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{"created":"2022-01-31T16:05:38.604844+00:00","id":"lit33164","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Aschaffenburg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 123-124","fulltext":[{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"Li ter a turberich t.\n123\nDe Sanctis. Sllla classificazione delle psicopatie. Bivista sperimentale di freniatria 28 (1), 180\u2014252. 1902.\nDe Sanctis hatte auf dem XI. Kongrefs der Societ\u00e0 freniatrica italiana im Namen einer Kommission, der aufserdem noch Bianchi, Bonfigli, Morselli, Tamburini und Ventra angeh\u00f6rten, \u00fcber die Klassifikation der Psychosen zu berichten. Mit aufserordentlichem Geschicke hat de Sanctis die verschiedenen Ansichten der Autoren miteinander verglichen, und dabei nicht nur die des eigenen Landes, sondern ebenso die deutschen, franz\u00f6sischen, russischen und sonst wichtigen Klassifikationsversuche zusammengestellt. Von besonderem Interesse ist die Entwicklung der Ansichten der klinischen Lehrer. Sieben richteten sich nach eigener Klassifikation, drei nach Kraepelin, drei hatten gar keine Einteilung; die \u00fcbrigen bildeten sich eine Anschauung, die sich an mehrere Autoren anlehnte. Die Antworten nach dem Entwickelungsgange ergaben, dafs von 21 Irren\u00e4rzten neun allm\u00e4hlich sich zu den Ansichten Kraepelins bekennen, dafs auch der Einflufs Wernickes um sich greift, dafs aber bemerkenswerterweise Krafft-Ebing stets nur am Anfang, nie am Ende des klinischen Fortbildungsganges steht, und dafs die Franzosen ohne jeden Einflufs waren.\nSchliefslich wurde eine Einteilung dem Kongrefs vorgelegt, die nat\u00fcrlich nur im Wege des Kompromisses die widerstreitenden Ansichten auf einer Mittellinie zu vereinigen sucht. Sie lautet:\n1.\tAngeborene Psychosen.\nStillstand und Entartung der psychischen Entwicklung, Geistesschw\u00e4che (Frenastesia),\nMoralisches Irresein (Pazzia morale),\nSexuelle Psychopathie.\n2.\tAkute einfache Psychosen.\nManische Zust\u00e4nde,\nMelancholische Zust\u00e4nde,\nAmentia,\nSensorische Geistesst\u00f6rung (Hallucinatorisches Irresein).\n3.\tPrim\u00e4re und sekund\u00e4re chronische Psychosen.\nParanoia,\nPeriodische Psychosen,\nSenile Psychosen,\nDemenz\na)\tprim\u00e4re jugendliche (diese Form wurde in der Diskussion zugef\u00fcgt),\nb)\tsekund\u00e4re.\n4.\tParalytische Psychosen.\nKlassische, luetische, alkoholische Paralyse. Encephalomalacie.\n5.\tPsychosen bei Neurosen.\nEpileptische, hysterische, neurasthenische, choreatische Psychosen.\n6.\tToxische Psychosen.\nAlkoholische, morfinistische, kokainistische, pellagr\u00f6se Psychosen.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nLitera tur bericht.\n7. Infektionspsychosen.\nPsychosen nach Influenza, bei Typhus, Syphilis,\nDelirium acutum.\nDe Sanctis, der sich f\u00fcr diese unf\u00f6rmige und praktisch kaum durchf\u00fchrbare, wissenschaftlich aber v\u00f6llig wertlose Einteilung selbst nicht zu erw\u00e4rmen vermochte, betont ausdr\u00fccklich, dafs es sich im wesentlichen um Krankheitsbilder, nicht um Krankheitsformen handele. Der Kongrefs nahm die Einteilung an, mit welcher Stimmenmehrheit ist nicht gesagt. Sie gilt also in Zukunft als offizielle Irrenanstaltsstatistik f\u00fcr Italien.\nAschaffenburg.\nO. Gross. \u00dcber Vorstellungszerfall. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 11 (3), 205\u2014212. 1902.\nVerf. will den zuerst von Wernicke auf gestellten Begriff der Sejunktion auf die pathologischen Ver\u00e4nderungen im Gef\u00fcge einer Wortvorstellung anwenden.\nEine Wortvorstellung setzt sich, wie Verf. annimmt, aus Wortklangbildern und Sprachbildern zusammen, so jedoch, dafs die Irradiationssph\u00e4ren der beiden Komponenten f\u00fcr sich gr\u00f6fser sind, als das Gebiet, welches von ihnen in die zusammengesetzte Wortvorstellung eingeht. Wird nun zwischen beiden die verbindende Leitungsbahn unterbrochen, so wird die eine Komponente, also z. B. das Wortklangbild allein ins Bewmfstsein gerufen, aber in gr\u00f6fserem Umfange, als wenn es mit dem Sprechbild gemeinsam erregt worden -w\u00e4re. Der Umfang ist gleich dem, welchen das Klangbild hat, wenn es durch einen \u00e4ufseren Reiz erregt wird. Es ist so sehr leicht verst\u00e4ndlich, dafs das zentral allein erregte Klangbild durch seine \u00c4hnlichkeit mit der entsprechenden Wahrnehmung viel an sinnlicher Lebendigkeit gewinnt und schliefslich zum Phonem wird.\n\u00c4hnlich kann die zentrale isolierte Erregung der Sprechbilder so an Lebhaftigkeit zunehmen, dafs es zum Aussprechen von Worten kommt. Auch die bei chronisch paranoischen Zust\u00e4nden auftretenden Halluzinationen k\u00f6nnen \u00e4hnlich erkl\u00e4rt werden, insofern als der bei dieser Krankheit immer bestehende Affekt (wie dies auch im normalen Seelenleben vorkommt) leicht zu einer Sejunktion f\u00fchren kann.\nVerf. kommt in diesem Zusammenh\u00e4nge noch auf einen von ihm schon fr\u00fcher angedeuteten Gedanken zur\u00fcck. Die physiologische T\u00e4tigkeit eines Rindengebietes ist noch nicht ersch\u00f6pft, wenn die der Rindenstelle entsprechende Vorstellung aus dem Bewufstsein geschwunden ist, sondern sie verharrt noch einige Zeit in einem nicht zum Bewufstsein kommenden Zustande, der doch f\u00fcr den weiteren assoziativen Ablauf der Gedanken von Wichtigkeit ist, dadurch dafs diese fortdauernde T\u00e4tigkeit alle kommenden Gedanken immer noch mit der Ausgangsvorstellung im Zusammenhang erh\u00e4lt.\nTreten nun St\u00f6rungen in diesen Nachfunktionen auf, so ergeben sich pathologische Zust\u00e4nde. Zeigen die nerv\u00f6sen Elemente abnorme Ersch\u00f6pfbarkeit und leichte Erregbarkeit, so dafs sie die zur\u00fcckbleibenden Erregungen rasch verlieren und auf neue leicht ansprechen, so wird es nicht mehr m\u00f6glich sein, die nachfolgenden Vorstellungen mit der Ausgangsvorstellung ver-","page":124}],"identifier":"lit33164","issued":"1903","language":"de","pages":"123-124","startpages":"123","title":"De Sanctis: Sulla classificazione delle psicopatie. Rivista sperimentale di freniatria 28 (1), 180-252. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:05:38.604850+00:00"}