fcckzuf\u00fchren sind; sie sind von der Rothe selber geschrieben. Die vorhandenen Verschiedenheiten der Schrift sind nur das Ergebnis einer Schriftverstellung. Vielfaches Fehlen der Augenkontrolle sowie andere ungew\u00f6hnliche Umst\u00e4nde, unter denen geschrieben wird, rufen weiterhin unwillk\u00fcrliche Ver\u00e4nderungen der Handschrift hervor. Schriftst\u00fccke, die von den verschiedensten Geistern stammen sollen, bieten nichts von den Eigent\u00fcmlichkeiten, die f\u00fcr die Pers\u00f6nlichkeit dieser Individuen charakteristisch sind. \u00dcbrigens f\u00fchrte eine graphologische Analyse der Rothe-schen Handschrift zu dem Ergebnis, dafs sie hysterisch zu sein scheint.\nAuch wer sich nicht f\u00fcr graphologische Studien interessiert, wird manches wissenswerte in der Brosch\u00fcre finden z. B. die Mitteilung der verschiedenen Arten, wie Geisterschriften entstehen sollen, wie sich ihr Zustandekommen durch bekannte Gesetze, ohne Heranziehung supranormaler Vorg\u00e4nge, erkl\u00e4ren l\u00e4fst. Wir lernen eine Reihe von Taschenspieler-Triks kennen, die auch von der Rothe angewandt werden, um ein direktes Schreiben der Geister vorzut\u00e4uschen. Wer Geisterschriften wissenschaftlich beobachten will, mufs eben vielfacher Spezialist sein, n\u00e4mlich Psychologe, Arzt, Taschenspieler und Graphologe.\nAuch die Untersuchung der Geisterschriften im Hinblick auf ihren Gedankeninhalt f\u00fchrt zum Nachweis, dafs T\u00e4uschung vorliegt. Die Rothe sch\u00f6pfte aus zwei Quellen, einmal aus Erbauungsb\u00fcchern, und dann aus ihrer eigenen, recht m\u00e4fsigen, dichterischen T\u00e4tigkeit. Sie hat sich \u00fcbrigens auch als Malmedium produziert und h\u00e4lt es mit keinem geringeren als","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nLiteraturbericht.\nRaffael; die Originalzeichnungen seines Geistes sind aber schlechte lithographische Zeichenvorlagen, wie sie \u00fcberall k\u00e4uflich sind.\nEin Anhang enth\u00e4lt den Bericht eines Arztes \u00fcber eine spiritistische Sitzung, dessen eingehende und scharfe Kritik dartut, mit welcher Vorsicht die Mitteilungen \u00fcber angeblich supranormale Leistungen aufzunehmen sind.\tErnst Schultze (Andernach).\nE. Mendel. Leitfaden der Psychiatrie. F\u00fcr Studierende der Medizin. Stuttgart, Ferdinand Enke. 1902. 250 S.\nDie Veranlassung zu der Herausgabe des vorliegenden Buches war f\u00fcr Verf. das Fehlen eines kurzgefafsten Lehrbuches der Psychiatrie ; eines solchen bedarf der junge Mediziner, nachdem die neue Pr\u00fcfungsordnung den Besuch einer Vorlesung \u00fcber Psychiatrie und eine Pr\u00fcfung auf dem Gebiete der Irrenheilkunde im Staatsexamen vorgeschrieben hat.\nDiesem Umstande tr\u00e4gt das Buch in vollstem Mafse Rechnung ; es ist vor allem auf die rein praktischen Bed\u00fcrfnisse zugeschnitten, l\u00e4fst noch nicht abgeschlossene Fragen, an denen es bei uns wahrlich nicht fehlt, beiseite, bringt vielmehr nur sicher Festgestelltes, hier und da mit R\u00fccksicht auf didaktische Interessen fast zu schematisch. Grofser Wert wird differentialdiagnostischen Er\u00f6rterungen, sowohl im allgemeinen wie im speziellen Teile, beigelegt; in einer gerade f\u00fcr den Anf\u00e4nger lehrreichen Weise wird auseinandergesetzt, welch verschiedener Wert diesem oder jenem Symptom, wie der Schlafsucht, der Sprachlosigkeit, der periodischen Trunksucht beizumessen ist. Mit Absicht unterl\u00e4fst Verf. die Aufnahme von Krankengeschichten, die, so trefflich sie auch sein m\u00f6gen, niemals die Natur ersetzen. Aber zahlreich eingestreute und geschickt verwertete eigene Beobachtungen lassen die reiche Erfahrung des Verf.s erkennen, der dank seiner knappen Ausdrucksweise und vielfacher Anwendung von kleinem Druck in dem vorliegenden Buche viel, recht viel vereinigt hat.\nDeshalb wird das Buch auf eine gute Aufnahme gerade in den Kreisen rechnen k\u00f6nnen, f\u00fcr die es bestimmt ist.\nErnst Schultze (Andernach).","page":80}],"identifier":"lit33155","issued":"1903","language":"de","pages":"79-80","startpages":"79","title":"E. Bohn und H. H. Busse: Geisterschriften und Drohbriefe. Eine wissenschaftliche Untersuchung zum Fall Rothe. Mit 40 Handschriftenabbildungen und einer Bibliographie. M\u00fcnchen, Sch\u00fcler (Ackermanns Nachf.). 1902. 78 S.","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:31:50.015904+00:00"}