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{"created":"2022-01-31T16:32:59.568632+00:00","id":"lit33174","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Lobsien","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 134-135","fulltext":[{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nLiteraturbericht.\nDies ist im wesentlichen der Inhalt des h\u00f6chst anregend geschriebenen Werkes, das uns in kurzen Umrissen eine \u00dcbersicht \u00fcber die Entwicklung der kindlichen Seele entwirft, und uns einen Begriff davon gibt, welch eine Summe von Arbeit in diesen ersten Lebensjahren des Kindes ausgef\u00fchrt werden mufs.\nEs ist dabei von besonderem Interesse, dafs wir nur auf dem Umwege der eingehendsten Beobachtung wieder in den Besitz dieser Kenntnisse gelangen k\u00f6nnen, da keine Erinnerung aus jener Zeit in unser sp\u00e4teres Alter hin\u00fcberreicht. Wie wir zu bewufsten Wesen werden und es in unseren ersten Jahren geworden sind, wie wir als Kinder empfunden, gedacht und unseren Willen ge\u00e4ufsert haben, davon wissen wir als Erwachsene nichts mehr, und dar\u00fcber mufs uns der wissenschaftliche Forscher in langer und m\u00fchsamer Arbeit wieder belehren.\nUnd so ist es fast eine fremde Welt, in die uns der Verf. f\u00fchrt und deren Verst\u00e4ndnis er uns auf schliefst.\tPelman.\nA. Netschajeee. \u00dcber Memorieren. Eine Skizze aus dem Gebiete der experimentellen p\u00e4dagogischen Psychologie. Schiller-Ziehen 5 (5). 1902. 37 S. I Mk.\nDer Verf. stellt sich die Frage: Wie vollzieht sich das Memorieren? und meint, die Schule insbesondere habe die Pflicht, \u201eden Kindern die Weise des richtigen und zwmckm\u00e4fsigen Einstudierens beizubringen\u201c. Darin mufs man ihm durchaus beistimmen. Wie f\u00fcr die gew\u00f6hnlichste mechanische Arbeit eine Einsicht in die richtige Handhabung des Instruments unerl\u00e4fs-lich ist, so sollte man auch von der Schule erwarten, dafs sie sich in erster Linie angelegen sein lasse, den Sch\u00fcler in die Technik eines ihrer wesentlichsten Instrumente, das Ged\u00e4chtnis, einzuf\u00fchren. Diese Belehrung ist aber nur m\u00f6glich auf Grund eingehender und zuverl\u00e4ssiger psychologischer Kenntnis \u2014\u2022 und diese kann nur gewonnen werden durch das Experiment. Verf. beleuchtet das Wesen der landl\u00e4ufig als mechanisch, rationell und mnemotechnisch bezeichneten Ged\u00e4chtnisarten, er wreist nach, dafs sie keineswegs gesondert werden k\u00f6nnen, dafs vielmehr neben dem rein mechanischen, das mechanisch - rationelle, das rationell-mechanische und endlich das diesen zur Seite stehende mnemotechnische Ged\u00e4chtnis zu unterscheiden ist. Die Grundlage aller Arten ist das mechanische Ged\u00e4chtnis. \u2014 Er deutet dann weiter an, wie man bem\u00fcht gewesen ist, das mechanische Ged\u00e4chtnis experimentell n\u00e4her zu erschliefsen, wie auch die P\u00e4dagogik sich n\u00e4her daran beteiligt hat, besonders in der Frage des Rechtschreibunterrichts. Er wirft diesen Untersuchungen vor, dafs sie die individuellen Ged\u00e4chtniseigenschaften der Kinder aus dem Auge liefsen und konstatiert auf Grund eigener Untersuchungen 7 verschiedene Ged\u00e4chtnistypen \u2014 die allerdings keineswegs einwandsfrei sind, am wenigstens der motorische Typus. 40% liefsen sich einem bestimmten Typus nicht unterordnen. Verf. weist auf die bekannte Literatur hin und geht dann \u00fcber zur Analyse der rationellen Memorierweise. Er weist die Fehler des rein mechanischen Memorierens und die Bedingungen der Rationalisation desselben nach. Das mechanische Memorieren mufs immer mit dem logischen verbunden sein. Das aber ist nur m\u00f6glich, wenn das zu Memo-","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n135\nrierende mit den im Bewufstsein vorherrschenden Assoziationen in logischem Zusammenh\u00e4nge steht. Verf. versucht nun \u2014 der wertvollste Teil seiner Ausf\u00fchrungen \u2014 diese herrschenden Assoziationen nachzuweisen. Der Versuch wurde folgendermafsen angestellt. Zahl der Versuchspersonen: 300, Alter: 11\u201418 Jahre. Die Versuchspersonen wurden gehalten, so schnell wie m\u00f6glich w\u00e4hrend 1 Minute aufzuschreiben, was ihnen angenehm, unangenehm, wunderbar und l\u00e4cherlich erscheine. Verf. kommt zu folgenden Ergebnissen: Der Charakter der Assoziationen \u00e4ndert sich mit dem Alter bedeutend. Im 13 j\u00e4hrigen Alter fanden sich 77 \u00b0/0 \u00e4ufserer und 23% innerer. Im allgemeinen geben mit zunehmendem Alter die \u00e4ufseren Assoziationen den inneren Kaum, so dafs sich beide zueinander verhalten bei 17 j\u00e4hrigen Sch\u00fclern wie 63 : 37.\nZum Schlufs zeigt der Verf., welchen Einfiufs diese herrschenden Assoziationen auf die F\u00e4higkeit zu memorieren haben gegen\u00fcber W\u00f6rtern verschiedenen Inhalts.\nDie Untersuchungen \u00fcber die herrschenden Assoziationen sind \u00e4ufserst wertvoll. Es ist dringend zu w\u00fcnschen, dafs sie eingehender und umf\u00e4nglicher angestellt werden, besonders auch in M\u00e4dchenschulen.\nLobsien (Kiel).\nM. Lobsien. Schwankungen der psychischen Kapazit\u00e4t. Einige experimentelle Untersuchungen an Schulkindern., S chill er -Ziehen 5 (1). 1902. 110 S.\nMk. 3.-\u2014. Selbstanzeige.\t\u00a5\nIn der Sammlung von Abhandlungen, herausgegeben von Schiller und Ziehen (Reuther und Reichard, Berlin) habe ich k\u00fcrzlich Untersuchungen \u00fcber Schwankungen der psychischen Kapazit\u00e4t, experimentelle Untersuchungen an Schulkindern, ver\u00f6ffentlicht, auf die ich, entsprechend einem Wunsche des Herrn Herausgebers dieser Zeitschrift, hier kurz hinweisen m\u00f6chte.\t*\nDie Arbeit gliedert sich in 5 Kapitel. Der erste bietet eine historische \u00dcbersicht, geht insonderheit ein auf die Untersuchungen von Schuytens-Antwerpen \u00fcber Schwankungen der Aufmerksamkeit und \u00fcber die Ver\u00e4nderlichkeit und Zunahme der Muskelkraft im Laufe eines Schuljahres. Die folgenden Kapitel versuchen auf Grund einer neuen Methode die erste Angelegenheit weiter zu verfolgen. Ich m\u00f6chte mir gestatten, aus dem 2., 3. und 5. Kapitel einiges hier anzumerken.\nDie Methode besteht darin, dafs je 10 W\u00f6rter visuellen und hernach akustischen Inhalts Sch\u00fclern hiesiger Knaben- und M\u00e4dchenvolksschulen deutlich yprgesjgrochen wurden mit der Weisung, unmittelbar hernach soviel wie m\u00f6glich auf eine bereitgehaltene Schreibfl\u00e4che niederzuschreiben. So war die gestellte Aufgabe Sache der Aufmerksamkeit und des Ged\u00e4chtnisses zugleich, jenen Grundz\u00fcgen der psychischen Leistungsf\u00e4higkeit. Der Versuch wurde vom September 1901 bis Juli 1902 um den 15. eines jeden Monats herum an gestellt und zwar mit insgesamt 400 Sch\u00fclern und Sch\u00fclerinnen im Alter von 11\u201414 Jahren. Die niedergeschriebenen W\u00f6rter wurden qualitativ und formal gewertet. Bei der letzteren Wertung handelt es sich besonders darum, die Genauigkeit des Reihenablaufs zu verfolgen, zumal den Einflufs des ersten und letzten Gliedes auf die Gestaltung der","page":135}],"identifier":"lit33174","issued":"1903","language":"de","pages":"134-135","startpages":"134","title":"A. Netschajeff: \u00dcber Memorieren. Eine Skizze aus dem Gebiete der experimentellen p\u00e4dagogischen Psychologie. Schiller-Ziehen 5 (5). 1902. 37 S.","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:32:59.568638+00:00"}