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{"created":"2022-01-31T16:33:30.946215+00:00","id":"lit33161","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Aschaffenburg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 121-122","fulltext":[{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n121\nandere Pfade eingeschlagen haben wird, dann werden auch f\u00fcr die Geisteskranken bessere Tage kommen.\nVor allem gilt es, das psychotische Moment zu studieren, bevor es sich zur Psychose ausgebildet hat, denn an dieser ist nichts mehr zu kurieren.\nDem Psychiater der Zukunft aber er\u00f6ffnen sich andere und aussichtsvollere Wege, als fernerhin noch Pal\u00e4ste f\u00fcr den Bl\u00f6dsinn zu bauen. Es gilt, das Kapital an toter Arbeitskraft, das in unseren Anstalten aufgeh\u00e4uft ist, in lebendige Energie umzuwandeln, die Mauern der Anstalten nieder-zureifsen, unsere Kranken selber zur Arbeit zu erziehen und aus Totengr\u00e4bern der zernichteten Vernunft zu P\u00e4dagogen zu werden. Alle anderen Nebenfragen werden dann spielend ihre L\u00f6sung finden.\nAuch der Jurist, der auf der souver\u00e4nen H\u00f6he der g\u00e4nzlichen Unwissenheit und Verst\u00e4ndnislosigkeit f\u00fcr psychologische und psychiatrische Ph\u00e4nomene sicher thront, mufs alsdann von ihr herunter, und der Psychiater tritt an die Stelle, die ihm von Rechtswegen geb\u00fchrt. Wie wir aus dieser kleinen Auslese ersehen, l\u00e4fst das Buch an Radikalismus nichts zu w\u00fcnschen \u00fcbrig, und manch einer wird vielleicht den Kopf dazu sch\u00fctteln. Und doch sollte man sich \u00fcber derart frisch empfundene und frisch von der Leber weg geschriebene B\u00fccher eher freuen und dem Verf. f\u00fcr die Anregung Dank wissen, die er uns damit geboten hat. Dafs wir ihm deshalb auf seiner Bahn unbedingte Heerfolge leisten werden, ist damit nicht gesagt und w\u00fcrde ihm am Ende selbst verwunderlich Vorkommen.\tPrt.man.\nFreiherr von Schrenck-Notzing. Kriminalpsychologische und psychopathologische Studien. Gesammelte Aufs\u00e4tze aus den Gebieten der Psychopathoiogia sexualis, der gerichtlichen Psychiatrie und der Suggestionsiehre. Leipzig, J. A. Barth, 1902. 207 S. 4.80 Mk.\nv. Schrenck-Notzing hat in diesem Buche eine Reihe von Aufs\u00e4tzen gesammelt, die er zum Teil schon fr\u00fcher und an verschiedenen Stellen ver\u00f6ffentlicht hatte, und es sind daher meist alte Bekannte, die wir hier vereint antreffen. Sie behandeln die gerichtliche Begutachtung und psycho-pathologische Genese solcher zweifelhaften Geisteszust\u00e4nde, durch welche gewisse M\u00e4ngel und L\u00fccken der Strafrechtspflege deutlich gekennzeichnet werden, und seine theoretischen Ausf\u00fchrungen finden ihre St\u00fctze in ausf\u00fchrlich wiedergegebenen F\u00e4llen aus der Rechtspraxis des Verf.s. Seine Schreibweise ist klar, seine Gutachten sind scharf und verst\u00e4ndig und sie k\u00f6nnen durchweg Anspruch auf ein allgemeines Interesse erheben, so dafs man sich mit der Sammlung um so eher einverstanden erkl\u00e4ren kann, als nicht jeder das Archiv f\u00fcr Kriminalanthropologie und Kriminalistik besitzen d\u00fcrfte, worin die Aufs\u00e4tze ihrer Mehrzahl nach fr\u00fcher erschienen sind.\nPelman.\nPierraccini. Ulteriore contribute\u00bb delle leggi che regolano la ereditariet\u00e0 psico-patica. Rivista spemmentale di freniatria 28 (1), 326\u2014330. 1902.\nAus 32 Irrenanstalten erhielt der Verf. Antworten \u00fcber Aufnahmen verschiedener Mitglieder derselben Familie, im ganzen \u00fcber 1958 Kranke, die aus 889 Familien stammten. Bei der gekreuzten Vererbung trat der","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nLiteraturberich t.\nEinflufs der Mutter st\u00e4rker hervor als der des Vaters. Je verschiedener das Alter von Geschwistern und Vettern ist, um so geringer ist die Gefahr miteinander zu erkranken. Wenn jemand das Alter \u00fcberschritten hat, in dem sein Grofsvater, Vater, Onkel erkrankt ist (dasselbe gilt nat\u00fcrlich auch f\u00fcr die Mutter u. s. w.), so h\u00f6rt jede Gefahr des Krankwerdens f\u00fcr den Nachkommen auf. (?) Die Formen der gleichartigen Erkrankung innerhalb derselben Familie waren sehr verschieden ; doch spricht nach P. das nicht seltene Vorkommen von Manie bei dem einen, von Melancholie hei dem anderen Verwandten sehr f\u00fcr die KRAEPELiNsehe Auffassung des manisch-depressiven Irreseins. Die H\u00e4ufigkeit dieser Zust\u00e4nde (232 Manien und 257 Melancholien unter 1958 Kranken) beweist, dafs sie Erscheinungen der erblichen Entartung sind.\tAschaffenburg.\nTamburini. Le conquiste della psichiatria nel secolo XIX e il suo avvenire nel secolo XX. Bivista sperimenfale di freniatria 28 (1), 11\u201422. 1902.\nDer R\u00fcckblick auf die Errungenschaften des verflossenen Jahrhunderts zeigt in der Psychiatrie ein erfreuliches Bild. Die grofsen Wandlungen in der Behandlung der Kranken von den Ketten und Zwangsmafsregeln bis zur Offen-T\u00fcrbehandlung, die Entwicklung der Hirnanatomie, der Nervenheilkunde, der experimentellen Psychologie und der Kriminalanthropologie beweisen, wie eifrig die Irren\u00e4rzte an den Fortschritten der Wissenschaft teilgenommen. Der Aufgaben aber sind noch genug. Vor allem gilt es dem Anwachsen der Geisteskranken Einhalt zu tun, deren Aufnahmen von 12000 in 25 Jahren auf 36000 gestiegen sind (was \u00fcbrigens sicher nicht einer so grofsen Zunahme der Erkrankungen entspricht). Eine genaue Kenntnis des pathogenetischen Prozesses der Geistesst\u00f6rungen und die sich daraus ergebende rationelle und wirksame Behandlungsmethode, die Prophylaxe, insbesondere der Kampf gegen Syphilis, Pellagra und den Alkoholismus, sowie eine vern\u00fcnftige P\u00e4dagogie sind Mittel zur L\u00f6sung dieser wichtigsten Aufgabe.\tAschaffenburg.\nAgostini. L\u2019indirizzo pratico che la psichiatria pra\u00f4 dare alla pedagogia. Biv.\nsjoerimentale di freniatria 28 (1), 331\u2014344. 1902.\nDas heutige Erziehungssystem ist fast ausschliefslich auf die intellektuelle Ausbildung gerichtet und vernachl\u00e4ssigt die physische und moralische Erziehung. Besondere R\u00fccksicht m\u00fcfste auf die Veranlagung, die erbliche und pers\u00f6nliche Belastung, sowie die Entwicklungszeit genommen werden. Um individualisieren zu k\u00f6nnen, m\u00fcfste von jedem Sch\u00fcler ein \u201ebiographisches Blatt\u201c angelegt werden, in dem die wichtigsten Tatsachen \u00fcber die Familie, die Person, die k\u00f6rperliche und geistige Entwicklung jedes Kindes enthalten sind. Auf Grund dieser Daten w\u00e4re dann eine Einteilung der Kinder je nach dem Grade und der Art ihrer intellektuellen, affektiven nnd physischen Bef\u00e4higung m\u00f6glich. Ein Schularzt mit psychiatrischen Fachkenntnissen m\u00fcfste den P\u00e4dagogen zur Seite stehen.\nAschaffenburg.","page":122}],"identifier":"lit33161","issued":"1903","language":"de","pages":"121-122","startpages":"121","title":"Pierraccini: Ulteriore contributo delle leggi che regolano la ereditariet\u00e0 psicopatica. 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