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{"created":"2022-01-31T16:35:02.271027+00:00","id":"lit33178","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Bohn","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 32: 140-141","fulltext":[{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nLiteraturbericht,\n\u00fcber die Aufnahme, welche seine Gef\u00fchle bei seiner Umgebung finden. Allm\u00e4hlich wird er auch seine zur\u00fcckgehaltenen Gef\u00fchle zeigen. \u2014\nEs ist Verf. zu danken, dafs er die f\u00fcr Charakterologie so wichtige und in der menschlichen Gesellschaft so weit verbreiteten Tatsache des Heu ehe! ns eingehend psychologisch behandelt hat, w\u00e4hrend bisher vorherrschend die Psychiater sich mit dem Simulieren besch\u00e4ftigt hatten, und zwar namentlich im Dienste der Rechtspflege.\tGiessler (Erfurt).\nJ. Cr\u00e9pieux* Jamin. Handschrift und Charakter. Deutsch nach der vierten franz\u00f6sischen Ausgabe von Hans H. Busse und Hertha Merckle. Mit 232 Handschriftenproben. Leipzig, Paul List, 1902. 558 S. Mk. 8.\u2014.\nW\u00e4hrend in Deutschland die Arbeiten Preyers, Busses und G. Meyers die Graphologie immer mehr auf eine wissenschaftliche Grundlage stellen, vermag sich die franz\u00f6sische Schule nicht von den Resten einer geistreichelnden Halbwissenschaft zu befreien. So t\u00fcchtiges die Franzosen in der praktischen Analyse einzelner Handschriften leisten, so dilettantenhaft ist doch noch immer die wissenschaftliche Begr\u00fcndung ihrer Systeme. Sie sind gute Praktiker, aber schlechte Theoretiker. Diese Eigenschaften haften auch ihrem hervorragendsten Vertreter, Cr\u00e9pieux - Jamin, an. Er ist seit 15 Jahren unbestritten der F\u00fchrer der franz\u00f6sischen Graphologen. Sein \u201eTrait\u00e9 pratique de Graphologie\u201c erlebte in Frankreich 7, in Deutschland 4 Auflagen und auch dem vorliegenden Werk d\u00fcrfte trotz seiner Schw\u00e4chen ein \u00e4hnlicher Erfolg zu prophezeien sein. Es ist f\u00fcr die Praxis ein vortreffliches Werk; theoretisch ist es vielfach mangelhaft. Das hat auch sein deutscher Herausgeber gef\u00fchlt, der in einem Anh\u00e4nge die schlimmsten Verst\u00f6fse des franz\u00f6sischen Verfassers berichtigt hat.\nWie \u00fcblich beginnt das Buch mit einer historischen Einleitung. Es steckt viel Wissen und viel Fleifs in dieser sorgsamen Sammlung von Zitaten und Hist\u00f6rchen. Dafs dabei Henze zu sehr als Charlatan behandelt wird und die Arbeiten Edgar Poes und Baudelaires \u2014 zweier so feinsinniger Decadenten \u2014 nur fl\u00fcchtig gestreift werden, ist bedauerlich. Im 2. Kapitel \u2014 \u201edie Grundlagen der Graphologie\u201c \u2014 tritt uns bereits der ganze Cr\u00e9pieux-Jamin entgegen : Der geistvolle Plauderer, der in einem Atemzuge pr\u00e4chtige Winke f\u00fcr die Praxis gibt und gleichzeitig mit staunenswerter Ahnungslosigkeit \u00fcber psycho-physiologische Schwierigkeiten hinweggleitet. Dort wo er als praktischer Analytiker auftritt, wie in den Kapiteln 3\u20149, ist er immer interessant und lehrreich. Das Glatteis der Theorie h\u00e4tte er besser gemieden. Seine Resultanten-Theorie ist l\u00e4ngst veraltet, seine Theorie der \u201egraphologischen Zeichen\u201c von Dr. Klage (in den Graphologischen Monatsheften 1900, S. 26) vernichtend kritisiert worden. Recht d\u00fcrftig schaut Kapitel 9 \u201eExperimental-Graphologie\u201c aus. Cr. besch\u00e4ftigt sich darin mit dem Einflufs der Hypnose, der Fremd- und Selbstsuggestion auf die Hand schrift. Grundlegende Arbeiten sind mit Stillschweigen \u00fcbergangen, die neuere Literatur fehlt vollst\u00e4ndig. Der psychische Automatismus und die Pers\u00f6nlichkeitsspaltung sind weder hier noch im Kapitel 17 (Handschriften der Kranken) gen\u00fcgend gewertet. Im \u00fcbrigen m\u00f6chte ich zur Beurteilung dieser Fragen auf den soeben erschienenen Aufsatz von Dr. N\u00e4cke: \u201eDie","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Literaturbericht.\n141\nZiele der Graphologie\u201c im Archiv f\u00fcr Kriminal-Anthropologie u. Kriminalistik 8, 1902, S. 211 hinweisen.\nDie schlimmsten Verst\u00f6fse gegen wissenschaftliche Methodik finden sich im 14. Kapitel \u2014 wo Ce. die seelischen Kategorien in \u201eVerstand, Sittlichkeit und Willen (!!)\u201c zerlegt und im 19. Kapitel, wo er allen Ernstes die Charaktere in Zahlen abzusch\u00e4tzen sucht. Das ist nicht mehr Wissenschaft, sondern ein Gesellschaftspiel. Umsomehr erfreut die Monographie \u00fcber \u201eUngleichm\u00e4fsige Handschrift\u201c und \u00fcber das graphologische Portr\u00e4t. Diese beiden Teile des Buches gen\u00fcgen, um ihm einen dauernden Erfolg zu sichern. Unverst\u00e4ndlich ist es mir, warum Cr. die Untersuchung gef\u00e4lschter Schriftst\u00fccke \u00fcbergeht. Cr. war hier mehr als jeder andere berufen, seine Erfahrungen darzustellen.\nAlles in allem kann ich dem \u00fcberschw\u00e4nglichen Lob, das Cr. in seiner Heimat geerntet hat, nicht beistimmen. Er ist ein guter Spezialist, nichts weiter. Sein Schwerpunkt liegt in der feinf\u00fchligen Bef\u00e4higung zu praktischen Untersuchungen. Wer Handschriften pr\u00fcfen will, der nehme Cr\u00e9meux- Jamin zur Hand. Was Cr\u00e9pieux- Jamin ihm hierin bietet, wird ihn reichlich f\u00fcr die theoretischen M\u00e4ngel des Werkes entsch\u00e4digen.\nWie ich schon oben andeutete, hat Busse mit feinem Verst\u00e4ndnis dort eingegriffen, wro Cr.-J. versagt. Seine kommentierende T\u00e4tigkeit, die sich in bescheidenen Anmerkungen verbirgt, verleiht dem Werk jenen Geist der Gr\u00fcndlichkeit, der das Zeichen echter Wissenschaft ist.\nDie Ausstattung des Buches ist vortrefflich. Bohn (Breslau).\nUgo Pizzoli. I \u201etesti mentali\u201c nelle sowie. Bivista sperim. di freniatria 28, 138\u2014148. 1902.\nPizzoli hat einen kleinen Apparat erfunden, der in 5 Reihen eckige, runde, gebogene und winkelige Schriftzeichen so angeordnet enth\u00e4lt, dafs je 2 Metallstreifen, die diese Buchstabenformen bilden, je 5 mm voneinander entfernt sind. Die zu Pr\u00fcfenden schreiben in den Intervallen mit einem Metallstift, der bei der Ber\u00fchrung eines der Metallstreifen sofort ein Klingelsignal ausl\u00f6st und auf diese Weise jeden Fehler unmittelbar zur Kenntnis des Schreibenden und des Beobachters bringt. Die Absicht des Verf.s ist, durch diese gleichzeitige \u00dcbung von Auge und Hand das Schriftbild und die feine Koordination der Bewegungen aufs engste miteinander zu verbinden, und er verspricht sich, nach den bisherigen Vorversuchen, sehr viel von einer systematischen Anwendung dieser Methode beim Schreibenlernen der Schulkinder.\tAschaeeenburg.\nF. H. Bradley. On Mental Gonfiict and Imputation. Mind, N. S. 11 (43), 289\u2014315. 1902.\nAusgehend von der Auffassung des Willens als Selbstrealisation einer Vorstellung, mit welcher das Ich sich eins f\u00fchlt, untersucht Br. das Wesen des geteilten Willens, die Vorg\u00e4nge, die sich in uns abspielen, wenn wir eine Handlung ausf\u00fchren im Widerspruch mit unserem eigentlichen Willen, und weiterhin die Grunds\u00e4tze, nach denen wir uns eine Handlung zurechnen oder nicht. In allen F\u00e4llen eines solchen Willenskonfliktes unterscheiden wir zwischen einem h\u00f6heren Willen, der unterlegen ist \u2014 und","page":141}],"identifier":"lit33178","issued":"1903","language":"de","pages":"140-141","startpages":"140","title":"J. Cr\u00e9pieux-Jamin: Handschrift und Charakter. Deutsch nach der vierten franz\u00f6sischen Ausgabe von Hans H. Busse und Hertha Merckle. Mit 232 Handschriftenproben. Leipzig, Paul List, 1902. 558 S.","type":"Journal Article","volume":"32"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:35:02.271033+00:00"}