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{"created":"2022-01-31T14:56:20.820400+00:00","id":"lit33168","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Moskiewicz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 126-127","fulltext":[{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nLi ter a turberich t.\nA. Vigottrottx. \u00c9tat mental des aphasiques. Revue de Psychiatrie et de psychologie exp\u00e9rimentale 5 (1), 1\u201414. 1902.\nVerf. gibt eine \u00dcbersicht \u00fcber die einzelnen Formen der Aphasie, wie sie besonders von franz\u00f6sischen Autoren angenommen werden.\nCharcot und nach ihm haupts\u00e4chlich Ballet haben die Lehre der inneren Sprache vertreten, wonach die Worte uns in vierfacher Weise gegeben sein k\u00f6nnen, als akustische, optische motorische oder graphische Zeichen. Je nach der Individualit\u00e4t des einzelnen \u00fcberwiegt einer dieser Typen, und Zerst\u00f6rung dieses Typus f\u00fchrt zur Aphasie.\nDieser Theorie der inneren Sprache tritt D\u00e9jerine entgegen, der die einzelnen Typen verwirft und nur einen motorisch - akustischen anerkennt. Er teilt die Aphasischen in zwei Gruppen ein, in solche, bei denen die innere Sprache nicht verletzt ist (reine motorische Aphasie, reine Wortblindheit und reine Worttaubheit) und in solche, bei denen die innere Sprache verletzt ist (kortikale motorische und kortikale sensorische Aphasie).\nBez\u00fcglich der Frage, inwieweit bei Aphasischen ein Intelligenzdefekt vorliegt, kommt Verf. zu dem Ergebnisse, dafs zwar viele Aphasische ihre Intelligenz v\u00f6llig bewahrt haben, die meisten aber doch (und besonders die an einer sensorischen Aphasie erkrankten) eine St\u00f6rung ihrer Intelligenz auf weisen und leicht dement werden k\u00f6nnen. Moskiewicz (Breslau).\nH. Liepmann u. E. Storch. Der mikroskopische Gehirnbefund bei dem Fall Gorstelle. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 11(2), 115\u2014120. 1902.\nNachdem Liepmann 1898 in den von Wernicke herausgegebenen psychiatrischen Abhandlungen \u201eeinen Fall von reiner Sprachtaubheit\u201c ver\u00f6ffentlicht hatte, der den Symptomenkomplex der subkortikalen sensorischen Aphasie in gr\u00f6fster Reinheit zeigte, ist es den Verf. jetzt m\u00f6glich, den mikroskopischen Gehirnbefund zu bringen. Makroskopisch zeigte sich in der linken Hemisph\u00e4re ein sehr grofser, frischer Blutergufs, der fast den ganzen Stabkranz des Schl\u00e4fenlappens zerst\u00f6rte. Diese Blutung war offenbar die Ursache des einige Stunden vor dem Tode eingetretenen Schlaganfalls. Da makroskopisch alte Herde nicht zu sehen waren, so wurde schon damals die Vermutung ausgesprochen, dafs der alte, die subkortikale sensorische Aphasie bedingende Herd im Bereich des durch den zum Exitus f\u00fchrenden frischen Herd zertr\u00fcmmerten Gebietes, also subkortikal im Stabkranz des linken Schl\u00e4fenlappens liegen m\u00fcsse.\nDer mikroskopische Befund best\u00e4tigte diese Annahme. Die N. acustici und Labyrinthe beiderseits waren v\u00f6llig intakt, ebenso zeigte sich die Rinde auf beiden Seiten v\u00f6llig normal. Aufser dem frischen Herde unterhalb der linken Rinde fand sich eine pathologische Ver\u00e4nderung nur im Schl\u00e4fen-Tapetum der rechten Hemisp\u00e4re, das sekund\u00e4r degeneriert war. Da nun das tapetum sicher einen grofsen Teil seiner Fasern aus der gegen\u00fcberliegenden Seite bezieht, so mufs sich im linken Schl\u00e4fenlappen ein prim\u00e4r erkrankter Herd befunden haben, der aber durch die frische Blutung zerst\u00f6rt worden ist. Diese Stelle mufs recht klein gewesen sein; denn einmal fanden sich aufser in Tapetum nirgends Degenerationen, und dann waren aufser der Worttaubheit bei dem Pat. keinerlei dauernde St\u00f6rungen zu beob-","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n127\nachten. Diese Stelle rnufs da gelegen haben, wo die Faserung von beiden Ohren zum linken Schl\u00e4fenlappen isoliert unterbrochen werden kann. Dieser Ort liegt aber, wie Sachs angibt, zwischen dem hinteren St\u00fccke des unteren Randes vom Linsenkern und dem unteren Rande vom Schw\u00e4nze des geschw\u00e4nzten Kernes.\nJedenfalls ist soviel sicher gestellt, dafs in diesem Falle von subkortikaler sensorischer Aphasie, dem reinsten und der LicHTHEmsehen Forderung am meisten entsprechenden, ein einseitiger subkortikaler Herd im linken Schl\u00e4fenlappen Ursache der Krankheit gewesen ist.\nMoskiewicz (Breslau).\nK. Bonhoeeeer. Znr Auffassung der posthemiplegischen Bewegungsst\u00f6rungen.\nMonatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 10 (5), 383\u2014393. 1902.\nIm Gegensatz zu der Annahme, dafs choreatische und athetotische Bewegungen durch Pyramidenreizung zu st\u00e4nde kommen, behauptet Verl, dafs ihnen eine zentripetale Funktionsst\u00f6rung zu Grunde liegt.\nFolgende Punkte erw\u00e4hnt Verf. zum Beweise seiner Behauptung.\n1.\tAus mehreren F\u00e4llen der Literatur sowie aus eigenen Beobachtungen des Verf. geht deutlich hervor, dafs sich bei choreatischen und athetotischen Symptomen regelm\u00e4fsig eine L\u00e4sion der Kleinhirn-Bindearmbahn oder ihrer Fortsetzung in die subkortikalen Ganglien vorfand, also zentripetale Bahnen zerst\u00f6rt waren.\n2.\tBei fast allen F\u00e4llen von Chorea konnte Verf. eine Hypotonie der Muskulatur konstatieren, was doch durchaus gegen eine Pyramidenreizung spricht.\n3.\tBei der Chorea sind St\u00f6rungen der Willk\u00fcrbewegungen (Abnahme an Kraft, Ausdauer und Sicherheit) zu beobachten.\nVerf. kommt nun zu dem Schl\u00fcsse, dafs es sich bei den verschiedensten choreatischen Bewegungsanomalien unter der Voraussetzung, dafs die Rinde noch eine gewisse Funktionst\u00fcchtigkeit besitzt, um eine durch einen pathologischen Prozefs hervorgerufene Alteration der Erregungen handelt, die normalerweise der Rinde durch die Haube zufliefsen.\nMoskiewicz (Breslau).\nW. Jerusalem. Lehr\u00eemch der Psychologie. 3. umgearb. Aufl. Wien und Leipzig, Wilh. Braum\u00fcller, 1902. 213 S. 3,60 Mk.\nDie beklagenswerten Zeiten der Gymnasial-Lehrb\u00fccher im Stile eines Lichteneels, Konwalina oder Drbal, welche das philosophische Interesse der heranwachsenden Generationen systematisch ert\u00f6tet hatten, sind gottlob vor\u00fcber. B\u00fccher wie H\u00f6elers vortrefflicher Leitfaden und Jerusalems Psychologie beweisen am schlagendsten, dafs eine im modernen Geiste gehaltene Prop\u00e4deutik im Rahmen der Mittelschule ihre wohlberechtigte Stellung hat. Die vorliegende 3. Auflage des hier zu besprechenden Buches darf \u00fcbrigens eine \u00fcber den Kreis der Gymnasien hinausgehende Beachtung beanspruchen. Der Verf. hat von den neueren Engl\u00e4ndern, von Wundt, Jodl und H\u00f6efding Anregungen empfangen und in einigen Richtungen selbst\u00e4ndig wTeiter verfolgt ; er verschm\u00e4ht es dagegen, die Mode des fak-ti\u00f6sen Empiriokritizismus mitzumachen. F\u00fcr ihn gibt es noch eine intro-","page":127}],"identifier":"lit33168","issued":"1903","language":"de","pages":"126-127","startpages":"126","title":"H. Liepmann u. E. Storch: Der mikroskopische Gehirnbefund bei dem Fall Gorstelle. Monatsschrift f\u00fcr Psychiatrie und Neurologie 11 (2), 115-120. 1902","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:20.820406+00:00"}